Die traditionelle Imkerei im westafrikanischen Land "Burkina Faso" (Februar 2013, 2014)

Neu: Die Imker im Westen und Osten des Landes, Februar 2014

s. Reisetagebuch Burkina und Schwarz-Afrika mit Fotos aus Burkina

Das hätten wir nicht gedacht. Bienen über Bienen in einem der ärmsten und trockensten Länder der Erde. Immer wenn wir bei einem Gehöft halten und nach Bienen fragen, zeigt man uns in der Nähe einen Bauern, der Bienen in einigen Körben, Kästen oder Krügen hält. So muss es früher auch in Europa gewesen sein. Fast jeder Bauer hatte auf einem Fensterbrett oder in einem Unterstand Bienenkörbe stehen. Welcher Bauer hat heute im Zeitalter der industriellen Landwirtschaft noch Zeit für eine Bienenhaltung?

Hier in Burkina Faso wird noch Landwirtschaft mit der Hacke und mit menschlicher Kraft betrieben. Allerdings ist die Bearbeitung der Erde nur in der Regenzeit ab April möglich, weil die Böden in der 6 monatigen Trockenzeit von der Sonne steinhart gebrannt werden. Dann sind die Gräser braun, Hirse und Baumwolle sind geerntet. Der Wüstenwind wirbelt Staubwolken vor sich hin und verhüllt oft den Himmel und die Wege. Wo finden Bienen in dieser Zeit Nahrung und Wasser? Tatsächlich gibt es Bienen nur dort, wo Büsche und Bäume stehen oder in felsigen und hügeligen Regionen.

Imker im Süden von Burkina Faso, Februar 2013

Die Bienen im heiligen Baobab-Baum von Toumousseni

Unsere erste Begegnung mit Bienen findet in einem riesigen, hohlen Baobab statt. Der vom Baumgeist berufene Wächter des Baumes hütet die Bewohner, die Bienen, die Fledermäuse und die Wespen. Neben dem Baum befindet sich eine Opferstelle, wo Federn und Blut von Hühneropfern zeugen, durch die der Geist beruhigt werden soll. Die hier wohnenden animistischen Turka glauben, dass der Geist eines Baumes nachts häufig umherwandert und Unheil stiftet.


Wächter und Priester des hohlen Baobab neben einem blutigen Opferaltar

Durch eine kleine Öffnung können wir ins Innere gelangen, wo Platz für etwa 20 Personen ist. Im Innern hat sich in einer Wurzelvertiefung auch etwas Wasser angesammelt, für die Menschen ist dies heiliges, reinigendes Wasser, mit dem auch wir uns benetzen sollen. In der Regenzeit kann der Baum mit seinen Fasern bis zu 140 000 Liter Wasser aufnehmen und verdickt sich dabei um mehrere Zentimeter.

Der Baobab-Baum (afrikanischer Affenbrotbaum) trägt den botanischen Namen Adansonia digitata. Dieser Name verweist auf den Namen der westafrikanischen Honigbiene, die Apis mellifera adansonii, hin, die vom französischen Naturforscher Michel Adanson (18. Jh.) im Baobab gefunden wurde. "Digitata" weist auf die Blätter hin, die sich wie eine Hand aus 5-9 Einzelblättern zusammensetzen. Im Alter von 8-10 Jahren beginnt die 4 wöchige Blütezeit. Dann entwickelt jede Blüte bis zu 1500 Staubfäden.


Blüte des Baobab-Baumes

Das auch für den Menschen essbare Fruchtfleisch ist weiß, schmeckt aufgrund des Vitamin C-Gehalts säuerlich und ist von einer Konsistenz, die in etwa an feste, brüchige Watte erinnert, aus der die Samen herausgebrochen werden können, aus denen Baobab-Öl gepresst wird. Weil Affen diese Früchte lieben, wurde der Baum Affenbrotbaum genannt.

