Nagaland I


Konyak mit tätowierter Gesichtsmaske und Ohrhörnern, den Zeichen eines erfolgreichen Kopfjägers

Zeitungsmeldungen
über
Gewalt im Nagaland

"Entführter Deutscher in Indien freigelassenen"

lesen wir am 9.4. kurz vor unserer Abreise in der FAZ. Eine Guerillabewegung der Kukis südlich der Grenze vom Nagaland hatte einen Entwicklungshelfer entführt und Lösegeld verlangt.

Kurz vor unserer Rückreise am 25.4. lesen wir in der Nagaland Post, vier Angehörige der Guerillabewegung der Kuki Befreiungsarmee KLA sind als Entführer des Deutschen und eines Telecom Generalmanagers, der bereits vor drei Monaten entführt wurde, festgenommen worden. Gleichzeitig lesen wir aber auch, dass die deutsche Polizei einen entführten Bus südlich von Hannover gestürmt habe. Wir erinnern uns, Entführungen gibt es auch in unserem zivilisierten Deutschland.

Als wir weiterlesen, wird dann aber klar, dass die Gewalttätigkeit in den nordöstlichen Bundesstaaten Indiens doch ein ganz anderes Ausmaß hat als die Morde und Überfälle in Deutschland. Die Nagaland Post und der Eastern Mirror berichten: ein Bus-Arbeiter wurde in der letzten Nacht tot gehackt, eine Gruppe bewaffneter Dorfbewohner erschlug einen Zauberer, der durch seine schwarze Magie Unheil über das Dorf gebracht habe, weitere drei Personen aus Tripura seien als Hexen getötet worden.

An einem anderen Tag lesen wir von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksstämmen in den nördlichen Cachar-Bergen, wobei vier Hütten von Nepalis und Hmars in Brand gesteckt wurden, in Kohima wurde ein Händler tot geknüppelt, zwei entführte Personen wurden erschossen bei Imphal aufgefunden. Dazu kommt noch eine Unwettermeldung. Wir waren tiefer in den Bergen und haben gottseidank nichts von dem Sturm gemerkt, der über Assam hinwegfegte und 33 Menschen tötete und 30 000 obdachlos machte.

Ein Menschenleben scheint in diesen Regionen wenig Wert zu haben. Hängt das auch mit der Kopfjägertradition der Nagas zusammen, die in ihrem alltäglichen Leben immer wieder menschliche Köpfe als magische Kraftmittel benötigten?

Im östlichen Indien zwischen Bangladesh, Myanmar, China und Bhutan leben in sieben kleinen Staaten mongolische Völker, die vor tausend Jahren vom Norden her über Myanmar in die Vorberge des Himalaya eingewandert sind. Da sie keine Arier sind und auch große Teile Myanmars bewohnen, betrachten sie sich nicht als Inder und streben z.T. gewaltsam nach Unabhängigkeit.

Nachdem wir bereits vor einem Jahr den nördlichen Bundesstaat Arunachal Pradesh bereist hatten, wollten wir jetzt Menschen und Kulturen des südlich gelegenen Nagalandes kennenlernen. Uns interessieren vor allem Lebensformen und Werte, die noch nicht von der westlichen Konsumindustrie vereinnahmt worden sind, die eine Alternative zu unserer christlich-europäischen Kultur darstellen.

Informationen zum Nagaland: - Naga-Nationalismus, - Geschichte des Nagalandes,- Schulen, Sprachen, - alte Kultur, Tänze und Lieder, - Verdienst-, Erinnerungs- und Friedenssteine der Naga, - Symbole des Fortschritts, - Probleme heute (Geld, Drogen und Alkohol, fremde Einwanderer, Abholzungen, Korruption), - wirtschaftliche Entwicklung, - Verwestlichung der Nagakultur, Wandel in den alten Stammeskulturen - Verbindung von christlichen Inhalten mit alten Naga-Symbolen, - Äußerungen der Baptistenkirchen zur Gewalt, - Bienenhaltung und Honiggewinnung

Rundreise im April 2003


Teepflückerinnen am Rande der Nagahills

1. Auf dem Weg ins Nagaland

In der Assam-Ebene

Nach 23 Stunden Fahrt und Flug über London und Calcutta sind wir in Assam (Dibrugarh). In Calcutta sind unsere Freunde, die Weltreisenden Lolli-Sandra und Chicken-Volker zu uns gestoßen. Entgegen unseren Befürchtungen, James, unser kanadischer Verbindungsmann in Assam, könnte nicht am Flughafen sein, werden wir von einem vierköpfigen Team mit einem Tata Sumo empfangen. Die Reiseagentur aus dem Nagaland ist gleich mit mehreren Leuten angereist. Die vier Begleiter beruhigen uns, unser staatliches Permit für die Route liege vor. Noch ist der Tourismus beschränkt. Ausländer (es müssen Gruppen zu vier oder mehr sein) benötigen eine Reiseerlaubnis, die für 10 Tage gilt, aber verlängerbar ist. Wir atmen auf.


Eine von einem Polizisten ferngesteuerte Ampel in Sibsagar

Es kann losgehen und es geht gleich weiter nach Sibsagar in die Stadt der Ahomkönige. Unterwegs beginnt es zu regnen. Die landwirtschaftlichen Produkte, die von Einheimischen auf Plastikbahnen am Straßenrand angeboten werden, versinken im Schlamm. Ein LKW ist in den Straßengraben gerutscht. Das Hotel Siddharta in Sibsagar ist sehr einfach. Ein Problem des Nagalandes lernen wir bereits am ersten Abend kennen. Es geht immer wieder das Licht aus. Das Kramen und Suchen in Koffer und Rucksack bei Kerzenlicht gehört bald zu unserem Alltag. James bekommt einen Teil der vereinbarten Reisesumme ausgezahlt. Den Rest soll er erst am Ende der Reise bekommen, wenn alles planmäßig verlaufen ist.


Rudra Sagar, ein Shivatempel bei Sibsagar

Hinduistische Tempel bei Sibsagar (Assam)

Die Nacht wird kühl, aber der beginnendeTag bringt wieder Temperaturen über 30°. Zunächst besuchen wir einige Shivatempel bei Sibsagar (=Shivasagar) am Jaysagar Stausee, der zur Bewässerung der Reisfelder dient. Da der Montag der Tag Shivas ist, sind viele Menschen im Tempel. Vorbei an einer langen Reihe von Bettlern, die vor allem um Reis betteln, kommen wir in eine offene Halle, wo Saddhus segnen und farbige Segensbänder verkaufen und die Gläubigen auf Gerüsten Wachslichter aufstellen, meist drei auf einem Teller, und an die vielen Bronzeglocken schlagen - Shiva hör` uns, wir kommen. Durch einen weiteren Vorbau gelangen wir wie durch einen höhlenartigen Schlund (Muttermund) zu einer Treppe, die abwärts zu einem Brunnen führt. Unten drängen sich die Menschen um eine Mitte, halten in den Händen Blätter, Blüten, Wassergefäße und Räucherkerzen, stehen mit geschlossenen Augen und summen Mantras. In der Mitte stehen Shivalingams und ein Nandi, ein kleiner marmorner Stier als das Reittier Shivas. Über diese Symbole wird Wasser und Milch geschüttet, das dann über eine Leitung in den Stausee gelangt, und die Fruchtbarkeit der Felder fördern soll. Von einem Brahmanen, der für die Gläubigen heilige Rituale vollzieht, bekommen wir als Geschenk von Wasser triefende Bananen. Die intensive Atmosphäre schlägt uns wie häufig in ihren Bann.


Rang Ghar, ein Palast der Ahomkönige

Die Ahomkönige

Weitere Bauwerke führen uns in die Geschichte Assams. 600 Jahre lang regierten die Könige der Ahom über das wilde Assam. Sie kamen im 13. Jh. von Myanmar über die Berge, hatten zwar eine höhere Kultur und bessere Organisation, standen aber in ihrer Grausamkeit den Naga in Nichts nach. Wie ihre Chroniken berichten, wurden bei der Unterwerfung der Nagastämme "viele Naga getötet und viele gefangen. Einige wurden in Stücke geschnitten und ihr Fleisch gekocht. Dann zwang der König einen jüngeren Bruder, das Fleisch seines älteren Bruders zu essen und einen Vater das Fleisch seiner Söhne. So vernichtete der König Shukapha die Nagadörfer." (Ahom Buranjis)

Diese grausamen Auseinandersetzungen mit den Naga dauerten an, bis die Könige die Engländer um Hilfe riefen. Seitdem gehörte Assam zum Kolonialreich Britisch-Indien. Die Briten nutzten das Land, indem sie Tee anbauten, Öl und Kohle förderten und Straßen und eine Eisenbahnlinie bauten.

An die Zeit der Ahomkönige erinnern nur noch einige Ruinen. Architektonisch besonders interessant ist ein zweistöckiger Palast in Form eines umgedrehten Bootes. Auf dem "Dach" schlängelt sich eine krokodilsköpfige Schlange, die drei Türmchen trägt. Von diesem Gebäude aus verfolgte der König Hahnen-, Stier- und Ringkämpfe. Die Begräbnisanlagen der Ahomkönige, viele hohe Erdhügel mit Ziegelkammern, werden heute als nationales Denkmal gepflegt.

Am Abend werden wir von einem Nachfahren der Könige eingeladen und aus Anlass des Bihufestes mit Baumwollschals beschenkt. Geschmückt mit diesen Schals gehen wir durch die Stadt, erleben die umherziehenden Musikgruppen, die in den Häusern singen und tanzen und dafür Geld oder andere Geschenke erwarten. Auf dem Markt und in den Straßen erregen wir ungewöhnlich starkes Aufsehen und werden von allen Seiten bestaunt, als ob die Menschen noch nie weiße Europäer gesehen hätten.

