Kambodscha-Seiten

Die Bergvölker im Nordosten Kambodschas

Auf einem Forum haben die Bergvölker sich mit folgenden Sätzen charakterisiert.

We have indigenous blood (our parents & grandparents were indigenous)
We live communally
We use land and forests communally
We respect spirits and have ceremonies for the village spirit every year
We call (pray) for help and have ceremonies to compensate when spirits help
We have ceremonies to call up “araks” (a spirit called up to find out why someone is sick)
We practice or have a history of practicing rotational agriculture
We hold sacrifices when we farm
We have village leaders (chah srok)

(Forum of Cambodia’s indigenous peoples in September 2004)


Pu Tang ist eines der Phnong-Dörfer,
in denen Elefanten als Arbeitstiere und Reittiere für Touristen gehalten werden.

Inhalte: 21 Foto

Die Bergvölker der Kreung und Phnong. Das Trinken von Reisbier als religiöses Ritual. Die heilige Bananenstaude als Ausdruck des Animismus. Das Böse im Menschen. Methoden zur Schulderkennung. Die Gräber der Kachork. Die schwimmenden Dörfer. Landräuber in Kambodscha. Bienenhaltung in Kambodscha. Spannungen zwischen Kambodscha und den Nachbarländern. Prostitution und Sexuelle Ausbeutung von Kindern.

Das Volk der Kreung in der Provinz Ratanakiri
In Ratanakiri leben 17 683 Kreung.

Dazu Christas Photogalerie: die Kreung-Minorität


Mann aus Nong Leg und eine Marktfrau aus Banlung

Fahrt in den Nordosten

Auf der Fahrt von Siem Reap in den Nordosten kommen wir nach 50 km zunächst zu den alten Sambortempeln, die noch mit gebrannten Ziegeln erbaut worden sind. Im Areal finden wir immer wieder Bombentrichter aus der Zeit der Bombardierung der östlichen Gebiete durch die Amerikaner. Allein hier sollen 305 Bomben abgeworfen worden sein. Viele Tempel haben das Bombardement nicht überstanden. Für diese abgelegene Gegend, in die noch keine asphaltierte Straße führt, haben Deutsche ein Programm zur Ankurbelung des Tourismus ausgearbeitet. Kinder, die Schals verkaufen wollen, begleiten uns. Zwei Mädchen geben neben unseren beiden englischsprachigen Guides Hinweise auf Deutsch: "Achtung, eine Wurzel." "Da, ein ein kleiner Tempel." "Ein großer Baum." Wir bringen ihnen noch einige andere deutsche Wörter bei: "Da, ein Fahrrad, ein Motorrad..."

Die Einheimischen dürfen hier im archäologischen Waldgebiet kein Vieh halten und nicht mehr wilde Tiere jagen. Man hat ihnen verschiedene Arbeiten zugewiesen wie das Reinigen des Bodens von Laub und die Reinigung der Touristentoilette. Auf der Fahrt über Land begegnen wir Palmsaftzapfern, die mit nackten Füßen die schlanken Palmen hoch klettern, und an den Blütenständen leere Bambusröhren anbinden. Ein Mann steht im Sumpf auf einer Wurzel und versucht mit einer langen Angelleine Frösche zu fangen. Unter den Roten Khmer war nur diese Form des Angelns erlaubt. Fische zu angeln wurde als Diebstahl am Eigentum des Volkes mit dem Tode bestraft.

Am nächsten Tag fahren wir von Kampong Thom aus am Mekong entlang, durch Wald und Sumpf und über viele Holzbrücken immer wieder umgeben von einer roten Staubwolke kommen wir nach 11 Stunden Fahrt in der Provinzhauptstadt Banlung an. In diese abgelegene, unbesiedelte Ecke Kambodschas hat die Regierung neben der Staubpiste einige Dutzend Stelzenhäuser für kriegsversehrte Soldaten gebaut. Bis eine neue geplante Asphaltstraße diese Provinz erschließt, werden noch einige Jahre ins Land gehen, meint unser Fahrer.

