taz Nr. 7928 vom 22.3.2006

Bürgerkrieg im Adivasi-Land

Im Zentralindien werden Adivasi bewaffnet, damit sie gegen Maoisten kämpfen

BOMBAY taz Mindestens 50 Menschen sind in den letzten fünf Wochen bei Anschlägen maoistischer Guerilleros im zentralindischen Unionsstaat Chhattisgarh getötet worden. So kamen am 8. März beim Angriff so genannter Naxaliten vier Bewohner des Dorfes Dewarpali um. Zwei Tage zuvor hatten mehrere hundert maoistische Guerilleros das Dorf Basuguda überfallen und sechs Bewohner getötet. Wenige Tage zuvor sprengten Naxaliten einen Bahnhof. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international äußerte sich inzwischen besorgt über die Sicherheit der Zivilbevölkerung.

Mit den Anschlägen reagieren die Naxaliten auf eine im Juni 2005 als spontanen "Volksaufstand" deklarierte Kampagne der Landesregierung in Raipur. "Wenn die Massen ihre Stimmen erheben, ist es unsere Pflicht, eine Verteidigung auf Dorfebene zu organisieren", meint Chhattisgarhs Polizeichef V. R. Rathore. "Wir können unmöglich mehr Polizisten stationieren und die Menschen schützen, ohne die Dorfbewohner zu organisieren." So werden ganze Dörfer entvölkert und ihre Bewohner in Lagern an Überlandstraßen zusammengepfercht. Sie werden von Paramilitärs bewacht und in Selbstverteidigung gedrillt.

Bisher sollen 15.000 Menschen aus 420 Walddörfern in solche Lager umgesiedelt worden sein. Dort werden junge Männer bewaffnet und beauftragt, Unterstützer der Naxaliten zu melden. Deshalb überfällt die Guerilla immer häufiger kleine Dörfer im dichten Dschungel und tötet mutmaßliche Polizeispitzel. Die Landesregierung nennt nur die Zahl der von Naxaliten Getöteten, über getötete Rebellen schweigt sie. Beobachter schätzen die Zahl der Toten insgesamt auf mehrere hundert.

"Trotz aller Angriffe auf Sicherheitskräfte und Dorfbewohner werden wir die Kampagne gegen Maoisten fortsetzen", sagt Chhattisgarhs Regierungschef Raman Singh. Ein im Dezember 2005 im Eilverfahren verabschiedetes Gesetz stellt jegliche Unterstützung von Naxaliten unter Strafe. Journalisten, die einen Guerillaführer interviewen, drohen drei Jahre Haft.

Die Kampagne mit Namen "Krieg zur Reinigung" wird außerhalb Chhattisgarhs sehr kritisiert. "Stammesangehörige werden gegeneinander aufgehetzt und als Schutzschild im Konflikt zwischen Sicherheitskräften und Naxaliten missbraucht", schrieben indische Menschenrechtsgruppen im Dezember 2005. Der Chef der Nationalen Kommission für Adivasi, wie Stammesangehörige heißen, fordert eine Revision: "Statt die Adivasi zu schützen, bringt die Kampagne vielen den Tod."

Chhattisgarh liegt im Herzen des indischen Stammeslandes. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Adivasi, den Nachfahren indischer Ureinwohner. Jahrhundertelang lebten sie zurückgezogen in unwirtlichen Wald- und Gebirgsregionen. Seit der Kolonialzeit stehen ihre kleinen Gemeinschaften unter Druck. Die von Hindus als "unrein" Verschmähten besitzen kaum Mittel zur Gegenwehr, wenn die Ressourcen ihrer Gebiete - Tropenholz, Bodenschätze, Wasservorräte - zur Ausbeutung freigegeben werden. Einzig die maoistische Guerilla der Naxaliten und Nichtregierungsorganisationen vertreten - sehr unterschiedlich - ihre Interessen. In der früher Bastar genannten Region bedrohen die Naxaliten seit mehr als 20 Jahren Beamte, Händler und Unternehmer. Doch die Unterstützung der Bevölkerung schwindet. Viele Stammesangehörige sind der Gewalt überdrüssig.