Im Nagaland
mit Tonbeispiel Frauen aus Tuophema


Unser Fahrer mit der Allzweckwaffe der Naga

Unser Start am Morgen zeigt die klimatischen Schrecken des Landes. Während des Frühstücks erhebt sich ein gewaltiger Wind, so dass der Kellner alle Fenster schließen muss, und alsbald prasselt der Regen herunter. Auf unserer Fahrt spritzt das Wasser über die Kühlerhaube und die Straße verschwindet im Dunst. Selbst die zahlreichen indischen Kühe sind von der Straße verschwunden und drängen sich an die Hauswände. Die Straße hat sich inzwischen in einen Weg mit zwei schlammigen Fahrspuren verwandelt. Zugewachsene Schienenreste verraten, dass früher sogar eine Schmalspureisenbahn in diese Gegend am Ende der Welt führte.

Aber dann geht es nicht mehr weiter. Der Weg ist unbefahrbar. Eine Straßenkarte besitzt unser Fahrer nicht. Er muss immer wieder bei Einheimischen den Weg erfragen. Schließlich passieren wir die Grenze vom Nagaland. Soldaten kontrollieren unseren Erlaubnisschein und unser Auto. Alsbald steigt die schmale Straße in vielen Kehren hinauf in die Nagahills bis über 1300 m. Meist fahren wir durch Wolken oder sehen die Wolken von oben. Lange dauert es, bis wir die ersten Spuren menschlicher Besiedlung sehen: abgebrannte Waldstücke und Hänge mit zartem Grün. Dann die ersten mit Palmblättern gedeckten Häuser und wieder Kühe. Frauen tragen mit einem Stirnband spitz zulaufende Körbe, Männer haben ein kleines Pflugholz auf der Schulter.


Brandrodung in den Nagahills

Die Entwaldung ganzer Landstriche durch Abbrennen der Vegetation finden wir erschreckend . Wir fragen uns, warum betreiben viele Bergstämme nicht Terrassenbau, wie wir es später im Süden bei den Angami finden, die diese Form der Landwirtschaft bereits seit Jahrhunderten betreiben. Wir erfahren, dass bei der Jhum-Brandrodung (slash and burn) die alten Bäume stehen bleiben, z.T. sogar Hunderte neu im Jhum-Feld angepflanzt werden, um die Bodenerosion zu verhindern. Diese werden dann alle 4-6 Jahre beschnitten, um so zusätzliches Feuerungsholz zu gewinnen. Die Blätter ergeben zusätzlichen Mulch. Aber der zunehmende Landbedarf der schnell wachsenden Bevölkerung (64% in den letzten 10 Jahren) führt dazu, dass die Berge mit ehemals tropischer Flora und Fauna heute z.T. wie eine braune Halbwüste aussehen.


Ein Konyak auf dem Weg zu einem Treffen

2.

Im Bergland bei den Konyak

An Wakching vorbei kommen wir nach Mon, 897 m hoch, dem Hauptort der Konyak-Naga. In einem kleinen Restaurant mit Namen "Myanmar" bestellen wir Nudeln mit Ei. Durch die Fensteröffnung dringt intensiver Kerosingeruch, der uns fast den Atem nimmt. Ein Blick nach draußen zeigt eine unwirkliche Szenerie, die mich an eine Situation in einem Theaterstück von Max Frisch erinnert. Vor dem Fenster stehen sieben große Fässer mit Kerosin. Ein Fass ist halb aufgeschnitten und in dem Fass mit der blauen Benzinflüssigkeit rührt ein Mann mit bloßen Händen herum und füllt mit einer Dose andere Gefäße auf, die er an die Wartenden verkauft. Zwischendurch greift er mit seinen nassen Benzinhänden in seine Hemdentasche und zieht einige Scheine Wechselgeld heraus.

Neben ihm steht ein Naga, in dessen Ohrläppchen eine rote Gewehrpatrone und eine Sicherheitsnadel als Schmuck stecken. Eine Frau trägt kleine glänzende Batterien im Ohr. Wir begreifen, wir sind bei den Naga. Die ersten tätowierten Gesichter sehen wir auf dem nahe gelegenen Gemüsemarkt. Ein Naga erscheint mit einem Speer und einem Regenschirm. Bevor er die Marktfläche betritt, bohrt er den Speer mehrfach in den Boden. Einige Marktfrauen tragen als Schmuck aufrecht stehende, rot gefärbte Stacheln eines Stachelschweins im oberen Ohrläppchen. Alle starren uns mit größter Neugier an und lassen sich lachend fotografieren.

Bei einem Spaziergang durch Randsiedlungen in Mon werden wir von den Bewohnern herzlich begrüßt. Besonders ein Mann verfolgt uns und winkt, wir sollten ihm den Hang hinab zu seinem Haus folgen. Misstrauisch und widerwillig folgen wir ihm. Immer wieder verbeugt er sich, zeigt auf die Häuser und zeigt zum Himmel. Allmählich begreifen wir, dass er uns für Missionare hält und möchte, dass wir ihn, die Menschen und die Bambushäuser segnen. Inzwischen hat er eine große Menschenmenge versammelt und bittet um unseren Segen. Unseren Widerstand akzeptiert er nicht, und es ist auch nicht möglich, ihn in englischer Sprache aufzuklären. Schließlich erbarmt sich Chicken-Volker, unser Freizeittheologe, und segnet sie mehrfach. Nur mit Mühe können wir ihn abhalten, die Einheimischen auch noch mit Mineralwasser zu besprengen. Peinlich berührt sehe ich dem Schauspiel zu. Die Anwohner haben inzwischen Stühle herangeschleppt und bedrängen uns weiter. Erst nachdem Volker nochmals das christliche Kreuzzeichen über sie geschlagen hat, lassen sie uns gehen. Begleitet von vielen Kindern klettern wir wieder den Hang hoch. Im Dorf sehen wir dann an den Hauswänden Plakate, die verraten, dass in den letzten Tagen kanadische Baptisten-Missionare hier gepredigt haben. Des Rätsels Lösung war, dass Europäer hier in den abgelegenen Gebieten wohl meistens als exotische Missionare auftauchen, denen man besonders viel magische Kraft für das Wohlergehen von Mensch und Erde zurechnet.

Die traditionellen Konyak-Naga beten zu einem Himmelsgott Gawang, der mächtiger ist als die Erdgeister, die mit einem geopferten Huhn zu beruhigen sind. Nur Gawang hat Macht über Sonne und Regen. Er ist der allwissende und allmächtige Schöpfergott mit Speer und Schlagmesser. Zum Frühlingsfest legen die Naga ihren Festschmuck an und die Männer tanzen mit ihren Waffen um einen hohen Bambuspfahl. Ein Schamane wirft eine Handvoll gekochten Reis gegen den Himmel und betet:

Gawang, Herr des Himmels, gib, dass unsere Felder gedeihen; gib, dass wir Reis in Fülle haben; gib, dass wir Hirse in Fülle haben; gib, dass wir Taro in Fülle haben. Lass die Menschen dieses Dorfes heil sein; lass unsere Kinder heil sein.

Wie die Frau den Mann umfängt, so möge die Erde den Samen des Reises in ihrem Schoß aufnehmen.
(nach Fürer-Haimendorf, S.238)


Die Baptistenkirche überragt in Mon Village alle Häuser.

Exkurs: Die christliche Missionierung der Naga und ihre Folgen
Kreuze und Wellblechdächer als Zeichen des Fortschritts

Im Nagaland erleben wir zu unserer Überraschung ein fundamentalistisch christliches Land. Wir sind im einzigen Baptistenstaat der Welt mit 90% Christen, in dem seit 125 Jahren baptistische Missionare, zunächst aus Amerika, den christlichen Glauben und die westliche Kultur verbreiten.

Die amerikanischen Baptisten kamen 1869, schon neun Jahre vor den Engländern, zu den Ao-Naga ins Nagaland. Trotz der traditionellen Feindschaft der Naga allen Fremden gegenüber, wurden die Missionare akzeptiert, weil sie die Naga als menschliche Wesen akzeptierten und ihr hartes Leben mit ihnen teilten. Sie kamen ohne Waffen und ohne materielle Ansprüche. Sie predigten Liebe und hassten sie nicht wegen des Verzehrs von Rindfleisch wie die Hindus, und sie verachteten sie nicht wie die Muslime wegen des Verzehrs von Schweinefleisch. Ihre Unwissenheit und ihr Analphabetentum machten sie in den Augen der Missionare nicht zu Untermenschen. Die Naga selbst erklärten sich ihre Unwissenheit mit einer Geschichte: Als Gott den Menschen in der Ebene und in den Bergen ein Stück Tierhaut mit dem Alphabet gab, aßen die Naga auf dem Heimweg die Tierhaut auf, so wie sie es üblicherweise auch zu Hause taten.

Die Missionare hatten nur ganz allmählich Erfolge. 1891 verzeichneten sie 211 Konvertiten und 1901 nur 579 (nach E.Verrier). Das hing wohl damit zusammen, dass die Missionare aus den heidnischen Naga neue, westlich-christliche Menschen machen wollten. Das bedeutete, dass ein christlicher Naga seine alte Kultur, seine Traditionen, seine Gebräuche, seine Kleidung, seinen Schmuck, seine Essgewohnheiten aufgeben musste. Schon in den ersten Jahren (1873) gründeten die Missionare mit den Getauften ein neues Dorf in der Ao-Region (Molungyinsen nicht weit vom alten Molungyinchen). Inzwischen gibt es in jedem Nagadorf mindestens eine Baptistenkirche, manchmal daneben auch eine katholische Kirche.