Die Bienen der Gouin bei Serefedougou

Schon am nächsten Tag führt uns ein Bauer der Gouin durch den Busch zu seinen Bienenkörben, die hoch in den Bäumen wie nasse Säcke in den Astgabeln hängen. Als Einflugloch dient den Bienen ein Blechdeckel mit vier Löchern. Warum er seine Bienen rote Bienen nennt, wo sie doch eigentlich gelb gefärbt sind, haben wir nicht erfahren. Mit Bienenzucht hat er sich noch nicht beschäftigt. Er weiß nur von seinem Vater, wie und wann er Honig ernten kann. Im März/April und im Herbst vertreibt er die Bienen mit Rauch von Kuhdung und Gras und bricht die Honigwaben heraus, ohne Schutzkleidung - er bekommt halt viele Stiche ab.


Honigernte aus traditionellen Beuten

Der geerntete Honig wird nur von der Familie gegessen. Für einen Verkauf reicht die Menge nicht. Dann holt er eine Dose mit Honig, Wachsteilen und Bienenresten und lässt uns probieren. Ein sehr würziger dunkler Honig. Unser Guide meint, er schmecke nach den Blüten des Sheabutterbaumes.

Aus den Früchten des Baumes wird weiße Sheabutter für Kosmetikprodukte hergestellt. Mit der Gewinnung der Butter aus den harten Nüssen bestreiten die Frauen einen Großteil des Einkommens ihrer Familien.


Der Sheabutterbaum oder Karité ("Lebensbaum", vitellaria paradoxa), Bündel von 30-40 Blüten


Guiera senegalensis (Kundje, Strauch 1-2 m hoch)


Briefmarke mit Blütenkugeln des Néré-Baumes

Ein anderer Imker bei Pamwatore führt uns zu andersartigen Strohbeuten, die besonders hoch in den Bäumen hängen. Sie haben Einfluglöcher aus einer gelöcherten Lehmplatte. Die Körbe stellt er selbst her und verputzt sie innen mit einem Lehm-Gras-Gemisch. Bei der Honigernte vertreibe er die Bienen mit Rauchbündeln aus feuchten Hirsestängeln und Kuhdung. Natürlich würde er von vielen Bienen dabei gestochen. Später kämen die Bienen zurück in ihre Wohnung. Auch er erntet den Honig aus seinen 10 Strohbeuten wie alle Imker in Burkina Faso im März/April. Dreimal im Abstand von 10 Tagen hole er Wabenteile mit jeweils 3-4 Litern Honig heraus. Das sei Honig von den Mango- und Néré-Blüten. Im Herbst dagegen ernte er nichts. Das lohne sich nicht. Deshalb lässt er den späten Honig den Bienen.

Die gefährdeten Bienen von Djongolo (Karaboro)

Die Schwierigkeiten der Bienenhaltung inmitten von Baumwollfeldern schildert uns ein Imker aus dem Karaboro-Dorf Djongolo. Er hat von den Japanern, die in der Nähe bei einem Staudamm- und Bewässerungsprojekt beschäftigt waren, 20 Kenia-Oberträgerbeuten bekommen, die er aber wegen der giftigen Pestizide und Insektizide, die in den Baumwollfeldern eingesetzt werden, nicht in der Nähe des Dorfes aufstellen kann.

Mir sind vier Völker abseits der Felder hinter einem Hügel plötzlich gestorben. Warum? fragt er uns. Er weiß nicht, ob es das Gift war. Da die Japaner ihn auch mit einem Schutzanzug, Schmöker und Informationen ausgestattet haben, weiß er mehr über die Bienenzucht als die einfachen Bauernimker. Wir fragen ihn, woher er die Bienen für die vielen Beuten bekommen hat. Das sei kein Problem. Wenn die Kästen entsprechend vorbehandelt würden, zögen sofort wilde Bienen ein. Die Kästen räuchert er mit einer Mischung aus Eukalyptusblättern, Kaïcedrat und Kuhmist aus und klebt dann Wachsstreifen in die Kiste.

