Schreibwerkstatt Günter Neuenhofer, VHS-Bocholt, September 2012
Präsentationsmöglichkeiten von Sprache und Text
Lautpoesie ist eine Gattung der modernen Lyrik, die auf sprachlichen Sinn ganz oder zu
einem erheblichen Teil verzichtet. Analog zur abstrakten Malerei versucht die Lautpoesie, die Sprache nicht in abbildender
beziehungsweise inhaltlich-bezeichnender Funktion, sondern rein formal als
Lautmaterial anzuwenden. Die Lyrik nähert sich dadurch konsequent − in
dem Maße, in dem Semantik verschwindet und der Klang in den
Vordergrund tritt − stark der Musik an.
Klangpoesie als Performance erfreut sich, gerade im Rahmen von Slam-Poetry-Sessions, grosser Beliebtheit.
Als Scat
(engl. to scat
„hasten, jagen“), auch scat-singing,
bezeichnet man eine spezielle Form des Gesangs im amerikanischen Gospel und im Jazzgesang, die ein improvisiertes Singen von rhythmisch und melodisch
aneinandergereihten Silbenfolgen ohne Wortbedeutung und ohne zusammenhängenden
Sinn bezeichnet; mit den Silben und Wortfragmenten werden lautmalerisch instrumentale Phrasen
nachgeahmt, beispielsweise Elemente aus dem Instrumentalstil der umgebenden
Musiker.
Die Konkrete Poesie verwendet
die phonetischen, visuellen und akustischen Dimensionen der Sprache als
literarisches Mittel. Diese Form der Literatur möchte sich nur noch auf ihre
eigenen Mittel beziehen: Wörter, Buchstaben oder Satzzeichen werden aus dem
Zusammenhang der Sprache herausgelöst und treten dem Betrachter „konkret“, d.h.
für sich selbst stehend, gegenüber.
Visuelle Poesie ist ein Sammelbegriff für alle Arten von
Poesie
oder Dichtung, bei denen die visuelle Präsentation eines Textes ein
wesentliches Element der künstlerischen Konzeption darstellt. Visuelle Poesie
ist abzugrenzen gegen Kalligraphie und typographische
Kunstformen, in denen eine neue visuelle Form für bereits existierende Texte
gefunden wird.
„New Media Poetry“, „E-Poetry“ oder
„digitale Poesie“
Neben
Videopoesie, (elektronischer) Laut- sowie Slam- oder Spoken Word Poesie hat sich in den letzten Jahren die
digitale Poesie als neue Facette in der poetischen Evolution herausgeschält:
Nach einzelnen und regional begrenzten Erscheinungen seit den späten 50ern,
formiert sich spätestens seit 1992, mit größerer Öffentlichkeit seit 1996 ein
selbstorganisierendes internationales Netzwerk der poetischen Beschäftigung mit
den digitalen Medien. Es haben sich mittlerweile Plattformen im Internet und in
Form von Ausstellungen, Festivals und Symposien herausgebildet
-Automatisches
Schreiben – Worte und Themen finden
-Texte mit Hilfe von Clustern bzw. Widerspruchclustern schreiben
-Das Cluster-Verfahren (auch Clustering) ist eine von Gabriele
L. Rico entwickelte
Methode des Kreativen Schreibens. Dabei werden Assoziationsketten notiert, die von einem Zentralwort
ausgehen. Das Clustering ist ein Brainstorming-Verfahren.
„Wartender Satz“ (eine Methode von G.Benn):
einen Satz aufschreiben und dann warten, bis sich ein neuer einstellt.
Improvisations-
und Gestaltungsübungen:
Zehn Worte der
Alltagssprache aufschreiben und einen Text schreiben, in dem diese Worte
vorkommen. Dann die Worte zu einem Mesostichon
ordnen. Ein Mesostichon (von griech.
μεσος = in der Mitte und στιχος = Zeile) ist ein Vers
oder ein Gedicht, bei dem eine senkrechte Buchstabenreihe wieder ein Wort oder
einen Satz ergibt.
Anhalten!
Behupen?
Umsteigen,
davonfahren.
Mesosticha können auch eine Methode der Steganographie,
also der Verschlüsselung von Texten, sein. John Cage
entwickelte eine Methode, auch aus epischen Texten Mesosticha
zu gewinnen. So entstand etwa Urban Circus on Berlin Alexanderplatz
aus Döblins Werk. (www.straebel.de/praxis/text/t-urban_circus.htm)
Akrostichon:
zu jedem Buchstaben des eigenen Vor- und Zunamens ein Wort finden.
Dann einen Satz formulieren, der ein Thema ergeben kann. Ein Akrostichon (von griechisch ἄκρος ákros ‚Spitze‘ und στίχος
stíchos ‚Vers‘, ‚Zeile‘) ist eine Form, bei
der die Anfänge hintereinander gelesen einen Sinn, beispielsweise einen Namen
oder einen Satz, ergeben.
