Liste von traditionellen Symbolen und figürlichen Darstellungen auf Textilien


Llama - Das Lama spielte - und spielt immer noch - eine wichtige Rolle im Alltagsleben der Indios. Es wird auch als >Begleiter< auf dem Weg in die jenseitige Welt betrachtet.

Taruka - ein Gebirgshirsch, der als >Augui<, d.h. als Berggeist betrachtet wird. >Augui< ist eine Gottheit des >dritten Grades<, und ihr Bild erscheint unter den Opfergaben, die den Göttern dargebracht werden. Der Gebirgshirsch gehört zu den mystischen Lasttieren, welche die Schätze der Berggeister tragen.

Nunuma-Pato - es handelt sich um das Zeichen für die >Mutter des Wassers<. Nach der heute noch herrschenden Vorstellung in den Gegenden des Titicacasees war dieses Zeichen in vorspanischen Zeiten ein Symbol für den Himmelsgott Viracocha.

Pato-Chacuna - >Enten im bewegten Durcheinander Die Indios verschiedener Orte erklären, dass mit >Chacuna< der Flug gemeint ist, welchen die Vögel ausführen, währenddem sie ihre Nester bauen. Auch bedeutet der Ausdruck >Chacuna< der verzweifelte Flug, wenn die Vögel gejagt werden.

Chiwakli - >Der Schwarze Vogel< Dieser legendäre Vogel wird mit Überfluss und Ernte in Zusammenhang gebracht. Er >sät< Kartoffeln im Monat Oktober, und von diesem Monat an singt er nicht mehr, bis er eine günstige Ernte im April festgestellt hat. Während der Regenzeit ist der Schwanzteil des >Schwarzen Vogels< feucht, während der regenlosen Epoche jedoch trocken. Die Synonyme seines Namens in den Indio-Sprachen Quechua und Aymara bedeuten: sexuelle Vereinigung, Auswahl des Saatgutes, Zukunft, Erschaffung der Dinge.

Jesa Champiurpi - Ein Symbol für die eheliche Vereinigung. Die Wörter bedeuten: Jesa = Nest; Champi = Schneide der Axt; Urpi = Taube. Das Wort Champi wird nicht nur für das Arbeitsgerät Axt sowie die Streitaxt verwendet, es steht auch für >Pilz<: gewisse Pilze wurden bereits seit undenklichen Zeiten bei den geheimen Riten verwendet. (Wenn man einen dieser Pilze von oben nach unten entzweischneidet, ergibt sich die Form einer Axt, zu gleich auch des weiblichen Geschlechtsteiles.)

Pescado - Der Fisch wird als heiliges Tier des Himmelsgottes angesehen. Nach einer Legende soll Viracocha den Fisch für das Wohl der Menschen im Wasser erschaffen haben.

Culebra de dos Cabezas - Das Schwanzende der >Schlange mit den zwei Köpfen< besteht ebenfalls aus einem Kopf. Nach den sagenhaften Vorstellungen leben diese Schlangen unter der Erde und können nur im klaren Wasser einer Quelle erblickt werden. Die legendäre >Doppelköpfige Schlange< war die Göttin Amaru. Nach einer Niederlage im Streit mit ändern Gottheiten verwandelte sich Amaru in einen Stein. Noch heute zerreiben die Gebirgsindios gewisse Steine und gebrauchen das Pulver, um sich vor Krankheiten zu schützen. Die >Doppelköpfige Schlange< ist ein Symbol der Fruchtbarkeit und spielt in überlieferten Kulten und magischen Zeremonien eine Rolle.

Puma - Der Puma wurde von den Indiovölkern als Gottheit betrachtet. Eine andere Bezeichnung der Raubkatze war >Aija<, was das männliche Sexualorgan bedeutet. Das Wort >Aija< wird auch in der Bedeutung >Verteiler von Nahrungsmitteln oder >Etwas an alle abgeben< gebraucht. Oft sieht man das Symbol des Puma über den Hausdächern als Zeichen des Familienglückes.

Orjos - Berg, Gebirge. Der höchste Gipfel, der eine ganze Gegend beherrscht, spielte eine wichtige Rolle in der indianischen Mythologie, er wird oft heute noch verehrt. Dort befinden sich die Wohnstätten der verstorbenen Ahnen und der Sitz hoher Gottheiten. Die Berge werden manchmal selbst als lebendige Wesen angesehen, denen man Opfergaben darbringen muss.

