Die Arbeitsverpflichtungen der Indios
Da im Inkareich - wie in ganz Altamerika - kein Geldverkehr herrschte, mussten die Tributpflichtigen ihre Steuern in Form von Arbeitsleistungen erbringen. Der Arbeitseinsatz der Tributarios, d.h. der 25 bis 50-jährigen verheirateten Männer, umfasste die Arbeitsleistungen auf den "Feldern des Inka und der Sonne", die innerhalb der Marca-Grenzen nach der Eroberung für die königliche Verwaltung und die Priesterschaft vom Gemeindeland ausgeschieden worden waren. Ferner mussten auch die riesigen Lamaherden des Inka betreut werden. Außerdem hatten die Dienstverpflichteten an Strassen- und Brückenbauten zu arbeiten, sie hatten als Minenarbeiter dem Staate zu dienen, wie auch als Meldeläufer auf den Reichsstrassen, und mussten als Milizsoldaten im Kriegsfall an den Heereszügen teilnehmen. Diese Arbeitsleistungen wurden Mita genannt.
Poma de Ayala gibt uns in seiner Nueva Crónica y Buen Gobierno ein Bild über den "Arbeitsplan der Inka", der sich auf eine Einteilung der Bevölkerung nach Alter stützte:
1. Unter einem Jahr: das Wiegenkind
2. von 1 bis 5 Jahren: das Spielkind
3. von 5 bis 9 Jahren: das Laufkind (das kleine Besorgungen machte)
4. von 9 bis 12 Jahren: das Kind, das die Vögel aus den Maisfeldern verscheucht
5. von 12 bis 18 Jahren: der Lamahirte und der Lehrling in Handarbeiten
6. von 18 bis 25 Jahren: der Gehilfe der Eltern bei allen Verrichtungen
7. von 25 bis 50 Jahren: der tributpflichtige Mann
8. von 50 bis 60 Jahren: der ältere Mann, der noch arbeitsfähig ist
9. über 60 Jahre: der Greis, der nur noch Ratschläge zu geben hat
10. die Kranken, Invaliden und Geistesgestörten.
Die Spanier übernahmen das System der Mita.
Königin Isabella I (1451 - 1504) verordnet das Encomienda-System für die Kolonien:
"... weil Wir wünschen, dass die genannten Indianer sich zu Unserem heiligen katholischen Glauben bekehren und darin unterrichtet werden, dies sich aber besser tun lässt, wenn die Indianer mit den auf der Insel wohnenden Christen in Berührung kommen, mit ihnen umgehen und zu tun haben, beide einander helfen und so die Insel kultiviert, bevölkert und ertragreich gemacht wird, auch Gold und andere Metalle gefördert werden, und Meine Königreiche und deren Bewohner daraus Nutzen ziehen,...
so habe Ich diese Verfügung wie folgt ausfertigen lassen und befehle hiermit Euch, Unserem Gouverneur, dass Ihr von dem Tage an, wo Ihr diese Meine Verfügungen erhaltet, künftig die Indianer nötigt und antreibt, mit den Christen der genannten Inseln Umgang zu pflegen, in ihren Häusern zu arbeiten, Gold und andere Metalle zu schürfen und Landarbeit für die auf der Insel ansässigen Christen zu leisten, und dass Ihr jedem für den Arbeitstag Tagelohn und Unterhalt geben lasst, wie sie Euch nach der Beschaffenheit des Bodens, des Arbeiters und der Tätigkeit angemessen erscheinen, dass Ihr jedem Kaziken (Indianerhäuptling) auferlegt, eine bestimmte Anzahl Indianer bereitzuhalten, um sie jeweils da, wo es nötig ist, zur Arbeit einsetzen zu können......
