Die Eliteraten (Jan.2018)



Stilübungen


Thema: „Am Sandbach 12“ variiert von günter neuenhofer

1. Prosa-Beschreibung im langatmigen, detailreichen Stil Fontanes

Zur Rückseite des seit einem Jahr bewohnten Hauses fiel greller Sonnenschein auf die Terrasse und den Wiesenhügel, auf dem sich das Haus erhob, während nach der vorderen Eingangsseite hin die Höhe des breiten Daches einen Schatten auf den gepflasterten Zugangsweg und über die Sträucher und Hecken der schmalen Grünanlage und auch über den breiten Eingang, an dessen Seite eine Theatermaske aus Kreta hing, warf. Etwa sieben Schritte seitwärts, der Richtung der östlichen Seitenwand entsprechend, standen mächtige Rhododendronsträucher vor einem hohen Maschendrahtzaun, hinter dem zwischen einigen uralten Kopfweiden am Uferrand des Sandbaches der Blick auf einen rötlichen Spazierweg fiel, auf dem jeden Morgen die Frauen und Herren Hundebesitzer ihre Lieblinge ausführten. Von der entgegengesetzten Seite des Hauses tönten von Zeit zu Zeit die Bässe eines Autoradios herüber, nicht gedämpft von der hohen Tanne und den hohen Lebensbäumen, die das Haus gegen Blicke von der Straße abschirmten. Die Südseite des Hauses – eine mit einer riesigen Agave, einigen Blumenkübeln und Gartenstühlen besetzten Terrasse – gewährte bei Sonnenschein einen vorzüglichen Sommerurlaub, zumal man, wenn die Sonne allzu heiß nieder brannte, sich unter eine ausfahrbare Markise zurückziehen konnte, so dass dieser Platz ganz besonders von der Hausfrau bevorzugt wurde, was sie auch heute wieder genoss, obwohl sie hier manchmal den Blicken der Nachbarn preisgegeben war, was ihr aber nichts auszumachen schien, da sie freundlich mit einem „Hallo, Hallo“ hinüber grüßte, als sich das obere Fenster des gegenüberliegenden Hause öffnete und ein Mann mittleren Alters mit einer Zahnbürste in der Hand erschien und sich kräftig die Zähne bearbeitend gegen die Morgensonne hin stellte, während er sich recht wohl zu fühlen schien.



2. Metaphorisch-szenischer Satz
Aus einem eingezäunten Garten nicken zwei Birken allergisch hinüber vom Nachbarhaus.


3. Szenische Verse

Er hält
zwischen den Zähnen
seine Bürste
seine Bürste in
der Hand
die Zahnpasta
in seinem Mund
seine Augen
gerichtet auf uns

4. Rhythmische Prosa
wo grell die sonne scheint zum sandbach hin nach süden,
wo hohe zäune, mächt`ge sträucher dich schützen vor menschen, hunden, straßenlärm,
wo du die ruhe findest zwischen blumen,
ruft dir dein nachbarn einen gruß am morgen,
wenn er steht im fensterrahmen,
sich seine zähne bürstet voller leidenschaft.




5. Elfchen

freundlich

der Nachbar

steht im Fensterrahmen

wir rufen und fragen

morgenfrisch?“


6. Haiku

Sieh im Fenster dort

ein Gesicht strahlt versonnen,

mit weißen Zähnen

7. Limerick

Ein Nachbar von gegenüber

der guckt frühmorgens gern rüber

er putzt seine Zähne

und kämmt seine Mähne

er ist uns ein ganz lieber

er ruft dann Hallo

ich muss noch aufs Klo

das ist uns dann auch noch viel lieber


8. Hexameter

Auf diesem Weg in das Haus liegen Schatten vom Dach vor dem Zugang

kommst du jedoch von Süden heran wird die Sonne dir leuchten

wohlwollend grüßt schon am Morgen der Nachbar mit freundlichem Hallo.