Jetzt bekomme ich gerade Besuch vom Teufel.
Jetzt flüchte ich mit Tolstoi in den Kaukasus.
Jetzt kämpfe ich mit Alligatoren im Sumpf.
Jetzt stehe ich zum ersten Mal auf der Bühne.
Jetzt verwandele ich mich in einen Tiger.
Jetzt esse ich süße Mochis.
Jetzt bin ich heimlich schwanger.
Jetzt bin ich ein kurzsichtiger Löwe.
Jetzt füttere ich einen Säugling mit einem
Regenwurm.
Jetzt verliebe ich mich gerade
in einen Kotzbrocken.
Füge Worte oder Satzteile ein!
2. …sah ich dich
3. Wenn einer da wäre, mich bäte…
4. Im/ Anfang /war /das /Wort
Im
Anfang war das Wort / und das Wort
war bei Gott,
/ und das Wort war Gott./ Im Anfang war es bei Gott./ Alles
ist durch das Wort geworden / und ohne das Wort wurde nichts, was
geworden ist. (Johannesevangelium)
Beispiele:
„Am Anfang, steht im Buch der Bücher, also nicht im Postwurf von Ikea, war, nein, kein Meer, sondern wir wissen
es, das Wort.“ (Aus „Wortweltschöpfung“ von Franzobel)
„him hanfang war das wort hund das wort war bei gott hund gott war das wort
hund das wort…“ (Jandl: fortschreitende räude, Schreibwerkstatt 21.5.2010)
Nirgendwo (Yasmina Reza)
Ich kenne die
Sprachen von Vater, Mutter, meinen Vorfahren
nicht, keine
davon, ich erkenne weder Gegend noch
Baum, kein
Boden gehört zu mir, wie man so sagt, ich
komme von
dort, es gibt keinen Boden, wo ich die brutale
Sehnsucht nach
der Kindheit empfände, keinen Boden,
wo ich
schreiben könnte, wer ich bin, ich weiß nicht, von
welchem
Lebenssaft ich mich genährt habe, das Wort Herkunft
existiert
ebenso wenig wie das Wort Exil, ein Wort,
das ich zwar
zu kennen glaube, aber das ist falsch, ich kenne
keine Musik
der Anfänge, keine Melodien, keine Wiegenlieder,
als meine
Kinder klein waren, sang ich sie in einer
Phantasiesprache
in den Schlaf.
Woher mein Vater kam,…
Mit dem Namenlosen gelingt es Beckett endgültig, sich
von traditionellen Erzählmustern zu lösen und eine Art inneren – an James Joyce
geschulten – Monolog zu entwickeln, der schwindelerregend und um sich selbst
kreisend keine mimetischen Rückschlüsse mehr zulässt. Redezwang geht einher mit der Hoffnung, im
Schweigen zu münden.
Möglichkeiten der Teilnahme an einem
Schreibwettbewerb:
1. Euregio Poëzieprijs 2013 : ZUSENDUNGEN VOR DEM 31. DEZEMBER 2012 AN: E.mail: euregiopoesiepreis@web.de Stiftung Künstlerdorf Schöppingen, Feuerstiege 6 D-48624, Schöppingen
Germany
Der Preis besteht aus: 1000 Euro. Das gewinnende Gedicht
erhält für drei Jahre einen Platz auf einer Tafel im Garten von Bernardus zu Bredevoort in der Boekenstad Bredevoort (nl).
Eine Auswahl der besten
Gedichte aus allen Einsendungen wird aufgenommen in eine Anthologie; sie wird demPublikum erstmals präsentiert während der Poesienacht
2013.
Derzeitige Ausstellung in Bredevoort:
Een tentoonstelling bij gedichten van Willem Wilmink in de tuin van St.
Bernardus in Boekenstad Bredevoort.
Twaalf fotografen van het Oostgelders Fotografen Collectief hebben zich laten inspireren
door het werk van Willem Wilmink.
De tentoonstelling toont
30 foto’s met gedichten. Niet meer
op iemand wachten, / niet meer denken: / waar zou ze
zijn, / wie ontmoet ze, / wanneer komt ze. / Niet meer op iemand
wachten, / zelfs naar dat wachten / terugverlangen. (Verzamelde liedjes
en gedichten blz. 461 von
W.Wilmink) |
2. Online-Einsendung eines
Gedichts für den Wettbewerb der
Brentano-Gesellschaft
Sie können Ihr Gedicht über das unten folgende Online-Formular direkt per
E-Mail an uns senden. Einsendeschluß ist der 01. Oktober 2012. Bitte
beachten Sie, daß Ihr Gedicht nicht länger als 20
Zeilen sein darf. Es darf für den
Wettbewerb nur ein einziges Gedicht eingesendet werden. Sie
erhalten von uns dann eine email zur Bestätigung, daß Ihr Gedichtbeitrag an uns gesendet wurde. In der neuen
Ausgabe der "Frankfurter
Bibliothek" gibt es drei Klassen. Wählen Sie die
Kategorie, für die Sie das Gedicht einsenden wollen. Wählen Sie Klasse
A mit frei wählbarem Thema, Klasse B für das Thema "Das Licht"
oder Klasse C für das Thema "Das Währende".
