II. Orissa, das heilige Land der Hindus

Inhalt: aus der Geschichte, die Küstenebene, Jagannath in Puri, der Sonnentempel von Konarak, die Hauptstadt Bubaneshwar, die Höhlenklöster von Udayagiri und Khandagiri, der Göttinnen-Tempel, die Missionierung der Adivasi durch die Hindutva, die Malereien und Bronzefiguren.


Das magische OM-Zeichen als religiöse Glaubenswurzel der Religion des Jagannath/Krischna-Kultes, des christlichen Kreuzes und des Islam. Alle vereint im Ruf der allumfassenden Liebe eines Gottes

Der indische Bundesstaat Orissa im Westen Indiens, der mit 155 707 qkm etwa eine Fläche wie England und Wales umfasst, hat 37 Millionen Einwohner (2001). 63 % haben eine Schule besucht. Etwa 18,8 % der Haushalte haben Elektrizität.

Orissa bedeutet in Sanskrit "Utkala-desa" d.h. "Ruhmreiches Land".

Aus der Geschichte

Schon der Grieche Megasthenes und der römische Historiker Plinius erwähnen die Macht der Herrscher von Kalinga, dem Gebiet von Orissa. Im 4.Jh. besiegte der Kaiser Ashoka in einem grausamen Feldzug die Kalinga, bei dem Hunderttausende starben, wonach der Kaiser sich dem friedlichen Buddhismus zuwandte und durch die Aufstellung der berühmten Ashoka-Säulen seinen Sinn für Mitleid, Recht und Ordnung verkündete, während Xerxes und Alexander der Große sich weiterhin bekämpften. Vom 13. Jh. an wurde Orissa von Türkenheeren aus Zentralasien und durch moslemische Invasionen bedroht. Im 16.Jh. wurde Orissa vom Moghulherrscher Akbar besiegt, von einem Moghul-Gouverneur regiert und schließlich der Neubau von Hindutempeln verboten und die Kopfsteuer für Hindus eingeführt. Im 19.Jh. fielen die Engländer von Bengalen her ein und annektierten das Land. Sie teilten das Land in Verwaltungsbezirke (Muthas) auf, die von Beamtem (Patros/Bisoyis) und deren Soldaten (Paiks) ausgebeutet wurden. Durch das Steuererhebungssystem kam es dann immer wieder zu Aufständen, bis nach einer großen Hungerkatastrophe Orissa zusammen mit Bihar 1912 zu einer Verwaltungsprovinz vereinigt wurde. Ab 1936 wurde eine eigene Provinz geschaffen und erste Wahlen abgehalten.

Obwohl Orissa ein fruchtbares Bauernland ist, hat es viele Bodenreichtümer, eine Stahlfabrik, eine Düngemittelfabrik in Rourkela, eine Eisenfabrik in Joda und Rayagada, viele Zementfabriken, eine Kühlschrankfabrik, Fabriken zur Herstellung von Textilien, Papier, Glas, Aluminium, Kabel und Maschinenwerkzeuge. Aus Wasser wird Elektrizität gewonnen am Mahanadi-Fluss und bei Machkund. Ein Hafen für Tiefseeschiffe bei Paradeep. Orissa ist also kein armer Staat.

76% der Bevölkerung sprechen Oriya als Muttersprache, das sich wie das Bengalische vom 5.Jh. an aus dem Sanskrit entwickelt hat. Die Inschriften auf den Säulen des Kaisers Ashoka sind in Pali, ebenfalls einer Ableitung aus dem Sanskrit, abgefasst. Das Dravidische wurde verdrängt und es entstand eine eigene Literatur in Oriya. Das berühmteste Werk ist eine Neufassung des Epos Mahabharata mit 100 000 Versen, wobei jeder Vers zwei Zeilen umfasst.

Neben Oriya werden im Landesinneren noch 24 Stammesdialekte gesprochen, sowie im Norden Bengali und im Süden das dravidische Telugu, die Sprachen der Nachbarstaaten. Wir wollen den gebirgigen Osten besuchen, wo viele der 62 Stämme wohnen. Diese stellen ein Viertel (6 Mill.) der Gesamtbevölkerung dar. Dazu kommen noch die "Unberührbaren" (3,5 Mill.) und die "rückständigen" Klassen (5 Mill.), d.h. etwa 60% der Einwohner zählen zu den Unterprivilegierten.