Dies machen sich Regierung, Grundbesitzer, Händler und Industrielle zunutze. Beobachter befürchten, die Zwangsumsiedlung könnte das Ende der autochthonen Kultur der Adivasi-Völker in Bastar einläuten. Indiens stellvertretender Innenminister S. P. Jaisal bezifferte die bewaffneten Naxaliten mit 7.000. Sie kontrollieren weite Teile des ostindischen Berglands. Es wird befürchtet, sie könnten eine Allianz mit Nepals Maoisten und einen "roten Korridor" vom Himalaja bis nach Südindien bilden.

REGINE HAFFSTEDT

Indien (Naxaliten)

Beginn:         1997
Kriegstyp:     A-2
Beteiligte:     PWG, MCC / Indien, Ranvir Sena

In dem nunmehr 36 Jahre andauernden Gewaltkonflikt zeichneten sich im Berichtsjahr starke Veränderungen ab. In Andhra Pradesh finden seit dem 15. Oktober 2004 erstmals direkte Verhandlungen zwischen der Regierung des Unionsstaates und den beiden größten naxalitischen Rebellengruppen, der People's War Group (PWG) und dem Maoist Communist Center (MCC), statt. Zugleich haben die naxalitischen Rebellen, benannt nach dem Ort Naxalbari, von dem die Kämpfe Ende der 1960er Jahre ihren Ausgang nahmen, ihre Aktivitäten im Berichtsjahr stark intensiviert. Agierten die Naxaliten bisher vorwiegend im östlichen Teil Indiens, haben sich im Berichtsjahr ein Großteil der Angriffe und Anschläge in den nördlicheren Regionen Indiens ereignet, sodass mittlerweile 13 Unionsstaaten von naxalitischer Gewalt betroffen sind - mehr als doppelt so viele wie noch vor einigen Jahren.

Die Hauptursache des so genannten Naxaliten-Konflikts, der inzwischen das gesamte Gebiet zwischen dem im Südosten Indiens gelegenen Unionsstaat Andhra Pradesh und der nepalesischen Grenze im Norden erfasst hat, liegt in der ungleichen Landverteilung, die sich unter der britischen Kolonialherrschaft entwickelt und nach der Unabhängigkeit fortgesetzt hat, da in dieser Region keine konsequente Umverteilung des Grundbesitzes erfolgte. So hat ein Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zur Haupteinnahmequelle in den betroffenen Staaten, dem Ackerland. Das schlägt sich in einer selbst für indische Verhältnisse extremen Form sozialer Ungleichheit nieder und macht die Gegend zu einer der rückständigsten und ärmsten Indiens. In den meisten Regionen sind 80 Prozent der Landbevölkerung Klein- oder Kleinstbauern, sofern sie überhaupt über Land verfügen. Hinzu kommt, dass in Teilen der Aufstandsgebiete Privatarmeen der Großgrundbesitzer und Pächter die Bevölkerung terrorisieren. Hier verfügen die Naxaliten über eine relativ breite Massenbasis unter dem Landproletariat und den verarmten Bauern. Diese entstammen häufig kastenlosen, tribalen Strukturen.

Die Kämpfe der Naxaliten nahmen zwischen 1967 und 1970 als bewaffneter Bauernaufstand in den Unionsstaaten West Bengalen und Andhra Pradesh ihren Anfang. Den massiven Vergeltungsmaßnahmen der indischen Sicherheitskräfte fielen Tausende Naxaliten zum Opfer. Nachdem die naxalitische Bewegung zwischen 1972 und 1977 niedergeschlagen wurde, sind die Naxaliten, die in den 1970er und 1980er Jahren viele Intellektuelle für sich gewinnen konnten, seit Mitte der 1980er Jahre wieder verstärkt aktiv geworden. In ihren Reihen kämpfen für südasiatische Verhältnisse ungewöhnlich viele Frauen. Vereinzelt gibt es Hinweise darauf, dass Kindersoldaten rekrutiert werden. Kriegerische Ausmaße hat der Konflikt spätestens seit 1997 angenommen.

Die Naxaliten teilen sich in mehrere Fraktionen. Diese Tendenz zur Zersplitterung ist jedoch rückläufig. So haben die PWG und die zweite große im Unionsstaat Bihar dominierende Naxalitenorganisation, das MCC, Schritte einer Annäherung unternommen. In einigen Regionen haben sie sich zur MCC-PWG zusammengeschlossen, in Andhra Pradesh zur Communist Party of India-Maoist (CPI-Maoist). Die PWG verfügt über schätzungsweise 7.000 Mitglieder, von denen etwa 1.000 ständig im Untergrund tätig sind, das MCC zählt an die 30.000 Mitglieder. Die Naxaliten kämpfen zumeist mit kleinen Handfeuerwaffen, Handgranaten, Landminen und einigen Sturmgewehren. Angeblich wird ein Großteil der Waffen von Polizeikräften gekauft oder erbeutet.