Wir fragen wie immer auch nach seiner Erntezeit und seinem Ertrag. Bei der Märzernte am Ende der Trockenzeit erntet er 12 bis 20 Liter pro Volk. Im März blühen die ertragreichen Baumsorten Mango und Néré. Bei der Herbsternte nach der Regenzeit im Oktober erntet er dagegen nur 2 Liter (2,8 kg) pro Volk. In der Regenzeit gebe es keine ergiebigen Trachtpflanzen, nur krautartige Pflanzen, deshalb sei der Ertrag immer recht kümmerlich. Für 1 Liter (1,4 kg) erhält er 4 € (2750 CFA). Sein optimaler Verdienst liegt somit mit 20 Völkern bei 1600 €.


Zwei Imker unter ihren Korbbeuten und
ein roter Blütenball vom Néré-Baum
(Parkia biglobosa, 20 m, aus dem Samen wird das Gewürz Soumbala gemacht.)

Bienen in Keramikkrügen

Eine Überraschung erleben wir, als uns ein Imker bei Kampala zu seinen Bienen führt. Er zeigt uns einen großen Krug, der in einem Strauch hängt. Von seinem Vater hat er fünf solcher Bienen-Krüge übernommen. Wie sich bei einer späteren Begegnung herausstellt, ist das Imkern in großen Krügen, die eigentlich als Vorratskrüge hergestellt worden sind, in Westafrika eine durchaus übliche Tradition.


Krüge als Bienenwohnungen

Zum ersten Mal habe ich einen Krug mit Bienen in Kamerun gesehen. Damals dachte ich, es sei nur ein einmaliges Kuriosum, dass Bienen hier in einem Krug lebten. Aber dem ist nicht so. Die Krüge werden auch in Burkina Faso und anderen afrikanischen Ländern zur Imkerei genutzt. Man schlägt zwei Löcher hinein, dreht den Krug mit der Öffnung nach unten, stellt ihn auf Steine oder hängt ihn in einen Strauch, verschließt das obere Loch und die untere große Öffnung mit jeweils einer Scherbe und verengt das seitliche Einflugloch mit Steinen.

Wird ein neuer Krug für Bienen vorbereitet, wird er ebenso wie die Oberträgerbeuten vorher ausgeräuchert. Eine Woche lang wird er in einem Loch täglich mit brennendem Kuhdung geräuchert und abschließend werden im Innern noch bestimmte Blätter verbrannt. Danach ziehen wilde Bienen ein, und der Imker hat ein neues Volk zur Honiggewinnung. Löcher und Hohlräume in Bäumen, die in der Nähe stehen, verschließt der Imker mit Steinen, damit seine Bienen sich nicht eine andere, für ihn unpassende Wohnung suchen können, aus der die Honigentnahme zu schwierig ist. Zum Ernten bastelt er sich eine Fackel aus Wachs und Gras, um die Bienen zu vertreiben. Eine weitere Schutzkleidung hat er nicht.

Die Honigwaben bricht er zu Beginn der heißen Zeit (im April) aus und im Herbst (etwa im August/September), wenn die Hirse "so hoch" steht (etwa 30 cm) - die Höhe zeigt er mit seiner Hand an. Die europäischen Monatsbezeichnungen sind ihm nicht geläufig. Dabei erzielt er bei der ersten Ernte etwa 4 Liter pro Krug und beim zweiten Mal 1 Liter (1,4 kg).

