Copan Heute besuchen wir eine der schönsten und berühmtesten der antiken Mayastädte, die im Staate Honduras liegt. Die Straße erweist sich bis auf das letzte Stück, das noch im Bau ist, als sehr gut. Die Landschaft ist schön. Wir fahren durch riesige Latifundien mit Gurkenfeldern, dann kleinere Felder mit Mais und vor allem Hirse, die weit die Berge hinaufreichen. Später große Tabakfelder. Die Indios wohnen in strohgedeckten Hütten, ein Lehmbackofen neben dem Haus. Der Grenzübergang nach Honduras ist noch einfacher als die beiden vorher überquerten, wieder ist nur ein Seil vorhanden, dahinter ein kleiner Grenzbach, dann 10 km Gebirge und Niemandsland ohne Dörfer. Schließlich Copan, ein Dorf mit Kirche und Zocalo und einigen Kolonialbauten. Die Ausgrabungsstätte ist sehr großzügig angelegt. Ein neues Museum, das durch einen abgedunkelten unterirdischen Gang in die Unterwelt der Mayas führt direkt auf den Templo de Rosalila zu, über dem sich das Museum nach oben zum blauen Himmel öffnet. Dieser völlig intakte Tempel wurde im Innern einer Pyramide gefunden, den die Mayas mit einer dicken weißen Stuckschicht konserviert hatten. Zentrales Thema des Schmucks ist der Himmelsvogel Vukub Caquix, der die obere Sphäre des Kosmos krönte, er saß in den Zweigen des riesigen hl. Ceiba-Baumes. In der Mitte des 2. Stocks sind die Augen abgebildet, dazwischen ragt ein langer Schnabel nach unten. Die Flügel sind unten zu beiden Seiten des Eingangs dargestellt. Sie gleichen Schlangenköpfen, aus deren Rachen Federn sprießen. Zwischen den Federn ein Medaillon mit dem Gesicht des Sonnengottes kin (4 Blumenblätter) , das mit dem Symbol yax umgeben ist. Die dritte Etage zeigt den Kopfputz des Vogels mit einer zoomorphen Maske mit entfleischtem Rachen. Die Körper zweier Schlangen rahmen dieses Antlitz ein, vermutlich als Himmelsbogen. An den Ecken weitere Schlangenrachen, aus denen Figuren aufsteigen. Auf der Nord- und Südseite entsteigt eine menschliche Figur einer Nische, vermutlich ein toter Herrscher aus der Unterwelt. Besonders eindrucksvoll ist die Skulptur der Visionsschlange. Ein Erlebnis besonderer Art ist die Lage der Tempel zwischen den riesigen Urwaldbäumen. Sowohl die Figuren auf den vielen Stelen als auch die Tempeleingänge zeigen einen König, der aus dem Maul des Erdungeheuers hinaustritt. Diese Könige dokumentieren damit den Beginn ihres Regierungsantritts, sie werden so der aufgehenden Sonne gleichgesetzt. Wir treffen immer wieder auf Darstellungen von Köpfen: ein alter Mann, ein Affenkopf, Totenköpfe. Die Mayas stellten vor allem das Thema des Kreislaufes dar: die Sonne muss wieder aufgehen, die Erde muss wieder Früchte hervorbringen, der Regen muss wieder fallen, der neue König tritt an die Stelle des alten Königs. Zur Darstellung dieses Prozesses des Werdens hatten die Mayas auch ein Ballspiel entwickelt, bei dem der Ball nicht zur Ruhe kommen durfte und möglichst lange in der Luft bleiben musste. Das Ballspiel selbst wiederholte den märchenhaften Mythos der Zwillinge, die durch List und Zauberei die Unterwelt bezwangen. Der Ballspielplatz stellte den Eingang zur Unterwelt dar. Die meisten Gebäude von Copan wurden von dem König "18-Kaninchen" gebaut, der später von der Konkurrenzstadt Quirigua besiegt und den Göttern geopfert wurde. Häuptlingsnamen aus Copan Yak-Kuk-Mo, der blaue Quetzal-Ara und sein Sohn Matte-Kopf, Seerose-Jaguar
und sein Sohn Mond-Jaguar, Butz Chan, d.h. Rauch-Schlange bzw.
Rauch-Himmel, Rauch-Jaguar oder Rauch-Imix Gott K,
Auf dem Rückweg zum Hotel begegnen wir zwei Prozessionen. Heiligenfiguren werden mit Gebet und Musik zu einem anderen Ort getragen. Nach 100 m bleiben alle stehen und es wird gebetet und gesungen. Neben der Ortsgottheit werden ein schwarzer Christus und eine gelbe und blaue Madonna auf einem blumengeschmückten Tragegestell mitgeschleppt. Lautsprecher, Gitarrenspieler, Fahnen, Eisverkäufer und ein Stoffstier. Mehrfach sehen wir Galgen mit aufgehängten Teufeln, die verbrannt werden sollen, um das Dorf von allem Bösen zu reinigen.
Quirigua "Zweibeiniger Himmel" Cauc läßt nach seinem Sieg über 18-Kaninchen
771 die höchste Säule, 10.77 m hoch, zu seiner Verherrlichung
aufstellen. Die Architektur und die Gesichtszüge der Mayaherrscher und viele inhaltliche Einzelheiten lassen an asiatische Hochkulturen denken. Somit vertrat auch einer der frühen Mayaforscher die These, dass diese Völker nach einer großen Katastrophe ihre Länder verlassen hätten und ihre Kultur über Alaska nach Asien gebracht hätten. |