Waita Ticca - Blumen. Die Blumen kommen häufig unter den Opfer gaben an die astralen Gottheiten vor. Sie gehören zu den >heiligen Dingen< der Naturgeister. Diese mythischen Wesen können die Menschen heilen, beschützen oder von den Sünden reinigen. >Waita< bedeutet auch >Feder<. Es handelt sich dabei nicht nur um Rangabzeichen. Die Federn gehörten auch in den Bereich der Opfergaben und der magischen Geschenke an den Hochzeiten.

Chaska - Lucero - Estrella - Damit sind die beiden Erscheinungsformen der Venus gemeint: Morgenstern und Abendstern. Dieser Stern ist heilig, er wird immer noch hoch verehrt. Im Monat Juni finden Zeremonien zu Ehren der Venus statt. Die indianischen Bauern beobachten den Lauf des Planeten am Himmel, um die Saatzeiten verschiedener Pflanzen bestimmen zu können. Auch die politischen und kirchlichen Dorfbehörden berufen sich auf die einzelnen Phasen der Venus, wenn sie wichtige Epochen des zukünftigen Jahres festlegen. In den verschiedenen Deutungen des Quechua-Wortes für >Venus< erkennt man Bezüge auf Hierarchie und Magie: >Prinzessin<, >Weiß-Stern<, >Himmelsgewölbe<.

Das Zickzack-Ornament entspricht dem Keno-Mayu. Der Kocha oder Jocha-Lago, d.h. der Teich oder das >Auge der Quellen befindet sich im Zentrum der Zickzack-Linien.

Keno-Mayu - Das Zeichen bedeutet: >Der Zickzack-Fluss<. Übereinstimmende Darstellungen (mit der Inka-Epoche) finden sich bereits auf Vor-Inka-Textilien. Das Wort >Keno< umfasst folgende Begriffe: >etwas sehr Altes<, >etwas Unvorstellbares<, >eine heilige Sache<, >etwas Verbotenes<, >plötzlich Gewalt über etwas erlangen«.

Kocha oder Jocha-Lago - >Teich< oder >Auge der Quelle<. Es ist ein Zeichen, das in Verbindung mit Orten des Wassers gebraucht wird. Man bringt dort ein Opfer dar und reinigt sich mit dem Wasser von den Sünden. Quellen, die aus dem Erdboden entspringen, werden als >Augen der Mutter Erde< gedeutet. Die Zeremonien für den Wasserkult werden im September veranstaltet.

Alpaca - Trotz der gleichlautenden Bezeichnung >Alpaca< hat dieses Zeichen nichts mit dem Wolltier zu tun. Das Wort setzt sich aus zwei Teilen zusammen, nämlich >Alpa<, d.h. Erde, fruchtbarer Acker, und >paca<, d.h. geheim, mysteriös, magisch. Die Bezeichnung wird nur in kultischen Zusammenhängen gebraucht. >Ritual des Coca-Kauens<, >Pflügen mit Hilfe der Pachamama< oder >Kult des heiligen Pilzes<.

Wenn die Umrandung des Symbols fehlt, bedeutet das für den Anden-Indio: >Erfülle deine Opferpflicht!<

Sojta Suyu - >Sechs Suyus-Felder<. Die Zeichen bedeuten die sechs gemeinschaftlichen Groß-Äcker einer Indio-Gemeinschaft. Seit undenklichen Zeiten besaß jeder Einwohner darin ein eigenes Grundstück, dessen Grosse vom Reichtum und der sozialen Stellung des einzelnen Dorfgenossen abhing.

Kancha de Papa con Bandera - Es handelt sich um ein Kartoffelfeld, das für einen festlichen Zweck, z.B. zu Ehren des Dorfheiligen mit Fahnenstangen umgeben wurde. Häufig wird heimlich zugleich mit dem christlichen Schutzpatron eine Gottheit früherer Zeiten gefeiert. Die Kartoffel war (und ist häufig noch) ein heiliges Gewächs, in welchem >anfeuernde Kräfte< vorhanden sind. Seit alten Zeiten - lange vor der spanischen Kolonialepoche - hissten die peruanischen Bauern bei allen wichtigen Ereignissen wie bei der Einbringung der Ernte oder dem Feiern einer Hochzeit ihre Fahnen.

Cuenta de Meses - Die Monate werden nach den herausragenden Balken des Zeichens gezählt. Dies gilt sowohl für die nach oben stehenden wie auch die nach unten ragenden Zeichen. Die Anzahl der Balken ergibt den Monat, in welchem der Stoff angefertigt wurde oder dann den Monat des Beginns der Herstellung des Textiles, in welches das Symbol eingewebt ist.

[Text und Abbildungen: Bollinger, Armin: So kleiden sich die Inka 

 


Abb.: Brandzeichen von Negersklaven, um 1632

[Crespo Rodas, Alberto <1917 - >: Esclavos negros en Bolivia. --