Der Imker Apekira Gomgnimbou, ein unermüdlicher Kämpfer für eine moderne Imkerei in Burkina Faso


Rähmchen für die Königinnenzucht

Indem man zwei Krüge übereinander stellt, lassen sich Brut- und Honigraum trennen, so erklärt der Imker Apekira Gomgnimbou in der Nähe der Stadt Pô uns seine Methode. Er imkert mit allen möglichen Beuten, mit den traditionellen Beuten und den modernen Zargen. Über eine Städtepartnerschaft mit der südfranzösischen Stadt Pau hat er in Frankreich eine landwirtschaftliche Ausbildung mitgemacht. Dabei sieht er 1984 ganz zufällig zum ersten Mal in seinem Leben Bienen in einem Kasten, und wie sich ein Mann ohne Angst darüber beugt. Davon ist er so fasziniert und begeistert, dass er 2 Jahre später noch einmal einen sechsmonatigen Aufenthalt zur Weiterbildung wahrnimmt und bereit ist, sein Wissen als Leiter eines Projektes der französischen Entwicklungshilfe zum Aufbau einer Imkerei und zur Entwicklung der Landwirtschaft weiterzugeben.


Zwei Krüge übereinander als Brut- und Honigraum in Analogie zur Zargenbeute

Als aber die bereit gestellten Mittel von 1,5 Mill.CFA von den Bauern für andere Zwecke umgeleitet werden, legt er 1990 die Leitung des Projektes nieder und widmet sich ganz der Imkerei. 50 moderne Kenia-Beuten stellt er weit entfernt von seiner Wohnung im Busch auf und beginnt, angeregt von einer Imkereiausstellung des Franzosen Bertrand Alex in Ouagadougou und mit dessen Hilfe, ein Projekt mit Schülern zur Vermittlung von Imkerei an einer Oberschule in Pô. Er habe auch schon für weitere Interessierte einen Radiovortrag über Imkerei gehalten.

Ein erneuter Rückschlag trifft ihn, als er von einer Reise nach Benin zurückkommt und alle seine Beuten zerstört vorfindet. Aber wieder helfen die französischen Imker ihm. Ein Imkerfreund schreibt einen Artikel über ihn, worauf die Imker Geld für ihn sammeln. Es kommen 1 Mill.CFA (1560 €) zusammen, womit er erneut starten kann. Daraufhin baut er in der Nähe seiner Beuten einen landwirtschaftlichen Betrieb auf, wo er auch Kurse für Imker abhält. Inzwischen besitzt er alle Ausrüstungsmittel eines modernen Imkers, incl. dem Instrumentarium für eine Königinnenzucht.


Honigschleuder, Vorratsbehälter und Honigsiebe

In seinem Gebiet hat er unterschiedliche Beutenformen aufgestellt. Mit den traditionellen Beutenformen will er experimentieren. So hat er zwei Keramikkrüge übereinander gestellt, wobei der obere Krug zu einem Honigraum wird und der untere zu einem Brutraum mit der Königin. Das erleichtert die Honigernte erheblich. Seine große Honigernte verkauft er immer an ein Mönchskloster in der Hauptstadt für 1.60 € das Pfund.


Tränke für die Bienen

Da die Bienen in der trockenen Landschaft kein Wasser finden, hat er in der Nähe seiner Beuten einen Trog für 60 Liter Wasser gestellt, den er alle drei Tage neu füllen muss.

Neben der Imkerei betreibt er auch Landwirtschaft. Zunächst hatte er sich auf Viehhaltung spezialisiert, musste aber dann wegen einer Erkrankung seines Sohnes sein ganzes Vieh verkaufen, um den Arzt bezahlen zu können. Danach stellte er seinen Betrieb auf Gemüseanbau um und zeigt den Bauern der Umgebung Methoden der Kompostierung und die Anlage von Gemüsefeldern. Das macht er unter recht primitiven Umständen. Das Wasser für die Kompostierung muss ständig aus einem Brunnen geschöpft werden. Es gibt keine Pumpe und keine Elektrizität.

Apekira ist ein hoch gewachsener, starker Mann, voller Energie, der begeistert von seinen Aktionen erzählt. Wollt ihr meine Felder sehen? fragt er voller Stolz. Der Kompost entsteht auf länglichen Erdstreifen, auf denen die frischen Blätter u.a. in 14 tägigem Wechsel unter dauerndem Zusatz von Wasser und Sand umgesetzt werden. Nach 2 Monaten sei die Saaterde fertig und bilde die Unterlage in kleinen, quadratischen Beeten, in denen er zunächst im Wechsel Tomaten und Zwiebeln anbauen will. Email: miel_nahouri@yahoo.fr.