Nach Helms (1750) gab es im Vizekönigtum Buenos Aires in den 21 Provinzen folgende Anzahl von Bergwerken: Gold: 30, Silber: 28, Kupfer: 7, Zinn: 2, Blei: 7
Die Arbeit im Silberbergwerk von Potosi
Im April 1545 entdeckte Diego Huallpa als erster das Silber im Berg. Damals wohnten 170 Spaniern und 300 Indigena am Fuße des Berges, Villaroel nahm den Berg dann in spanischen Besitz. Durch die Silbergewinnung wurde Potosi zu schnellstwachsenden Stadt Amerikas, die Ausbeutung des Berges wurde unverzüglich in großem Umfang vorrangetrieben. Ganze Dorfschaften von Hochlandbewohnern wurden in die Bergstollen abkommandiert.
Die Mita, ein System der kollektiven Zwangsarbeit, wurde von den Inka übernommen, alle Indianer zwischen 18 und 50 waren dazu verpflichtet. In Gruppen zu 50 oder 100 wurden sie mit Seilen oder Halsringen wie Verbrecher aneinander gebunden und in bis zu 3 Wochen dauernden Märschen von ihrem Heimatdorf zu den Minen gebracht. Ihr Haus und ihre Felder blieben währendessen unbewacht, da während des Marsches ihre Frauen und ihre Töchter sie begleiteten und für sie kochen mussten. Auch während der Nacht blieben sie angekettet, um Fluchtversuche zu verhindern.
In Potosi wurden die Indios in drei Gruppen aufgeteilt: die Minenarbeiter, die von Montag-Mittag bis Samstag-Abend , die Mahlknechte, die in einer der 120 Steinmühlen in Potosi, und die Salzarbeiter, die weit entfernt von der Stadt auf den Salzfeldern arbeiten mussten. Die 4 433 Menschen in jeder Gruppe wechselten nach vier Monaten untereinander. Die Frauen kochten, aber betraten auf keinen Fall die Minen, weil sie glaubten, dass die Erde (Pachamama) weiblichen Geschlechts sei und eifersüchtig mit Erdbeben und Steinschlag reagieren würde.
Die Minenarbeiter wurden wiederum in vier Gruppen aufgeteilt, den Steinbrechern, den Trägern, den Zerkleinern der Steine und den Transporteuren. Die Zwangsverpflichteten (Mitayos) durften nicht die Steine mit den 8 000 Lasttieren zu den Steinmühlen transportieren. Das machten spezielle Stadtarbeiter. Die Steinbrecher folgten den erzhaltigen Steinadern in der dunklen, kalten und sauerstoffarmen Minen nur bei Kerzenlicht. Zwei Steinschläger arbeiteten bei dem Licht einer Wachskerze, die auf einem Felsvorsprung gestellt wurde. Dabei wurden sie häufig von Felsbrocken erschlagen oder lebendig begraben. Sie verdienten nur den achten Teil der städtischen Arbeiter.
Die Träger trugen die Steine auf dem Rücken in einem vor der Brust geknoteten Tuch. Sie kletterten rauf und runter durch Gruben und über senkrechte Leitern durch Schornsteine, oft konnten drei Träger gleichzeitig mit einer Wachskerze, die durch den Zug oft erlosch, nebeneinander klettern. Bei langen Leitersystemen mussten die Träger beide Hände zum Klettern nutzen. Brach eine der mit Lederstreifen gebundenen Sprossen, riss der Träer mit seiner Last alle unteren Arbeiter mit in Tiefe.
Die Sortierer empfangen das Gestein von den Trägern vor dem Eingang des Minenschachtes. Sie zerschlagen die Steine und sortieren die Steine nach Metallgehalt.
Um lange Auf-und Abstiege zu vermeiden blieben die Zwangsarbeiter oft eine Woche und länger in den Schächten. 7 von 10 Arbeitern starben an Silikose.
1573 zählte Potosi schon 120.000 Einwohner, 1650 schon 160.000, mehr als Rom, Madrid oder Paris und war damit die größte Stadt. Bis 1660 wurden aus dem Berg 16.000 Tonnen Silber herausgeholt, bis heute über 46.000 Tonnen. 1580 gab es in Potosi 6 497 Hochöfen (huairas), meist aus Stein mit Lehmverkleidung. 1650 waren es nur noch 1500.
