Vergleich eines Bienenstaates mit einem Hummelvolk
Vor etwa 100 Millionen Jahren entstanden die ersten Bienen (Apidae) und recht früh, vor 80 Millionen Jahren, trennten sich die Entwicklungszweige zwischen unseren späteren Honigbienen und den Hummeln. Die Verwandtschaft zwischen ihnen ist also vergleichsweise gering.
Bienen:
Der Bienenstaat existiert über zwei bis drei Jahre. In dieser Zeit produziert die Königin pro Tag bis zu 2000 Eier; der Staat besteht unter optimalen Bedingungen dann aus 60.000 Tieren, von denen die meisten Arbeiterinnen sind. Die Männchen (Drohnen) erscheinen etwa Juni zur Fortpflanzung.
Die Bienenkönigin kann nicht alleine überleben, sie besucht nie eine Blüte und sammelt nicht Nektar oder Pollen, sondern ist vollständig abhängig von den Arbeiterinnen. Zusammen mit tausenden Arbeiterinnen überlebt die Königin im Stock den Winter. Sie zehren dabei von ihren Vorräten und halten sich gegenseitig warm.
Bienen lagern große Mengen Nektar (als Honig) und Blütenstaub ein und füttern sich bzw. die Larven davon gegenseitig.
Pro Volk ist die Leistung der Honigbienen nur aufgrund ihrer großen Kopfzahl höher, die von Imkern künstlich gefördert wird. Hummeln sammeln pro Insekt bis zu zwölfmal mehr Nektar und besuchen bis zu fünfmal mehr Blüten. Ihre Sammelblase im Hinterleib (Abdomen) kann soviel Nektar aufnehmen, das eine Hummel dadurch ihr doppeltes Gewicht erreicht.
Hummeln:
Ein Hummelstaat wird jedes Jahr von einer Königin, die überwintert hat, im Frühjahr neu gegründet, je nach Art ab Ende Februar bis April. Sie legt einige Eier, bis im Sommer unter optimalen Bedingungen und je nach Art bis zu 400 Tiere existieren (andere Arten haben nur bis 25 Tiere).
Die Königin legt auf einen Pollenteppich, vermischt mit Nektar, ihre ersten Eier und baut aus dem Pollen – Nektargemisch ihre erste Eiwiege.
Vom Ei bis zur fertigen Hummel brauchen die Hummeln somit unterschiedliche Entwicklungszeiten: Arbeiterinnen 20 Tage, Drohnen 24 und Königinnen 27 Tage.
Zur gleichen Zeit wird ein Honigtopf aus Wachs gebaut, indem frisch gesammelter Nektar gespeichert wird. Bevor die Königin ihre erste Eiwiege verschließt, legt sie bis zu acht knochenfarbene Eier hinein. Diese Eier haben einen längliche Form (ungefähr 2 mm stark und 5 mm lang), danach verschließt sie diese.
Der Zellenbau dauert vom Verharren bei einer Brutzelle und dem Bau der Eierzelle bis zur Vollendung der Zelle ungefähr 50 Min. Die Königin verjagt eierlegende Arbeiterinnen und frißt nach dem Verjagen der Legerin die von dieser abgelegten Eier.
Die Larven, die unablässig wachsen, häuten sich mehrmals während ihrer Entwicklung, da ihnen durch ihr Wachstum, die alte Larvenhülle zu eng geworden ist. Bis jetzt sind die Larven in einer gemeinsamen Larvenwiege herangewachsen, doch nun braucht jede einzelne Larve ihre eigene Räumlichkeit. Um diese baut die Königin eine Wachshülle, um die Brutwaben besser bebrüten zu können. Diese Wachshülle und somit die gesamte Brutwabe, wird ebenfalls ständig erweitert.
Nach reichlich sieben Tagen sind die Larven herangewachsen und spinnen sich in einen Seidenkokon ein, in dem sie sich dann noch verpuppen. Es entsteht ein großes unförmiges und blasiges Gebilde, bevor die Larven im Alter von 8 Tagen jede für sich einen hellen, gelblichen Kokon spinnen.
Die Hummelmutter setzt sich dann wie eine Glucke auf die erste Brutzelle, und wärmt sie. Nach vier Tagen schlüpfen die winzigen Larven und fressen den Pollenvorrat der Brutzelle auf. Die Königin beißt von Zeit zu Zeit die Wachshülle der Brutzelle auf. Durch dieses Loch füttert sie die Larven mit einem Pollen-Nektargemisch. Am elften Tag spinnen sich die ausgewachsenen Larven ihren Kokon.
Diese fressen zunächst das ihnen vorgelegte Nektar – Pollengemisch vom Boden der Eiwiege. Danach öffnet die Königin die Brutwabe, und durch diese entstandene Öffnung, das „Futterfenster“, werden die Larven von der Königin und später auch von älteren Geschwistern, dem „Pflegepersonal“ mit Nahrung versorgt.
Das Verhalten eierlegender Arbeiterinnen (Jungfernzeugung der Drohnen) nach dem Nachlassen der Königin-Pheronome gleicht im wesentlichen demjenigen der Königin.
Quantitativ betrachtet werden jedoch gewisse Tätigkeiten hauptsächlich von der Königin (Zellenbau und Eiablage), andere ganz überwiegend von den Arbeiterinnen (Wachen, Reinhalten, usw.) verrichtet. Zellenbau und Eiablage der Königin bilden einen einheitlichen und kontinuierlichen Arbeitsvorgang.
Das Bebrüten, das gemeinsames Ablegen einiger Eier in ein- und dieselbe Zelle und Entwicklung der Brut in Zellen, die allmählich hochgezogen werden, sind die interessantesten Differenzierungen, die bei keiner der höheren sozialen Bienen auftreten.
