Protokoll der Lyngam-Opfer- und Orakelzeremonie (März 2008)

Vorbereitende Tätigkeiten:
- Der Schamane zerstößt eine Areca-Nuss und nimmt sie in üblicher Form mit Betelblatt und etwas Kalk,

- entastet einen Zweig im unteren Bereich, spitzt ihn an, schneidet drei Kerben und stellt ihn aufrecht an einen Giebelpfosten,
- bindet sich einen weißen Turban und legt sich einen weißen Schal um,
- nimmt eine Kalebasse und verstopft ein seitliches Loch mit Blättern,
- entrippt Bananenblätter als Unterlage für einen Platz vor dem aufgerichteten Zweig, worauf er die Kalebasse stellt und etwas Reis streut,
- seitwärts rechts legt er ein Dao-Messer mit einigen Reiskörnern darauf, ein Bananenblatt mit einem größeres Häufchen Reis darauf, ein Holzgefäß mit Milch und einen Blechteller.

Die Opfer- und Orakelzeremonie (Video:)

- Der Schamane sitzt in Hockstellung vor den Utensilien, greift mit der linken Hand einen Hahn an den Beinen, hält ihn auf seinem Oberschenkel mit dem Kopf zwischen seinen Beinen,
- den Kopf zum Boden gerichtet, die rechte Hand am rechten Ohr, beginnt er zu singen, mehrmals unterbrochen durch einige Jaultöne,
- Er nimmt sein Messer, legt neue Reiskörner darauf, schüttet aus der Kalebasse Reisbier darauf, streicht beides über den Hühnerkopf und klemmt das Messer zwischen seine Füße, die scharfe Seite nach oben,
- bei erneutem feierlichem Gesang fasst er Kopf und Füße des Hahns und streicht die Kehle über das Messer hin und her,

- das Blut lässt er sanglos in den Blechteller fließen,
- nach einem langgezogenen Heulton reißt er weiße Hals- und Brustfedern aus und wirft sie auf den "Altar",
- mit der blutenden Schnittwunde streicht er über den Kalebassenhals und über die drei Kerben am aufgestellten Ast,

- reißt unter Gesang erneut Federn aus und drückt sie auf die blutverklebten Stellen,
- legt den Hahn auf ein Bananenblatt und die Blätter des Zweiges,
- nimmt Reis, rupft erneut Federn, bläst in die Federn, die er dann wegwirft,
- schneidet die hintere Körperöffnung des Hahnes auf, schüttet Reisbier hinein,
- zieht dann feierlich singend in weiten Drehbewegungen etwa 20 cm Darm heraus,
- löst ihn ab, wäscht das Stück mit Reisbier und legt es auf den "Altar",
- reißt größere, farbige Flügel- und Schwanzfedern heraus, legt sie auf den "Altar",
- reißt die Zunge des Hahnes heraus und legt sie zu den anderen Opfergaben,
- wirft dreimal ein Stückchen gebratene Leber des geopferten Hahns aufs Bananenblatt, heult, ruft einen Gott, singt, während er die Kalebasse mit Reisbier in der rechten Hand hält, schüttet dreimal einen kräftigen Guss Reisbier über die Opfergaben, führt ohne Gesang die Kalebasse fünfmal ans rechte Ohr und in Mundhöhe,
- gießt erneut dreimal mit Gesang Reisbier über die Opfergaben und wirft erneut drei Stücke Leber,
- steckt ein Stück Leber in seinen Mund,
- deutet den schneeweißen Darm als positives Vorzeichen einer glücklichen Zukunft für uns.

Abschluss der Zeremonie:
- der Ast wird mit Bambusstreifen an den Giebelpfosten angebunden,
- die Opfergaben werden, ins Bananenblatt eingerollt, mit dem weißen Darm in Kopfhöhe zwischen Ast und Pfosten eingeklemmt,
- der fertige Opferpfahl wird mit Reis beworfen,
- wir bekommen vom inzwischen im offenen Hausfeuer abgeflämmten Hahn Teile zum Essen.