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Kamerun

24 Tage durch den Nordwesten und den Norden

mit dem Auto, der Eisenbahn und zu Fuß

2007/2008

"Kamerun erscheint wie eine Kreuzung, an der sich der ganze schwarze Kontinent ein Stelldichein zu geben scheint: das Afrika des Regenwalds und das der Savanne; das Afrika der Bantu- und der Sudanvölker; das Afrika der Moslems, der Christen und der Animisten; das französisch sprechende, das englisch sprechende, ja sogar das arabisch sprechende Afrika."

(Jean-Claude Bruneau)


Figuren am Fon-Palast der Bamileke in Bafoussam

Zur Einstimmung eine kleine Diashow mit Kamerun-Musik (Musik von Manu Dibango, 44 Fotos,10 MB) im Quicktime-Format von Anne. Das Laden der Show braucht einige Zeit!

Die Fotos im Reisebericht stammen fast alle von Anne Neuenhofer.

Warum nach Kamerun?

Schon lange Zeit vor dieser Reise war ich Kunstobjekten und Bildern aus dem Land begegnet. Da ich schon seit Jahrzehnten afrikanische Masken gesammelt habe und die meisten Völkerkundemuseen Europas kenne, kannte ich auch die typischen, pausbäckigen Graslandmasken Westkameruns. Der nächste Anstoß kam von Fotos aus den Büchern Rene Gardis, die eine exotische, heile Welt der Bergbewohner in Nordkamerun präsentieren. Auf der Suche nach einem Reiseanbieter stieß ich auf einen Afrikaspezialisten, der nach gut einem Planungsjahr eine Reisegruppe zusammen hatte, so dass ich eine dreiwöchige Rundreise vom Süden über den Westen bis in den Tschad antreten konnte.

In meinem Bericht zu dieser Reise werde ich nicht so sehr die Tour chronologisch beschreiben als mich vielmehr auf bestimmte Aspekte und Erlebnisse dieser Reise wie die Bedeutung der Magie, die traditionelle Kultur und die deutsche Vergangenheit Kameruns, die politischen Freiheiten und die wirtschaftliche Entwicklung, Religionen und Zauberei, die unterschiedlichen Stämme und Kleinkönige, das exotische Kamerun beschränken.

Übersicht der Kamerunberichte

Kamerunkarte mit Tourstrecken

Kamerunkarte mit den Grenzen von 1911, 1914 und 2005

Kamerun I: s.u. Magie und Hexen. Die Häuptlingstümer Foumban/Bamoum und Bafut. Musik und Tänze

Kamerun II: Die deutsche Kolonialpolitik, Das Kamerun-Spiel, Die Bedeutung des Fußballs, Zur Aidsproblematik

Kamerun III: Der Norden Kameruns

Die Republik Kamerun zählt auf einer Fläche von 475.422 km2 (75% Wald- und Buschland) ca. 16 Millionen Einwohner.

Städte: Yaoundé (Jaunde, Hauptstadt) ca. 1,3 Millionen, Douala ca. 1,5 Millionen, Garoua ca. 357.000, Bamenda 316.100, Maroua 271.700, Bafoussam 242.000. Die Amtssprachen sind Französisch (80 %) und Englisch (20%).

Kamerun I

16.11.2007: Abflug um 07.20 Uhr in Düsseldorf, Ankunft um 17.10 Uhr Ortszeit in Douala. Übernachtung im deutschen Seemannsheim.


Im Westen am Kamerunberg regnet es an 203 Tagen im Jahr.

17.11.: Douala - Wasserfall Medze - Dschang - Bafoussam (260 km)

Fahrt nach Nordwesten zum Zentrum der Bamiléké nach Bafoussam. Am Straßenrand sehen wir Arabica-Kaffee-Plantagen, Ananas, Papaya, Apfelsinen, Tabak, Gemüse u.v.m. Im Hochland zeigen mit Löwen und Schlangen bemalte Eingangstore der so genannten Chefferien, dass wir uns im Gebiet der Häuptlingstümer befinden. Als wir vor einem Dreifachtor mit Schnitzsäulen halten, ist ein Mopedfahrer von unserem Anblick so fasziniert, dass er ohne abzubremsen auf unseren Wagen auffährt und auf die Straße geschleudert wird. Wie das anschließende, lange Palaver über die Sachschäden an den Fahrzeugen endet, bleibt uns verborgen. Der Eintritt in die Chefferie wird uns verwehrt, vielleicht, weil wir Unglück mitbringen. Auf den Dächern des Eingangs halten zwei Affen und sternförmige Abwehrspitzen alle Unheilbringer ab.