1.
Automatisches Schreiben über ein „Ding“
2.
Reduktion
des Geschriebenen auf einen Satz
3.
Den
Satz in Verszeilen schreiben
4.
Beispiele
von Jandl und Brinkmann. Kurzformen: Elfchen und
Haiku
5.
Dingbeschreibung
in Kinder- und Gastarbeitersprache
6.
Beispiele literarischer Kunstsprachen von
Jandl und Pastior
Materialien und Schreibaufgaben:
Einfache Beschreibungen
von Dingen in „Normalsprache“
(s. Schreibwerkstatt
2006–I)
stuhl (ernst jandl)
der leichte
schwarze
klappstuhl
darauf
ein stapel
zeitungen
von verschiedenen
tagen;
die un
benützte
lehne
das hemd
(ernst jandl)
dieses hemd
schon dreckig, ist
nicht die frage;
sie ist
ist dieses hemd
schon dreckig.
ist
dieses hemd
schon dreckig, ist
nicht die frage;
sie ist
wirkt dieses hemd
schon dreckig.
Photographie (Brinkmann)
Mitten
Auf der Straße
Die Frau
In dem
Blauen
Mantel
"Kunstsprache
Jandl (Die
Humanisten, s. Schreibwerkstatt vom 25.4.2012)
„Es gibt viele Möglichkeiten, ein Gedicht zu machen, und jeder, der Gedichte macht, müsste immer neue Möglichkeiten dafür entdecken; dann wird diese Arbeit für ihn selbst immer wieder etwas Neues sein, und das Ergebnis dieser Arbeit, das Gedicht, für den Leser jedes Mal ein Abenteuer.“ ( Jandl in einem kleinen programmatischen Text mit dem Titel „Aufgaben“, 1970)
Gegen Grammatikregeln der Schriftsprache schreiben
von
einen sprachen (ernst jandl)
schreiben und reden in einen
heruntergekommenen sprachen
sein ein demonstrieren, sein ein
es zeigen, wie weit
es gekommen sein mit einen solchenen: seinen mistigen
leben er nun nehmen auf den
schaufeln von worten
und es demonstrieren als einen
den stinkigen haufen
denen es seien. es nicht mehr
geben einen beschönigen
nichts mehr verstellungen.
oder sein worten, auch stinkigen
auch heruntergekommenen sprachen
– worten in jedenen fallen
einen masken
vor den wahren gesichten
denen zerfressenen
haben den aussatz.
das sein ein fragen, einen tötenen.
Das
Akkusativ-Maskulinum dient als Standardkasus, das finite Verb wird durch
Infinitive ersetzt, das Verb folgt direkt dem Subjekt und Wörter werden
verändert.( www.mynetcologne.de/~nc-wiggerma/von_einen_sprachen.pdf)
Oskar Pastior Pastior liest eigene Gedichte
das gedicht
gibt es nicht. Es/gibt immer nur dies gedicht
das/dich gerade liest. aber weil/du in diesem gedicht
siehe oben/sagen kannst das gedicht gibt/es nicht und
es gibt immer nur/dies gedicht das dich gerade/liest
kann auch das gedicht das/du nicht liest dich lesen
und/es dies gedicht hier nur immer/nicht geben. beide
du und du/lesen das und dies. Duze beide/denn sie lesen dich auch wenn/es dich
nicht nur hier gibt (www.freitag.de/autoren/der-freitag/grosser-wosinn-kleiner-wannsinn)
„Jetzt kann man schreiben was man will“, u.a.Gedichtgedichte,
Höricht, Fleischeslust
(Oskar Pastior, Werkausgabe Bd 2, 2003). :
Wo der Große Wosinn
in den Kleinen Wannsinn mün/det, dort ist es dann: Vollmond. Wo umgekehrt der/Kleine Wosinn in den Großen Wannsinn
mündet: dann/eben nie. Wie Klein und Groß miteinander/müssen! So ist es klar
wie Espenlaub.
Bei Oskar Pastior verlässt man das Sichere, sicher Geglaubte. Unversehens verschieben sich die grammatisch-syntaktischen Ordnungssysteme, der Laut, der Satz, der Sinn.