Die Baptistenkirche überragt meist alle anderen Häuser. Da die Baptisten freikirchlich und nicht hierarchisch organisiert sind, hat jeder Naga-Stamm in den größeren Städten eine eigene Kirche. In vielen Orten stehen riesige Kathedralen und viele neue werden noch gebaut. Wir hatten den Eindruck, dass das Christentum hier wie in keinem anderen Land eine dominierende und dynamische Rolle spielt.

Nicht nur die großen Kirchen mit den weithin sichtbaren Kreuzen sind bezeichnend für das "neue" christliche Nagaland, sondern auch die Bibelsprüche, die seitwärts der Straßen wie Reklametafeln den Reisenden begleiten. Das weist auch darauf hin, dass inzwischen 67 % der Bevölkerung lesen können. In den Städten befinden sich viele Büchergeschäfte, z.T. nur mit christlich-baptistischer Literatur. Ebenfalls erscheinen viele Zeitungen in englischer Sprache und verstärken den Eindruck, dass viel gelesen wird. Ich denke da an die deutsche Lesekultur im heimischen Münsterland, wo nur eine Zeitung über das regionale Geschehen berichtet und nur zwei kleine Bücherläden Gedrucktes anbieten.

Aktive Schamanen wie bei den Apa Tani im nördlichen Bundesstaat Arunachal konnten wir nicht beobachten. Unser Eindruck war, die meisten Naga haben die Verbindung zu ihrer animistischen Kultur verloren und sind seit einigen Generationen christliche Baptisten.

Die traditionelle Religion, der Animismus, zeigt sich wohl nur noch verborgen in der Überzeugung, dass man die Erdgeister günstig stimmen müsse durch Nahrungsgaben, Getränke und Feuer. Mit diesen Naturgeistern kann man aber nur indirekt in Verbindung treten, indem man aus verschiedenen Zeichen ihren Willen liest. Dazu werden Bambusspäne, Hühner, Vögel, Insekten, Glücksteine, Töpfe, Eier, Träume u.ä. gedeutet. (nach der Governmentseite People`s of Nagaland im Internet)

Bei unseren Besuchen in den Dörfern und Häusern der verschiedenen Nagastämme wurden vorhandene Objekte, die der Abwehr von bösen Geistern dienen, verschämt als alt und unwichtig bezeichnet. Ebenfalls schämten sich die alten Frauen häufig ihrer alten Tätowierungen und bedeckten die Stirn- oder Kinntätowierungen mit den Händen.


Am Morung von Chui

3.

Zeugnisse einer Kopfjägerzeit

Nach einer schlaflosen Nacht in einem kalten, feuchten Zimmer, nur unzureichend mit einer dünnen Decke zugedeckt, von einigen Mücken oder Ameisen gestochen, suchen wir etwas Essbares. In einer kleinen Imbissbude, neben der gerade Soldaten mit lautem Gebrüll exerzieren, bekommen wir Chapati und Spiegeleier. Die unangenehmen Reisebedingungen belasten uns und machen uns empfindlicher. Die Nagadämonen setzen uns zu. Hoffentlich rollen keine Köpfe.

Als wir zu einer Besichtigung der Konyak-Dörfer Chui, Shangnyu und Mon aufbrechen, liegt die Stadt Mon noch zwischen tief hängenden Wolken. Nach längerer Fahrt durch die grüne Hügellandschaft, die immer wieder durch braune, abgebrannte Hänge mit sprießenden Hiobstränen (Grassamen zur Herstellung von Bier), Weizen, Hirse, Mais und Maniok unterbrochen wird, erkunden wir einige Angh (Häuptlings) - Dörfer. Die Dörfer liegen zur besseren Verteidigung auf einem Gebirgssattel und waren früher, als man zu jeder Zeit mit einem Überfall von Kopfjägern aus benachbarten Dörfern rechnen musste, mit Palisaden geschützt.


Häuptlingshaus in Chui mit vielen Schädeln als Zeichen des Ansehens

An der höchsten Stelle des Dorfes Chui steht das Bambushaus des Angh von Chui, etwa 15 x 30 m groß. Die weiß gestrichenen Außenwände sind mit den Schädeln von Büffeln und Antilopen bedeckt. Davor lehnen noch die Schädel von einigen Elefanten. Das alles deutet auf das Ansehen und die Verdienste des Angh hin. Die Büffelgehörne zeigen, wie viele Tiere er bei Festen für die Dorfgemeinschaft geschlachtet hat. Früher wurden an seinem Haus auch die von den jungen Männern erbeuteten Menschenköpfe ausgestellt. Noch in den sechziger Jahren des 20. Jh`s hatte die Tschechin Milada Ganguli an dieser Stelle Regale mit 56 menschlichen Schädeln gezählt (s. M.Ganguli, Die Reise zu den Nagas, 1970). Der Angh ist der Häuptling eines größeren Bezirks. Er wohnte im größten Haus und beherbergte die Sammlung menschlicher Schädel. Er darf, nachdem er die Tochter eines anderen Angh geheiratet hat, beliebig viele Frauen heiraten. Sein Amt kann nur an einen Sohn seiner "adeligen" Frau vererbt werden.

Ein weiteres typisches Gebäude der alten Nagadörfer ist das Morung, das Haus der jungen Krieger zwischen 16 und 23 Jahren, die hier schliefen und für die Sicherheit des Dorfes verantwortlich waren. Das Morung von Chui ist mit neuen, witzigen Krieger- und Tigerfiguren aus Holz versehen worden. Im Innern befindet sich die große Signaltrommel, ein Baumstamm, der durch einen Schlitz von oben her ausgehöhlt wurde. Die Enden bleiben geschlossen und werden mit Kopfsymbolen geschmückt.

Inmitten der traditionellen Häuser mit den Palmblattdächern erhebt sich an der höchsten Stelle der Rohbau einer großen Baptistenbasilika in den Himmel. Ein Grab weist auf die Konyakkönigin hin, die über 20 andere Dörfer herrschte und die Männer des Ortes tätowierte, wenn sie einen Kopf ins Dorf brachten und die mit dem Dorf zum Christentum übertrat.

Die alte große Signaltrommel, die von 20 Männern geschlagen wurde, steht noch im alten Versammlungshaus, dem Morung, das noch mit vielen traditionellen Kopfjägersymbolen geschmückt ist. Neben der Kirche hängt als neuer Signalgeber eine eiserne Autofelge, die Vorstufe zur christlichen Glocke.




Gedenkstein für die Häuptlingsfrau von Chui

Bis zum Dorf Shangnyu können wir nicht mit dem Auto fahren, weil sich der Weg in große Schlammlöcher verwandelt hat. Aber eine Wanderung durch die subtropische Landschaft ist beeindruckend. Das Dorf liegt hoch oben auf einer Anhöhe und bietet einen wunderbaren Rundblick über die umliegenden Berge. Beim Anstieg werden wir an der höchsten Stelle von einer großen Anzahl von Monolithen begrüßt, die als steinerne Zeugnisse für erbeutete Köpfe aufgestellt wurden und von Ruhm und Mannesmut der Krieger künden sollen.

Die neue Zeit wird hier durch ein Kreuz und ein Grab, eine Schule, in der die meisten Kinder eine Schuluniform tragen, und durch ein kleines Museum dokumentiert. Der Angh von Shangnyu war ein mächtiger Mann, der von vielen Dörfern zwischen Sibsagar in Assam und den Wancho-Naga in Arunachal Pradesh Abgaben bekam. Im Museum staunen wir über eine riesige Baumscheibe etwa 7 m lang, 2.50 hoch und 1.20 m dick, aus der viele Fruchtbarkeitssymbole heraus gearbeitet worden sind. Die Motive sind zwei große Tiger, zwei Krieger mit Tätowierungen und erigiertem Glied, eine stillende Mutter mit Kind, Mann und Frau beim Sexualakt, ein krähender Hahn, eine große Schlange, ein doppelter Regenbogen, Menschenköpfe, Affen.

Als wir am Nachmittag zum alten Dorf Mon fahren, ist der Himmel immer noch bewölkt. In diesem Gebiet sehen wir besonders viele entwaldete, abgebrannte Hügel. Die Leute sind dabei, in gleichmäßigen Abständen Bambushäuser zu bauen, die während der Vegetationsperiode als Unterkünfte genutzt werden. Seitwärts der Bergstraße werden Wasserrohre verlegt. Diese Arbeiten werden als Teil eines allgemeinen Arbeitsdienstes verrichtet. So waren heute Morgen in Mon alle Geschäfte geschlossen, weil alle Bewohner damit beschäftigt waren, die Straßen und Gräben zu reinigen.

In Mon (1100 m hoch) treffen wir im Anghhaus rund um die Feuerstelle auf eine malerische Versammlung von Häuptlingen aus untergeordneten Dörfern, die gekommen sind, um über den Nachfolger des verstorbenen Angh zu beraten. Sie tragen die typischen Merkmale eines erfolgreichen Kopfjägers, die Tätowierungen und die Kette mit den Messingköpfen, die auf die Zahl der heimgebrachten Köpfe hinweist. Wie der alte Angh soll auch sein 20 jähriger Sohn dem Opium verfallen sein. Der Raum präsentiert dem Eintretenden an der Wand eine Gewehrsammlung, sechs große Gongs, eine Hutsammlung und das Fell eines Tigerkopfes. Über dem Feuerschutz hängt eine verrußte Eule. An der Seitenwand stehen zwei Betten mit einer Reihe der Glück bringenden Nashornvögel.


Häuptlingsfrau des gerade verstorbenen Angh

Die Hauptfrau des alten Angh trägt an den Ohren die aufrecht gestellten roten Stacheln und schaut zu, wie die übrigen Frauen Reis und Hirse zur Vorbereitung eines Festmahls sieben. Schon der kleine Enkel trägt eine Kette mit Messingköpfen. Neben dem Haus steht auf der einen Seite ein hoher Empfangs- oder Sendemast (?) und auf der anderen Seite ein hoher, eingezäunter Hügel mit vielen Kopfjäger-Erinnerungssteinen. Ein Stein mit vielen Einkerbungen für die unterworfenen Dörfer als eine Erinnerung an den mythischen Gründer des Dorfes zeigt uns die Bedeutung dieses Platzes. Aber nicht weit davon sehen wir die übliche Baptistenkirche als das Zeichen der neuen, gewandelten Wertevorstellung.