An dem Medze bzw. Mifi-Wasserfall treffen wir wieder auf Orte magischer Rituale. Am oberen Einstieg zu dem 30 m hohen Wasserfall erwartet uns ein offenes, quadratisches Tempelchen, in dem Maiskörner und Salz verteilt wurden. Von hier aus führt ein Pfad zum Wasserrand, wo Kultsteine und ein mit Zweigen abgesteckter "Garten" verraten, dass sich hier vielleicht ein Kultplatz der Wassergöttin Mami Water befindet, die in ganz Westafrika verehrt wird.

Ein wenig später taucht ein Schamane mit einem Klienten auf, um eine Zeremonie der Wunscherfüllung abzuhalten. Wahrscheinlich will der Mann mehr Erfolg in seinen Geschäften haben, er will reich werden, mutmaßt unser Guide. Der Schamane streut zunächst einige Hände voll Salz an bestimmte Stellen, steigt dann in das reißende, aber flache Wasser und hebt die Arme zur Beschwörung. Am unteren Ende des Wasserfalls befindet sich eine ähnliche Ritualstelle mit Ascheresten und Keramikscherben. In früheren Zeiten wurden die Todesurteile hier vollstreckt, indem die Verurteilten von oben herunter gestoßen wurden.


Mami water und magische Maske bei den Ekom-Wasserfällen

Mami water und der Gri-gri-Glaube an magische Kräfte der Hexen
Die Hexen essen den Staat“, heißt es in Afrika.

Als wir auf einer Wanderung kleine Äste auf dem Weg finden, die quer zur Wegrichtung liegen, erzählt unser Guide, wie sein Vater, wenn er wegen Schulden zu einem Schuldner unterwegs war, unterwegs solche Äste auf den Weg legte, um Verwünschungen des Schuldners von sich abzuhalten. In Kamerun stieße man überall auf solche Gri-gris. Dann spricht er von seinem Wunsch, sich gerne als Politiker ins Parlament nach Yaounde wählen zu lassen. Aber da gäbe es ein großes Problem. Um nicht den anderen Politikern ausgeliefert zu sein, brauche er ein kräftiges Gri-gri von einem Schamanen. Da er und seine Frau aber Christen seien, könne er nicht zum Schamanen gehen, um sich die notwendigen magischen Schutzmittel zu holen. Also gäbe es keine politische Karriere.

Die Französin Claude Njike-Bergeret, bekannt geworden durch ihr Buch über ihre Heirat mit dem Stammeshäuptling von Bagangte, der schon 30 Frauen hatte, berichtet, wie ihr Mann ihr unbedingt einen starken Schutzzauber mitgeben wollte, als sie zu einer Reise zu ihren Kindern aus der ersten Ehe und ihren Eltern nach Europa aufbrechen wollte. Er sagte zu ihr: "Ich möchte gerne, dass wir zusammen zu einem Schamanen gehen. Ich möchte dich panzern, damit du gegen Menschen geschützt bist, die dir Böses wollen. Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn es ein Gebräu zu trinken gibt, werde ich es vor dir trinken." (Claude Njike-Bergeret, Meine afrikanische Leidenschaft, 1997/2006)

Der Glaube an magische Kräfte ist in allen afrikanischen Völkern, Kulturen, Schichten, Milieus verbreitet. Er begegnet uns in den Geheimbünden und Maskentänzen auf den Dörfern oder in den Satanskulten der Großstädte. Oder beim Fußball, wenn ein Sangoma das Tor des Gegners verwünscht. Oder in der hohen Politik bis hinauf zu den Präsidenten. Dodoklounon Tozé, ein Schamane aus Benin, erzählte, er werde gelegentlich vom gabunischen Staatschef Omar Bongo gerufen, um vor einer wichtigen Entscheidung Fâ, das Orakel, zu befragen. Magische Mächte und Geister, juju, shetani, tokoloshi, djinnés, treiben überall ihr Unwesen, Neidpfeile und böse Blicke schwirren durch den Äther, aus der Erde steigen todbringende Miasmen. Hexen und Zauberer lenken rächend oder schützend das Schicksal der Sterblichen. Man fällt bei einer Prüfung durch. Die fetteste Ziege stirbt. Die Feldfrüchte verdorren. Aus der Haut quellen Eiterpusteln. Ein Geschäft läuft schief. Das Auto überschlägt sich. Ein Kind stirbt. Das Erzböse, Unheilvolle ist allgegenwärtig, es lässt sich nur bannen, wenn man seine Medien, die Hexen, ausrottet.