Die gedichtgedichte u
nterscheiden sich ein
wenig mehr vom papier
als papier von ih
nen in diesem spielra
um befinden sich die
chancen und das elend
des einen wie der and
eren vergleichen lass
en sich die GEDICHTGE
DICHTE nur mit dingen
die vergleiche aushal
ten insoweit sind sie
verbindlich als erfin
dungen sind sie dem v
erschleiß unterworfen
als deutschtext jedoc
h verhalten sie sich
zum beispiel anders a
ls theorie sie dienen
manchem behufe und ha
ben die lacher auf de
r kehrseite während d
es schweigens kämpfen
die musen
(Pastior)
In der
ersten Zeile...
in der ersten zeile steht ein
A und noch ein A es sind di
e beiden A der ersten zeile in der zweiten zei
le steht ein A und noch ein A es sind die beid
en A der ersten zeile aber untereinander verta
uscht in der dritten zeile steht ein A und noc
h ein A es sind nicht mehr die beiden A der er
sten zeile sondern die beiden A der vierten ze
ile allerdings untereinander vertauscht das ko
mmt in der vierten zeile zum vorschein
wo ein
A steht und noch ein A also die beiden A der v
ierten zeile allerdings untereinander nicht ve
rtauscht das gedicht kann horizontal und verti
kal gelesen werden wodurch die wirkung frappan
t gesteigert wird bitte nachzeichnen
(Gedichtgedichte)
Obwohl mein Vater nicht nur Zeichenlehrer war sondern später
auch einmal starb, hat meine Mutter mich zwar sowohl in Siebenbürgen als auch
in jenem Jahre, das für mein weiteres Leben ausschlaggebend werden sollte, aber
doch geboren. Ähnlich komplexe Sachverhalte sind seither in zunehmendem Maße
daran schuld, daß ich nicht nur Gedichte schreibe,
sondern auch andere nicht.
Für Pastior ist der Text „Unding an sich“ und als solches
Gegenstand seines Interesses. Sein Augenmerk liegt auf der
Entstehung von diesen sprachlichen Undingen, die er
selbst produziert.
„Freies“ Schreiben und strukturiertes Schreiben
Der Innere Monolog wird oft zur Vermittlung von Gedankenvorgängen gebraucht. Er besteht aus direkter Rede, die aber entweder nicht ausgesprochen oder von Außenstehenden nicht bemerkt wird.
Wie lang' wird denn das noch dauern? Ich muß auf die Uhr schauen... schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht's denn? Wenn's einer sieht, so paßt er gerade so wenig auf, wie ich, und vor dem brauch' ich mich nicht zu genieren... Erst viertel auf zehn?... Mir kommt vor, ich sitz' schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin's halt nicht gewohnt... Was ist es denn eigentlich? Ich muß das Programm anschauen... Ja, richtig: Oratorium! Ich hab' gemeint: Messe. Solche Sachen gehören doch nur in die Kirche! Die Kirche hat auch das Gute, daß man jeden Augenblick fortgehen kann. –
Arthur Schnitzler: Lieutnant Gustl (Beginn) .
Der Bewusstseinsstrom wird als die „Radikalisierung personalen Erzählens“ bezeichnet, da auch dort die Innenwelt der Figur kommentarlos präsentiert wird und der Erzähler aus dem Geschehen zurücktreten soll.
"und an dem Abend wo wir das Fährschiff in Algeciras verpaßt hatten der Wächter wie er so heiter und alles in Ordnung herumging mit seiner Laterne und oh der reißende tiefe Strom oh und das Meer das Meer glührot manchmal wie Feuer und die herrlichen Sonnenuntergänge und die Feigenbäume in den Alamedagärten und rosa und blauen und gelben Häusern und die Rosengärten und der Jasmin und die Geranien und Kaktusse und Gibraltar als kleines Mädchen wo ich eine Blume des Berges war ja wie ich mir die Rose ins Haar gesteckt hab wie die andalusischen Mädchen immer machten oder soll ich eine rote tragen ja und wie er mich geküßt hat unter der maurischen Mauer und ich hab gedacht na schön er so gut wie jeder andere und hab ihn mit den Augen gebeten er soll doch nochmal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen daß er meine Brüste fühlen konnte wie sie dufteten ja und das Herz ging ihm wie verrückt und ich hab ja gesagt ja ich will Ja."
James Joyce: Ulysses (Schluss)
s. S.Beckett, Der Namenlose (Schreibwerkstatt v. 5.9.)
Beispiel für eine Strukturierung:
der Textband „det/das“ von inger christensen (dt/dän. 463 S., 2002)
PROLOGOS
"Das. Das war es. Jetzt hat es begonnen. Es ist. Es währt fort. Bewegt sich. Weiter. Wird. Wird zu dem und dem und dem. Geht weiter als das. Wird anderes. Wird mehr. Kombiniert anderes mit mehr und wird fortwährend anderes und mehr."
Wenn ich Gedichte schreibe, dann kann es mir einfallen, so zu tun, als schriebe nicht ich, sondern die Sprache selber.
Ich tue so, als wäre es möglich, als Person ein wenig zurückzutreten und die Sprache sozusagen von außen zu überwachen, so als hätte ich sie selber nie benutzt. …………..