Die Eliteraten (Febr.2018)

Surreale Darstellung der Wirklichkeit



Elisabeth Borchers, 1960

I
eia wasser regnet schlaf
eia abend schwimmt ins gras
wer zum wasser geht wird schlaf
wer zum abend kommt wird gras
weißes wasser grüner schlaf
großer abend kleines gras
es kommt es kommt
ein fremder

II
was sollen wir mit dem ertrunkenen matrosen tun?
wir ziehen ihm die stiefel aus
wir ziehen ihm die weste aus
und legen ihn ins gras

mein kind im fluß ists dunkel
mein kind im fluß ists naß

was sollen wir mit dem ertrunkenen matrosen tun?
wir ziehen ihm das wasser an
wir ziehen ihm den abend an
und tragen ihn zurück

mein kind du mußt nicht weinen
mein kind das ist nur schlaf
was sollen wir mit dem ertrunkenen matrosen tun?
wir singen ihm das wasserlied
wir sprechen ihm das grasgebet

dann will er gern zurück

III
es geht es geht
ein fremder
ins große gras den kleinen abend
im weißen schlaf das grüne naß
und geht zum gras und wird ein abend
und kommt zum schlaf und wird ein naß
eia schwimmt ins gras der abend
eia regnet's wasserschlaf



*E.Borchers erzählte später, wie sie 1959 den Shanty What shall we do with the drunken sailor falsch übersetzte (mit er- statt betrunken) und wie daraus das Gedicht eia wasser regnet schlaf wurde.



Weltende: Else Lasker-Schüler, 1903


Es ist ein Weinen in der Welt,

als ob der liebe Gott gestorben wär,

und der bleierne Schatten, der niederfällt,

lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen …

Das Leben liegt in aller Herzen

wie in Särgen.

Du, wir wollen uns tief küssen …

Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,

an der wir sterben müssen.




Weltende: Jakob van Hoddis, 1911

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.


Endzeitbilder (gn)


Den Alten schlägt ein Dach in den Kopf,

zahnknirschend brüllen die Fans,

auf Augenhöhe trillert die Hymne,

hier soll es sein, du armer Tropf,

ein Zopf verfängt sich immer.


Endlich Enden (gn)


Es ist ein Raunen auf der Straße.

Was machen wir mit dem Alten?

Es ist, als ob der Sinn abhanden,

der Atem stockt, die Luft wiegt schwer,

die Worte verkümmern im Hals.


Leben enden wie in Särgen,

du und wir und er und ich

entsorgt versorgt in Pflegehäusern.

Es pocht in den Händen,

es wird schon gehen.


Die grauen Wände

fallen ins Herz,

es ist ein Krächzen im Blut,

das Atmen fällt schwer,

die Vögel sind nackt.


Er steht schon im Grab

kopflos entleert,

ein Warten nur auf´s Ende.


Die Eliteraten (März 2018)



Aufgaben: Nimm als formales Gerüst (Strophe, Betonungen,Versmaß) ein bekanntes Lied und variiere das inhaltliche Thema in Liedstrophen.

Schreibe Texte zu den Reizwörtern „farblos – fadenlos“ und „dichten – verdichten“


Tanzlieder

Mein Hut, der hat drei Ecken,

drei Ecken hat mein Hut,

und hätt' er nicht drei Ecken,

so wär' es nicht mein Hut.


Schnadahüpferl sind – vor allem in den Alpenländern beliebte – improvisierte meist vierzeilige deutsche Scherz- und Spottliedchen. Der Begriff wurde vermutlich von "Schnitterhüpfer" (Schnittertanz) abgeleitet. Es sind kurze, epigrammartige Strophen, improvisierend auf einfache Melodien gesungen mit satirischen, humorvollen und derben Inhalten, oft mit erotischen Anspielungen.

Formal finden sich zwei-, vier- oder achtzeilige Strophen, deren Text durchgehend gebaut oder durch Silbeneinschübe bzw. Refrainteile ergänzt sein kann.

Jetzt bist du verheirat’

Jetzt bist du ein Mann

Jetzt schaut dich dein’ Lebtag’

Ka Madel mehr an


Jetzt schaun wir dich farblos.

Jetzt bist du ganz nackt.

Jetzt bist du verloren

einhändig gebremst.

Wer dich jetzt noch mag,

der singt dir a Hüpferl,

der tanzt mit dir grad. (g.n.)





LauSigKeit (g.n.)


