Nachrichten aus Tunesien

Verschiedene Länder verschiedene Sitten
Verschiedene Kamele verschiedene Höcker
Verschiedene Tische verschiedene Flaschen

Tunesien ist nicht der Jemen
Tunesien ist nicht Libyen

Die Mauer ist keine Grenze zwischen Nord und Süd

Was ist ein Ossi?
Was ist ein Moslem?
Was ist ein Araber?

1.

Gottseidank waren wir keine Ossis, denn die fühlen sich wie die Könige. Und die Mauer sollte ruhig geblieben sein, noch 5 m höher. Noch 5 Meter höher.

Die Ossis wollten nicht arbeiten, wollten Geld haben und alles. Aber ohne Arbeit.

Tunesien sei ein Land für alle Nationen. Alle seien willkommen. Aber die Ossis.... Dort sei ein Ausländer mit dunklen Haaren nicht gern gesehen.

In Tunesien können sich alle wie zu Hause fühlen. Hier in Monastir gebe es keine Ossis, die Preise seien hier etwas höher, es gebe hier nur Clubs.

Gottseidank waren wir keine Ossis. Wir waren Originaldeutsche.

Noch schlimmer als die Ossis seien die Belgier. Sähe er solche, dann würde er, der arme Tunesier, sogar Geld ausgeben. Er würde Geld hergeben, um sie zu ärgern. Und welcher Tunesier gibt schon Geld für Europäer aus.

Natürlich gäbe es solche Menschen und solche, aber die Belgier würde er ärgern.

Sollten nicht alle Menschen sich verstehen?
Darf man so verallgemeinern?

Nein, die Belgier würde er ärgern und die von Honeggers Seite.

Von uns verabschiedet er sich freundlich mit einem Handschlag.
Wir kommen vom Niederrhein.

2.

"Wieviel Uhr ist es?" Kontakt freudig und freundlich sind sie, die Tunesier.
"Wieviel Uhr ist es?"

Er geht an uns vorbei, verschwindet in einer großen Halle, in der in großen Pfannen das Essen zubereitet wird. Neben uns auf den vielen kleinen Tischen türmen sich die Bierflaschen der Marke Celtic, die einzige, die in diesem islamischen Land gebraut wird, obwohl Allah den Alkohol auf die Verbotsliste gesetzt hat.

Da ist er wieder, führt uns zu einem leeren Tisch, hält einen Stuhl in seinen Händen, dreht ihn, wartet, bis wir uns gesetzt haben. Er sei vom Militär entlassen worden, ob wir ihm ein Bier ausgeben würden. Schon sitzt er an unserem Tisch und redet und redet, freundlich, überaus freundlich.

Ein Bier für ihn! Er nimmt meine Bierflasche und schüttet etwas in mein Bierglas und trinkt aus der Flasche.

Die Libyer seien hier nicht gerne gesehen, sie stellen den Frauen nach, trinken und spielen sich auf. Einer hat mal sein Hemd zerrissen. Es hat Streit gegeben. Er sollte ihm Frauen besorgen. Er sollte Geld genommen haben, er. Und die Polizei habe nicht ihm, sondern dem Libyer geglaubt. Mit den Libyern gäbe es Probleme. Jetzt dürften die nicht mehr nach Tunesien hinein.

Wir sollten doch eine Flasche Wein bestellen. Der tunesische Wein wäre sehr gut. Wir wollen nicht. Wir rauchen auch nicht. Wir wollen auch kein Bier mehr bestellen. Wir trinken nicht soviel Alkohol.

Die Tunesier am Nachbartisch lachen. Ja, die lachen, weil Tunesier immer gleich zwei Flaschen bestellen. Nein, sie seien keine Alkoholiker. Sie trinken nur einmal in der Woche etwas mehr Alkohol. Das sei anders als in den anderen arabischen Ländern. Er sei froh, in Tunesien zu wohnen. Hier sei man liberal. Man wolle leben. Der Koran, Allah, die Fundamentalisten, das sei hier kein Problem.

Nicht weit von hier gäbe es ein Lokal, in dem tunesische Frauen tanzten zu original tunesischer Musik. Wir könnten dort hinein, ohne Eintritt, ganz normal, das Bier koste dort nicht mehr als hier.

Wir brechen auf, wollen an diesem Abend noch etwas herumlaufen. Er kommt hinter uns her, bleibt zurück, ist wieder da, redet. Nein, es sei nicht mehr weit. Da, die Lampen, dort sei es.

Durch einen schmalen Eingang mit drei Bewachern gelangen wir in eine Kneipe mit lauter arabischer Musik. Dahinter eine Menge arabischer Männer, die uns erwartungsvoll anschauen. Unser Tunesier steht noch am Eingang. Einer der Wächter drückt ihm lange die Hand, aber er muss draußen bleiben.

Wir sind die einzigen Europäer, kein Tanz, keine arabischen Frauen, nur Männer, die rauchen und trinken. Das ist nichts für uns. Wir drehen ab.

Draußen steht Mohammed. Er will wieder mit uns gehen. Dort hinten sei sein Onkel beschäftigt. Er wolle uns vorstellen. Sein Onkel sei dort angestellt, wir sollten ruhig eintreten.

Ich solle mit ihm ein Glas Bier trinken. Er drängt mich in die neue Kneipe. Nein, ich will nicht. Dann solle ich ihm Geld geben für ein Bier. Wieso? Schließlich: ein Dinar. Er schaut verständnislos, nur ein Dinar?

Wir gehen.

3.

"Wo kommt ihr her?"

Ein strahlendes Gesicht.
"Ihr seid Deutsche? Wieviel Grad sind es jetzt in Deutschland? Hier ist es schön. Siehst du meinen Arm? In einer Woche wird dein Arm auch braun sein."

Ein freundlicher Mensch, er will uns willkommen heißen. Er bleibt stehen.

"Könnt ihr Arabisch?" – Wir können: shukaran – danke. Er ist begeistert. "Ah, das ist richtig, ihr könnt Arabisch. Das ist gut. Ich sage euch auch ein Danke. Hier." Schon hat er aus seinem Eimer eine Flasche Coca Cola herausgeholt und schon die Flasche geöffnet. "Hier, mein Dank., nimm." Wir trinken, obwohl wir Cola nicht mögen. "Und jetzt euer Dank, nur 700 Millimes."

Es beginnt eine lange Verhandlung über den angemessenen Wert des Gegengeschenks.Er nennt eine Geldsumme, schaut in unser Portemonnaie, zieht 10 Dinarscheine heraus, faltet sie zu kleinen Päckchen und steckt sie wieder zurück. "Nicht diese, die sind nicht die richtigen. Er zeigt auf ein T-shirt, grüne Scheine."

Wir geben ihm einen 10 Dinarschein. Es dauert sehr lange, bis er uns nach und nach widerwillig das Wechselgeld herausgibt. Ärgerlich.

Von der anderen Straßenseite kommt lächelnd ein Jasminblütenverkäufer auf uns zu:

"Wo kommt ihr her?"

Verschiedene Länder verschiedene Sitten
Verschiedene Kamele verschiedene Höcker
Verschiedene Tische verschiedene Flaschen