Ob Gedichte nun aber auf die eine oder auf die andere Weise geschrieben werden, ob ich nun so tue, als schriebe ich oder als schriebe die Sprache, ob ich nun schlecht und recht die Welt lese oder sage, daß ich ein Teil der Welt bin, der die Welt liest, und daß sie damit sich selbst liest, so bin und bleibe ich der naive Leser, ein Eingeborener, der seine Welt nie von außen sehen kann. Und mein Gedicht wird dasselbe Verhältnis zum Weltall haben wie das Auge, das seine eigene Netzhaut nicht sehen kann. Jedenfalls aber sieht es. Und es liest weiter.
(aus: Der Geheimniszustand und Das Gedicht vom Tod, 2001)
Verwandlung von Realität in Bildern
Max Beckmann und Rudolf Hausner - Adam Massiv, 1969 (Wiener Schule des Phantastischen Realismus)
Verwandlung von Realität im kreativen Wortfindungsprozess
1. Beschreibe sachlich ein Bild, das du wahrnimmst.
2. Beschreibe ausgehend von einer alltäglichen Situation eine phantastische Veränderung des Wahrgenommenen im Sinne einer „Wortweltschöpfung“, indem du unterschiedliche Bereiche vermischst, z.B. Jahreszeiten, menschliche und tierische Körperteile, Wünsche und Erlebtes.
Beispiele und Materialien
Kathrin Schmidt http://www.planetlyrik.de/thomas-geiger-hrsg-laute-verse/2010/11/
Ich habe birnen gekauft, sie duften
unter der achsel hervor, aus dem
beutel, du könntest sie,
wenn du nur wolltest, erraten.
hättest du birnen erraten, wären wir
schwimmen gegangen im süßen saft, wir wären
beide behände delphine gewesen, denen der abend nichts anhaben kann.
BLINDE BIENEN
im rücken, im herbst steckt die ahnung, wir könnten
bleifarben bleiben, zweigeteilt himmelsfindling genannt,
versterbezahlen bekümmern uns kaum, wir gehen
aaaaaschlupflungenklamm
ins gehäuse, getöse, machen uns etwas aus derbem
aaaaaschuhlederklang,
verfahrensfehler geben den rahmen, vernageltes holz,
das auf nichts aus ist. ein reh schaut durchs fenster herein.
noch sind wir nicht sichtbar, ein mottenpaar, das kastanien
aaaaazusetzt.
verlarvte kinderpuppen haben wir eilig verlassen,
man minimiert uns, indem man das laub aufrafft,
das sommers schon fällt. wenn die bienen in ihrer blindheit
am himmel baumeln wie faules gezänk. wenn ein abgehalfterter ärmel
zurückbleibt. steh du ruhig auf, deine stimme ist milchkaffeefarben,
dein singen gelingt nicht. die blinden bienen haben pulver im pelz,
daß es stäubt, daß es juckt. betäubt taumeln sie zwischen den bäumen,
den sträuchern und meinen uns nicht. für den augenblick
laß ich sie fahren, die ahnung im rücken, im herbst.
Vorbilder für surreale Erzählweisen
Magischer Realismus
Der magische Realismus stellt die Verschmelzung von realer Wirklichkeit (greifbar, sichtbar, rational) und magischer Realität (Halluzinationen, Träume) dar. Er ist eine „dritte Realität“, eine Synthese aus den uns geläufigen Wirklichkeiten. Der Übergang zum Surrealismus ist fließend.
Gabriel Garcia Marquez (*1927 in Kolumbien - 2012): Ein sehr alter Herr mit riesengroßen Flügeln (Auszüge)
Am dritten Regentag hatten sie im Hausinnern so viele Krabben getötet, daß Pelayo durch seinen überschwemmten Hinterhof waten mußte, um sie ins Meer zu werfen, denn das Neugeborene hatte die ganze Nacht gefiebert, und man glaubte, der Pestgestank sei daran schuld. Die Welt war trostlos seit Dienstag. Der Himmel und das Meer waren ein einziges Aschgrau, und der Sand des Strandes, der im März funkelte wie Glutstaub, hatte sich in eine Brühe aus Schlamm und verfaulten Seemuscheln verwandelt. Das Licht war so zahm am Mittag, daß Pelayo, nachdem er die Krabben fortgeworfen hatte, beim Heimkehren nur mit Mühe wahrnahm, was sich da hinten im Hof, bewegte und jammerte. Er mußte ganz nahe herantreten, um zu entdecken, daß es ein alter Mann war, der mit dem Gesicht im Schlamm lag und sich trotz großer Anstrengung nicht aufrichten konnte, weil ihn seine riesengroßen Flügel daran hinderten.