Gold- und Silberschmiede wurden aus Europa nach Peru gelockt. Sie kamen aus Flamen, Deutschland und Spanien Sie organisierten sich ähnlich wie in Europa in Bruderschaften, die bei Krankheit, Alter, Verheiratung und Tod den Mitgliedern halfen.
Die Silberschmiede unterstellten sich zunächst dem Schutz der Heiligen St.Apollonia von Alexandria, dann St Blas von Tagaste und schließlich St.Eloy von Limoges, der Silber- und Goldschmidt am Merowinger-Hofe war. Fremde, Kriegsgefangene, Schwarze und Mulatten konnten nicht Mitglied werden. Das erste Hauptquatier der Silberschmiede war das KLoster La Merced. Der Reichtum zeigt sich noch an dem außergewöhnlichen Schmuck der Fassade.
Beeindruckt haben mich die Kultgegensstände in der Schatzkammer des Kloster, u.a. eine Gold-Monstanz (25 kg) von 1.20 m Höhe mit einer Riesenperle in Form eines nackten Frauenkörpers, die als Sirene in das Standbein der Monstranz eingearbeitet wurde. Die Silberschmiede von Lima begingen den Tag von St.Eloy am 7.Juli mit mehreren Stierkämpfen. (weitere Details finden sich in dem ausgezeichneten Buch "Peruvian Silverwork", Lima 1996)
Im 18. Jahrhundert waren die Silbervorräte so gut wie erschöpft und die Einwohnerzahl sank unter 10.000. Doch auch Zinnerz wurde in großem Maße im Berg gefunden. Zu Silberzeiten noch wertlos, brachte dieses 1913 sog. Zinnbaronen wie Simon Patino, dem deutschstämmigen Mauricio Hochschild oder Carlos Aramayo große Reichtümer. 1952 wurden die Zinnminen verstaatlicht und 1985 muste die staatliche Gesellschaft Cominbol 20.000 Zinnarbeiter entlassen. Sowohl die Comibol, als auch private Mineros und Bergbaukooperativen wühlen immer noch im Berg herum.
Zahl und Art der Indio-Arbeiter in Potosí Jahr 1603
Tributpflichtige Indios (mitayos), die in den Bergwerken das Erz abbauen 4.000
Freiwillige Indio-Arbeiter (mingas) in den Minen 600
Mingas, die mit der Reinigung der Erze beschäftigt sind
junge Männer, die i Peso pro Tag verdienen über 400
Indios - Männer und Frauen -, die das Erz von den Eingängen der Minen nach draußen schaffen 1.000
Mitayos, die in den Erzmühlen arbeiten 600
Mingas, die in den Erzmühlen für 7 Reales pro Tag arbeiten 4.000
Indios, die lamas [das Amalgam aus Quecksilber und Silbererz] für 1 Peso pro Tag herstellen 3.000
Indios, die mit Lamas arbeiten und das Erz von den Minen zu den Mühlen schaffen 320
Indios, die Salz nach Potosi bringen 180
Mingas, die Salz nach Potosi bringen 1.000
Indio-Händler, die Holz liefern 1.000
Indios, die Holz für die Feuerung schlagen 1.000
Indios, die Lamamist als Brennmaterial beschaffen 500
Indios, die Lamamist als Brennmaterial für das Schmelzen des Amalgams von Silber und Quecksilber liefern 200
Indios, die Holzkohle herstellen und liefern 1.000
Indios, die Kerzen herstellen 200
Gesamtzahl über 19.000
[Quelle: Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche / hrsgg. von Piet C. Emmer
Über die Ausbeutung der Indios in zeitgenössischen Berichten der vergangenen Jahrhunderte
