Mein Leben mit Bienen
Als Imker im häuslichen Bereich und
als Reisender in europäischen und fernen Ländern
Der hl. Ambrosius in der Gestalt eines Bannkorbes schützt meine Bienen.
neu: "Mein Leben mit Bienen"- Meine durch Christa Neuenhofer zusammengestellten Berichte als Buch (225 Seiten online zum Durchblättern und Lesen)
Bienen und Hummeln im Vergleich
Über Honig produzierende Bienen besonderer Art: Stachellose B., Fleisch fressende B. und "Killer-Bienen"
"Bienenkunst" (Dez.2018)
Ethik in der Imkerei (Jan.2019) - National-vaterländisches Denken in der Imkerei vor dem 1. Weltkrieg
Wie "menschlich" ist eine Biene? Fragen und Überlegungen zur "Biene".
Mensch und Biene: Das Sprechen mit den Bienen und Esoterik in der Imkerei 2014
Die Bienen-Idylle hinter einem Teich und unter einem Walnussbaum
Berichte über Imkerei
Senegambia,
Marokko I,
Marokko II,
Jemen,
Oman,
Himalaya,
Südindien-Karnataka,
Kambodscha,
Äthiopien,
in Burkina Faso,
Kamerun,
Ghana,
Mexiko,
Ägypten,
auf der griechischen Insel Kreta
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Mein Bienenwagen mit acht Hinterbehandlungs-Beuten/Blätterstöcken
Wenn ich in meinen Erinnerungen bis in meine Kindheit zurückgehe, dann höre ich zunächst in meinen Ohren das Summen der Insekten, das aus den Schilderungen eines Hermann Löns meine Fantasie und meine Sinne belebt. Dann rieche ich den Honig und den Wachs, der aus den Bienenstöcken dringt. Ich sehe einen kleinen Ziegelbau mit Dach. Davor schwirren im hohen Gras unzählige Bienen. Magnetisch zieht es mich immer wieder hierhin. Die Bienen sind so beschäftigt, dass sie mich gar nicht beachten. Aber ich spüre sie, die Luft scheint von den schwirrenden Flügeln zu vibrieren, ich rieche sie süß-herb-harzig. Später weiß ich, der narkotisch wirkende Duft geht nicht nur vom Honig und vom Wachs aus, es ist der Stockgeruch der Bienenköniginnen. Das liegt jetzt etwa 62 Jahre zurück.
Als wir 1981 einen alten Bauernhof in der Bauernschaft Hoxfeld beziehen, gehören die Honigbienen natürlich zu unserem Landleben dazu. Zusätzlich zu den Schafen, Gänsen, Enten, Hühnern, dem Hahn Roderich, den Zwerghühnern, den 60 Karpfen und unserer Recklinghäuser Stadtkatze Nina besorgen wir uns im April 1982 Honigbienen, die in einem zweistöckigen Holzkasten leben, den ich zunächst auf Steinen am Waldrand hinter einem Graben aufstelle und mit Wellblech abdecke. Wie sich herausstellt, ist der Platz zwar sehr windstill, aber etwas feucht, obwohl das Flugloch in Richtung Süden zeigt. Weiße Tierchen zeigen sich. Die Nosema? An der Beute sehe ich viele gelbe Punkte. Die Frühjahrskrankheit der Bienen ist eine Art Durchfall, so dass sie überall ihren Kot absetzen. Trotzdem ernte ich von dem Volk im Juni 33 Pfund wunderbar duftenden, weiß-gelben Honig. Als das Volk dann im Sommer schwärmt, bin ich im Grunde froh, dass es auf und davon ist, weil sich gezeigt hat, dass das Volk aus wilden Stechern bestand, die mich immer wieder verfolgten. Aber ein Rest Bienen bleibt mit der alten Königin im Stock, so dass ich im Herbst nochmal 6 Pfund goldgelben, etwas säuerlichen, aromatischen Honig heraushole, der sehr lange flüssig bleibt und erst im folgenden Jahr kandiert.
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Meine Liebe zu den Bienen wird auf eine arge Probe gestellt, besonders als sich herausstellt, dass ich ungewöhnlich heftig auf Bienenstiche reagiere. Ohne Schutzkleidung kann ich mich ihnen nicht nähern. Als ich höre, dass im Bocholter Imkerverein die besonders sanfte Jansen-Biene gezüchtet wird, kaufe ich beim Vorsitzenden zwei Ableger und trete dem Verein in Erwartung einiger Hilfe für kurze Zeit bei. Hilfe finde ich allerdings nur in einer Bienenzeitung.
Ich kann mich mit der Zeichnung von Wilhelm Busch trösten, der die Nasen zweier Honigdiebe zu unförmigen Ballons anschwellen lässt, so dass sie nicht mehr essen können, bis ein Schmied ihnen die Stacheln mit einer Zange herauszieht.