…Es geschah nämlich in jenen Tagen, daß unter vielen anderen Attraktionen der wandernden karibischen Jahrmärkte im Dorf das Schauspiel einer Frau zu sehen war, die aus Ungehorsam gegen ihre Eltern in eine Spinne verwandelt worden war. Der Eintrittspreis für ihre Besichtigung war nicht nur geringer als der für den Engel, es war auch erlaubt, ihr jede Art von Fragen über ihre absonderliche Beschaffenheit zu stellen und sie von vorn und hinten zu untersuchen, so daß niemand die Wahrheit des Entsetzlichen bezweifeln konnte. Sie war eine ungeheure Tarantel von der Größe eines Hammels und mit dem Kopf einer traurigen Jungfer. Aber nicht ihr aberwitziges Aussehen war das Herzzerreißendste, sondern die ernste Kümmernis, mit der sie die Einzelheiten ihres Mißgeschicks erzählte. Fast noch ein Kind, hatte sie sich aus ihrem Elternhaus auf einen Ball gestohlen, und nachdem sie die ganze Nacht ohne Erlaubnis getanzt hatte, riß auf dem Heimweg ein fürchterlicher Donnerschlag den Himmel in Hälften, und durch diese Spalte stieß der Schwefelblitz herab, der sie in eine Spinne verwandelte. Ihre einzige Nahrung waren Fleischbällchen, die mildtätige Seelen ihr in den Mund stopften…..
http://www.zeit.de/1972/36/Ein-sehr-alter-Herr-mit-riesengrossen-Fluegeln
OBERIU („Vereinigung der realen Kunst“) war eine avantgardistische Künstlervereinigung in St. Petersburg. OBERIU wurde 1927 gegründet und existierte bis zu ihrem staatlichen Verbot im Jahr 1930. Die Oberiuten forderten in ihrem Manifest u. a. die Gleichberechtigung verschiedener Kunstrichtungen nebeneinander.Die Verschmelzung des Lyrischen mit dem Phantastischen – so wie sie sich gegen die bornierte „Forderung nach einer allgemeinverständlichen Kunst“ wehrten, genauso wenig wollten die Oberiuten das futuristische Programm (vor allem die Zaum-Lautpoesie à la Kru?onych) einfach weiterspinnen…. Nicht mehr die Sprache selbst in ihrer morphologischen Struktur, nicht Silbe und Buchstabe, Laut und Klang waren ihr Thema, sondern die Erfindung einer „neuen“ Realität. Ja, sie waren Realisten, lyrisch-phantastische Kunst-Realisten.
„Wer hat denn gesagt“, heißt es in ihrem Manifest vom Januar 1928, „daß die Alltagslogik für die Kunst verbindlich ist? ... Kunst hat ihre eigene Logik, sie zerstört nicht den Gegenstand, sondern hilft ihn zu erkennen.“
Daniil Ivanowitsch Charms:
"Ein Mensch mit dummem Gesicht aß ein Entrecôte, rülpste und starb. Die Kellner trugen ihn auf den Korridor hinaus, der zur Küche führte, legten ihn längs der Wand auf den Boden und deckten ihn mit einem schmutzigen Tischtuch zu."
Er schreibt Geschichten, die plötzlich und unvermittelt beginnen und oft schon nach wenigen Zeilen wieder enden (ein typisches Charms-Ende ist beispielsweise "Ach! Ich würde gerne weiterschreiben, aber das Tintenfass ist verschwunden.") Charms beschreibt, sehr sachlich, nur die äußeren, die sichtbaren und hörbaren Ereignisse, beteiligte Figuren sind nur Schablonen. Die unmöglichsten Dinge passieren völlig ohne Grund, und haben meist äußerst unlogische Auswirkungen, oder gar keine. In einer Geschichte z.B. durchschlägt ein fallender Stein die Schädeldecke eines Mannes; dieser meint aber nur, keine Sorge, das passiere ihm ständig, und setzt seelenruhig seine Einkäufe fort...Traditionelle Erzählgänge werden mit einem Kalauer zugesprengt, Dialoge laufen leer oder im Kreis, realistische Erwartungen werden grotesk durchkreuzt. www.zeit.de/1988/30/das-naerrische-treiben-des-todes/seite-3
Dadaismus und Oberiu
Vladimir D. Sedel'nik : Besonders viele gemeinsame Merkmale ergibt ein Vergleich des (west) europäischen Dadaismus und der russischen „zaum“. Hier wie dort führt das Misstrauen gegenüber der Ausdruckskraft des Wortes, der Sprache dazu, der gedankenlos-automatischen Wahrnehmung von Kunst und Literatur Hindernisse entgegenzusetzen und den geheimnisvollen, transmentalen Sinn der „Sinnlosigkeit“ durchsetzen zu wollen. Daher rührt auch das gemeinsame Interesse von Aleksej Kru?enych und Hugo Ball für die Glossolalie, die unverständliche Sprache der religiösen Ekstase..Die Kunstsprache „zaum“ (sprich: sa-um) des Futuristen Velimir Chlebnikov war, genauso wie die Lautgedichte für Hugo Ball oder Raoul Hausmann, ein Verfahren, in das Absolute vorzudringen, in den vorkulturellen Zustand zurückzukehren und auf dem zerstörten Fundament den Prozess der Wiedergeburt der Welt aufzufinden. Dada in Russland – Erdichtung oder Wirklichkeit? - von Dirk Kemp
Beispiele/Ergebnisse zu Aufgabenstellungen der Schreibwerkstatt
von günter neuenhofer, im Sept.2012
Zufällige Alltagswörter: Herumlungern/senkrecht/Bude/vergeblich/Weg/denken/dann/Abend/spielen/mögen
Satz aus den Wörtern: Die am Abend noch in ihrer Bude herumlungern, spielen, mögen dann vergeblich an einen senkrechten Weg denken.