Als wir das Dorf verlassen, begrüßen uns die ersten Sonnenstrahlen, und im Gästehaus funktioniert vorübergehend das elektrische Licht, so dass alles freundlicher erscheint. Für weitere Stromausfälle haben wir noch eine chinesische Taschenlampe gekauft, die aber ebenso unzuverlässig ist wie die Stromzufuhr, so dass wir sie am nächsten Morgen umtauschen. Spät am Abend trifft noch ein auch im amerikanischen Fernsehen auftretender Baptistenprediger aus Kanada ein, der auf vielen Plakaten in der Stadt den Leuten Erweckung und Heilung (Revival and Healing) verspricht. Wir singen leise zum Entsetzen unseres Nagateams mit etwas Ironie "Halleluja und Amen" und schon prasselt der Regen wieder auf das Dach und erinnert uns an unseren Fehltritt.


Geschnitzte Köpfe zur Stärkung der Fruchtbarkeit im Morung von Mon

Exkurs: Die Bedeutung der Kopfjagden

Die früher übliche Ausstellung der ins Dorf geholten Menschenschädel, die allen Bewohnern und Besuchern die Macht, Kraft und den Ruhm des Dorfes zeigen sollte, ist von den Behörden verboten worden. Nur in drei Dörfern sollen noch Schädel zu sehen sein. Da dieses Dorf im Norden weit ab der befahrbaren Wege liegt, verzichten wir aus Zeitgründen auf einen Besuch. (Bei unserer zweiten Rundreise sechs Jahre später besichtigen wir mit der Erlaubnis des jeweiligen Angh die Aufbewahrungsstellen der Schädel: in einem hohlen Baum, in einer Schlitztrommel und unter einer großen Steinplatte.) An Stelle der Originalschädel werden aber in vielen Dörfern an den Versammlungshäusern und an den alten Befestigungstoren neben den Tiersymbolen (Tiger und Nashornvogel) in Holz geschnitzte Köpfe gezeigt.

Die Jagd nach dem Kopf eines Menschen konnte viele Gründe haben.

- Es konnte Blutrache sein, die auch nach mehreren Generationen noch ausgeübt wurde.

- Es konnte das Verlangen nach Anerkennung als großer Krieger sein, weil nur erfolgreiche Kopfjagden es dem Krieger erlaubten, den Körper mit Ornamenten zu schmücken, einen Gürtel, den Hauer eines Wildschweins, Kaurimuscheln, Ohrringe, Federn des Nashornvogels, elfenbeinerne Armreifen, Halsketten, bei den Konyak Messingköpfe, weitere Gehänge, Umhängedecken und Tätowierungen zu tragen, um seine Tapferkeit in der Dorfgemeinschaft sichtbar demonstrieren zu können.

- Die Köpfe waren Zeichen für Fruchtbarkeit in der Familie und auf den Feldern und versprachen Erfolg bei der Jagd.

- Wenn eine neue Stelle für die Brandrodung ausgesucht worden war, dann musste dem Geist des Feldes ein Kopf geopfert werden, sonst bestand die Gefahr, dass die Früchte durch Dürre, Hagel, wilde Tiere, Vögel u.ä. vernichtet wurden.

- Köpfe wurden gebraucht für die Erneuerung eines Stadttores, für die Herstellung der Signaltrommel, für den Wiederaufbau eines Wächterhauses und als Trophäe für den Hauptpfosten eines neuen Hauses. Nach der Durchführung der Riten wurden die Köpfe in ein Regal am Hause des Dorfchefs gestellt. Die Zahl der Köpfe zeigte die Macht, die Kraft und den Reichtum des Chefs.

- Bei vielen Nagastämmen war es wichtig, dass ein junger Mann vor seiner Heirat einen Kopf erjagte. Damit zeigte er seine Fähigkeit, seine Frau zu beschützen. Ein Mann ohne Zeichen einer erfolgreichen Kopfjagd wurde auf den Dorffesten ausgelacht.

- Die Seelen der erbeuteten Köpfe dienten dem Jäger im Totenreich als Sklaven.

Die Kopfjagd hatte also in den alten Nagagemeinschaften einen enormen konstitutiven Wert. Sie führte aber auch dazu, dass die Dörfer oft in dauernder Feindschaft und Angst lebten und sich manchmal ausrotteten. Nach britischen Aufzeichnungen, seit 1850 unternehmen die Briten Expeditionen ins Nagaland und hatten die Kopfjagden verboten , wurden in 20 Jahren etwa 566 Köpfe erbeutet. Wenn die Briten von einer Kopfjagd erfuhren, dann schickten sie eine bewaffnete Truppe aus, die das ganze Dorf niederbrannte. Der Gouverneur von Assam berichtet 1905 von 545 Ermordungen in 3 1/2 Jahren. Allein das Dorf Pangsha, das außerhalb des kontrollierten Gebiets lag, nahm 1939 96 Köpfe in einem Grenzdorf. Die dauernde gegenseitige Bedrohung führte auch zur Einigelung und Isolierung der Dorfbewohner, so dass sich unterschiedliche Dialekte entwickelten, die eine sprachliche Kommunikation der Dörfer untereinander verhinderten. In einem Dorf wies uns der örtliche Führer darauf hin, dass es hier drei verschiedene Sprachgruppen gäbe, die sich nur schwer verständigen könnten. Die großen Verständigungsschwierigkeiten im hinduistischen Indien, wo viele Bundesstaaten sogar eine eigene Schrift und eigene Fernsehstationen haben, so dass sich auch Inder oft nur mit Englisch, im Norden evtl. auch mit Hindi, verständigen können, treten hier auf engstem Raum potenziert auf.

Haimendorf beschreibt, wie er in den 30er Jahren des 20. Jh.s bei seinen Reisen mit dem britischen Verwaltungsbeamten Mills nach einer Strafexpedition befreundeten Volksstämmen einen Kopf mitbrachte, den diese so unter sich aufteilten, dass jedes Dorf ein kleines Stückchen bekam. Ich denke unwillkürlich in Richtung europäischer, katholischer Reliquienverehrung.


Steindenkmäler für erbeutete Köpfe in Shangnyu

Exkurs: Die Beerdigungsriten

Da die Naga glauben, dass auch nach dem Tode vom Kopf eine magische Kraft entsprechend den Fähigkeiten und Verdiensten des Verstorbenen ausgeht, wird z.B. bei den Konyak im Norden nach der Bestattung im Sarg der Schädel vom Rumpf abgedreht bzw. mit einem hölzernen Haumesser abgetrennt (nach Haimendorf am 6. Tag und nach E.Verrier nach 10 bis 15 Tagen). Dann wird der Kopf gereinigt und in einer Steinurne am Dorfrand beigesetzt, oft mit Schmuck in den Ohren, Holz in den Augen und einer Beigabe von Fisch und Reis. Dabei sprechen die Ältesten

Wir geben dir dies; iss es und geh weg, o Lumpu/Seele. Geh und komm nicht wieder. Wir wollen dich nicht wieder sehen.

Danach wird der Schädel drei Jahre lang bei allen Festen mit Speisen und Reisbier bedacht. Der österreichische Ethnologe Haimendorf berichtet, dass man die "Seele bzw. den Geist" mit dem Schädel eines bedeutenden Mannes in einem Netz ins Dorf brachte, um mit Hilfe der magischen Kraft des Verstorbenen das Jagdglück zu verbessern.

Die Konyak glauben, dass die Lumpu (Seele) eines Menschen in die Totenwelt geht, die unserer Welt ähnlich ist. Dort kann die Seele allerdings erst "normal" leben (kochen und einen Platz bekommen, sogar heiraten und Kinder zeugen), wenn die Verwandten bestimmte Riten vollzogen haben. Vor allem müssen sie ein großes Fest für das Dorf geben. Tun sie das nicht, dann wird die Seele zurückkommen und die Verwandten und Freunde krank machen.

Wie wir feststellen konnten, werden auch heute noch Kleidungsstücke und Schuhe des Toten an das Grab gestellt, damit er im Land der Toten nicht schlechter leben muss als auf der Erde und nicht kommt und sagt "Sie haben mir nicht gegeben, so will ich ihnen auch keine gute Ernte geben." Früher wurden für große Krieger reliefartige Holzfiguren und Holzköpfe aufgestellt. War es ein Figurenpaar, dann stellte die linke Figur den Toten dar (Chasa) und die rechte Figur seinen Schatten (Chapa). Weitere Figuren und Köpfe weisen auf die Zahl der erbeuteten Köpfe hin. Die Naga glauben, dass die Seele, die zurückkehrt aus der Unterwelt, darüber erfreut sein wird und sich geschmeichelt fühlt.


In Longsa, dem Dorf der Steine, wo es vor den Häusern viele große Erinnerungssteine gibt, steht auch vor der Baptistenkirche einer.