Die Imkerin Claire Rouamba


Claire mit einer typischen Honigflasche zu 700 ml

Wie in schwarzafrikanischen Ländern üblich sind meist Frauen die tatkräftigen Händlerinnen, die auf den Wochenmärkten alles Mögliche verkaufen. Sie zeigen sich voller Energie und Lebenslust. Dafür stehen auch die vielen Frauenkooperativen im Land, die Shea-Butter und Baobab-Öl herstellen und Mangos und Cashew-Kerne verarbeiten. Mit Claire R. lernen wir in Songpèlsé eine Imkerin kennen, die ebenso viel Power aufweist wie der riesige Apekira. Als wir sie treffen, überlegt sie gerade mit einem französischen Ehepaar, ob sich in Burkina eine Straußenzucht lohnt.

1999 hat sie mit sieben Frauen eine Frauenkooperative gegründet, um einen Brunnen zu bauen. Inzwischen sind 400 Frauen und 100 Männer der Kooperative beigetreten. Die Ziele sind erweitert worden auf Förderung der Bildung der Jugend, der Kleinkinder, der Alphabetisierung der erwachsenen Bevölkerung, der Förderungen der Menschenrechte, insbesondere der Frauen und Kinder im ganzen Gebiet von Burkina Faso, und der Bildung und Sensibilisierung der Bevölkerung in Bezug auf ökologische Themen. Claire ist die Präsidentin der Frauenkooperative und Koordinatorin des Netzwerkes der Imker von Burkina Faso. (www.song-taaba.org)


Kenia-Oberträgerbeute für 22 Waben

Auch Claire hat einen sechsmonatigen Fortbildungskurs mitgemacht, und zwar in der Schweiz. Als Startmaterial hat sie danach fünf Kenia-Beuten bekommen, eine Honigschleuder, einen Wabenschmelzer und Schutzkleidung. Die Kenia-Beute aus Holz mit 24 Oberleisten eignet sich am besten für die Haltung der afrikanischen Bienen. Inzwischen besitzt sie 104 Beuten und leitet ein Imkerprojekt in fünf Dörfern. Im März/April schleudert sie zweimal im Abstand von 21 Tagen und erhält pro Beute 10 kg Honig, während sie im November nur 1 kg Honig erntet. Für ein Pfund Honig erhält ebenfalls 1,60 €.

Die Imker im Westen und Osten des Landes, Februar 2014


Trostlose Landschaft im Westen Burkinas mit nur wenigen Bäumen und Büschen bei Badala.

Im Februar/März 2014 sind wir wieder in Burkina Faso. Diesmal im Westen und Osten des Landes. Das Flugzeug brachte uns diesmal über Paris nach Abidjan in das Land "Côte d´Ivoire". Bienen und Imker sahen wir hier nicht. Erst in Burkina Faso lernen wir wieder einige Imker kennen. Zunächst werden wir von unserem Guide Sekou auf die riesigen Baobab-Bäume verwiesen. In deren Hohlräumen wohnen meist Bienen, behauptet Sekou. Tatsächlich stoßen wir auf einen Baobab in einem Dorf, den die Einheimischen ausgeräuchert haben, um die stechwütigen Bienen zu vertreiben. Aber die Bienen haben ihre Waben nur etwas weiter nach oben verlagert und fliegen weiterhin über die Hütten zu ihrem Baum.