Die Küstenebene: Stätten klassischer Hindu-Kultur

Südlich des Flusses Baitarani liegt das Land der Tempel. Zunächst sind es die Shiva-Tempel, allein Bhubaneshwar hatte 7000 Tempel, in Konarak steht der Tempel des Sonnengottes und in Puri herrscht Vishnu in der Gestalt des Krischna unter dem Namen Jagannath, "Herr der Welt". Er kennt nicht wie der gefürchtete Shiva blutige Tieropfer. Er wird als der Große Erhalter und Helfer aller Menschen verehrt. Durch einen König, der seinem Familiengott Jagannath den Tempel in Puri bauen ließ, fand der Vishnu-Kult, von Südindien kommend, seine Verbreitung in Orissa. Vom 7.Jh. an löste der Hinduismus den jainistischen und buddhistischen Glauben ab. Dabei wurde sogar die Gleichheit aller Kasten und von Hindu- und Moslemglauben gepredigt.

"In grenzenlosem Raum wohnte zuerst der Große Gott, den die Menschen Narayana oder Parameshvara oder Jagannatha nennen".

Puri

Die drei ungewöhnlichen Götterfiguren des Jagannath-Tempels, die eher an Comicfiguren erinnern, finden sich als Symbole überall in Orissa, auch an Hauswänden, an Autos und an Mopeds. Da der Tempel Nicht-Hindus nicht zugänglich ist, umkreisen wir die imposante 225 x 210 m große Festungsanlage, die von bis zu 10 m hohen Mauern umgeben ist. Durch die vier Eingangstore, die von Polizisten bewacht werden, versuchen wir einen Blick ins Innere zu tun, können aber kaum etwas sehen, weil der Komplex im Innern nochmals von Mauern umgeben ist. Nur vom Dach einiger Häuser können Nicht-Hindus einen Blick von oben auf die Gebäude werfen.

Als wir versuchen einen Blick ins Innere zu erhaschen, dreht gerade ein westliches Filmteam der Hare-Krischna-Bewegung vor dem Tor eine Szene. Während die Hindus, die in den Tempel hinein wollen, von bewaffneten Polizisten nach Waffen abgetastet werden, stehen die hellhäutigen Krischnajünger in langen, rosafarbenen Gewändern und geschorenem Kopf vor einem mit einem Speer bewaffneten Reiter und reden in eine Kamera hinein. Oberhalb sind Arbeiter damit beschäftigt die bisher übliche weiße Deckschicht am Tempelturm zu beseitigen und den originalen Sandstein chemisch zu konservieren.

Auf dem 64 m hohen Tempelturm verkünden Rad und Fahne Vishnus den Wohnort des Gottes, der hier als Jagannath und in seiner 8. Erscheinungsweise als Krischna verehrt wird. Jagannath, der Herr der Welt, geht zurück auf einen alten bengalischen Fischergott. Nach der Sage erschien Vishnu einem König von Orissa und gebot ihm, ein Bild von Jagannath anfertigen zu lassen, um darin die Gebeine von Krischna zu bergen und zu verehren. Eine solche Reliquienverehrung ist im Hinduismus nicht üblich und wahrscheinlich vom Buddhismus übernommen worden.

Die Figuren bestehen nur aus großen angemalten Holzköpfen mit Stummelarmen, die an den Ohren angesetzt sind. Der Sage nach hat der Gott Brahma den unfertigen Figuren ihre Augen und ihre Seele verliehen. Die Gesichtsfarbe Jagannaths ist schwarz und entspricht damit dem dunklen, schwarzen Krischna, die Farbe des Balarama, eines Bruders von Krischna, ist weiß. Auch Balarama ist ein alter Volksgott, der mit Ackerbau und Schlangenkult verbunden war. Auch er wurde gemäß der Überzeugung, dass alle göttlichen Wesen Erscheinungsformen eines einzigen Hochgottes sind, als Inkarnation Vishnus angesehen. Die Gesichtsfarbe der kleineren Schwester Subhadra ist gelb. Auch sie ist eine Person aus dem Epos Mahabharata. Von den Vishnu-Anhängern wird sie als Durga, Muttergottheit des vorarischen Indiens, angesehen. Im Jagannath-Tempel von Koraput finden wir die sehr moderne Interpretation der drei Farben als Symbole der menschlichen Rassen, die sich hier in dem göttlichen Dreigestirn, das in Vishnu eine Einheit ist, darstellt. Diese Deutung ruft bei unserem Führer Gopinath (Herr der Hirtinnen des Krischna), einem Brahmanen, nur Kopfschütteln hervor.