Ich, Frater Maros de Niza, Franziskaner-Ordens, und Commissarius über die Geistlichen des nämlichen Ordens im Königreich Peru, war einer der ersten Ordensgeistlichen, der die Christen begleitete, welche zuerst in diese Provinzen kamen, und bezeuge hiermit, der Wahrheit vollkommen gemäß, einige Dinge, die ich in diesem Lande mit meinen eigenen Augen sah, und welche größtenteils die dortigen Eroberungen und die Behandlung der Eingebornen betreffen. Zuerst bezeuge ich, als einer der Augenzeuge war, und hiervon vollkommene Kenntnis erlangt und eingezogen hatte, dass die Indianer in Peru die gutmütigsten unter allen Indianern sind, die ich je gesehen habe, und dass sie sich sehr freundlich und liebreich gegen die Christen betrugen. Auch sah ich, dass sie den Spaniern Gold, Silber und Edelsteine die Fülle gaben, überhaupt ihnen alles gewährten, was nur in ihren Kräften stand, und sie aufs Beste bedienten. So lange den Indianern durch Grausamkeit und üble Behandlung keine Veranlassung gegeben ward, fingen sie nie Krieg an, sondern hielten sich ruhig, nahmen die Spanier in ihren Wohnörtern mit Wohlwollen und Ehrenbezeugungen auf, und gaben ihnen nicht allein Lebensmittel, sondern auch so viele Sklaven und Sklavinnen, als man von ihnen verlangte. «
»Imgleichen bezeuge und beteure ich hiermit, dass die Spanier, sobald sie in dies Land kamen, und ohne dass die Indianer die mindeste Veranlassung dazu gaben, sich vom obersten Caziquen Atabaliba mehr als zwei Millionen Goldes bezahlen ließen. Und nachdem er ihnen das Land, welches er beherrschte, ohne den mindesten Anstand unterworfen hatte, verbrannten sie besagten Atabaliba, den Herrn des ganzen Reichs, auf der Stelle. Nach ihm verbrannten sie seinen obersten Heerführer, Cochilimaca, lebendig, der doch, nebst ändern Vornehmen, zum Gouverneur in Frieden kam. Auf gleiche Art verbrannten sie einige Tage nachher einen ändern Caziquen, welcher Chamba hieß, und die Provinz Quito beherrschte. Er hatte nicht das geringste verbrochen, und sie wussten selbst nicht, warum sie ihn töteten. «
»Eben so ungerechter Weise verbrannten sie den Beherrscher der Canarier, Chapera. Einem ändern vornehmen Herrn aus Quito, namens Alvisy verbrannten sie die Füße, und taten ihm noch andere schreckliche Martern an, damit er sagen sollte, wo Atabalibas Gold verborgen sei, wiewohl sich nachher fand, dass er gar nichts von diesem Schatz wusste. So verbrannten sie auch in Quito den Statthalter über alle Provinzen Quitos, der Cozopaganga hieß. Sebastian de Benalcazar, ein Befehlshaber des Gouverneurs, ließ ihn zu sich fordern; er kam und dachte nichts Arges. Da er aber nicht so viel Gold gab, als man von ihm verlangte; so ward er, nebst mehrern ändern Caziquen und vornehmen Personen, verbrannt. So viel ich von den Spaniern vernahm, taten sie dies in der Absicht, damit im ganzen Lande kein einziger Mann von Stande übrig bleiben sollte. « »Imgleichen trieben die Spanier eine große Menge Indianer zusammen, und sperrten sie, so viel ihrer waren, in drei große Häuser ein. Dann warfen sie Feuer hinein und verbrannten sie sämtlich, ohne dass sie den Spaniern die mindeste Veranlassung dazu gegeben, oder ihnen das geringste Leid zugefügt hatten. Es begab sich, dass ein Geistlicher, namens Ocana, ein Knäbchen aus dem Feuer riss; sogleich kam aber ein anderer Spanier, riss es ihm aus den Händen, und warf es mitten in die Flammen, worin es, nebst den übrigen, zu Asche verbrannte. Der nämliche Spanier, der diesen kleinen Indianer ins Feuer warf, ging noch desselbigen Tages nach dem Lager zurück, fiel aber unterwegs plötzlich darnieder und blieb tot; und ich war der Meinung, man solle ihn nicht beerdigen. «