Exkurs: Pfähle und Steine des Ansehens

Ein weiteres konstitutives Element des sozialen Lebens und der Nagakultur bilden die Feste, die jemand für die Dorfgemeinschaft ausrichtet. Reiche Leute, die Fleisch, Reis und Reisbier für eine Gemeinschaft bieten, spenden mit diesen Geschenken ihre eigene Fruchtbarkeit - Reichtum wird als Zeichen der Fruchtbarkeit angesehen - auf die Festteilnehmer. Dafür erhalten sie Ansehen, Ruhm und Ehre und dürfen als Verdienstzeichen große Steine und gegabelte Pfähle, an denen das Opfertier hing, vor dem Haus aufstellen. Jemand, der 30 und mehr Feste ausgerichtet hat, wird höher geachtet als ein Krieger, der ein solches Maximum an Köpfen erbeutet hat, und er darf Ehre in diesem Leben und im Totenreich erwarten. Er erwirbt damit auch die Berechtigung eine spezielle Kleidung mit verschiedenem Schmuck zu tragen und aufs Dach seines Hauses große Zeichen zu platzieren, die allen Menschen seinen Ruhm verkünden. Solche Hinweise auf ehrenvolle Festgeber haben wir überall in den Dörfern des Nagalandes gefunden.

Weitere Steininschriften

Das Bedürfnis, sich durch soziale Aktivitäten ein Denkmal zu setzen, scheint den Naga in besonderem Maße "angeboren" zu sein. Wie wir sehen konnten, treten in neuerer Zeit neben traditionelle Zeichen steinerne Gedenktafeln, auf denen alle an einer Aktion Beteiligten ihre Namen verkünden.


Steinsetzungen in Tuensang

4.

Im Land der Ao-Naga

Ao=Aor d.h. "die, die gekommen sind" (über den Fluss Dikhu), im Gegensatz zur Bezeichnung Mirir d.h. "die, die nicht gekommen sind" für die östlichen Stämme der Sangtam, Phom, Chang u.a.

Bei starkem Regen verlassen wir nach einem kuriosen Frühstück Mon. Leider ist der Weg nach Süden unbefahrbar, so geht es in langer Fahrt über fast unbefahrbare Wege wieder hinunter in die Assamebene. Auch dort sind die Straßen in einem ruinösen Zustand. Bei Tilu überqueren wir erneut die Grenze des Nagalandes und erreichen wie bei einer Geisterfahrt durch Wolken, Regen und Dunkelheit in 1325 m Höhe das Circuithaus von Mokokchung. Im Dunkeln tasten wir uns durch die Zimmer. Es sind keine Kerzen, keine Bettlaken und keine Decken vorhanden. Die Wasserleitungen sind defekt. Plastikstühle, ein Tischchen, Steinfußboden, kahle Wände lassen nach der anstrengenden Fahrt keine Entspannung aufkommen. Die Zimmer scheinen aber sauberer zu sein als in Mon. Nur Volker hat Angst vor Mäusen und möchte seine Plätzchen nicht im Zimmer aufbewahren. Die entbehrungsreiche, ungewöhnliche Situation erzeugt Stress und bei Stress wird man leicht aggressiv. Wir müssen uns zusammenreißen.

Die vielen Baptistenkirchen verraten, dass wir uns in einem Zentrum des Christentums befinden. Hier (in Molung) begannen 1876 amerikanische Baptisten mit ihrer Missionierung. Schon vor Mokokchung leuchtete uns eine festlich erleuchtete Kirche mit einem großen roten Kreuz entgegen, eine Polizeikirche, eine Kirche für den Phom-Stamm und weitere, für jede Volksgruppe eine. Mokokchung war das erste Territorium des Nagagebietes, das die Briten 1889, nachdem bereits die Baptisten im Land waren, besetzten.

Nachdem wir die Nacht wieder ohne Licht, aber mit Blitz, Donner und Regen und einigen Flohstichen überstanden haben, machen wir uns auf den Weg, die Dörfer Mopungchukit, Longkhum und Ungma zu besuchen. In Mopungchukit zeigt sich der moderne Fortschritt an den rostigen Blechdächern, aber auch an dem Bestreben die alte Ao-Kultur zu beleben. Am Schulplatz steht ein neuer Morung mit Palmblattdach. Auf dem Platz üben mehrere Jugendgruppen traditionelle Tänze für ein bevorstehendes Fest ein. Als Gäste bekommen wir von ihnen ganz untraditionell Plätzchen und Tee. An der höchsten Stelle im Dorf wurde ein Aussichtsturm gebaut, von dem wir den Blick über die verhangenen Nagaberge genießen. Dann steigen wir über den alten Missionarsweg abwärts und gelangen zu einem kleinen See und zu einem alten Ritualplatz mit einigen Hütten. Sechs aufrecht stehende Steine weisen auf die sechs Siedlungsteile des Dorfes hin. Daneben steht ein hoher Baum mit geschnitzten Symbolen, die Geschichtssäule. An der Basis weisen drei Wülste auf die drei Clans hin, in die der Stamm der Ao gespalten ist, und die jeweils eigene, stark differenzierte Dialekte sprechen. Darüber wieder ein Hinweis auf die sechs Siedlungsteile durch sechs menschliche Figuren, darüber werden die Entwicklungsstufen dargestellt durch einen Stierschädel, Sonne und Mond. Köpfe und Nashornvogelfedern weisen auf die Heldenhaftigkeit der Ahnen hin. Das Ganze erinnert an die Totempfähle nordamerikanischer Indianer. Oberhalb von diesem Platz, treffen wir auf die alte Baptistenkirche mit einem Museumsraum, in dem traditionelle Umhängetücher einzelner Clans, Schmuck, Geräte für die Feldbearbeitung, Hausmodelle, ein Ao-Paar mit traditioneller Tätowierung und Kleidung, ein ausgestopfter Tiger und Erinnerungsfotos ausgestellt sind.

Wie wir an den Museumsfiguren sehen können, wurden bei den Ao nicht die Männer, sondern die Frauen tätowiert. In der Pubertätszeit wurden den Mädchen vier senkrechte Striche auf das Kinn tätowiert und auf Brust, Schultern, Handgelenke und Waden verschiedene Gabeln, Pfeile und Rhomben. Da die Missionare das Tätowieren verboten haben, betrachten ältere Frauen ihre Tätowierungen als Schande und verdecken sie bei Begegnungen.

Am Nachmittag besuchen wir das Dorf Longkhum, das 1846 m hoch liegt und leider bis in die Wolken reicht, so dass wir nicht den möglichen Blick in den Smog-Himmel von Assam und in den östlichen Himalaya werfen können. Wir finden auch nicht den Sammelpunkt und Rastplatz der Seelen, die von hier aus in die Totenwelt starten. Vielleicht wird das Betonmorung, das gerade entsteht, als Startrampe ausgebaut. Vom Dorf aus führt ein Felsenweg abwärts in Richtung der Felder am Fluss. Auf diesem Weg suchen wir die Fußabdrücke, das Steinbett und die Sitzbank vom legendären Liebespaar der Ao, das sich hier in mythischer Vorzeit getroffen haben soll. An einem Loch in dem Steinwall horchen wir, ob wir ein Heulen hören; das hieße, dem Dorf droht Unheil. Während wir hier noch suchen, kommen immer wieder Frauen mit schweren Kopf-Kiepen durch den Nebel den Felsenweg hinauf. Wenn sie unten in dem Fluss ein rotes Tuch gesehen haben, werden sie wissen, dass jemand im Dorf sterben wird.


Baptistenkirche in Ungma neben restauriertem Morung

Auf dem Rückweg zum Übernachtungsquartier halten wir in Ungma, dem größten Ao-Dorf. Das Ortsbild wird beherrscht von einigen schäbigen Großkirchen, die wie Fabrikhallen an der Straße liegen. Daneben ein schönes restauriertes Morung von 1620 und viele Gedenksteine, die auf die ersten Missionare hinweisen.

Exkurs: Die Reise ins Totenreich

Auf der Reise zu der anderen Welt begegnet der Tote zunächst einem alten Mann und einer alten Frau, die überprüfen, ob der Tote während seines irdischen Lebens gut oder böse gehandelt hat. Entsprechend seinen Taten wird er in eine felsige oder grüne Landschaft geschickt, um dort zu leben.

Nach den Erzählungen der Wancho waren die Menschen früher unsterblich. Sie wurden wie Raupen und Seidenwürmer nur umgewandelt. Das brachte aber für die Tiere große Probleme, weil die Menschen sie töteten und ihnen alle Nahrung wegnahmen. Als die Tiere klagten, dass sie noch alle sterben würden, wenn die Menschen unsterblich seien, da hörte der Gott Tatchak Namlong ihre Klagen und bestimmte, dass die Menschen ab sofort sterben müssten.

Als nun der erste Mensch starb und in die andere Welt kam, war er einsam und unglücklich ohne die Gesellschaft anderer Menschen. Er sehnte sich zurück nach der Erde.

Aber der Weg zurück war nicht einfach, da es dunkel war und die Seelen der Toten sich in der Dunkelheit fürchteten. Deshalb fing der erste Mensch ein Leuchtwürmchen und trug es in seiner Hand wie eine Taschenlampe, um in den dunklen Bergen Licht zu haben. So kam er zu einer Lichtung, tanzte dort und ging dann zu seinem Dorf, um seine Freunde zu sehen.

Seitdem taten alle Toten es ihm nach. Da aber die Leute beim Begräbnis so viele Tränen vergossen, weigerten sich die Glühwürmchen zum Aufbahrungsplatz der Toten mitzukommen. Sie hatten Angst, dass ihr Licht durch die Tränen verlöschen könnte.

Somit mussten die Seelen der später Verstorbenen, nachdem sie auf ihren Waldlichtungen getanzt hatten, durch die Dunkelheit zu den älteren Toten gehen.

(übersetzt nach Myths of North-East Frontier of India von E.Verrier)

Als wir im Circuithaus ankommen, verlischt prompt das elektrische Licht. Wir sitzen bei Kerzenlicht und trösten uns mit indischem Whisky, den wir vorsorglich in Ungma eingekauft haben und tauschen unsere Eindrücke über das Ao-Land aus, enttäuschend im Vergleich zu den nördlichen Stammesgebieten. Hier hat die moderne christliche Zeit die alte Kultur gründlich ausgetrieben. Besonders die rostigen Blechdächer stören unser ästhetisches Empfinden. Die Menschen aber sind sehr freundlich. Von vielen Alten werden wir immer wieder mit Handschlag begrüßt. Vielleicht sehen sie in uns christliche Sendboten aus dem fernen Westen?