Wortlos verdichtet

schreib ich verwirrt


ortlos versessen

ohn arg ohne treu

find ich mich wie ichlos


schamlos loslässig

dichtlos sprachsessig

ratlos sprachlosig


dichtsam verdichtet

durch tönende worte

spiel ich ganz arglos

gestaltlos entblößt

verworren mit worten

poetisch gewusst


so könnte es sein

oder gar nicht so bald

Could be very soon or not so soon at all.

Thank you EliPoetum









Die Eliteraten (April 2018)

Text als Klang und als Farbbild “

Grenzüberschreitendes Schreiben bei Samuel Beckett



Textbeispiele: Samuel BeckettBing“ und „Losigkeit/Lessness/Sans“

1. Bei "Bing" (1966) handelt es sich um das Bild eines gleißend weißen Kubus mit einem darin eingeschlossenen nackten Menschen, bei "Losigkeit" (1969) um das spätere Stadium solcher ausweglosen Situation. (frz. Originaltext: Samuel Beckett sur remue.net)

Alles gewusst alles weiß nackter weißer Leib ein Meter Beine aneinander wie genäht....“

Der Inhalt von Bing beträgt kaum hundert Wörter, die sich einerseits auf den Körper

(Augen, Mund, Füße, Beine, Hände), andererseits auf abstrakte Begriffe (Sinn, Meter, ein

wenig weniger, immer das gleiche, vielleicht, fast) beziehen. Außer den Endpunkten eines

Satzes – es sind insgesamt 70 Sätze - gibt es keine Interpunktion. Eine kontinuierliche und

verblüffende Flut von „zusammengeklebten“ Wörtern ohne offensichtlichen, lexikalischen

Zusammenhang läuft vor den Augen ab. Die Aufzählung reduziert sich im Wesentlichen

auf eine minimale Darstellung von wiederholten, permutierenden Wortfetzen. Oft kommen

Wortfetzen mit einem konkreten Inhalt wie „Nase, Ohren, weiße Löcher, gebündelten

Fersen, Mund, weißer Faden unsichtbar wie genäht“ dazu. Manchmal jedoch kommt es zu

einem fast lyrischen Gedankenflug (z.B. „lange fallende weiße durchsichtige unvollendete Haare“).



Der Text ist ein Konzentrat mit einem ästhetischen Ziel ( „Lautes Lesen möglich und ratsam“). Bing kann als rhythmische Rezitation gelesen werden, die sich aus der Anhäufung der Wörter ergibt. Die Wörter sind scheinbar chaotisch organisiert wie bei einer absurden Aufzählung, in welcher das Subjekt abwesend ist, weshalb es kein Verb, kein Demonstrativ- oder Possessiv-Pronomen und keinen Artikel gibt, eine Komposition aus Worten in einem „agrammatischen Stil“, bei der der Sinn verschwindet. Die Gedankenströme werden nur durch die Worte "bing" und "hop" unterbrochen.

Als Sinn des Textes lässt sich das Scheitern ausmachen, ein Leitthema in Becketts Texten, wie auch die Spannung zwischen Sprechenkönnen und Schweigenmüssen.


2. "Losigkeit“, ein anderer Text von Samuel Beckett, hat mit dem Kollaps einer solchen Zuflucht zu tun, wie er sie in Bing dargestellt hat, und mit der weiteren Situation des Flüchtlings.

Farbwörter in Raum- und Personbeschreibungen

Trümmer wahre Zuflucht endlich zu der seit jeher durch soviel falsche. Weiten endlos Erde Himmel ineinander alles lautlos regungslos. Graues Gesicht zwei blassblau kleiner Körper Herz schlägt einsam aufrecht. Erloschen aufgesprungen vier Wände auseinander wahre Zuflucht ausweglos...“

Kubus lauter Licht schiere Weiße Flächen...“

Himmel grau wolkenlos alles lautlos regungslos Erde Sand aschgrau...“
„Graue Luft zeitlos Erde Himmel ineinander gleiches Grau wie die Trümmer Weiten endlos...“

Kleiner Körper graues Gesicht Züge Ritze und kleine Löcher zwei blass-blau...“

Auszug „Losigkeit“ (24 Textgruppen von insges. 120 Sätzen) - problematisch übersetzt.

Trümmer wahre Zuflucht endlich zu der seit jeher durch soviel falsche. Weiten endlos Erde Himmel ineinander alles lautlos regungslos. Graues Gesicht zwei blaßblau kleiner Körper Herz schlägt einsam aufrecht. Erloschen aufgesprungen vier Wände auseinander wahre Zuflucht ausweglos.