Im Dorf Kameng
85 Familien mit 570 Personen leben hier.

Der Start in die Dörfer der Kreung am nächsten Tag lässt sich gut an. In Kameng wird gerade die Zeremonie zum Beginn der Reisernte begangen. Gongschläge locken uns zu einem Dorfplatz, wo unter einigen Bäumen eine Gruppe Frauen steht, die sich singend und tanzend hin und her wiegen. Die Kreungtänze sind sehr statisch. Die Reihe der "Tanzenden" bewegt eigentlich nur die beiden Arme hin und her, während alle ein Lied singen. In der Reihe "tanzte" auch ein jüngerer Mann ohne Festkleidung mit. Unser Fahrer hatte schon vorher etwas verächtlich gemeint, was wollt ihr da sehen, die bewegen ja doch nur ihre Hände hin und her. Hinter den Frauen stehen Männer, die mit Bronzegongs einen rhythmisch-melodiösen Klang erzeugen, begleitet von einer sehr primitiven, einseitigen Spießgeige und einer großen Trommel. Aber viele Menschen aus dem Dorf, besonders Kinder, schauen aufmerksam zu und klatschen Beifall.


Tanzgruppe der Kreung (s. Musikvideo)

Das Trinken von Reisbier als religiöses Ritual

Nach der musikalischen Eröffnung des Festes gehen die Erwachsenen zum Versammlungshaus. In der Mitte des Stelzenhauses brennt ein Feuer, wie auch in den Privathäusern. Die Männer und einige Frauen schleppen große braune Krüge die Treppe hoch, suchen sich einen Platz an den Längsseiten und hocken sich vor ihren Krug, stochern mit einem langen Bambusrohr in dem Reisbrei, schütten Wasser nach, rühren und beginnen das Reisbier zu probieren. Der Inhalt besteht aus Reis, der zunächst über einem Wassertopf gedämpft und dann je nach Größe des Gefäßes 1 - 4 Wochen ohne Wasserzusatz mit Hefe vergoren wird. Erst am Tag des Trinkens wird der zu Alkohol vergorene Reis mit Wasser verdünnt und durch ein Rohr hoch gesaugt. Dabei spucken die Einheimischen einen zu wässrigen Schluck auf den Boden und schlucken nur den säuerlich-süßen Saft hinunter. Bevor das eigentliche Trinken beginnt, reiben alle ein kleines Stöckchen auf dem Rand der Gefäße, während jeder seine Gebete, seine Bitten um Glück und gute Ernte vor sich hin spricht. Zu Füßen der Gefäße werden zwei brennende Harzstöcke gelegt. Danach gehen die Anwesenden herum und probieren kritisch das Reisbier der anderen und nicken oder schütteln den Kopf, je nachdem, ob der Trank mundet oder nicht. Nach Christas Meinung schmeckte das gut vergorene Bier ähnlich wie europäischer Federweißer aus Trauben.


Nach der religiösen Zeremonie trinken alle Reisbier aus den Krügen.

Die Reisfelder liegen in einiger Entfernung vom Dorf, da sie durch Brandrodung immer wieder neu angelegt werden. Reis wird während der Regenzeit von Juli bis Dezember kultiviert. Während dieser Zeit müssen alle Kühe angebunden werden. Frisst eine Kuh in einem fremden Reisfeld, dann wird das bestraft. Die Kuh wird geschlachtet und geteilt und die Versöhnung mit Reisbier besiegelt. In der übrigen Zeit kümmern sich die Bauern besonders um ihre Cashewnussernte.