Bobo-Imker und Bienen bei dem Dorf Badala

Nachdem wir in der staubigen, fast baumlosen Landschaft zwischen den Stoppelfeldern von Hirse und Mais wieder mal ein Dorf, in dem Angehörige der Mossi und der Bobo leben, angesteuert haben, um uns das alltägliche Leben der Einwohner zeigen zu lassen, erklärt ein Bauer, es gebe in der Nähe auch traditionelle Bienenkörbe. Die wollen wir sehen, und bei größter Hitze führt er uns zu einem Gebüsch, in dem wir Strohkörbe in Tütenform zwischen den Zweigen entdecken, nur brusthoch über dem Boden. Um uns möglichst viele Informationen geben zu können, hat er inzwischen mit dem Handy Kontakt zu dem Vorsitzenden der örtlichen Imkergemeinschaft von Badala gesucht. Von ihm erfahren wir, dass er seit fünf Jahren mit 15 bis 20 Keniabeuten imkert, die er von der Regierung bekommen hat. Seltsamerweise imkern hier nur Angehörige des Bobo-Volkes und nicht die Mossi.

Um Bienen in die Strohröhren zu locken, werden sie mit Wurzeln einer bestimmten Pflanze ausgeräuchert und dann in einen Baum gehängt. Zieht ein Schwarm ein, bleibt er ein Jahr lang unbehelligt, um sich entwickeln zu können. Erst danach werden alle zwei Monate Honigwaben herausgeschnitten. Ein Volk bringt dann zwischen 5 und 10 Liter Honig. Geerntet wird in einer mondlosen Nacht mit Rauch, aber ohne Schutzkleidung. Als wir ihn ungläubig anschauen, erklärt er, er sei bei der Ernte völlig nackt, weil die Bienen sich in der Kleidung festsetzen und durch ihre Stiche noch mehr Bienen anlocken würden.

Dann sagt er noch etwas Unverständliches auf unsere Frage nach Bienenkrankheiten: wenn der Honig nicht zeitig geerntet würde, dann würden die Bienen den Honig selbst fressen und dann sterben. Haben wir ihn richtig verstanden?

Ein großes Problem für die Bienen ist die Trockenheit. Wenn in der Nähe kein Wasser vorhanden ist, ist eine Bienenhaltung unmöglich. Aus diesem Grund gibt es in vielen Dörfern keine Imker mehr. Hier in Badala fließt der Mouhoun oder der Schwarze Volta, einer der großen Flüsse des Landes, der nach 1352 km im Golf von Guinea mündet. In dessen Nähe hängen und stellen die Imker die Bienenwohnungen.


Das Dorf Bana ("Wir wollen nicht mehr weiterziehen.")

Hier haben sich Bobo angesiedelt und ihrem Dorf den Namen "Bana" gegeben. Das heißt: Es reicht. Wir wollen nicht mehr weiterziehen. Ihre verzweifelte Landsuche muss schon sehr frustrierend gewesen sein, dass sie sich hier niedergelassen haben. In den drei Ortsteilen leben Großfamilien, in denen jeweils eine Person für die Bienen zuständig ist. Der Imker Paul Dakio zeigt uns ein Loch, in dem sie Wurzeln einer bestimmten Pflanze verbrennen, um die Strohbeuten für Bienen annehmbar zu machen.


Räucherloch für die Strohbeuten

Imkerei im Süden am Stausee von Bagré
"Taiwans Wunder in der afrikanischen Wüste"

Der Stausee von Bagré wurde durch eine Aufstauung des Weißen Volta/Nakombé gebildet. 200 km südlich von Ouagadougou dient er vorwiegend der Elektrizitätserzeugung und der Bewässerung von 1000 ha Reisfeldern. Daneben wurden 16 ha Fischteiche und eine touristische Siedlung mit Strand gebaut (in Zusammenhang mit dem taiwanesischen Projekt "Ein Licht erleuchtet Afrika", LED/Solarlampen für Burkina). Eine große Fläche wurde dabei für die Honigerzeugung reserviert.


1000 Keniabeuten verschiedener Imker sollen hier in einem neu angepflanzten Eukalyptushain aufgestellt werden.
Die Keniabeuten werden auch wie die traditionellen Röhren in Astgabeln gehängt zum Einfangen von Schwärmen.