Artikel 251 des Kameruner Strafgesetzbuchs sieht für jeden, „der durch Hexerei, Magie oder Wahrsagerei die öffentliche Ruhe stört oder Mitmenschen und Besitz Schaden zufügt“ eine Gefängnisstrafe zwischen zwei und zehn Jahren vor. Frauen, die ihre Männer impotent hexen, landen ebenso hinter Gittern wie Eltern, die die Schulnoten ihrer Kinder magisch manipulieren. Hexereivorstellungen sind in ganz Afrika weit verbreitet. In Kamerun verbreitet Radio Trottoir, der populärste Nachrichtensender, spektakuläre Geschichten über Hexen aus den höchsten gesellschaftlichen Kreisen, die zu nächtlichen Versammlungen fliegen. Ein Fußballteam gewinnt, eine Gemeinde zieht ein Entwicklungshilfeprojekt an Land, die Börsenkurse steigen – überall ist Magie im Spiel. Nationalmannschaften, Geschäftsleute oder Politiker werden von bekannten Hexern und Heilern betreut.

Die Städter trauen sich oft nicht in ihre Heimatdörfer, aus Angst, Neid zu erregen. Doch auch wenn sie fernbleiben, kann sie ein Fluch treffen. Um sich davor zu schützen und zugleich noch reicher zu werden, kaufen sie extravagante Fetische und konsultieren eine neue Generation von Heilern.

Die Bakweri im Südwesten Kameruns vernichteten früher ihre Reichtümer (meist Schafe, Schweine und Kühe) regelmäßig, um Neid vorzubeugen. Noch in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als immer mehr Bakweri mit dem Bananenanbau reich wurden, wagte kaum jemand seinen Wohlstand zu zeigen. Und die Anklagen wegen Hexerei wurden immer lauter, bis jemand einen machtvollen Gegenzauber auftrieb. In einer spektakulären Aktion für umgerechnet 3000 Euro wurden ganze Siedlungen gereinigt.

(Peter Geschiere: The Modernity of Witchcraft – Politics and the Occult in Postcolonial Africa. University Press of Virginia, Charlottesville, 1997)

Nicht weit hinter der Stadt Bafoussam befindet sich ein weiteres geheimnisvolles Wasser, der Kratersee Baleng, in dem die auch nach ihrem Tod noch mächtigen Ahnen der Häuptlinge der Bamileke wohnen, die auch heute noch Tieropfer verlangen, manchmal auch Menschenopfer. Der See ist für Fischer tabu. Den Ahnen gegenüber muss man vorsichtig sein. So wäre ein Zeigen mit der Hand direkt auf den See eine Herausforderung der Ahnen.


Eine Maske der Bamoum

18.11.: Bafoussam - Foumban/Bamoum - Tayindi (85 km)

Das Volk der Bamoum

Von Bafoussam, Handelszentrum und Hauptstadt der Provinz, wo mir die Menschen eher unfreundlich und gestresst vorkamen, fahren wir durch eine grüne, fruchtbare Hügellandschaft, zum Teil durch Farmland mit Terrassen, nach Foumban, der kulturell sehenswertesten Stadt West-Kameruns, südlichster Vorposten islamischer Kultur und Zentrum des Volkes der Bamoum. Die Herrscher der Dynastie -18 werden auf einer Tafel am Eingang des Palastes aufgezählt - unterwarfen seit 1394 etwa 200 "Chefferien"/Volksstämme um Foumban herum. Allein der 2.60 m große 11. König unterwarf 48 Volksgruppen.

Es gibt zwei Künstlerzentren. Einmal die Palastkünstler und dann die Werkstätten der "Künstlerstraße", die hauptsächlich für die Touristen arbeiten. Eine ausführliche Beschreibung eines "Gelbgusses" findet sich in Tribus. ( Lindenmuseum Sept.1960, Die Künstlerstraße in Foumban). Die ursprünglich königlichen Symbole, der Löwe, die doppelköpfige Schlange, die Spinne, die Eidechse, die Kröte sind neben den Häuptlingspfeifen und der Doppelglocke zu den beliebtesten Motiven des Kunsthandwerks geworden. Das "Musee des Arts et Traditions Bamoum" am Ende der Künstlerstraße können wir aus Zeitgründen leider nicht besuchen.