»Du«, sagt der Peterl zum Hansel, »geh'n wir 'nüber zu dem Nachbar seinem Bienenstock, der ist bis obenauf voll vom schönsten Honig!«... im Nu spürt jeder von den zwei Schleckern einen Stich auf der Nase, der nicht von ungefähr zu kommen scheint. (Münchener Bilderbogen, 1859)
Die Bedrohung der Imkerei durch die Varroa-Milbe
Um alle Vorgänge im Bienenstock zu verstehen, kaufe ich mir einige Bücher für Imker, aus denen ich mir immer wieder Rat und Aufklärung über die beobachteten Vorgänge hole. Schließlich bin ich ganz unbedarft in die Landwirtschaft eingestiegen, habe keine Ahnung von Gärten mit Gemüse und Obst und von Tieren. Allein meine Freude an der Natur und meine Neugierde bestimmen mein Handeln. Zusammen mit Christa und meinem Sohn Matthias renoviere ich das alte Bauernhaus und mache es wieder bewohnbar. Noch ahnen wir nicht, dass dies neu begonnene Leben in der Natur und mit der Natur uns 26 Jahre lang immer wieder aufs Neue herausfordern wird. Überschwemmungen draußen und drinnen, herunterfliegende Dachziegel, verstopfte Wasserleitungen, Füchse und Habichte und eine wuchernde Natur fordern uns heraus. Ein spannender Lebensabschnitt hat begonnen.
Meine drei ersten Nenninger-Beuten in Hoxfeld, 1982
Im folgenden Jahr bauen wir aus Brettern, alten Teilen eines Hundezwingers und alten Fenstern ein Bienenhaus mit Arbeitstisch und Schrank. Ein komfortables Häuschen, wie Christa anerkennend meint. Hinter den Fenstern können wir geschützt bei jedem Wetter den Bienenflug vor den drei Nenninger-Beuten beobachten, die ich einer Biologielehrerin aus Borken abgekauft habe. Die dreistöckigen Nenningerbeuten ermöglichen durch hintere Glasscheiben eine dauernde Sicht auf das Bienenvolk.
Gleich am Anfang meiner Imkerzeit erfahre ich, dass der Umgang mit Bienen nicht nur gefährlich sein kann, sondern auch teuer ist. Das notwendige Zubehör - eine Honigschleuder, leere Gläser, eine Sonnenwachsschmelze - kostet über 900 DM. Dazu kommen die Einfütterungskosten für den Winter. Jedes Bienenvolk bekommt 10 L Zuckerwasser, d.h. 6 kg Zucker in 4 Liter Wasser, womit sie gut über den milden Winter kommen. Die Bienen bedanken sich mit 120 Pfund Honig.
Briefmarken aus Slowenien
Bienenbrett mit Einflugloch aus Slowenien (Radovljici): ein Schwarm wird gefangen.
Der erste Winter 1982/83 ist so mild, dass ich überrascht feststelle, dass die Bienen gar nicht richtig zur Wintertraube zusammenrücken. Jeden Monat veranstalten sie Reinigungsflüge und beschmutzen die draußen hängende Wäsche. Ins kleine Stecher-Volk dringt sogar eine Maus ein, weil das Einflugloch nicht richtig eingeengt worden ist. Als dann der Frühling kommt, setzen sie an den Beuten viele gelbe Häufchen ab. Die Maikrankkeit, eine Verstopfung im Bienendarm und eine folgende Kotabgabe. Ein anderes Bienendrama schockt uns aber besonders. Ein kleiner Ableger hatte schon Anfang März zu brüten begonnen und dabei den gesamten Futtervorrat verbraucht. Er verhungert. Die Brutfeuchtigkeit hätte mich warnen müssen. Schon Mitte März war keine Flugtätigkeit mehr zu beobachten. Bei der Öffnung der Beute stellen wir mit Entsetzen fest, dass alle Bienen tot sind. Die Bienen stecken noch in den Zellen, als ob sie verzweifelt nach Futter gesucht hätten.
Ein Bienenschwarm über unserem Stadthaus in Bocholt
Um Reservevölkchen mit einer Königin zu haben, bilde ich im oberen Stock der Nenninger-Beuten Ableger. Inzwischen erleben wir im Mai regelmäßig das Schwärmen der Bienen. Nach der Obstblüte im Mai schwärmen die Bienen meist in der Mittagszeit. Um das Einfangen zu erleichtern, besprühe ich die Bienentraube, die sich meist an dieselben Bäume in der Nähe hängt, mit Wasser. Dann kann ich sie leicht in einen leeren Kasten schlagen in der Hoffnung, dass auch die Königin sich unter den Bienen befindet. Später setze ich Vorsatzgitter vor die Fluglöcher, so dass die Königin und die Drohnen die Beuten nicht verlassen können. Ein Schwarm bezieht sogar einen alten Strohstülper, den ich am Haus aufgehängt habe. Dieses Volk betrachte ich als reines Experiment. Im folgenden Jahr verlassen zwei Schwärme den Korb. Der erste Schwarm bei Sonnenschein und der zweite 10 Tage später bei Regenwetter.