Die Initialen verweisen auf den Eigentümer

Die Imkerei im Osten Burkina Fasos - der Honig "L'OR DE GOURMA"

In der Stadt Fada N´Gourma gibt es eine Kooperative der Imker von "Goulmou" (= Gourma), die ihren Honig als Spezialität der Stadt Fada vermarkten. Der "Miel de Gourma" besteht vorwiegend aus den Blüten des Karitébaumes und der Tamarinden.


Der Imker Tankoano Foldoa zeigt uns den Filtrierkessel mit dem Wachs-Honig-Gemisch der letzten Ernte. Da die aus den Beuten herausgeschnittenen Honigzellen nicht verdeckelt sind, läuft der Honig bei den hohen Tagestemperaturen von 30° (August) bis 40° (März, April) durch ein Sieb in einen Eimer. Nach einer Woche werden die Waben gewendet. Da sie nicht gepresst werden, bleiben alle Fremdkörper oberhalb des Siebes. Eine vorhandene Schleuder kann der Imker nicht nutzen, weil er keine Beuten mit Rähmchen hat, sondern nur die Kenia-Beuten mit einem Oberträger, von denen er einen Teil der Honig-Waben nachts abschneidet und die Wabenträger sofort wieder einlegt. Er meint, seine Bienen müssten danach erst wieder neue Wachszellen bauen, bevor sie Honig eintragen könnten, da wären unsere Bienen im Vorteil, weil sie von den Imkern fertige Waben bekämen.

Wegen der Stechwut seiner Bienen schützt er sich mit einem doppelten Anzug und dicken Lederhandschuhen. Dabei zeigt er uns die vielen Einstichstellen und Stacheln in den Handschuhen, die oft sogar seine Schutzkleidung durchdringen würden. Seine Arme seien meist von den Stichen stark geschwollen. Seltsamerweise arbeitet er in der Nacht ohne Rauch; er braucht nur ein Messer, eine Taschenlampe und einen leeren Eimer für die Waben. Tagsüber könne man den Deckel einer Beute nicht öffnen, dann stürze sofort das ganze Volk heraus.
Honigernte bei NACHT, weil die Bienen so aggressiv sind! cava-bf.tumblr.com/post/20836583255/honigernte

Er habe 90 Völker in Keniabeuten mit je 22 Waben, aus denen er viermal im Jahr, im März, Mai, Oktober und Dezember, einige Honig-Waben entnähme - immer bevor die Völker schwärmten. Jeweils 5 bis 10 Liter Honig ernte er so. Seinen Honig verkaufe er in kleinen Plastikflaschen: 1 Liter zu 3000 CFA, 1/2 Liter zu 1600 CFA und 1/4 Liter zu 1200 CFA. In der Stadt gebe es eine Abfüll- und Verkaufsstation. Der Honig würde aber nur in Afrika verkauft, da die Hygienebestimmungen in Europa zu schwierig seien. Aus den Wachsresten würden Seifen und Kerzen hergestellt. Als wir seine Beuten sehen wollen, erklärt er, dass diese im Busch bei verschiedenen Dörfern ständen und dort von einem Bauern aus dem Dorf bewacht würden.

Es gebe Kontakte zu Schweizer Imkern.

Obwohl er andere traditionelle Imker in die Bienenhaltung mit Keniabeuten einweist, imkert er auf ganz einfache Weise. Es findet keine Kontrolle von Nachschaffungszellen statt, keine Königinnenzucht, keine Ablegerbildung. Um neue Bienenvölker zu bekommen, werden vor der Schwarmzeit mit Wachsteilen präparierte traditionelle Bienenröhren in die Bäume gehängt in der Hoffnung, dass ein Schwarm einzieht.

Als Bienenfeinde bezeichnet er Ameisen, Mäuse und Eidechsen und vor allem die Insektizide, die im Baumwollanbau verspritzt werden.