Ein Chang beim Tanz

5.

Im Land der sieben Volksstämme bei Tuensang
bei den Chang, Khiamniungan (ebenfalls als Kheamnyungen und Kalyo-Kengyu bezeichnet), Yimchungar, Sangtam, Phom und Sema

Bei freundlichem Wetter verlassen wir Mokokchung und fahren in Richtung Osten in noch höhere Bergregionen oberhalb 2000 m. Die Landschaft ähnelt manchmal einer hochalpinen, hügeligen Almlandschaft mit Hütten. In diesen Höhen wird Brandrodung betrieben. Mehrfach sehen wir Gruppen von etwa 20 Personen, die in langen Ketten die braunen Hänge mit einer Hacke bearbeiten und durch einen monotonen Arbeitsgesang den Rhythmus der Arbeit steuern. An der Straße stehen manchmal Verkaufsstände, an denen die Bauern Bananen, Ananas (3 St zu 20 Rs), Pflaumen und Farnspitzen und Brennnessel als Gemüse verkaufen. Die Dörfer gleichen Bergbausiedlungen mit verrosteten Blechhütten, in deren Mitte an der höchsten Stelle die Kirche mit einem Turmkreuz steht. An den Wänden der Häuser lesen wir christliche Parolen, die auf Gott als obersten Herrn hinweisen und auf den notwendigen Gang zur Kirche. Daneben hängen aber auch viele Plakate, die auf Aids und Lepra hinweisen.

Die Bezirkshauptstadt Tuensang zieht sich über mehrere Bergrücken, ungeordnet und eher hässlich. Zu unserer Überraschung ist das Circuithaus hier besser als in den vorherigen Städten. Aber am Abend sitzen wir wieder in Dunkelheit, Kälte und ohne Wasser.


Eingangstor von Tuensang

Das Dorf Tuensang ist noch ein traditionelles Bambusdorf mit Palmblattdächern. Einige Dächer werden gerade ausgebessert. An den Hauswänden zeigen viele Bewohner durch die Büffelschädel ihre Spendenfreudigkeit. Uns gegenüber zeigen sie eine große Scheu. Die Kinder laufen schreiend weg und verbergen sich und die tätowierten Frauen verdecken mit den Händen ihr Gesicht oder schließen ihre Haustüren.

Am Nachmittag steigen wir auf einem glitschigen, schmalen und steilen Pfad neben einem Abwasserbach hinauf bis zu einer Art Hinterhof, wo eine größere Männertruppe in der Festtracht der Chang-Krieger um eine Schlitztrommel herum einige Tänze aufführt. Auch die städtischen Vertreter der Kulturabteilung sind anwesend. Neben uns ist noch ein niederländischer Tourist anwesend. Die prächtige Tracht der Männer steht im Gegensatz zu den slumähnlichen Häusern am Hang. Auf der anderen Seite des tiefen Grabens stehen zwei Kirchen. Die alte Kultur wird in einem Hinterhof gepflegt, der kaum zu erreichen ist, zur Kirche gibt es einen Fahrweg.

Während der Vorführung beginnt es in Strömen zu regnen. Eine Zeitlang werden die Tänze unterbrochen und wir sitzen in einem holzgetäfelten Zimmer auf Stühlen. Gespräche, Plätzchen und Tee. Später tanzen und singen die Männer mit ihren nackten Füßen im Schlamm des Hofes weiter. Am Ende schütteln uns alle Männer die Hände und bedanken sich für unsere großzügige Spende, d.h. sie verlangten diesen Eintrittspreis. Der Holländer "spendete" 20 und wir auch pro Paar 10 Dollar. Sie bekamen also die stolze Summe von 40 Dollar.


Tanzkreis um eine Schlitztrommel

Ostersonntag. Es gibt wieder Wasser, aber kein elektrisches Licht. Heute wollen wir nach Pangsha, einem Ort an der Grenze zu Myanmar, der uns durch Berichte von Fürer-Haimendorf bekannt ist. Damals, 1937, unternahmen die Briten eine Strafexpedition, bei der sie das ganze Dorf, das damals das mächtigste Kopfjägerdorf war, verbrannten.

Unsere Naga-Führerin sträubt sich vehement gegen diese Tour, der Weg wäre zu weit und zu schwierig. Wir setzen uns durch und wir starten. Die riesigen Schlaglöcher erweisen sich tatsächlich als überaus unangenehm und setzen den Querlenkern am Vorderrad so zu, dass später einer abspringt und das linke Vorderrad hin und her flattert. Unser Fahrer versucht es aber immer wieder mit Draht anzubinden. Bei der Piste ein unnützes Unternehmen. Zunächst aber fahren wir bei sonnigem Wetter in einer Höhe zwischen 1500 und 1800 m.

Das Gebiet ist dünn besiedelt; Erdrutsche und viele primitive Bambusbrücken bereiten unserem Fahrer Sorgen. Mehrmals steigen wir vorsichtshalber aus und gehen zu Fuß.


Ein Palmdach wird ausgebessert.

Bei Noklak sehen wir tief unten zum Fluss hin den ersten Terrassenbau für Nass-Reis. Bei der Khiamungan-Siedlung Noklak teilt sich der Weg. Rechts geht es nach Panso und links nach Pangsha. Nach Rücksprache mit unserem lokalen Stammesguide entscheiden wir uns für das traditionellere Pangsha, ebenfalls ein Khiamungan-Dorf. Der Weg senkt sich auf 600 m, es wird wärmer, Blütenbäume, Palmen und viele wilde Büffel, die Mithuns. Nach 5 Std Fahrt sehen wir auf der anderen Talseite unser Ziel, zwei Bergrücken, auf denen drei Dorfteile liegen. Einige hundert Meter vor den ersten Häusern steht auch hier eine Kirche. Nach mehreren Bambusbrücken sind wir im Dorf, ein Schild mit einem Bibelzitat in der Sprache des Ortes begrüßt uns.

Tut Ehre jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehret die Obrigkeit. (1.Petr.2,17)


Häuser im abgelegenen Pangsha an der Grenze zu Myanmar

Endlich sehen wir wieder ein traditionelles Dorf ohne Wellblech, mit vielen Haustieren zwischen den Hausstelzen. In den zwei kleinen Läden am Dorfanfang kaufen wir als Ersatz für ein Mittagessen kleine Kekse, während die Dorfbewohner uns neugierig und freundlich betrachten. Im Dorf gibt es fünf Morung mit Trommeln, erklärt ein Mann, der mit seinen Schlägeln unser Kommen weitergibt.

Nach einem kurzen Regenguss gehen wir zwischen den Häusern durch. Viele Einwohner begrüßen uns mit Handschlag, zweimal werden wir genötigt, im Haus Platz zu nehmen. Leider haben wir nur wenig Zeit. Die alten Frauen hier tragen auch Tätowierungen: sechs Striche am Kinn, eine Raute auf der Stirn und geometrische Muster an den Beinen. Sie zeigen sie ohne Scheu.

Gegen 15 Uhr müssen wir wieder aufbrechen. Für die geplante Besichtigung von Noklak bleibt keine Zeit mehr, da wir immer wieder halten müssen, um das Vorderrad zu befestigen. Inzwischen sind wieder Wolken aufgezogen, und es wird kühler. Da es um 18.30 Uhr dunkel ist, eiern wir bei völliger Dunkelheit auf den Hof des Circuithauses, suchen unsere Kerzen und schlafen frierend dem Ostermontag entgegen.


Abends auf einer Straße im Angami-Gebiet

6.

Im Land der Angami
Durch das Stammesgebiet der Lotha nach Tuophema, Kohima, Khonoma u.a.

Nach 6 Std Fahrt kommen wir in der Distrikthauptstadt Wokha an. Unser Fahrer muss etwas essen. Für uns gibt es in dem Restaurant nichts Essbares, deshalb kaufen wir im Ort kleine Küchlein.

In der Nähe besichtigen wir Longsa, das Dorf der Steine, ein typisches Lotha-Dorf. Es liegt auf einem Felsen, war gut zu verteidigen und hat zwischen zwei Felsen einen engen Zugang. Im Innern drängen sich wieder mehrere Kirchen. An der höchsten Stelle eine Baptistenkirche aus dem Jahr 1950, dahinter eine Vorgängerkirche und etwas tiefer im Dorf eine herunter gekommene Katholikenkirche. Nach Auskunft unserer Nagaführerin wohnen im Dorf 60% Baptisten und 10% Katholiken.

Vor vielen Häusern finden sich noch die hohen Erinnerungs-Steine, die auf erfolgreiche Kopfjagden und auf für die Dorfgemeinschaft gespendete Büffel hinweisen.

Nach 1,5 Std erreichen wir Tuophema im Angami-Gebiet und beziehen komfortable, palmgedeckte Bambushütten in einem Touristendorf, bei dem jährlich im Februar nach der rituellen Reinigung der Quelle und der Reinigung der Männer von allen Krankheiten und allem Missgeschick das große Frühlingsfestival der Angami stattfindet. Das Fest dauert 10 Tage mit vielen Ritualen. Diese zeigen, dass altes, religiöses Brauchtum aus vorchristlicher Zeit gepflegt wird, z.B. wird ein Hahn geopfert, indem er erdrosselt wird. Es wird beobachtet, wie seine Füße übereinander fallen und seine Eingeweide werden am Haus der Gemeindeältesten aufgehängt und untersucht. Danach beginnt ein dreitägiges Singen und Feiern mit Reisbier und großen Mengen Fleisch. Am 7. Tag gehen die jungen Männer auf Jagd und am 8. Tag findet ein Tauziehen statt. Während dieser 8 Tage darf niemand zur Arbeit aufs Feld gehen.