Die in letzter Zeit seltener gewordenen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen naxalitischen Fraktionen lassen sich nicht auf ideologische Differenzen zurückführen, sondern auf die Konkurrenz um finanzielle Profite, die mit der hegemonialen Stellung verbunden ist, welche die Organisationen in einzelnen Gebieten einnehmen. Im verarmten Bihar kontrollieren die beiden Lager MCC und PWG zusammen mehr als 200 Unterbezirke in über 30 Distrikten. Indem sie bei der Steuererhebung quasi staatliche Aufgaben übernehmen, erpressen die Rebellen Schätzungen zufolge jährlich umgerechnet mehr als 6 Millionen Euro von Lokalbeamten und Unternehmen. Die Teilhegemonie der PWG und MCC umfasst auch das Schul- und Justizwesen, innerhalb dessen die so genannten Volkstribunale nicht zuletzt aufgrund der langwierigen und kostenintensiven staatlichen Gerichtsverfahren immer mehr Schiedssprüche fällen. Neben der Finanzierung durch Steuern und Erpressungen nehmen die Organisationen durch Entführungen von Geschäftsleuten Geld ein. Auch eine groß angelegte Offensive der Polizeikräfte während der letzten Jahre konnte die regionale Dominanz der Naxaliten nicht ernsthaft schwächen. Durchschnittlich fallen dem Gewaltkonflikt in Bihar über 200 Menschen pro Jahr zum Opfer, wobei diese Zahl aufgrund einer verändertren Strategie der Naxaliten in den letzten Jahren gestiegen ist.

Diese operierten vorwiegend in dem zentral gelegenen Unionsstaaten Bihar und in Andhra Pradesh sowie in umliegenden Gebieten, wobei ihre Hochburgen sowohl im zentralen wie im südlichen Bihar sowie in dem an diese Region angrenzenden nordöstlichen Andhra Pradesh lagen, als auch in den neu gegründeten, rohstoffreichen Unionsstaaten Jharkhand und Chhattusgarh. Fast täglich ereigneten sich in den umkämpften Gebieten Feuergefechte, Sprengstoffanschläge, Angriffe auf Polizeieinheiten und Infrastruktureinrichtungen. Vor dem Hintergrund des schwindenden staatlichen Gewaltmonopols lieferten sich die Naxaliten auch heftige Kämpfe mit Privatarmeen der Mittel- und Oberkasten sowie Großbauern, unter denen die vorwiegend in Bihar agierende, angeblich von der Regierung unterstützte Ranvir Sena wegen ihrer Größe und paramilitärischen Organisationsstruktur heraussticht.

In jüngster Zeit fand eine zunehmende Vernetzung zwischen den Rebellen der Communist Party of Nepal - Maoist (CPN-M) (vgl. den Bericht zu Nepal) und naxalitischen Gruppen statt. Hatte zunächst nur das MCC unter dem Dach des Coordination Committee of the Maoist Parties and Organizations of South Asia (CCOMPOSA) dahingehende Anstrengungen unternommen, scheint nun auch die PWG in diese grenzübergreifende Struktur eingebunden. Ziel ist es, eine Compact Revolutionary Zone (CRZ) zu schaffen, die den ganzen nepalesisch-nordindischen Raum einnehmen soll. Somit hat sich der Konflikt weit ins nördliche Indien ausgedehnt. Mittlerweile machen die naxalitischen Aktionen den Großteil der politisch motivierten Gewalttaten in Indien aus.