Die heilige Bananenstaude als Ausdruck des Animismus

Neben dem Versammlungshaus befindet sich in einem magischen Bezirk der Ritualplatz mit einer großen Bananenstaude. Hier in der Pflanze wohnt der Schutzgeist des Dorfes. Am Zustand der Staude lesen die Bewohner ab, ob ihnen eine glückliche oder unheilvolle Zukunft bevorsteht. In früheren Zeiten verließen sie das Dorf, wenn die Banane einen schlechten Zustand zeigte oder wenn Krankheiten sich verbreiteten, und bauten in einiger Entfernung ein neues Dorf. Aber zunächst versucht man den Geist mit Tieropfern zu beruhigen. Die magische Bananenstaude ist zum Schutz mit einem Zaun umgeben, den nur der Dorfchef öffnen darf.

In alten Geschichten der Kreung wird erzählt, wie wilde Bananen, Bambus, Waldhühner und Python-Schlangen zu einem Tabu geworden sind. Und immer noch droht nach ihrem Glauben beim Übertreten des Ess- und Berührverbote Krankheit, Unglück und Tod.


Das Versammlungshaus (Rong) in Kameng mit der magischen Bananenstaude

Das Böse im Menschen

In den Dörfern gibt es oft auch eine Frau (Me Arak), durch die Geister mit Menschen kommunizieren können. Die Geister werden ihr sagen, welches Tieropfer sie verlangen. Diese Frau kann auch vermitteln zwischen Hexern bzw. Hexen, die andere krank gemacht haben, und den Betroffenen. Dahinter steht eine ganz ungewöhnliche Auffassung vom Menschen. Die Kreung gehen davon aus, dass einige Menschen eine böse Seele (Pi-u) haben (schlechte Veranlagung?) und dass diese Seele Unheil über andere bringen kann. Aber das durch diese Menschen verursachte Übel wird nicht der Person zugerechnet, sondern nur dem bösen Seelenteil, so dass sie den Menschen nicht als schuldig verurteilen, sondern ihn als jemanden betrachten, der seine Bosheit nicht kontrollieren kann. Sie glauben, dass man diesem Seelenteil auch Angst machen kann, indem man den bösen Menschen mit dem Tode bedroht oder ihn besänftigt, indem für ihn ein Tier geschlachtet wird, das er sich wünscht.

Methoden zur Schulderkennung

Weitere mittelalterliche Methoden dienen zur Bestimmung eines Schuldigen. Nachdem ein Huhn und ein Gefäß mit Reisbier den Geistern geopfert worden ist, müssen die streitenden Parteien sich freiwillig einer Prüfung unterziehen, indem sie gleichzeitig in einem Fluss untertauchen. Als schuldig werden die angesehen, die zuerst wieder auftauchen.

Ihr Glaube an Geister schützt auch die Natur, weil sie an magische Orte in den Bergen und im Dschungel glauben. Jemand, der ohne Gebete, Opfer und Erlaubnis des Dorfchefs dort Bäume fällt, Tiere jagt und dort in der Erde gräbt, wird nach ihrem Glauben krank oder stirbt.

In Koh Peak, einem Dorf der Kachork
In Ratanakiri leben 3 383 Kachork

Als wir am nächsten Tag nach einer längeren Flussfahrt mit einem schmalen Boot auf dem Tonle San, etwas nass das Ufer betreten, werden wir von einer seltsamen Figur empfangen, die uns stark an Voodoo-Figuren in Afrika erinnert. Ein etwas ramponierter Dorfwächter, einer Vogelscheuche ähnlich, schaut vom steilen Ufer auf uns herab.


Ein Dorfwächter mit Bambusstange für Opfergaben am Ufer des Tonle San

Die Gräber der Kachork

s. Christas Photogalerie: Das Kachork-Dorf Koh Peak und sein Friedhof

Eine besondere Sehenswürdigkeit des Dorfes Koh Peak sind die Gräber, die sich etwa 500 m abseits vom Dorf im Urwald befinden.