Ruins true refuge long last towards which so many false time out of mind. All sides endlessness earth sky as one no sound no stir. Grey face two pale blue little body heart beating only up right. Blacked out fallen open four walls over backwards true refuge issueless. (1)

Verstreute Trümmer und Sand durcheinander aschgrau wahre Zuflucht hohler Kubus lauter Licht schiere Weiße Flächen spurlos alles entfallen. Seit jeher nur graue Luft zeitlos Schimäre das schwindende Licht. Aschgrauer Himmel Abglanz der Erde Abglanz des Himmels. Seit jeher nur dies Beständige Traum die schwindende Stunde.

Scattered ruins same grey as the sand ash grey true refuge. Four square all light sheer white blank planes all gone from mind. Never was but grey air timeless no sound figment the passing light. No sound no stir ash grey sky mirrored earth mirrored sky. Never but this changelessness dream the passing hour. (2)
………………………………….

Trümmer wahre Zuflucht endlich zu der seit jeher durch soviel falsche. Seit jeher nur erträumt das Blau in ungestümen Träumen das himmlische Blau der Poesie. Licht Weiße greifnah Kopf durch ruhiges Auge ganz bei Sinnen alles entfallen.

Ruins true refuge long last towards which so many false time out of mind. Never but imagined the blue in a wild imagining the blue celeste of poesy. Light white touch close head through calm eye light of reason all gone from mind. (21)

Wörter werden wie abstrakte Farbtupfer und musikalische Elemente verwendet, die sich als Motive wiederholen und neu gemischt werden, und so entsteht ein ästhetisch wahrnehmbares „Wortkunstwerk“, dessen inhaltliche Seite nur assoziativ erfasst werden kann.

s. VHS Lit 2014, 6 litkreis14 – Neuenhofer



Zufriedenheit“ (ZQ 4./18)


Idylle im Paradies endlich endlos durch alles. Grün herum am trübseligen Nass im stehenden sumpfgrauen Tümpel. Stille oben-und untenherum beinahe greifbar beinahe

idyllisch. Grün und blau schimmernde Insekten zielgerichtetes arttypisches Flügelsirren im Focus der Facetten ineinander umeinander miteinander Beutewettstreit beinahe fühlbar fast romantisch. Blickloses Asyl im schlammigen Wasser von Pflanzen umringend versteckt verschlungen ein nackter weißer Körper vergangene Schönheit mit angeknabbertem Brustfleisch partielle Besiedlung von Algenrasen Präsenz beinahe greifbar fast idyllisch. Starre steife Starre und feinblasig weißlich-grau rosarot eingefärbter Schaum über den Rändern der einstmals pulsierenden Konturen raus quellen und quillen. Verwaschene Formen verschwommen aufgedunsene Glieder mittlerweile seifenartiger Fettwachs ein stilles Knochenschiff nicht endlich endlos. Kreislauf der verschlingenden Natur sinnlose Sinnhaftigkeit das Ziel als Zweckerfüllung der Ruhe im Paradies gierige Mahlzeit als Fischfutter geschmacksneutrale Nahrungskette Zufriedenheit Stille endlose Ruhe beinahe greifbar fast romantisch.



Die Eliteraten (April 2018)

Experimentelles Schreiben: Wortkunst bei Beckett und Duchamp


1. Zu Becketts Schreibtechnik der Reduktion in Sans und Bing (Residua = das, was übrig bleibt)

Reduzierung der Gegenstandswelt, bis alles zu einer Gleichheit alles Gegenständlichen verödet.