Die Zunahme naxalitischer Angriffe wurde von einer gegenläufigen Tendenz begleitet. Die Naxaliten haben in jüngster Zeit eine massive Schwächung erfahren. Die Bevölkerung verweigerte, zusehends organisiert, den Rebellen die Unterstützung, auch wurden Wahlboykottaufrufe ignoriert. Es lassen sich zwei Ursachen ausmachen. Zum einen schwindet die soziale Basis der Rebellen. Die Einschüchterungspolitik der PWG, die vermeintliche Polizeispitzel aus den eigenen Reihen wie auch aus der Bevölkerung öffentlich hinrichten ließ, führte bereits seit einigen Jahren zu einer zunehmenden Distanz zwischen Rebellen und Bevölkerung. Diese hatte bislang von der quasistaatlichen Naxalitenherrschaft profitiert: Löhne und Lebensbedingungen liegen in den von Rebellen kontrollierten Regionen auf einem weitaus höherem Niveau als anderswo. Ein anderer Grund für die Schwächung der PWG liegt darin, dass viele der Kämpfer, einem Rehabilitierungsangebot der Regierung folgend, die Reihen der Rebellen verlassen haben. Neben garantierter Straffreiheit, Beschäftigung, Unterbringung und monatlichen Entschädigungszahlungen wird gegen Ablieferung der Waffe ein Betrag zwischen umgerechnet 100 und 1.000 Euro an Aussteiger gezahlt, was gemessen am durchschnittlichen pro Kopf Einkommen der ärmeren Bevölkerungsschichten von umgerechnet einem Euro am Tag eine nicht unbeträchtliche Summe darstellt. In den vergangenen fünf Jahren sollen insgesamt 3.000 Naxaliten gefangengenommen oder übergelaufen sein.

Einerseits war das Berichtsjahr gekennzeichnet von der Verlagerung und Steigerung der Rebellenaktivitäten und den Bemühungen der Naxaliten, ihre Fraktionierung zu überwinden, andererseits von den Friedensgesprächen zwischen CPI-Maoist und der Regierung des Unionsstaates Andhra Pradesh. Bis zu den Wahlen im April und Mai 2004 hatten Naxaliten in Andhra Pradesh immer wieder Anschläge auf Mitglieder der Telegu Desam Party (TDP) und der bis zu diesem Zeitpunkt regierenden Bharatiya Janata Party (BJP) verübt. Diese hatte noch im Februar eine massive Bewaffnung der Bevölkerung und insbesondere der eigenen Parteimitglieder durchführen wollen, um eine breitere Front gegen die Naxaliten aufbauen zu können. Mit dem Regierungswechsel beruhigte sich die Situation. Die neue Regierung des Indian National Congress (INC), an der auch kommunistische und linkssozialdemokratische Parteien beteiligt sind, hatte schon im Vorfeld der Wahlen im Falle eines Sieges Verhandlungen mit den Naxaliten angekündigt. Seit dem 16. Juni herrscht offiziell ein Waffenstillstand. Inwiefern dieser auch eingehalten wird, ist angesichts der verschiedenen am Konflikt beteiligten Organisationen schwer abzuschätzen. Immer wieder kam es zu Feuergefechten, bei denen die Beteiligten jedoch nicht klar zugeordnet werden konnten. Zugleich weiteten die Naxaliten relativ ungehindert die von ihnen kontrollierten Zonen aus, enteigneten Großgrundbesitzer und verteilten das Land unter den ärmeren Bevölkerungsschichten. Ungeachtet dessen wurde der zunächst auf sechs Monate begrenzte Waffenstillstand am 15. Dezember unbefristet verlängert.

Die Regierung zeigte sich kompromissbereit, hob im Juli 2004 das seit 1996 bestehende Verbot der PWG auf und gestattete schließlich den PWG-Aktivisten sogar das Tragen von Waffen. Seit dem 15. Oktober 2004 verhandeln die Regierung und die CPI-Maoist erstmals direkt miteinander. Der Forderungskatalog der Naxaliten beinhaltet vor allem eine grundlegende Landreform und soziale Umstrukturierungsmaßnahmen. Die Zentralregierung signalisierte inzwischen ihre Zustimmung zu dem vom INC in Andhra Pradesh eingeschlagenen Weg der Kompromissbereitschaft. Von einer Konferenz, auf der sich Vertreter aller 13 vom Konflikt betroffenen Unionsstaaten einfanden, gingen ähnliche Signale aus. Die Regierungen von Orissa und Jharkand erklärten sich im Anschluss an die Konferenz zu Gesprächen mit den Naxaliten bereit, ohne jedoch klare Zusagen zu machen. Zugleich wurde aber auch betont, dass ein militärisches Vorgehen gegen die Rebellen weiter notwendig sei.