Vor dem Palast steht eine große Reiterstatue aus Bronze, die von dem Können der Bronzegießer in Foumban zeugt. Die Bronzemaske zeigt das königliche Symbol der zweiköpfigen Schlange.

Dafür finden wir im Palastmuseum, einem dreistöckigen Gebäude aus Ziegeln, 1917 unter Sultan Njoya (1884 - 1924) erbaut, noch viele Teile aus der kriegerischen Zeit der Fon/Könige. Außer Lanzen, Kleidern, Thronsesseln, riesigen Pfeifen, Tanzkostümen, alten Masken, Schmuck, Schriftdokumenten und Waffen werden auch eine Trinkkalebasse, die mit Kiefern der getöteten Feinde geschmückt ist, und menschliche Schädel als Trinkgefäße präsentiert.

Der berühmteste König der Bamoum ist der König Njoya, der während der Kolonisierung des Landes durch die Deutschen lebte. Er wurde wegen seiner Deutschfreundlichkeit 1931 von den Franzosen ins Exil geschickt, wo er 1933 starb und 155 Witwen und 167 Kinder hinterließ. Neben der Förderung der Wirtschaft des Landes kümmerte er sich besonders um die Erhaltung der Traditionen. Er ließ eine eigene Schrift entwickeln, in der er die mündliche Tradition des Landes aufschreiben ließ, gründete eine Palastschule und ein Hoftheater.

Der alte Palastbezirk liegt außerhalb des Ortes und zeigt in seinem Aufbau noch die alte soziale Struktur des Hofes. Eine breite Straße führt zum runden Zentrum, während seitwärts jeweils sechs Häuser der Frauen liegen, die auch eine Gliederung innerhalb der Hierarchie ausweisen: an der Spitze steht die erste Frau, dann die Erbin der Mutter des Königs und dann die anderen Frauen.

Die Säulen um den traditionellen, mit Gras gedeckten Palast zeigen ein Pantheon der für die Bamoum wichtigen Menschen. Neben dem Fon, den Vertretern der Geheimbünde und Vertretern des Volks stehen christliche Priester wie der Papst Benedikt, Politiker wie der Ministerpräsident und wichtige Sportler wie der Fußballspieler Samuel Eto`o. Die Figuren sind neu, weil der alte Palast mit seinen Säulen beim Tode des letzten Fon verbrannt worden ist.


Eine Musikgruppe führt uns im Palast Instrumente und Gesänge der Bamoum vor.

19.11.: Jakiri - Bafut - Bamenda (180 km, 1200 - 1800 m hoch)

Nach einer regnerischen Nacht mit einem starken Gewitter verlassen wir unser mückenverseuchtes Hotel und fahren nach Norden um einen großen See bis Jakiri, dann nach Westen bis Bamenda und 20 km nördlich bis Bafut. Die Piste ist voller Schlaglöcher, in denen oft noch das Wasser steht. Die rote Erde spritzt über unser blaues Auto hinweg und überzieht es mit einem braunen Tarnnetz. Unterwegs passieren wir hinter einem Fluss die französisch-englische Sprachgrenze und mehrere Zollbarrieren, wo unsere Pässe zum großen Ärger unseres Guides lange und sehr kritisch kontrolliert werden. Schließlich verraten die hohen Gräser und Blumen am Wegrand, dass wir im Grasland sind. Unser Guide weist immer wieder auf die schöne Landschaft hin: "landscape!" und unser Fahrer echot jedes Mal ironisch: "landscape!"

Sogar bis hierhin sind die islamischen Wanderhirten und früheren Eroberer aus dem Norden, die Fulbe, vorgedrungen. Wir besuchen einige Hütten und werden von den Kindern und dem Chef mit seinen zwei Frauen, die noch nicht durch Touristen verdorben sind, überaus freundlich empfangen..


Fulbe-Gehöft im englischsprachigen Teil des Graslandes


Das Innere einer Hütte mit Bett und vielen Gefäßen.

"Landscape....landscape!" In der hügeligen Landschaft werden Kaffee, Papaya, Möhren und Tapioka angebaut.