Angst vor Unglück drückt sich auch darin aus, dass sie glauben, jemand, der auf unnatürliche Weise zu Tode gekommen ist, bringt Unglück ins Dorf und darf nicht zur Beerdigung ins Dorf gebracht werden, sondern muss abseits im Wald begraben werden. Vielleicht ist er oder sie von einem Baum gefallen, hat sich selbst umgebracht oder ist bei einer Kindsgeburt gestorben. Jedenfalls könnte sich die Person in einen bösen Geist verwandeln. Durch eine besondere Zeremonie suchen die Dorfbewohner sich vor weiterem Unglück zu schützen, indem die Familie des Verunglückten Schweineblut auf die Zehen der Dörfler streicht. Wenn früher eine Mutter bei der Geburt eines Kindes starb, dann legte man das lebende Kind mit in den Sarg zur Mutter. Das Haus wurde verbrannt und oft wurde das ganze Dorf aufgegeben und umgesiedelt.


Sarg im Kreung-Dorf Nong Leg

Im Dorf Nong Leg stehen große Musikboxen vor einem Haus und wir haben den Eindruck, die Bewohner haben ein großes Fest gefeiert. In Wirklichkeit hat hier eine mehrtägige Beerdigungszeremonie mit Musik, Tanz, Büffelopfer, Essen und Trinken stattgefunden. Allerdings steht der mit Teer versiegelte Sarg noch vor einer Hütte, weil Verwandte aus einem anderen Dorf erwartet werden.

Kreung Ethnicity, Documentation of Customary Rules, Indigenous People in Kameng village, Peoy commune, O’Chum district, Rattanakiri province (2010)


Kahle Hügel bestimmen weitgehend die Landschaft an der Grenze zu Vietnam. Kambodscha hat eine der schlimmsten Entwaldungsraten der Welt. Insgesamt verlor Kambodscha zwischen 1990 und 2005 2,5 Millionen Hektar Wald .

Da wir möglichst viel Kontakte zu den Menschen suchen, sehen wir sehr viele Häuser von innen. Meist steht die Eingangstür in Richtung Straße offen, besonders bei den Stelzenhäusern. Ebenerdige Häuser werden nur in den Städten gebaut oder auf dem Land von den eingewanderten Laos-Chinesen und den Bergvölkern. Bei den typischen Dorfhäusern der Khmer und Chinesen finden wir meist dieselbe Raumfolge: evtl. eine Veranda, dann der fast leere Wohn-Schlafraum, oft ohne Stühle und Schränke, aber mit einem batteriebetriebenen Fernseher, nebenan manchmal eine Waschgelegenheit und Toilette und dahinter die Küche mit einem offenen Bodenfeuer inkl. Reisspeicher. Für unsere Begriffe entbehren die Räume jeder Gemütlichkeit. In älteren Häusern befindet sich meist ein Toilettenhäuschen im Garten hinter dem Haus. In den Gebieten der Minderheiten geht man in die "Natur". Keine Einzelzimmer, es gibt keine individualistische Intimsphäre, manchmal kleine Schlafverschläge. Bei den Minderheiten in den Bergen wohnen pubertierende Jugendliche allerdings in eigenen kleinen Hütten.

Das Volk der Phnong
in der südöstlichen Provinz Mondulkiri

Die Häuser der Phnong sind teilweise noch einfacher als die der Kreung: ebenerdig ein offenes Feuer, seitwärts eine erhöhte Ablage als Schlaffläche und Seitenwände aus schmalen Bambusstangen.

Magische Farbringe und helle Farbtupfen an Balken im Haus und grüne Blätter an Reiskörben sollen Glück bringen und die Geister aufmerksam machen. Vor der einzigen Hausöffnung stehen häufig Bambusstangen mit einem Opferkorb. Manchmal sind die Stangen 5 m hoch und enden oben mit drei Spitzen zur Abwehr von bösen Kräften, darunter ein schützender Holzvogel und kleine Geisterhäuschen, in denen mit Reis und Blutmarkierungen an die guten Geister appelliert wird. An manchen Stangen hängen kleine Elefanten, Kühe und Büffel aus Bambus als Schutzamulette.

Bei einer Verheiratung pflanzen die Phnong als Symbol der neuen Gemeinschaft einen Baum neben das Haus, und zwar in einen Bodenring aus Kohle, Baumwolle und Gewürz.

