Im Gras liegen. Nichts fühlen,
Nur Wind auf der Haut.
Nichts spüren, als
Den Duft des Sommers.
Nichts hören, als
Das Summen der Käfer.
Nichts sehen, als die Wolken,
Die vorüber ziehen.
Nichts wissen, nur ahnen,
Nichts ist ewig.
Ich geh`
durch den Wald
Der Erinnerung
Und lausche dem Wind
Der die Gedanken bewegt
Vom Baum der Zeit
Pflückt der Herbst
Einen Strauß
Schenkt einen Moment
Zum Verweilen.
Nachts.....
Wie Schnecken kriechen
Ängste in mir hoch
Treffen sich
Zum Nachtappell
Hinterlassen
Schleimig kalte Spuren
Bedächtig ziehen sie
Durch meine Nacht
Erst wenn die Dunkelheit
Den Tag berührt,
Verschwinden sie.
H.Bruning, 19.5.2004
Am Meer
Wie ein unverhofftes Geschenk ist der Spaziergang am menschenleeren Strand.
Wie Gold glänzt die Abendsonne am Horizont und verwebt sich mit dem Blau des Meeres.
Wie Spitzen an Omas Sonntagsbluse kräuseln sich die Schaumkronen in der Ferne.
Wie auf Zuckerwatte versinken meine Füße im Sand und hinterlassen eine Spur, die gleich vom Wasser überspült wird.
Wie Sand, der durch meine Hände rieselt, verrinnen die Jahre.
Wie ein eitler Gockel versucht der junge Mann, den kichernden Mädchen im Strandkorb mit seinen Surfkünsten zu imponieren.
Wie eine Möwe gleitet er auf seinem Brett dahin, ehe ihn die große Welle wie eine ausgequetschte Zahnpastatube hin und her schleudert.
Die Zeit vergeht
Der Himmel ist verhangen. Wolken sind wie Berge aufgetürmt.
Plötzliche Windstille. Die Luft wirkt explosiv. Es ist unbehaglich.
In der Ferne ein Blitz. Danach dumpfes Donnergrollen.
Rundum jagen sich Blitz und Donner.
Die Einschläge kommen näher. Angst steigt hoch.
Regen platscht heftig nieder. Dachrinnen quillen über.
Scheibenwischer kämpfen mit Wassermassen. Nasse Wäsche schlabbert lustlos auf der Leine.
Felder schwimmen in großen Pfützen. Kurze Zeit später ist der Spuk verschwunden.
Der Himmel leuchtet wieder klar. Die Sonne kommt hervor.
Der Schneemann
Der Schnee fällt in dichten Flocken.
Gabi hat sich verliebt. Sie träumt von Philipp. Heute Abend sieht sie ihn wieder.
Der Schnee rieselt sanft weiter. Gabi geht in den Garten. Sie baut einen Schneemann.
Zwei Kohlen, eine Möhre. Sein Ausdruck ist freundlich. Gabi träumt vor sich hin.
Sie denkt an Philipp. Um 19 Uhr holt er sie ab. Es geht ins Theater.
Der Schnee bedeckt alles mit einer Decke.
Gabi sieht, dass neben dem Schneemann eine Schneefrau steht.
Sie trägt ein Schild:“ Ich liebe Dich, Phillip.“
Und der Schnee fällt in weichen Flocken.
Der alte Bauernhof, abseits gelegen,
Weitab der großen Straßen
Dem Verfall ausgeliefert
Abgetretene Treppenstufen
Zum ersten Stock
Mit unbewohnbaren Zimmern.
Die blinden Scheiben
Erzählen Geschichten
Im Dunkel des Erdgeschosses
Sitzt die einsame Frau,
Träumt von helleren Tagen
Oktober 2004
Wo er sein Geld verdiente
Ist heute ein Kulturzentrum
Wo er freien Eintritt hatte
Zahlen Interessierte ihren Obolus
Wo er die Stechuhr bediente
Sitzt jetzt der Kassierer
Wo er im Schweiß seine schwere Arbeit tat
Werden Ausstellungen eröffnet
Wo er den Kohlenstaub abschrubbte
Laufen feine Damen mit hohen Hacken
Wo er mit seinen Kumpeln ein Schwätzchen hielt
Fachsimpeln Kunst beflissene Leute
Wo er Putzkolonnen wirken sah
Arbeiten nun Teilzeitkräfte
Wo er den Kohlenpott urwüchsig fand
Ist heute ein Vielvölker-Gemisch