Das Volk der Bafut

In Bafut befindet sich die Chefferie des obersten Würdenträgers des Volkes der Bafut. Der rechteckige Palastbezirk gleicht einem eigenen Dorf. Das Haus der Riten, das Achum im Zentrum, ist wie in Foumban ganz aus Bambus und von Holzsäulen mit Statuen umgeben. Diesen Raum dürfen nur Initiierte betreten, selbst das Betreten der Treppe ist verboten. Das Dach ist mit Gras gedeckt, das jährlich bei dem Grasschneide-Fest von der Bevölkerung erneuert wird und so immer dicker wird.

Die dritte Frau des Fon führt uns durch die weitläufige Anlage. Steine unterschiedlicher Größe dienten der Bestrafung, z.B. dem Abhacken von Gliedmaßen. Ein hohler Baumstamm verbreitete als Trommel Nachrichten. Oberhalb der Palastanlage liegt das von Deutschen gebaute Gästehaus im Stile einer doppelstöckigen Schule aus der Kolonialzeit. In diesem wurde 2003 von den Deutschen ein Museum eingerichtet .


Im Museum

Auch Bafut war während der deutschen Kolonialzeit Ort von Kämpfen. 1891 war eine Handelsexpedition von der Station Baliburg nach Bafut vorgedrungen, wobei im Kampf mit den Bafut vier Deutsche getötet wurden. Der Palast des Fon wurde 1907 abgebrannt und der Fon für über ein Jahr ins Exil geschickt.


Der Eingang zum inneren Hof, wo die Tänze stattfinden.

Tanzriten der Bafut

Im inneren Hof legen Kinder Ein-Meter-Balken auf zwei lange Stangen, die von vier Männern hockend oder gebückt mit Holzklöppeln bearbeitet werden - ein kamerunisches Xylophon. Eine hohe Trommel gibt dazu einen Grundrhythmus. Nach einiger Zeit springen fünf verkleidete Gestalten mit auf den Platz und bewegen sich mit schnellen, trippelnden Schritten und starken Schulterbewegungen in einem Kreis um die Xylophonspieler. Die Tänzer tragen Federgewänder, Masken aus Holz auf dem Kopf, Holzrasseln an den Fußgelenken und teilweise Stöcke in den Händen. Neben einer Personenmaske treten zwei Elefantenmasken, eine Vogel (Gans?)- und eine Büffel-Hundemaske auf. Ein Höhepunkt ist der Auftritt eines akrobatischen Stelzentänzers, der Federn als Kopfschmuck und eine Kleidung aus Raphiabast trägt, und sich immer wieder mit bedrohlichen Gesten den Zuschauern nähert. In der Hand hält er grüne, magische Zweige wie auch der Tänzer mit dem Personenkopf. Später verteilen sie die Blätter an die Zuschauer. Einen Wendepunkt im Tanzgeschehen bildet ein plötzlicher Stopp. Alle hocken sich nieder und ein Vorsänger intoniert ein Gebet und alle fallen ein. Daraufhin jagt die Person den Vogel, bis schließlich auch die übrigen Tänzer wieder im Kreis weitertanzen und auch die anwesenden Frauen des Fon und Anne, während der Stelzentänzer wild hin und her rennt und springt, mal auf einem Bein vorwärts, dann wieder rückwärts.


Der Stelzentänzer springt wild, ja geradezu akrobatisch umher.

Stelzentänzer gibt es auch bei anderen Völkern Afrikas, z.B. bei den Dogon in Mali und bei Initiations-Zeremonien des Poro-Geheimbundes in Liberia und der Tshokwe in Angola. Oft zählt der Tänzer zu den "gefährlichen" Maskengestalten der Geheimbünde, die nicht von Frauen und Nichtinitiierten gesehen werden dürfen. Die heiligen Musikinstrumente, die eiserne Doppelglocke, die Trommeln und Rasseln zählen ebenfalls zu den geheimen Requisiten. Sie sind die Stimmen des Kwifon-Geheimbundes (Pidgin: juju), der mit dem Fon/König die Macht ausübt.

In dem Theaterstück "Lake God" hat der Schriftsteller Bole Butake eine Gasexplosion, bei der ein ganzes Dorf mit 1000 Menschen vernichtet wurde, zum Anlass genommen, um die sozialen Spannungen in Gesprächen zwischen dem christlichen Fon, dem christlichen Priester Leo und den Sprechern der traditionellen Geheimbünde der Frauen und Männer, Fibuen und Kwifon, darzustellen. Der Pakt des Fon mit dem christlichen Priester wird von den Geheimbünden als Verrat hingestellt und die Katastrophe als Strafe der Ahnen, die nun den Fon als Opfer verlangen. Die Grundfrage ist, warum hat Gott, sei es der Lake God oder der christliche Gott, die Katastrophe nicht verhindert? Die Warnungen des traditionellen Priesters, der den See beobachtet hat, wurden nicht ernst genommen, so kam es zum Unglück.