Dazu Christas Photogalerie: die animistischen Phnong


Innenansicht eines Phnong-Hauses

Auch die Ernterituale der Phnong ähneln denen der Kreung. Vor dem Tanz streichen sie mit kleinen Stäbchen die Ränder eines Reisbiergefäßes und alle sprechen, jeder für sich, individuelle Gebete, eine kleine Kerze in einer Reisschale wird entzündet und dann wird etwas Reisbier getrunken. Erst danach beginnt ein Kreistanz, bei dem die verschiedenen Aktivitäten des Säens und Erntens pantomimisch dargestellt werden. Ein Gongorchester begleitet die Tänze. Dabei wird nicht gesungen wie bei den Kreung.

Interessant war, dass die im Frauenkreis mittanzenden Männer nicht die Arbeitsgeräte einer Frau in den Händen hielten, weil sie im Alltag nie weibliche Arbeiten, wie z.B. das Worfeln mit einem flachen Korb, verrichten.


Eine Tanzgruppe der Phnong in Pu Tang mit Gongorchester

Indigenous Peoples and Human Rights, 2006

Viele Details zum Land und zu den Sitten finden sich im empfehlenswerten Buch "Kulturschock Kambodscha" von Sam Samnang.


Auch in den Dörfern der Phnong hat die Reisernte begonnen. Halm für Halm werden die Körner abgestreift.

Ein einfaches Phnonggrab, das viele Gebrauchsgegenstände zeigt, die man der verstorbenen Frau auch für ihr Leben in einem Jenseits mitgeben möchte. Dinge, die sie täglich benutzt hat und die nicht von Männern benutzt werden: Tragekörbe, Reinigungsmittel, Töpfe, ein Waschbrett, Wasserkanister u.a.

Die schwimmenden Dörfer

Den Ufern des Tonle-Sap-Sees entlang und im Mekong gibt es eine Reihe von Dörfern, die teils aus Pfahlbauten und teils aus Hausbooten bestehen und oft als schwimmende Dörfer bezeichnet werden. Während des jährlichen Anstiegs des Wasserspiegels ziehen die Bewohner, die vom Fischfang leben, mit dem gesamten Dorf um.


Schwimmendes Dorf am Ufer des Tonle Sap

Da das Wasser des Mekong durch die Schneeschmelze im Himalaya und durch den alljährlichen Monsunregen gespeist wird, sind große Schwankungen des Wasserstandes nicht ungewöhnlich. Bis zu 15 Meter kann der Pegel des Flusses während der Trockenzeit von November bis Mai abfallen. Die Nebenflüsse des Mekong werden dann zu kleinen Rinnsalen. Im November, wenn die Wasser des Tonle Sap ihre Richtung ändern, feiern die Kambodschaner das Wasserfest.


Schwimmende Siedlungen im Mekong. Im Hintergrund eine Insel.

"Wenn Du den Fluss entlang fährst, mache die Biegungen mit."

Landräuber in Kambodscha

Im Schatten des Internationalen Tribunals gegen die Verbrechen der Roten Khmer nimmt die illegale Landnahme immer größere Dimensionen an. Opfer dieser Raubzüge, hinter denen inländische und ausländische Unternehmen, korrupte Behörden und gierige Politiker stehen, sind tausende arme Familien in den meisten Provinzen Kambodschas. Zurzeit sollen mindestens 150.000 Menschen von illegaler Landnahme bedroht sein.

Erst vor wenigen Monaten hat die Regierung Hun Sen in der Provinz Mondulkiri Gold- und Bauxit-Schürfrechte für eine Fläche von 10.000 Quadratkilometern vergeben. Das sind 70 Prozent der gesamten Fläche der Provinz. Nutznießer ist offenbar eine Kooperation zwischen kambodschanischen, australischen und japanischen Firmen. In dieser abgelegenen Provinz im Osten Kambodschas an der Grenze zu Vietnam leben vor allem ethnische Minderheiten, deren Rechte in Kambodscha nicht viel gelten.