In Sans werden 60 Satzeinheiten permutiert und kombiniert. „B. Schrieb jeden Satz auf ein Blatt Papier, mischte sie in einem Topf und zog sie zweimal in zufälliger Reihenfolge heraus. Daraus entstanden 120 Sätze. B. Schrieb dann die Zahl 3 auf vier Blätter, die Zahl 6 auf sechs Blätter, die Zahl 5 auf vier Blätter, die Zahl 7 auf vier Blätter.Die Sätze ordnete er entsprechend der erneut gezogenen Zahl in Abschnitten an, bis er 120 Sätze zusammen hatte. (nach Ruby Cohn: S.Beckett, suhrkamp, st 2044, S. 229) Samuel Becketts Spuren im 21. Jahrhundert: Intermediale …


2. Marcel Duchamp (1887-1968, Mitbegründer der Konzeptkunst und zählt zu den Wegbereitern des Dadaismus und Surrealismus) war erst seit wenigen Monaten in seiner Wahlheimat New

York und des Englischen gerade einmal in den Grundzügen mächtig, als er im Herbst 1915 mit den Möglichkeiten und Grenzen der Sprache zu experimentieren begann. Nachdem er in den vorangegangenen Jahren eine Menge kryptischer Notizen verfasst hatte machte er sich zunächst an den Versuch, die Worte und Sätze ihrer eigentlichen Funktion zu berauben und vollends aus ihrem gewohnten Zusammenhang zu reißen. „Reduzieren, reduzieren, reduzieren.“


Auf der Basis seiner rudimentären Englischkenntnisse und unter Verzicht auf den bestimmten Artikel, den er jeweils durch einen Stern ersetzte, verfasste er im Oktober 1915 einen experimentellen Text mit dem Titel THE

The“
(Projekt einer möglichst abstrakten Sprache)

If you come into * linen, your time is thirsty because * ink saw some wood intelligent enough to get giddiness from a sister....“ Malerei im Dienste der Metaphysik Marcel Duchamp und das Echo …


Bereits im ersten Satz von The bringt Duchamp bezeichnenderweise nicht nur das Medium der Malerei (linen)und seine gegenwärtige Experimentierfreude (your time is thirsty)ins Spiel, sondern auch das Schreiben selbst (ink), das er mit der Intelligenz einer seiner Schwestern im Geiste (Beatrice Wood) assoziiert, der es seine „Unbesonnenheit“ (giddiness) verdanke und deren Name noch dazu an eine weit verbreitete Schreibmaschinenmarke (Underwood) gemahnt – ebenso wie es im gesamten Text vor hintergründigen Querverweisen nur so zu wimmeln scheint:


[...] es sollte ein Verb, ein Subjekt, eine Ergänzung, Adverbien geben, und alle völlig perfekt, als solche, als Worte, aber Bedeutung war in diesen Sätzen etwas, was ich vermeiden mußte [...]. Die Konstruktion war irgendwie sehr mühsam, denn sobald mir tat sächlich ein Verb einfiel, das ich mit dem Subjekt hätte verbinden können, sah ich sehr oft eine Bedeutung, und sofort wenn ich eine Bedeutung sah, strich ich das Verb wieder und veränderte es, bis sich der Text schließlich, nach recht vielen Stunden Arbeit, ohne jegliches Echo aus der physikalischen Welt las [...].“



Wort- und Bewusstseinsstrom in 100 Wörtern. Eine dreistündige Situation - atmosphärisch – gefühlt – reduziert – mikadomäßig gemischt – versprachlicht als Wörterfoto.


april 100 W (g.n.)

kunst wunsch weiß gestellt stelzen kein holz weiß blendend ihr soviel hinaus ohne wände ich schrei ihr glaubt nicht über das andere gold ihr glaubt über den tisch hin freunde schrei ich zurück augen blenden weiß schatten doch nicht lust nun wasser blüten rest leben wunsch gläser stelzen blenden goldig weiß blendend wo ihr glaubt schrei ich blind gegen mehr grau kalkweiß nicht elipoetum bloß farblos fadenlos säulen dicht weiß grau brauchbar weiß nicht luftlos stickig ich schrei stumm ihr glaubt es nicht oh worüber mehr rede kein mal weiß goldig wo kunst dann schweigen hier wenn doch endlich ihr



Die Eliteraten (April 2018)


Als nächstes Projekt möchte ich wieder ein freies Schreiben vorschlagen, wobei jeder seinen eigenen Schreibstil wählen kann. 


Thema: „Blick in den Spiegel“ - schließe deine Augen und warte, bis du in einem vorgestellten Spiegel dich oder andere Personen siehst. Das Bild kann aktuell, vergangen oder zukünftig sein. Beschreibe dann alle gesehenen Einzelheiten, ohne sie zu deuten. Verwende dabei literarische Kunstformen.