Mesosticha
heruM
lUngern
Spielen
vergeblIch
senKrecht
Spielen
senkreCht
Herum-
lungeRn
vergEblich
In
Buden
d n
E
W g
deNken
Akrosticha als Material
Vorname Hans:
Heute/
Arbeit/
Nacht/
Sicherheit
Formulierung eines Satzes aus den Wörtern: Heute Nacht arbeite ich sicher nicht.
Zuname:
Niemals/
Erde/
Urlaub/
Erbteil/
Not/
Hunger/
Orgie/
Feuer/
Ende/
Richtschnur
Thematischer Satz aus den Wörtern des Akrostichons:
Mein Erbteil: Am Ende des Urlaubs wird weder Not noch Hunger, noch orgiastisches Erdenfeuer mir zur Richtschnur. Niemals!
Jetzt nicht
Jetzt doch nicht
Jetzt fliege ich dir ins Gehirn
Jetzt bin ich dein Sprachrohr
Jetzt bin ich dein Auge
Jetzt sagst du nichts mehr
Jetzt nicht doch
Ergänzungen zu vorgegebenen Formulierungen:
Wenn du da wärest, mich bätest, bei dir zu bleiben, mir sagtest, jetzt streiten wir nicht mehr, bliebe ich bei dir.
Im/ Anfang /war /das /Wort :Im Anfang mag es gewesen sein, nicht von Anfang an, da war das unbekannte Eiland zwischen uns, nicht das sichtbare Bild, deine Augen mit Blick zu mir, bis wir endlich zur Sprache fanden und klärten auf alle Welt mit dem Wort, das uns aneinander band.
I.
Dingsuche
Auf der Suche
nach
einem Gegenstand
der
zu beschreiben
ist
wird
mir das
Schreiben
bewusst
auf
Papier
II.
Dingverlust
Zwischen den Fingern
eine Mail geklemmt
vor den Augen
Herbst
in Nase und Mund
Brot mit Zwiebeln
bedenke ich schreibend
nicht mehr
wie es weitergeht
Papier
Das leichte
weiße Blatt
Papier
auf dem
eine Menge
Zeichen
mit Ereignissen
des Tages
der untere
Raum
leer
Brot
Der festeElfchen:
Weiß
ein Blatt
mit vielen Linien
ich schreibe mit Tinte
schwarz
Fest
die Brotkruste
mit den Zwiebeln
steckt mir im Hals
penetrant
Kunst mal sehen
mit breitmund sein kauen und schlucken sein zähne schlecht zunge wälzen nicht hunger das zwiebel nicht knobi von eklig schreiben hinaus in weiß papier von butterbrot nicht schenken meine Papier geben eklig tag alles klar
das kunstgedicht bei
ßt in die wört
er bevor du le
ser es zwischen die zä
hne bekomm
st schlucken hil
ft nicht gegen den si
nnhunger es i
st nur für wiederkä
uermägen aufs ne
ue immer wied
er wie bei schafen
das blatt
dieses blatt sinnig beschrieben, ist
nicht die frage; sie ist
ist dieses blatt sinnig beschrieben
ist
dieses blatt sinnig beschrieben, ist
nicht die frage; sie ist
enthält dieses blatt sinnig beschriebenes.
Photo
mitten
auf dem papier
ein wort
in einer
weißen
schrift
Bewußtseinsstrom und innerer Monolog
Der Nachbar
Wie lange willst du uns noch nerven? Ich kenne die Leute doch gar nicht. Aber ich will nicht unhöflich sein. Ruhig bleiben. Ich muss noch einkaufen und könnte dann noch bei K. reinschauen. Der erwartet sicherlich meinen baldigen Besuch. O, jetzt ist er wieder in seiner Jugend gelandet. Das hat er schon ein dutzend Mal erzählt. Es interessiert mich nicht. Dass er nicht darüber hinweg kommt! Schließlich hat er auch keinerlei Rücksicht genommen. Ah, da kommt ja S. mit dem Fahrrad. Das ist meine Chance. Ich gehe dann.