Jagannath, ein anderer Name für Krischna, sein Bruder Balbhadra und seine Schwester Subhadra werden im Juni/Juli bei Vollmond in einer Prozession auf großen, schweren Wagen von gläubigen Hindumassen durch die Straßen gezogen. Der Wagen des Jagannnath ist 15 m hoch und fährt auf 16 Rädern von jeweils 2.70 m Durchmesser.

 

Der Sonnentempel von Konarak

ist nicht Teil einer Stadt, sondern liegt einsam am Meer. Sein eingestürzter Hauptturm soll 80 m hoch gewesen sein, höher als die Türme von Puri (71 m) und Bhubaneshwar (60 m). Der Tempel fasziniert durch den Figurenreichtum und seine Gestalt als 12 rädriger Wagen des Sonnengottes Surya, ursprünglich gezogen von sieben großen Steinpferden. Später wurde die vergöttlichte Sonne als eine Gestalt des Vishnu interpretiert. Die riesigen Räder sind mit vielen erotischen Darstellungen geschmückt, wie man sie ebenfalls an den Tempelmauern findet. Diese Darstellungen von sexuellen Vereinigungen und das Zeigen des Phallus/Lingam wird interpretiert als Fruchtbarkeitsopfer, das man der lebenspendenden Sonne darbringt. Ein Rad dieses Sonnenwagens wurde in die indische Nationalflagge integriert.

Die Löwen vor der Treppe weisen auf den Sieg des Hinduismus über den Buddhismus hin, indem sie Elefanten, buddhistische Symboltiere, die gerade einen Menschen zertreten, niederreiten.

Die Figur des Sonnengottes ist durch außergewöhnliche Form und Schönheit gekennzeichnet: sein lächelnd entspanntes Gesicht, sein hauchdünnes Lendentuch mit Gürtel und Schnalle und seine Stiefel altpersischer Art sind aufs Feinste ausgearbeitet.

Die Dörfer der Fischer am Strand stehen im krassen Gegensatz zu der hoch entwickelten Architektur des Tempels. Hier stoßen massiv zwei Welten aufeinander. Die Palm- und Blätterhäuser der Fischer, die erst 1998 von einem Orkan hinweggefegt worden waren, und ihre äußerst primitive Lebensweise neben den Bauten einer hoch entwickelten Kultur gehören zum sprichwörtlichen Bild eines unglaublichen Indien. Es ist eine Variante des Nebeneinanders von Computersoftware-Industrie und Bauern, die noch immer ihre Ochsen vor den Haken-Holzpflug spannen.

Bhubaneshwar

In der Hauptstadt Orissas (700 000 E.) kann man noch 35 Tempel besichtigen. 500 Tempelruinen sind übrig geblieben von den 7000 Tempeln des 6./7. Jh.. Der größte Tempel ragt 60 m hoch. Gleich neben ihm liegt ein kleiner See, der Wasser von jedem heiligen Strom Indiens enthalten soll. In der Mitte steht ein kleiner Pavillon, in dem einmal im Jahr die Gottheit des Haupttempels Lingaraja gewaschen wird.

Die schönsten Tempel sind der rötliche Sandstein-Tempel Mukteshvara (9.Jh.) und der gelbliche Rajarani, der wegen seiner vielen Minitürmchen, der Liebespaare und der schönen Mädchengestalten an Tempel in Khajuraho erinnert.