Der Sprecher des mächtigen Geheimbundes der Kwifon, wirft dem Fon vor, für alles Unheil und Chaos im Land verantwortlich zu sein und fordert ihn vergebens auf, den Opfergang zum See anzuführen:

There is trouble in the land
The cattle are destroying farms.
The women are starving their husbands.
The Fon must do something.
....
You are still Fon, you know?
Lion! King of the forest!
Leopard of the open savannahs!
Mbe! Mbe! Lion!
King of the forest!
When the seven pillars of Kwifon
appear in broad day even the squirrel
hides its face in the ground.
....
The lake god is angry.
The waters have been boiling for four days.
The lake god must be pacified through sacrifice.

Das Ei in der rechten Hand des Sultans symbolisiert Glück und Schicksal des Volkes. Der Sultan hält somit das Geschick seines Volkes in der Hand. Diese Figur findet sich mehrfach am alten Palast von Foumban. Wenn der Sultan das Glück des Volkes nicht mehr gewährleistet und augenscheinlich den Kontakt zu den Ahnen und den göttlichen Mächten verloren hat, dann kann er abgesetzt oder getötet werden.

20.11.: Bamenda in einem Talkessel inmitten von Bergen (1.240 m) - Bafang - Limbe (350 km)

Die Fahrt zu den 80 m hohen Ekom-Wasserfällen führt in einen weiten Talkessel im Regenwald. Bis Limbe am Atlantik, wo wir auf vier weitere Teilnehmer der Reisegruppe treffen, die über Addis Abeba und Gabun angereist sind, benötigen wir 10 Stunden.


Der Weg ins Paradies?
"Glaube an den Herrn Jesus Christus und du wirst gerettet werden..."

Im englischsprachigen Teil Kameruns machen viele Schulen Reklame für die Zweisprachigkeit andere Schilder verkünden

Peace - Education - Fatherland

in Anlehnung an den politischen Slogan

Peace - Work - Fatherland

21.11.: Limbe - Buea - Tearoad - Botanischer Garten

Im botanischen Garten von Limbe stehen viele Bäume und Sträucher, die im Haushalt, in der Medizin und bei religiösen Ritualen eine Rolle spielen. Viele riechen und schmecken sehr intensiv. Mit einem kundigen Führer wurde der Besuch des Parks zu einem Erlebnis. Eine andere Attraktion ist der Besuch der Affenschutzstation.

Das Affenwaisenhaus

Zahllose Affenbabys werden Opfer der Buschfleisch-Jagd in Afrika: Wilderer töten die gesamte Familie, nur die Jungtiere sind für den Fleischmarkt nicht interessant und werden am Leben gelassen. Die Wilderer überlassen die hilflosen Babys entweder einem ungewissen Schicksal oder verkaufen sie als “Spielzeug” oder “Haustiere” auf den Märkten. Das Töten und Verkaufen von Schimpansen, Gorillas oder anderer bedrohter Arten ist zwar strengstens verboten, aber nur selten greifen die Ordnungshüter durch.

PRO WILDLIFE rettet mit dem Affenwaisenhaus in Limbe Schimpansen, Gorillas und andere bedrohte Affen in Kamerun und kämpft gegen die Wilderei - direkt im Zentrum des Buschfleischhandels.


Die Küste von Limbe

An der Küste treffen wir auf Spuren der deutschen Kolonialgeschichte: die deutsche Lokomotive "Gouverneur Ebermaier", das Schlösschen des deutschen Gouverneurs v.Puttkamer, das Bismarckdenkmal, die deutschen Gräber, die deutschen Häuser (Deutsche Architektur in Kamerun 1884-1914, W.Lauber, 1988), ein Amphitheater und eine deutsche Kirche. Es ist meine erste Begegnung mit der deutschen Kolonialgeschichte. Das bringt mich dazu, mich etwas intensiver mit der Rolle der Deutschen in Afrika zu beschäftigen. Gibt es Unterschiede im Verhalten der verschiedenen Kolonialmächte?

Kamerun II (Kolonialgeschichte u.a.)

Nordkamerun III

Alles über Kamerun auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Kamerun