Variation zu S. Beckett
Religionslos
Wo geglaubt wird, darf man annehmen, sind Menschen. Soll das heißen, dass man, wenn man jene gelten lässt, auch den Glauben gelten lassen muss. Es zeigt sich. Zu vermeiden, so behaupte ich, ist der absolute Geist. Menschen mit Glauben, Menschen ohne Glauben, Religion ohne Menschen, unwichtig? Es geht nicht ohne. Irgendwann geht es ohne. Ich weiß nicht wann. Der einfache Weg, ihn verbieten, undenkbar, aber wünschbar. Ich bin also genötigt, das Undenkbare für die Zukunft zu wünschen. Unablässig wünschen Kreuzzüge irgendwo immer voller Glauben. Ach, nicht was es soll. Jawohl.
Variationen zu Inger Christensen
anfang
hier. hier war es nicht. hier hat es nicht begonnen. das nicht.
Nichts. Ende.
nichts endet
nichts beginnt
schluss
endet im nichts
nichts bleibt
alt ist nicht
unverändert
sprachlos
hier nicht
stumm
nie
ende
hier
hier nicht
hier ist es nicht
es ist nicht überall
es ist nicht überall ganz anders
es ist nicht überall ganz anders menschlich
aber es ist überall
es ist offensichtlich
es trifft
wenn der verstand
wenn der verstand ausgeschaltet
menschlich unkontrolliert hysterisch
menschlich zügellos wild
menschlich tobsüchtig überall
menschlich besessen
überall
im menschen hier
tierisch versessen
ohne scham vergessen
dass hier das
menschliche
nicht
ist
spurenträume
umgezogen bin ich
aufs land vom land nebenan
habe gewohnt ungezogen
in brennender distelhaft
unter der traufe gelegen
dachziegel gehalten
gewartet in kälte
mit gänsehautzittern
dir war das unbekannt
hand in hand zwischen schafen
zwischen den bäumen wären wir
hätten als maulwürfe gänge gegraben
frostig unter straßen zwischen häusern
nichts hätte der winter uns antun können
nach umzug
vom land
verzogen
I.
Die Blätter der gelben Blüten sind regengetränkt. Nur wenige entgehen dem Zugriff der Nachtkälte, dem Druck der Windböen und der Nässe. Mag sein, dass einige noch stark genug sind, den Samen im Innern der Blüte zu entwickeln. Die meisten zeigen sich schmierig, formlos, vergangen. Die gelbe Farbe gibt noch eine Ahnung von der sommerlichen Sonnenkraft. Heruntergekommen, Verkommenheit vor meinen Augen. Schade. Dennoch mehr im Grün des Rasens und der Sträucher als unter ledrigen schwarzrandigen Blättern, abgestorben, erdig.
II.
Wie weggeworfene Blüten liegen sie im hinteren, schattigen Teil des Gartens. Traurig schauen Sie hoch, blinde Augen, nicht anders, doch sichtbar einigen Vorübergehenden, die neugierig stehen bleiben. Auch wegen der seltsamen Geräusche im Boden bleiben sie vielleicht stehen. Eine Bodenverschiebung, vielleicht ein Beben in der Oberschicht des Bodens, aber das hat es hier noch nie gegeben. Jedenfalls quillt aus dem Boden an einigen Stellen schwarze Erde hervor, immer wieder. Die Menschen erwarten natürlich etwas Besonderes. Sie warten, erwarten das Wunderbare, was sie sich seit langer Zeit gewünscht haben. Deshalb recken sie ihre Hälse, als R. einige Schritte in die dunkle Ecke des Gartens macht. Da, die gelben Punkte, die Lichter wie Sonnenflecken, wie glühende Kohlen. R. bückt sich, hebt die Hände hoch, dreht sich um und alle sehen es: zwei schwarze Bälle, aus denen ein Licht austritt, ein unsichtbares Licht, aber ein Licht, das die Umstehenden fühlen, einatmen. Es dringt warm in sie hinein, so dass sie die Augen schließen. Um sie herum öffnet sich der Boden, so glauben sie zu sehen, und Blumen wachsen heraus. Vielleicht glaubte jemand, er sei im Paradies und er sei von Engeln umgeben und er selbst tanze als Nymphe oder Elfe in einem Blumenparadies. So könnte eine Geschichte von glücklichen Menschen in einer neuen Welt beginnen, eine erträumte Menschheitsgeschichte. Jedenfalls ein lichter Tag in einer blindwütigen Zeit.
III.
nachtkalt trinken gelb die blätter regenverrauscht. hand häutet dir der morgen schafskalt meine gedanken. lass sie blöken in ihrem schafspelz frühsonne zum gegacker der hühner nach eilage ferner geschichten erdig im grünen wasser mit ledrig schwarzrandigem herbst
ein paradies
IV.
(Wortlose Wortkunstträume/in word bookshelf symbol7)
günter neuenhofer, im Oktober 2012