Die Kulthöhlen auf den Sandsteinhügeln von Udayagiri (18) und Khandagiri (15), 6 km von B., stammen aus der vorchristlichen Zeit, als der Jainismus im Reich Kalinga wahrscheinlich Staatsreligion war. Im Unterschied zu den buddhistischen Höhlen im indischen Westen gibt es hier keine Versammlungshalle. Neben der puritanischen Einfachheit des Wohnraums zeigen die Höhlen reiche Figuralfriese, in denen Alltags-, Tanz-, Liebes-, Jagd- und Kriegsszenen dargestellt sind. Die Schmuckelemente, die von allen indischen Religionen gleichermaßen benutzt werden, sind griechischer und vorderasiatischer Herkunft. Griechisch sind Mäander, Akanthus, Rankengeflecht, dorische und jonische Zierfriese. Vorderasiatisch sind Geißblatt, Zackenfries, Mischwesen, geflügelte Löwen und Sphinxe. Neben den archaisch unbeholfenen Darstellungen finden wir in der 1. Höhle schon eine frontale und perspektivische Darstellung der Figuren. Die 24 Heiligen (Tirthankaras) werden nur durch die Symbole Baum, Fußabdruck, Hakenkreuz und spezielle Kennzeichen der "Furtbereiter" dargestellt. Diese unfigürliche Darstellung entspricht ganz der frühen buddhistischen Gewohnheit, die man in einzigartig erhaltener Weise noch am Stupa in Sanchi studieren kann.

Der Göttinnen-Tempel von Hirapur

Erst 1953 entdeckt, dient der Tempel der Verehrung der 64 Yoginis, die als weibliche Aspekte der Gottheiten für die "weibliche" Energie stehen und jeweils die weiblichen Entsprechungen männlicher Götter darstellen. Sie spielten im trantrischen Ritual eine besondere Rolle und werden auch mit Menschenopfern in Verbindung gebracht.


Poster auf einem Markt:
Schwarzenegger, Nehru, weißes Baby, Jesus und Shiva/Parvati als Idole

Die Missionierung der Adivasi durch radikalnationalistische Hindugruppen der Hindutva

Unterstützt von der Hindupartei BJP werden die Volksstämme besonders in Gujarat gegen die Christianisierung mobilisiert. Die Christen werden dämonisiert als eine gefährliche, fremde Verschwörung, die Indien destabilisiere, auch durch ihre Hilfen im Gesundheitswesen und in der Schulerziehung. Statt dessen bemühen sich die Gruppen der Hindutva die meist animistischen Volksstämme zum Hinduismus zu bekehren. Die traditionelle Einordnung der Adivasi in die unterste Gesellschaftsstufe der Kastenlosen wird geschönt durch den Hinweis auf das Ramayana-Epos, eine Art Hindubibel. Dort wird von einer Begegnung Ramas mit der Ureinwohnerin Shabri berichtet, die für ihn die Waldbeeren vorgekostet hat.

Von den Hindu-Aktivisten wird betont, dass Shabri und der Affenkönig Hanuman, obwohl sie verehrt werden, doch Diener Ramas (Krischnas/Vishnus) seien. Die Götter der Adivasi werden zu Abstinenzlern und Vegetariern gemacht, während vorher diese alten Götter durch Tieropfer und Alkohol zufrieden gestellt wurden. Den neuen Hindugöttern werden Tempel gebaut und Hindufeste gefeiert.

Im Parlament zu Delhi wird gerade über das Erziehungswesen bei den Minderheiten beraten. Dazu werden nur fünf Gruppen gezählt: die Muslime, die Christen, die Buddhisten, die Parsen und die Sikhs. Über den Status der sprachlichen Minderheiten kann man sich nicht einigen. Das zeigt uns wieder innerindische Probleme, die außerhalb des riesigen Bundes- und Vielvölkerstaates Indien überhaupt nicht bekannt sind.

Die Malereien

Die traditionellen Malereien der Dorfbevölkerung auf den Hausmauern seitlich der Türpfosten entsprechen den Stick- und Webmotiven und haben Symbolcharakter. Sie werden gern zu Hochzeiten angebracht.