Der Sondergesandte des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Kambodscha, Yash Ghai, sagte in einer Rede vor dem UNO-Menschenrechtsrat im März 2008: Er sei besorgt über „die unrechtsmäßige und unmenschliche Vertreibung von Tausenden Kambodschanern aus ihren Häusern und die Aneignung ihres Landes durch Unternehmen und einflussreiche Personen. Diese Vertreibungen haben großes Leid und für Tausende Familien bittere Not verursacht und stellen eine Verletzung zahlreicher Rechte sowohl der kambodschanischen Verfassung als auch internationaler Vereinbarungen zum Schutz der Menschenrechte dar.“ (PK)


Kleine Reste von Urwald. Kambodscha hat in den vergangenen fünf Jahren etwa ein Drittel seiner mehr als 100 000 Quadratkilometer großen Urwaldflächen verloren. (s. Internetseite "Waldportal")

Ende 1996 wurde der Export von ganzen Stämmen verboten. Die Regierung vergab aber weiterhin ausgiebig Konzessionen; auf dem Höhepunkt Ende 1997 waren 35 % des gesamten kambodschanischen Staatsgebietes zur Abholzung freigegeben, was fast dem gesamten Waldgebiet außerhalb der Schutzgebiete entsprach. Laut einem Weltbank-Bericht von 1998 ging die Bewaldung Kambodschas in den Jahren von 1969 bis 1997 von 73 auf 58 % zurück.

Zu den neuen Investoren zählen die Scheichtümer Kuwait und Katar, die in Kambodscha Reis für ihren Bedarf anbauen wollen. Die Scheichtümer haben Kambodscha eine Milliarde Dollar an Krediten für Bewässerungsanlagen zugesagt und bekommen zunächst 200.000 Hektar Ackerland für 99 Jahre.

"Wir Ureinwohner vom Volk der Steang leben seit Jahrhunderten in und von diesem Wald", sagt Saroen Kreth, der Dorfälteste. "Wir betreiben Wanderfeldbau, sammeln Früchte, Pilze und Rattan." Einige hundert Meter hinter dem Dorf endet der Wald. "Im Juli 2008 tauchten plötzlich Bulldozer einer Firma mit dem Namen CVI hier auf und begannen, den Wald, den wir seit Generationen nutzen, zu roden. Auch mehrere unserer Kassava- und Reisfelder zerstörten die Bulldozer; und dann pflanzten die Arbeiter überall Gummibäume. Als wir bei den Behörden protestierten, kamen schließlich der Distrikt-Gouverneur und ein CVI-Manager in unser Dorf. Die Firma sei hier, sagten sie, um die Armut der Menschen zu bekämpfen. Sie wolle die Gegend entwickeln und Arbeitsplätze schaffen. Wir wollen nicht als Sklaven auf einer Gummibaum-Plantage arbeiten, haben wir daraufhin gesagt. Wir wollen wie unsere Vorfahren unser eigenes Land im Wald bewirtschaften. Der Gouverneur und der Manager aber haben uns gar nicht zugehört."
(Ausverkauf in den Entwicklungsländern. Die weltweite Vermarktung von Ackerland am Beispiel von Kambodscha. Von Thomas Kruchem, Link )

Zum Landraub der Eliten Kambodschas u.ä.

Bienenhaltung in Kambodscha

Als Imker bin ich während unserer Reisen immer auf der Suche nach Bienen und einheimischem Honig. Zunächst heißt es allgemein, in Kambodcha würden keine Bienen in Kästen gehalten. Der Honig auf den Märkten stamme von Wildbienen, vorwiegend von der asiatischen Riesenbiene, deren Waben an Felsen und Bäumen hängen.



Waben von Riesenhonigbienen unter einem Wasserturm

Im östlichen Bergland sehen wir dann in der Stadt Banlung viele Waben an einem Wasserturm. In Siem Reap und Phnom Penh sichten wir später mitten in der Stadt solche Riesenwaben an hohen Bäumen.