»Imgleichen bezeuge ich, dass ich mehrmals mit eigenen Augen sah, wie die Spanier den Indianern die Hände abhieben, und sowohl Männern als Weibern, ohne irgend eine andere Veranlassung, als weil es ihnen so beliebte, Nasen und Ohren abschnitten. Dies geschah an so vielen Orten, dass es zu weitläuftig sein würde, sie alle namhaft zu machen. Auch sah ich, dass die Spanier die Indianer mit Hunden hetzten, und sie in Stücken zerreißen ließen; wodurch ich ihrer ebenfalls sehr viele umbringen sah. Ferner sah ich sie so viele Örter und Häuser in Brand stecken, dass ich die Zahl derselben nicht angeben kann; nur so viel weiß ich, dass ihrer sehr viele waren. Auch dies ist Wahrheit, dass sie Kinder von der Brust rissen, bei den Armen anpackten und so weit fortschleuderten, als sie vermochten. Außerdem verübten sie noch so viele Unmenschlichkeiten, dass ich mich darüber entsetzte, und sie nicht einmal alle erzählen könnte. «
»Ferner sah ich, dass viele Caziquen und andere vornehme Leute, denen sie völlige Sicherheit versprochen hatten, friedlich und voll Vertrauen zu ihnen kamen, gleich nach ihrer Ankunft aber verbrannt wurden. Zwei derselben verbrannten sie sogar in meinem Beisein; den einen zu Andon und den ändern zu Tumbala; auch war nicht leicht eine Gegend zu finden, wo sie, so sehr ich auch dagegen predigte, nicht das nämliche taten.
Das ganze Land geriet in Aufruhr. Die Menschen versammelten sich in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen und stießen Schmährufe gegen jene aus, welche die Carta abgefasst hatten. Ein alter Soldat, der nahezu an allen Feldzügen teilgenommen hatte, hielt in Lima folgende Rede:
»Ist das die Frucht aller unserer Mühen? Haben wir dafür unser Blut wie Wasser vergossen? Sollen wir jetzt arm werden wie am Beginn dieses Feldzugs? Ist dies die Art, wie uns die Regierung dafür belohnt, dass wir für sie ein mächtiges Reich erobert haben? Die Regierung hat uns bei der Eroberung wenig Hilfe geleistet, und alles, was wir besitzen, verdanken wir unseren guten Schwertern. Mit denselben Schwertern werden wir unseren Besitz zu verteidigen wissen. Lasst nicht zu, dass das Land durch diese Carta an den Bettelstab gebracht wird! Wir brauchen die Indianer, und wir werden sie uns nicht nehmen lassen.«
Polo de Ondegardo, ein Augenzeuge der Konquista:
Ich glaube, es gibt keinen Zweifel daran, dass die Spanier in vier Jahren mehr zerstörten, als die Inka in vier Jahrhunderten aufbauten.
Vazquez de Espinosa schreibt 1616 nach einem Besuch der peruanischen Quecksilberminen von Huancavelica:
„Als ich die Stadt besuchte, ging ich auch auf den Berg und stieg in die Mine hinab, die sich damals bis in eine Tiefe von etwa 450 m erstreckte. Das fündige Erz war schwarz und von hohem Metallgehalt und die Höhlen im Berg so ausgedehnt, dass über 3000 arbeitnde Indios darin Platz hatten. Es war Schwerstarbeit; mit Pickeln und Hämmern brechen sie das Erz. Wenn sie ihren Tragsack voll haben, steigen die Armen beladen mit dem Erz die Leitern hinauf diese sind teils aus Holz, teils aus Stricken: Das ist so mühselig und beschwerlich, dass selbst ein Mensch, der nichts trägt, den Aufstieg kaum schafft. Die Arbeit dadrinnen spielt sich ab in einem wirren Flackern von unzähligen Lichtern und unter ohrenbetäubendem Lärm eiserner Schlagwerkzeuge.“
Der Dominikaner R.de Lizarraga schreibt im 16.Jh.