Zum Fest Lakshmipuja werden von den Frauen Reiskörner mit einer weißen Reispaste vermischt und mit den Fingerspitzen auf die Wände getupft. Zum Fest Durgapuja wird im gleichen Verfahren das Motiv aufgetragen und mit Zinnoberrot übertupft. Die Kombination von Weiß und Rot symbolisiert die Verehrung Shivas und des ihm innewohnenden weiblichen Aspekts.


Jagannath mit Bruder und Schwester als Reismalerei

Die Muttergottheit Mangala - Beschützerin des Dorfes - und andere Gottheiten offenbaren sich in dem Symbol eines irdenen Kruges oder in den Symbolzeichen jhoti, chita und muruja, die eine Brücke zwischen dem Diesseits und dem Jenseits darstellen.

Im heiligen Monat Kartika wird das Zeichen muruja von Witwen geschaffen. Das Material der weißen muruja wird aus übriggebliebenem Reispuder der Mahlsteine gewonnen und auf dem Boden aufgetragen. Grün wird aus getrockneten Blättern, Schwarz aus Kokosnussschalen, Gelb aus Blumen und Braun- und Rottöne aus Backstein gewonnen. Farbige muruja stellen Gottheiten dar. Die Frauen streuen mit Daumen- und Zeigefingerkuppe das Material auf den Boden und erzeugen so Linien.

Um ein jhoti- oder ein chita-Symbol herzustellen, werden die vier Finger der rechten Hand in die Farbe getaucht und mit Hilfe des Ringfingers über den Boden geführt. Um die Reisbüschel auf den Hauswänden darzustellen, wird die Farbe mit den Fingern auf die Mauern gesprengt.

Der in der Bildhauerei in Konarak dargestellte Idealtyp der Frau mit schwellendem Busen, gerundeten Hüften und schlanken Taillen findet sich nicht in den Wand- und Bodenmalereien.

Die Wandmalereien der Saora

Die dekorativen Wandbilder heißen Anital und die religiösen Bilder Idital/Ittal. Die Idital stellen in Piktogrammen das tägliche Leben mit den Zeremonien dar, z.B. die bildliche Darstellung der Zeremonie zu Ehren von Jodisum, zu dem vor der Ernte gebetet und dem ein Huhn geopfert wird, damit er das Dorf vor bösen Geistern bewahren möge, von Jananglasum, wenn die ersten Süßkartoffeln und Wurzeln geerntet werden oder von Gangsum, dem Gott gegen die Pocken, und von Isarsum, wenn die Seele in die Unterwelt geht, von Andumjappur für Aussaat, von Sarpalasum, dem Wegegott, von Sidangpur für gutes Wachstum. Es werden immer der entsprechende Gott und die Ahnen angerufen. Zur Einweihung des Bildes wird ein Priester gerufen, der die Ahnen-Geister herbeiruft, so dass das Bild ein Wohnhaus der Ahnen und des Gottes wird und verehrt werden kann.

Die Bronzefiguren der Kondh

Die Figuren sind Ritualgegenstände, die von unterkastigen Hindus, den Ghasi, angefertigt werden. Seit den achtziger Jahren werden sie weltweit von Museen angekauft und werden sogar in Flughafenläden angeboten.

Die Metallgießer verwenden meistens Altmetall. Früher bekamen sie das Metall von den Hadi, die als unterste Hindukaste das Recht hat, alle Gegenstände auf dem Verbrennungsplatz der Kondh einzusammeln. Bei den Kondh war es üblich, alle Gegenstände, die an den Toten erinnerten, zu verbrennen.

Die großen Bronzen werden in der Wachsfadentechnik einer „verlorenen Form“ hergestellt: aus einem Lehm-Häkselkern wird die gewünschte Figur geformt, dann mit dünnen Wachsfäden umwickelt, die Arme und andere Teile aus Wachs angesetzt, die Figur mit einem dicken Lehmmantel umgeben und durch einen Gusskanal das geschmolzene Metall hineingegossen. Das Wachs schmilzt und fließt durch ein Loch ab, so dass beim Erstarren des Metalls die typischen Bronzen mit einem Netzmuster entstehen. Die Lehmform wird bei der Entnahme der Figur zerschlagen.


Motorrad mit Bild des Gottes Jagannath