Eine Gruppe indischer Touristen aus Mumbai ist schon eingetroffen. Sie erzählen, dass sie als Bankangestellte einen Ausflug nach Arunachal Pradesh unternommen haben. Gleich in den ersten Tagen sei in Arunachal bei Bomdila der Bus zusammengebrochen und jetzt seien sie mit dem Zug unterwegs. In vier Tagen solle es per Zug über Kolkata zurück nach Mumbai gehen.

Abends sehen wir zusammen mit ihnen eine sehr schöne authentische Aufführung von Gesängen und Gebräuchen der Angami. Eine Gruppe älterer Frauen spinnt Baumwolle und stampft Reis und singt dabei monotone, vielstimmige Lieder. Danach singen jüngere Paare Liebeslieder und begleiten sich auf einseitigen Zupfinstrumenten.

Spindel muss dich hurtig drehen,
Lass das Garn ganz schnell entstehen!
Schläfrig bin ich, Nacht kommt auf uns zu
Spindel, musst dich hurtig drehen,
lass schnell Garn in Mengen sehen,
ehe wir uns legen hin zur Ruh

(nach M.Ganguli, S.42)



Spinnende Frauen aus Tuophema singen in einem Kreis einen wohlklingenden, eintönigen Arbeitsgesang.

Als Spindel benutzen die Frauen einen langen Holzstab, der am unteren Ende in einen kleinen Stein eingesetzt ist. Durch Schlagen mit einem Bogen und einer Sehne wird die Baumwolle zu lockeren Haufen aufbereitet, aus dem die Spinnerinnen ein Büschel herausziehen. Gleichzeitig wird durch Drehen die Spindel auf dem Boden in Bewegung gesetzt und der Faden auf dem Schenkel geglättet. Nach dem Spinnen wird der Faden mit einer Holzkeule aufbereitet und in einen Reissud getaucht.

In den Hütten gibt es am Abend wieder kein elektrisches Licht und kein warmes Wasser. Überall im Nagaland liegen Stromleitungen, aber nur ganz selten gibt es Elektrizität.

Am nächsten Morgen, nach der Besichtigung des Museums, klettern wir schwitzend, verfolgt vom Regen, auf steilen Pfaden über die Berge zum Niethu Peak mit einem weiten Rundumblick zu den Dörfern und abwärts geht es fast pfadlos über Fels durch Dschungel steilab.

Hierbei treffen wir auf eine Steinsäule, die den Friedensschluss zwischen zwei Volksstämmen dokumentiert. Die Inschrift lautet:

Diese Steinsäule symbolisiert das Ende der Feindseligkeiten zwischen dem Volk von Tuophema und den drei Kasha-Dörfern wegen des Streits um Landrechte, der seit 1905 immer wieder aufflammte.

Durch die unerschütterliche Entschlossenheit und die unverminderten Anstrengungen beendeten die Führer, an die hier auf der Steintafel erinnert wird, den lang anhaltenden Streit, aus dem Blutvergießen und Verlust an Besitz auf beiden Seiten hervorging, am 2. Februar 1971 auf freundschaftliche Weise.

Diese historische Tafel steht als ein Zeuge für Friede, Freundschaft, guten Willen, Verständnis und Vertrauen zwischen den Volksstämmen.

Eingeweiht am 8.3.71 und besiegelt am 6.4.74 durch den Minister Mr. Riga Thong.

(Es folgt eine Auflistung von je 12 Namen von Angami und Rengma)

Nachmittags fahren wir zum 41 km entfernten Kohima, der Hauptstadt des Nagalandes (1444 m hoch, 80 000 Einwohner). Von Ferne grüßt wieder an exponierter Stelle auf einem Hügel die größte Kathedrale Nordost-Indiens in einem den Nagahäusern nachempfundenen Stil. Diesmal ist es eine katholische Kirche (s. 2. Rundreise). Bekannt ist Kohima durch einen Soldatenfriedhof des 2.Weltkriegs, da japanischeTruppen bis hierher in Indien eingedrungen sind. Aber an einer Friedhofsbesichtigung sind wir absolut nicht interessiert.

Zunächst genießen wir im Hotel Japfü endlich Licht und warmes Wasser.

Am nächsten Morgen beginnen wir mit der Besichtigung der Angami-Dörfer. Ein besonderes Kennzeichen sind die mit bestimmten traditionellen Symbolen geschmückte Eingangstore der Dörfer. Die Symbole, Kopf und Hörner eines Mithuns, Nashornvogelfedern und Sonnen, sollen auf Reichtum, Tapferkeit und Mut der Bewohner hinweisen. Im alten Kohima und im Dorf Khonoma finden wir sehr schöne Beispiele.

Der Markt von Kohima erinnert mit seinen ungewöhnlichen Angeboten an chinesische Essgewohnheiten. Die Leute hier scheinen fast alles zu essen. Neben frischem Hundefleisch, die noch lebenden Hunde sitzen unter dem Markttisch, gibt es riesige Frösche, Raupen, frische Maden aus Wespenwaben, Fliegen, Käfer und natürlich Schlangen und Fische aller Art. Sandra kann diesen Anblick nicht ertragen und wendet sich erfreulicheren Dingen zu. Viele Buchläden zeigen die Lesefähigkeit und das Bedürfnis zu lesen. Auf Grund des feuchten Klimas ist das Papier der Bücher durchweg gewellt, riecht muffig-schimmelig oder ist von Insekten angefressen. Unser Fahrer kauft sich gleich mehrere Tageszeitungen. Im gesamten Nagaland gibt es 33% Analphabeten. In der Hauptstadt scheint jeder lesen zu können.


Eine ungewöhnliche Mischung als Suppeneinlage

Khonoma, 1,5 Std = 20 km von Kohima entfernt, ist eines der interessantesten Angami-Dörfer. Hinter einem steinernen Stadttor mit einer schweren Holztür, die mit Symbolen von Fruchtbarkeit und Reichtum bedeckt ist, gelangen wir zu steilen Stufen, die hinauf führen ins Dorf. Khonoma liegt wie eine Bergfestung oberhalb weiter Terrassenfelder. Die Briten haben das Dorf mehrfach erobert und die steinerne Festung zerstört. Auf alten Fotos von J.H. Hutton, der 1923 die Dörfer besuchte, sind noch die pyramidenartigen Türme verschiedener Angami-Dörfer zu sehen. Sind es Ruhmtürme, die wie aufgestellte Steine vor Häusern und in Feldern den Ruhm eines Clans verkünden sollen, wie Fürer-Haimendorf meint, oder Verteidigungstürme? Im Dorf finden wir viele kreisförmige Plätze, die von einem Ring würfelförmiger Steinblöcke eingeschlossen sind. Heute dienen die Plätze zum Tanz und die Blöcke als Sitze für die Ältesten eines Khels, eines Gemeindeteils. Ist es hier wie im alten Griechenland, von dem Homer berichtet?

Die Ältesten aber saßen
auf geglätteten Steinen im heiligen Kreise
.
(Ilias, 18, 503)


Sitzsteine für die Ältesten eines Khels (Gemeindeteil)

Im Zentrum des Dorfes üben sich einige Kinder im Stoßen eines Steines, während einige Männer wohl zu viel Reisbier getrunken haben. Einer davon will uns mit einem sehr mangelhaften Englisch Informationen erzählen. Er führt uns ins Morung, in dem Vorratskörbe und Reste alter Rituale stehen. Im hinteren Raum wohnen in einem Haufen dreckiger Wäsche zwei Männer. Vor der Seitentür wühlen schwarze Schweine im Dreck. Aus einer Ecke holt er einen riesigen Vorderlader ähnlich wie dem im Museum von Sangnyu. Das Gewehr ist so schwer, dass wir es kaum heben können. Abends in Kohima trinken auch wir das traditionelle Reisbier im Großelternhaus unserer Nagaführerin.

Am nächsten Tag können wir auf unserer Wanderung durch mehrere Angamidörfer und Reisterrassen noch viele Beobachtungen von dem alltäglichen Leben machen: An diesem Tag werden überall im Dorf Schweine für die ältere Generation geschlachtet. Es soll für sie ein Festtag sein.

Vor den bemalten Häusern hängen wie üblich Büffel- und Kuhschädel, um den Reichtum zu zeigen, was wir im letzten Jahr auch an Schweizer Bauernhäusern im Wallis beobachten konnten. Außergewöhnlich sind die Bienenkörbe vor den Häusern, die zur Abwehr der Geister aufgehängt werden.

7.

An der südlichen Grenze nach Assam

Am nächsten Tag, auf unserer Fahrt zum Ort mit dem einzigen Flughafen des Nagalandes, häufen sich die Straßenschilder, die wir als witzige moralische Stichwortgeber bereits auf unserer Fahrt durch Himachal Pradesh in Richtung Ladakh kennengelernt haben.

Speed thrills, but kills.
After Whisky driving risky.
It`s no rally, enjoy the valley.
Drinking whisky, driving risky.
If you`re married, divorce speed.


Typisches Schild an indischen Straßen in abgelegenen Grenzbereichen

Der letzte Spruch begeistert uns. Den müssen wir fotografieren. Selbst hier am Ende der Welt kennt man den deutschen Rennfahrer.

Am letzten Tag unserer Reise sehen wir in Dimapur, in der Stadt am Strom, Zeugen der Kachari-Zeit. Obwohl unsere Naga unter der Hitze hier im Tiefland stöhnen, besuchen wir noch die Ruinen der Kachari-Könige, ein Dorfentwicklungsprojekt für Holzarbeiten und Handweberei und einen Markt auf dem Land.