Vor dem Hintergrund der Bemühungen um die Compact Revolutionary Zone (CRZ) nahmen Rebellenaktivitäten besonders in den nördlicher gelegenen, an Nepal grenzenden Unionsstaaten deutlich zu. MCC und PWG agierten hier häufig gemeinsam. In der mit Blick auf die CRZ strategisch wichtigen westbengalischen Provinz Midnapore beispielsweise verdoppelten die Rebellen ihre Aktivitäten von 40 Zwischenfällen im Jahr 2003 auf etwa 100 im Berichtsjahr. Die Angaben zu den Opferzahlen für das Jahr 2004 schwanken zwischen 300 und 600. Dem Anstieg der Rebellenaktivitäten standen die Verhandlungsbereitschaft der indischen Seite sowie wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen gegenüber. Ob diese eine politische Lösung des Konflikts ermöglichen werden, ist gegen Ende des Berichtsjahres noch nicht absehbar.

Raphael van Riel

Weiterführende Literatur und Informationsquellen:

Geschichte

Die Naxaliten entstanden in den späten 1960er Jahren und sind nach dem Ort Naxalbari bei Darjiling in Westbengalen benannt, wo 1967 ein unter der Führung einiger Mitglieder des linken Flügels der Communist Party of India (Marxist) (CPI(M)) stattfindender Bauernaufstand von der Polizei niedergeschlagen wurde. Hauptursachen für diesen und andere im selben Zeitraum ablaufende Bauernaufstände (am wichtigsten war derjenige in Srikakulam (Andhra Pradesh)) waren die Konzentration des Landes in den Händen weniger Großgrundbesitzer, die im Wesentlichen aus der britischen Kolonialzeit herrührte und die gesellschaftliche und ökonomische Diskriminierung der Adivasis durch die hinduistisch geprägte Gesellschaft. Die Hochphase der maoistischen Kämpfe war von 1967–1972, in dieser Zeit wurden als wichtigste Organisationen der Naxaliten die All-India Coordination Committee of (Communist) Revolutionaries (1968, heute aufgelöst), die mehr auf Basisarbeit orientiert war und die stärkere Communist Party Of India (Marxist-Leninist) (CPI (ML)) (1969), welche zunächst den bewaffneten Kampf in den Vordergrund stellte, gegründet, die Gründungsmitglieder stammten im Wesentlichen aus der CPI(M).

Der Vorsitzende der CPI (ML), Charu Mazumdar propagierte die wörtliche "Vernichtung des Klassenfeindes" ("annihilation of class enemy"), was sich vor allem in zahlreichen Anschlägen auf Großgrundbesitzer, Beamte und Angehörige der Polizei äußerte. 1972 wurde Mazumdar festgenommen und starb ca. zwei Wochen später im Gefängnis. Die Revolten wurden weitgehend von Polizei und Militär niedergeschlagen, naxalitische Aktivitäten gingen bis zum Ende der 1970er Jahre weitestgehend zurück.

Um 1980 gelang es verschiedenen Gruppen, die zumeist den Namen CPI(ML) führen, wieder Fuß zu fassen. Von der Vernichtungsstrategie hatten sich die meisten Gruppen mittlerweile losgesagt, der Schwerpunkt wurde auf Basisarbeit, d. h. vor allem auf den Aufbau von Organisationen der Bauern, Arbeiter, Studenten, Frauen und Adivasis gelegt. Dabei können unter den ca. 20 grösseren Naxalitenorganisationen zwei Hauptrichtungen unterschieden werden: Ein Teil der Bewegung hat sich inzwischen, ohne den revolutionären Anspruch aufzugeben, auf die Arbeit im legalen Rahmen bis hin zur Teilnahme an Wahlen konzentriert, ein anderer Teil verbindet die Basis- und Massenarbeit mit klassischen Guerillakampfmethoden.

Die momentan wichtigsten Naxalitenorganisationen [Bearbeiten]

Nicht zu den Naxaliten werden die primär nationalistisch motivierten, maoistisch inspirierten Bewegungen im Nordosten Indiens wie die United Liberation Front of Asom, der National Socialist Council of Nagalim in Nagaland oder die People's Revolutionary Party of Kangleipak in Manipur gezählt.

Literatur

deutschsprachig

englischsprachig

Weblinks

deutschsprachig

englischsprachig