Der Honig auf den Märkten ist immer so verunreinigt, dass er vor dem Verkauf durch ein Tuch gesiebt wird. Das hängt damit zusammen, dass der Honig aus den Waben herausgequetscht wird und die Larven zum Verzehr verkauft werden. Vielfach stammt der Honig auch von den kleinen Nestern der asiatischen Honigbiene und den Minibienen der Trigona-Arten.


Wabe der Riesenhonigbiene an einem Rafter
Foto von D.R. Jump

Erst zuhause erfahre ich durchs Internet, dass 2003-2008 in der Nähe von Siem Reap ein erstes GTZ-Projekt zur Anleitung für traditionelle Honigsammler stattgefunden hat. In der deutschsprachigen Dokumentation des Münsterschen Zoos kann man lesen, dass die Bauern die Riesenhonigbiene durch Rafter (lange Stangen), die in einem Winkel von 30° aufgestellt werden, dazu bringen, ihre Waben in Bodennähe anzulegen, um sie besser abernten zu können. Diese Stangen werden dann Jahr für Jahr wieder besiedelt, wenn die Riesenhonigbienen zu Beginn der Trockenzeit aus dem Bergland ins Tiefland wandern. Ab März wírd der Honig geerntet. Nach drei Jahren werden die Stangen ausgewechselt.

Im Gebiet vom Tonle Sap See wird der Honig in der Regenzeit geerntet, weil dann die hohen Bäume in den überfluteten Gebieten erreichbar sind. Häufig werden die Bienen dabei durch ein Feuer vertrieben oder getötet.
ACCB. Bienenzucht und Imkerei,

Im Bergland von Mondulkiri stellen Einheimische Geisterhäuschen auf mit geschnitzten Holz-"Honigwaben", um die Waldgeister zu veranlassen, ihnen möglichst viele Honigwaben zu schenken.


Geisterhäuschen mit "Honigwaben"

Prostitution und sexuelle Ausbeutung von Kindern

Nach Angaben der Organisation „Koalition gegen den Frauenhandel” (Coalition Against Trafficking in Women) gibt es in Kambodscha 10.000-15.000 Prostituierte, von denen 35% minderjährig sind. Die Verfassung von Kambodscha verbietet zwar offiziell die Prostitution, es gibt aber keine gesetzlichen Bestimmungen, um gegen die weitverbreitete Prostitution vorzugehen. Das 1996 verabschiedete Gesetz gegen den Handel mit Frauen und Kindern für sexuelle Ausbeutung ist praktisch wirkungslos geblieben.

Somaly Mam,1971 in Kambodscha geboren, beschreibt in dem Buch "Das Schweigen der Unschuld. Mein Weg aus der Kinderprostitution und der Kampf gegen die Sex-Mafia in Asien" ihr Leben. Ihre Eltern kennt sie nicht. Ihre ersten Lebensjahre verbringt sie in einem kleinen Dorf im Osten Kambodschas, dessen Bewohner einer ethnischen Minderheit angehören und in unvorstellbarer Armut leben. So wird sie, wie so viele andere Kinder auch, im Alter von sechs Jahren an einen allein stehenden alten Mann verkauft. Dieser ist ein unberechenbarer Alkoholiker, der sie mit zwölf Jahren zum ersten Mal verkauft, um seine Schulden zu bezahlen. Als sie vierzehn Jahre alt ist, verkauft er sie an ein Bordell in Phnom Penh, ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Minderjährigen teilt.


Christa mit einer Phnong-Frau,
die noch den traditionellen Beinschmuck trägt, der von den Roten Khmer verboten worden war.

1. Die Tempel der Khmer-Hochkultur

3. Die Religionen Kambodschas

4. Die Zeit der Roten Khmer und die Minens.

Dazu Christas Photogalerien:
die Kreung-Minorität,
die animistischen Phnong,
Dorf und Friedhof der Kachork,
exotische Nahrung und Verkehr

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