Die Zeugnisse aus der Zeit der Kachari, die vor den Ahoms aus Myanmar das Land beherrschten und sich dann ins südliche Assam (s. Bericht über eine Reise durch die North-Cachar-Hills) zurückzogen, sind ganz ungewöhnlich. Auf dem Gelände der ehemaligen Hauptstadt sehen wir eine große Ansammlung von riesigen Monolithen. Der größte Monolith ist etwa sieben Meter hoch. Die Monolithe sind durchweg mit Reliefs verziert, die den Pfau, das königliche Wappentier, Papageien, Büffel und Pflanzen zeigen. Aber nicht die Größe und die Dekorationen sind bemerkenswert, sondern die Gesamtform, die sie als riesige Phallussymbole ausweisen. Sie stellen steinerne Fruchtbarkeitssymbole dar. Jeder Stein ein männliches Zeugungsglied. Die Steinkolosse wurden wohl ähnlich wie bei den Naga als dauerhafte Zeugen großer Opferfeste aufgestellt, damit die Kraft der Fruchtbarkeitsriten die Zeiten überdauere.


Zeugen der Fruchtbarkeitskulte

Für die arischen Inder war Assam ein wildes Land, in dem Muttergöttinnen verehrt wurden. Bei unserer ersten Reise nach Assam haben wir in Gauhati/ Guwahati einen Tempel gesehen, in dem die Yoni, das weiblichen Geschlechtsorgan verehrt wird. Normalerweise dominiert im Hinduismus die Verehrung des Lingam, des männlichen Geschlechtsorgans. Beide Objekte gehören in den Bereich der Fruchtbarkeitskulte, die auf der vorindustriellen Stufe der Menschheit als lebensnotwendig galten. Der Umzug durch die Felder an Fronleichnam, den die deutschen Katholiken mit ihrem Gott in ländlichen Gegenden z.T. noch heute veranstalten, soll ebenfalls eine gute Ernte bescheren.

Nach einer letzten Nacht im lauten, heißen und engen Hotel Tragopan in Dimapur steigen wir in ein Flugzeug nach Kalkutta, verabschieden uns von unseren Freunden, die über das von SARS verseuchte Hongkong weiter nach Australien und Südamerika wollen, und fliegen dann über London nach Düsseldorf.

Der kühle Frühling, die letzten blühenden Apfelbäume und die ruhige, vertraute Welt erwarten uns. Es ist fast nichts Neues passiert. Bush und seine Leute haben noch immer nicht den Beweis für den Irakkrieg, die Herstellung von Massenvernichtungsmitteln, gefunden, die politischen Parteien in der BRD streiten noch immer über eine Rentenreform und die Opposition behauptet weiterhin, dass die andere Seite nichts richtig mache.


Pin-up-Girls, Filmfiguren, Saddhus, Jesus, Maria, Moslemheilige.
Das Nebeneinander vieler Kulturen und Kulturstufen zeigt noch einmal der Markt bei Dimapur.

Wie immer, wenn wir einen Teil Indiens besucht haben, sind wir voller erregender Eindrücke. Diesmal haben wir eine neue Kulturkonstellation kennengelernt. Westliche Vorstellungen vom Sinn des Lebens und von der Art miteinander zu leben und christliche und demokratische Werte sind dabei, die alten traditionellen Werte und Sitten einer menschenfeindlichen Kopfjägerkultur abzulösen. Dieser Vorgang des Aufeinanderprallens völlig gegensätzlicher Lebensbilder, der vor 150 Jahren durch die christliche Missionierung und durch die britische Kolonialisierung begonnen hat, dauert noch an und schafft weiterhin Probleme.

Obwohl Reisen in solche Umbruchgebiete vielleicht nicht immer ungefährlich sein mögen, eröffnet uns die Begegnung mit fremden Menschen in einem zunächst fremden Alltag eine Welt, die wir in den alten europäischen Ländern nicht mehr finden. Die Menschen in den abgelegenen Gebieten der Gebirgsregionen haben sich uns meist als angenehme und interessante Partner erwiesen, die uns gegenüber genausoviel Neugierde zeigen wie wir ihnen gegenüber. Ihre Freundlichkeit, Betriebsamkeit, Intelligenz und ihre über Jahrhunderte gewachsene Kultur zieht uns an, so dass wir das Fremde in ihrem Leben und Denken, vor allem ihre ungewöhnliche Kultur, verstehen möchten.

Die kurzen Begegnungen mit ihnen beschäftigen uns auch nach der Reise noch lange Zeit und führen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Menschen bei der Bewältigung von Anforderungen, die das Leben in einer Gemeinschaft mit sich bringt, mit Fragen des notwendigen Wohnluxus, mit Fragen nach dem Umgang mit der Natur und der Bewertung des menschlichen Lebens. Somit sehen wir auf Grund unserer Begegnungen mit anderen Kulturen unsere eigenen Lebensumstände mit anderen Augen, und das, was uns früher als lebenswichtig erschien, erhält einen anderen Stellenwert.

Reiseroute im Nagaland 2003

1. Tag: 13. April 2003, Sonntag, Calcutta - Dibrugarh - Sibsagar
Hotel Siddharta

2. Tag: 14. April 2003, Montag, Sibsagar

Sibsagar, gebaut am Sibsagar-See, war einst der Sitz der Ahom Könige, die Assam vor der Ankunft der Briten beherrschten. Besuch der Tempel Shivdol (Shiva), Joydol (Vishnu) and Devidol (1692) in S. und von Rudra Sagar, einem Shiva Tempel (8 km von S.). Die Ruinen eines Königspalastes ( Rang Ghar), ein zweistöckiger Bau, von dem aus der König Büffel- und Hahnenkämpfe verfolgte, und Charaideo, der hügelige Begräbnisplatz der Ahom Könige. Hotel Siddharta, Sibsagar.

3. Tag: 15. April 2003, Dienstag, Mon (Nagaland)

897m hoch. Das Zentrum der Konyak Bergstämme in Chen und Mon Village, zentral gelegen für die Krönung der Angh (Chef). Hier gibt es tätowierte Gesichter, Kopfbedeckung mit Federn und traditionelle Kleidung. Besichtigung des Hauses vom Angh (Chef) in Chui. Die Konyak werden regiert von dem Geburtsadel der Angh. Circuit House, Mon.

4. Tag: 16. April 2003, Mittwoch, Mon

Besuch verschiedener Konyak-Stammesdörfer. Shangnyu mit einer einzigartigen riesigen Schnitzarbeit und Mon Village. Mon.

5. Tag: 17. April 2003, Donnerstag, Mon - Mokokchung

Tagesfahrt nach Mokokchung (zurück über Assam). Kulturelles Zentrum der Ao Bergstämme von Nagaland. Circuit House Mokokchung.

6. Tag: 18. April 2003, Freitag, Mokokchung

Besuch von Ao-Naga tribal villages. Spaziergang durch Mopungchukit auf dem alten Missionarspfad, Besuch von Museum und altem Kultplatz. Besuch von Longkhum, einem Dorf in 1846 m Höhe (17 km von Mokokchung) mit Spuren der legendären Naga-Liebenden Romeo und Julia. Dann Ungma Village, das älteste und größte Ao Dorf. Hier siedelten die ersten Aos von Chungliyimti kommend.

7. Tag: 19..April 2003, Samstag, Mokokchung - Tuensang

Fahrt nach Tuensang (115km, 6 Std Fahrt), Siedlungsland der Chang, Yimchunger, Khiamungan, Sangtam, Sema und Phom Naga. Tuensang Village. Traditionelle Gesänge und Tänze. Circuit House, Tuensang.

8. Tag: 20. April 2003, Sonntag, Tuensang - Noklak - Pangsha - Tuensang

Besuch verschiedener Stammesdörfer. Viele wilde Büffel hier (Mithun). Tuensang.

9. Tag: 21. April 2003, Montag, Tuensang - Wokha - Tuophema Village

Fahrt nach Wokha (zurück über Mokokchung). Besuch des Dorfes Longsa (Lotha tribe) mit vielen Monolithen (Longzu), die von reichen Leuten aufgestellt wurden, um ihren sozialen Status zu dokumentieren. Am Abend in Tuophema Village Liebeslieder und Arbeitsgesänge. Tuophema Village

10. Tag: 22. April 2003, Dienstag, Tuophema Village - Kohima

Vierstündige Morgenwanderung über die Berge bei Tuophema.

Fahrt nach Nagalands Hauptstadt Kohima. Angami-Stämme. Hotel Japfü, Kohima.

11. Tag: 23. April 2003, Mittwoch, Kohima - Khonoma - Kohima

Besichtigung vom alten Kohima Village mit seinen alten Stadttoren aus Holz mit traditionellen Motiven. Besuch des täglichen Marktes in Kihima. Fahrt zum Khonoma Village (20 km) westlich von Kohima. Berühmt wegen der Kämpfe gegen die Briten, die im Oktober 1879 in die Nagaberge eingedrungen waren. Kohima.

12. Tag: 24. April 2003, Donnerstag, Kohima - Angamidörfer - Kohima

Wanderung durch die terrassierten Reisfelder südlich von Kohima. Besuch von zwei Dörfern der südlichen Angami. Kohima

13. Tag: 25. April 2003, Freitag, Kohima - Dimapur

Fahrt nach Dimapur (74km 2 Std). Besichtigung der Ruinen des Kachari Königreiches aus der Zeit vor der Ahom-Invasion im 13. Jh. Fahrt zum 13 km entfernten Dorf Diezephe, einem Handwerksdorf mit Holzarbeiten und Webereien. Hotel Tragopan, Dimapur.

14. Tag: 26. April 2003, Samstag, Dimapur - Calcutta

Fahrt zum 12 km entfernten großen Samstag- Markt. Airport. Flug nach Calcutta

weiter:

Informationen zum Nagaland

Zweite Reise durchs Nagaland 2008/2009

Weitere Steininschriften

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