Der Imker Tankoano Foldoa vor seinem Arbeitshaus

Bei der 7. Internationalen Konferenz des IFOAM in Ougadougou im Januar 1989 ging es u.a. um die Förderung der Bienenzucht, um die Honigproduktion zu steigern und ein Nationales Bienenzuchtzentrum zu bilden und durch "Entwicklung der Bienenzucht in Farmen" das Jahreseinkommen von 200 Bauern zu steigern. Man stellte damals fest, dass die Zahl der Bienenzüchter von 375 in 1986 auf 2250 in gestiegen war. Inzwischen meldet die Imkervereinigung Wend Puiré (Sprache Moiré: "Ein Stück von Gott"), dass sie 2000 Mitglieder mit 50 Angestellten habe und 100 Tonnen Honig erwirtschaftet habe. ONG Wend Puiré: Accueil

Weitere Informationen zu Burkina Faso auf der Seite der Uni Ouagadougou, L'apiculture au Burkina Faso - Apiservices

Besonders aktiv in Sachen Imkerhilfe sind die Schweizer „Bienen treten zur Rettung der Bauern an” (Zum Ausbau der Bienenzucht im Süden von Burkina Faso), ein Projekt von „CEAS“ - Centre Ecologique Albert Schweitzer Rue de la Côte 2 - CH-2000 Neuchâtel, ein Projekt für 500 neue Imker in drei Destrikten bei Ouagadougou.

Weitere Schweizer Bienenprojekte werden von den Organisationen „newTree“ (Bern) und „Nouvelle Planète (Lausanne) durchgeführt. Nouvelle Planète z. B. Bienenkörbe zu Weihnachten Aufruf von November 2012  für Imker im Norden von Burkina 2012 in Ouahigouya, 1992 im Bienenzuchtzentrum in Fada N’Gourma und 2005 in westlichen Burkina in Songpelsé.

Ein sehr schönes Beispiel von Bienen-Entwicklungshilfe durch eine Schule findet sich an der Gesamtschule in Schlehbusch. www.mit-bienen-in-die-zukunft.de und Bienen für Burkina Faso - NRW denkt nach(haltig).


Röhrenbeute mit Bienen bei Fada N`Gourma

Bienen in Afrika

Afrika ist das größte Verbreitungsgebiet der Honigbiene. Dieser Kontinent weist Umweltbedingungen mit klimatischen Extremen auf und stellt damit ein einmaliges Reservoir von Bienenrassen und Ökotypen dar. Nach biometrischen Befunden von Professor Dr. Friedrich Ruttner befindet sich dort die kleinste sowie die größte und zugleich die hellste und dunkelste Bienenrasse. Überdies kommt dort auch die einzige Rasse vor, deren Arbeiterinnen die Fähigkeit besitzen, ohne Begattung weibliche Nachkommen zu erzeugen.

Die Auflistungen der Bienenarten sind nach Anzahl und nach Benennung sehr unterschiedlich. Ruttner zählt folgende acht Bienenrassen südlich der Sahara auf: 1. Apis mellifera adansonii Latreille, 2. Apis mellifera capensis, 3. Apis mellifera litorea, 4. Apis mellifera monticola, 5. Apis mellifera nubica, 6. Apis mellifera scutellata, 7. Apis mellifera unicolor und 8. Apis mellifera jemenitica.

Diese Auflistungen unterscheiden sich von denen bei Wikipedia: Rassen der Westlichen Honigbiene.


Briefmarken aus Gambia mit Bienenbildern:
apis mellifera,
apis mellifera intermissa
(Die Tellbiene/Die Dunkle Biene),
apis mellifera scutellata (Ostafrikanische Hochlandbiene),
apis mellifera sahariensis

Afrikas Bienen – Herausforderung für die fortschrittliche Züchtung (Auszug: Allgemeine Deutsche Imkerzeitung, ADIZ 1988 22(8))

Mein Leben mit Bienen
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