„Die Arbeit unter Tage geschieht in Stollen, für die keinerlei Entlüftung vorgesehen ist, durch die dere Quecksilberdampf oder staub abziehen könnte. Die Dämpfe und der Staub dringen den Indos in Mund, Augen, Nase und Ohren. Sowohl der Erzstaub wie die Dämpfe verursachen Quecksilbervergiftung. So vergiftet kommen die Armen aus der Minen; keiner heilt die; krank erreichen sie die Heimat; keinen lässt diese Krankheit wieder los. Die Betroffenen leben noch sechs oder acht Monate, vielleicht ein oder eineinhalb Jahre mit schlimmem Druck auf der Brust. So siechen sie dahin und sterben.“
Der Mönch Matias de San Martin beschreibt, wie die Spanier mittels verschiedener Winkelzüge zusätzlichen Profit aus den zwangsverpflichteten Indios besonders im Silberbergwerk Potosi herausschlagen.
Sie wissen beispielsweise, dasss Coca in der Stadt Cuzco 12 Pesos kostet, in den Minen von Potosi aber 40 oder 50 wert ist. Da machen sie ein gutes Geschäft, welches schon oft praktizeiert worden ist und alle dort schwer reich gemacht hat. Sie fordern 400 Lamas, um einen Posten Coca aus Cuzco zu holen. Die armen Indios, die nicht einmal ein Lama haben, müssen als Treiber mitgehen. Wenn die Reise zu Ende ist, haben die armen Indios nur noch wenige Stück Vieh: ein großer Teil hat die Strapazen nicht überstanden und ist eingegangen: der Rest ist zerschunden und schwach. Nun haben die Indios ihr ganzes Vermögen und ihre Arbeitskraft darangegeben, den Hin- und Rückweg auf ihre Kosten gemacht, Haus und Feld nicht bestellt; trotzdem, und das ist das Schlimmste, erlässt man ihnen keinen Heller vom regulären Tribut.
La Gasca aus Peru berichtet am 28.1.1549 an den Indienrat in Spanien:
Das Lastentragen hat zu einer großen Sterblichkeit unter den Indios geführt: dieser Dienst ist unvorstellbar grausam. Nicht genug damit. Dass man sie erdrückende Lasten schleppen ließ in Sonnenglut und auf schwersten Wegen, man führte sie dazu noch bei Tag an langer Kette, und des Nachts steckte man ihre Füße in den Block, damit sie nicht entlaufen konnten. An die 15 oder 20 gingen mit ihren Lasten an einer Kette aufgereiht, jeder den Hals in einem eisernen Ring, und wenn einer stürzte, dann fielen alle: so passierte es, dass einer von einer Brücke fiel und die anderen mit sich riss und alle ertranken ….dass ein Indio vor Erschöpfung zusammenbricht und der Spanier, bloß um nicht anhalten und die Kette ausfädeln zu müssen, einfach das Schwert zieht, dem Gestürzten den Kopf abschlägt und so den Halsring wieder frei bekommt. Durch diese Fron hat die Zahl der Eingeborenen im Lande erschreckend abgenommen; viele sind geflohen.
Gonzalez Prada vor hundert Jahren:
Würde der Indianer das Geld, das er in Alkohol und Festen verschwendet, in Gewehren und Patronen anlegen, würde sich die Situation ändern, würde sein Eigentum und sein Leben respektiert.
Der Arbeitslohn im Vergleich
1988 betrug der bolivianische Minimallohn 9.95% des portugiesischen, 3.95% des italienischen, 3.56% des französischen und 3.36% des englischen Mindestlohns. Entsprechend arbeitet ein Bolivianer 6 Std. 3 Min. für jene Menge Brot, die sich der Engländer und der Franzose schon nach 12 Minuten Arbeit kaufen können.
Der Liter Milch, der in England den Lohn von 8 Minuten Arbeit kostet, muss in La Paz mit 4 Std. 47 Min. bezahlt werden. Selbst für Fleisch, das in Bolivien wesentlich billiger ist als in Europa, muss der Arbeiter in La Paz siebenmal länger arbeiten als sein Kollege in Lissabon, für Zucker malocht er fast 18-mal länger als der westdeutsche Arbeitnehmer, und die Flasche Bier - ein Luxusprodukt - kostet ihn 77-mal mehr Schweiß."