Manche Individuen bleiben längere Zeit vom Nest weg, sowohl am Tage als auch in der Nacht, was bei den höheren sozialen Bienen höchst ungewöhnlich ist.
Hummeln sterben im Falle des Einsatzes ihres Stachels nicht.
Die Wachszellen sind unförmig, mehrere Eier werden gemeinsam in eine Wachszelle abgelegt. Das Nest wirkt dadurch relativ chaotisch. Es handelt sich zunächst nur um Arbeiterinnen, wobei zum Sommer hin Männchen (Drohnen) auftreten. Diese begatten die neu geschlüpften Königinnen, die dann überwintern. Alle übrigen Tiere sterben.
Die im Innendienst beschäftigten Arbeiterinnen beginnen die Eier der Königin zu fressen und das Füttern der Königin unterbleibt. Die Königin wiederum frisst die frisch gelegten Eier der Arbeiterinnen. Aber es ist ein ungleicher Kampf, den die Königin „verliert“. Sie wird von Arbeiterinnen (ihren eigenen Kindern) vertrieben oder getötet und aus dem Nest geschleppt.
Eine Hummelkönigin muss allein einen Staat gründen und sich um alle Belange von Futterbeschaffung bis Wabenbau selbst zu kümmern. Sie macht das auch später noch, selbst wenn bereits Arbeiterinnen vorhanden sind.
Hummeln legen keine großen Vorräte an. Spätestens nach wenigen Tagen müssen Hummeln neue Nahrung sammeln. Sie produzieren keinen Honig. Sie versorgen nicht die Nestgenossen mit wiederausgestossenem Futter, was bei Honigbienen, stachellosen Bienen und anderen sozialen Insekten die Regel ist.
Sie besuchen in der gleichen Zeit die drei- bis fünffache Blütenanzahl wie Honigbienen. Bei einer Ackerhummel waren das in 100 Minuten 2634 Blüten. Hummeln erzeugen mit der Brustmuskulatur Vibrationen, als Brummen hörbar, und bestäuben so Pflanzen wie Tomaten oder Kartoffeln. Erst durch das Vibrieren wird Pollen frei, der auf sie aus den Polensäcken herabrieselt und befeuchtet mit Nektar gehöselt wird. Sie bestäuben auch noch bei Wintereinbrüchen und fliegen auch bei Schnee.
Zum Aufwärmen „zittert“ die Hummel mit der Flugmuskulatur, d.h., sie spannt die Muskeln immer wieder an. Dabei wird Energie in Form von Wärme frei. Das heizt die Muskulatur bis auf 30°C auf. Bei 35°C Lufttemperatur erreichen Hummeln rasch die kritische Muskeltemperatur von 44°C und können nicht mehr fliegen.
Damit die Sammlerin stets genau weiß, welche Pflanzenart gerade am vorteilhaftesten Futter anbietet, prüfen Hummeln ständig auf ihren Flügen mehrere Blütenarten. Hummeln sind also nicht im gleichen Umfang blütentreu wie Honigbienen. Im Gegensatz zu Honigbienen sammeln Hummeln auf einem Flug meist Pollen und Nektar gleichzeitig. Sie können bis zu 12x mehr Nektar pro Insekt sammeln als Bienen. Im Gegensatz zu Bienen, die über große Blüten wie einer Sonnenblume kreuz und quer laufen, läuft die Hummel den inneren Blütenkreis ab.
Im Gegensatz zu den höheren sozialen Bienen, wird der Pollen oft durch die Sammlerin selbst gepresst.
Die Hummelkönigin sammelt vor der Überwinterung noch Nektar, bis der Magen gefüllt ist und gräbt sich dann in den Boden ein. Im Körper wird ein eigenes Frostschutzmittel produziert, das auch bei Minusgraden noch wirkt. So überwintert die Hummel, bis sie sich im Frühjahr selbst wieder ausgräbt.
Hummeln überwintern gerne in der Nähe ihres alten Nests. Die Entfernung zum Nest rechnet sich dabei in wenigen Metern, wobei sie sich 8 – 11cm tief eingraben. Sie überwintern gerne in Gesellschaft an bevorzugten schattigen Plätzen.
Einzelne Königinnen können mehr als 200mg Nektar speichern, das sind mehr als 1/4 des Lebendgewichts. Anfang März sind davon noch 20mg übrig. Erdhummeln erscheinen wieder, wenn die Bodentemperatur in 20 cm Tiefe 5-6°C erreicht. Manche Tiere sammeln bei Temperaturen unter 3°C in nur 14 Minuten 40,3 mg Nektar. Die Mahonie, die im Winter blüht, ist eine sehr gute Nahrungsquelle: Der Nektar enthält durchschnittlich etwa 36% Zucker, viermal soviel wie „normale“ Blüten.
Aus England gibt es Berichte, dass Hummeln das gesamte Jahr, also auch im Winter, fliegen. In Neuseeland, wo die Temperaturen auch im Winter sehr mild sind, gibt es sogar zwei Generationen in einem Jahr. Während der Wintermonate baute sie täglich eine oder zwei Brutzellen und zwar fast stets abends oder nachts.
https://pollenhoeschen.de/hummeln-ansiedeln/das-hummeljahr/
Mein Leben mit Bienen -
"Bienenkunst" 2018/19 -
Esoterik in der Imkerei (Rudolf Steiner, Beuys und die Bienen) -
Ethik in der Imkerei und nationales Denken in der Imkerei vor dem 1. Weltkrieg 2020 -
Über Honig produzierende Bienen besonderer Art 2020