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links: eine Schwarmtraube -
rechts: Bienen werden durch Vorsatzgitter am Schwärmen gehindert.
In unserem Obstgarten sorgen die Bienen für Rekordernten. 1990 ist unsere Honigernte auf über 250 Pfund gestiegen.
1985 ist die Zeit des vergnüglichen, einfachen Imkerns vorbei. Die Varroa-Milbe hat meinen Bienenstand erreicht. Das erste befallene Volk baut keine Waben mehr aus, hat keine Brut und die Bienen wandern zum Nachbarvolk ab, was dadurch besonders stark wird, aber sicherlich auch mit den Milben wird leben müssen. In diesem Jahr muss ich mich zum ersten Mal mit der Bekämpfung der Milben beschäftigen: die Drohnenbrut, in der sich die Milben besonders stark vermehren, muss ausgeschnitten werden und 65% ige Ameisensäure muss in die Zwischenräume der Waben eingeträufelt werden oder mit Hilfe einer Filzplatte auf den Waben verdunstet werden. Von den Imkern werden immer wieder neue Bekämpfungsmethoden vorgeschlagen.
1995 trifft mich zum ersten Mal die totale Katastrophe durch die Varroamilben. Trotz Ameisensäurebehandlung brechen alle Bienenvölker zusammen. Da ich meine Bienenkästen immer in der Nähe des Wohnhauses stehen habe, fehlt plötzlich etwas Lebendiges. Eine Welt ohne summende Bienen ist für mich arm. Als sich die Gelegenheit ergibt, einen Bienenwagen mit 8 starken Völkern in Nenningerbeuten aus Raesfeld zu kaufen, greife ich zu. Mit 550 Pfund Honig erreiche ich eine Rekordernte.
Seit 2007 leben wir ohne Schafe, Enten und Hühner am Stadtrand von Bocholt, aber mit Bienen und einer Katze.
Mein erster Bienenstand mit Styropor-Zargen in Bocholt, 2007
Video: Bienen im Anflug im April 2010, 18.15 Uhr
Kurioses
Glaubte ich bisher immer, dass die Bienen ihre Waben nach unten bauen, so erlebe ich in den Styroporbeuten luftige "Hochhäuser". Eine weitere Überraschung sind die sandigen Ameisengänge auf einer Wabe im Innern eines Volkes.
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1. Waben, die nicht nach unten, sondern nach oben gebaut wurden, 2. Sandige Ameisengänge auf einer Wabe.
Ebenfalls stelle ich fest, dass im Winter nicht nur Mäuse die Wärme im Bienenkasten lieben, sondern auch große Nacktschnecken von der Art Tigerschnegel, der an der Innenwand einer oberen Zarge überwintert.
Tigerschnegel (auch Großer Schnegel, Große Egelschnecke oder Tigernacktschnecke)
Seit 2012 finde ich im Frühjahr in einigen Völkern immer wieder eine Wärme liebende Nacktschnecke, den "Tigerschnegel", der an der Innenwand einer Zarge überwintert. Diese Schnecken leben von Aas und vertilgen die großen, Pflanzen fressenden Nacktschnecken. Seit dem Auftauchen der Schnegel finde ich die früher häufige, rote Wegschnecke nicht mehr in meinem Garten.
Anfang August 2012 ernte ich von vier Völkern 530 Pfund Honig, eine außerordentlich starke Tracht. Das beste Volk hat bei vier Schleuderungen von Mai bis Juli 100 kg gebracht. Ein außerordentlich starkes Volk!
Auswintern
Die Ebene der Tigerschnegel
Schleimspuren auf Wachs
grün weißer Schimmel.
So erstarrt
so langsam
ohne Kraft
auf sechs Beinen.
Ich habe den Schmutz des Winters gekratzt,
den Futtervorrat kontrolliert, Waben ausgewechselt
das Flugloch vergrößert,
fünf Völker in Zargen,
fünf Mütter in gutem Zustand.
Auswintern
nach eisigen Nächten
aus der Schwärze der engen Gassen
in eine Frühlingssonne.
Die Bienen fliegen,
sie probieren den Frühling.
Dies ist eine starke Zeit.
Vieles entsteht.
(g.n., Frühjahr 2012)
„Unordnung“ im Bienenvolk
Die Geschichte eines Ablegers (Juni 2020)
Vergebliche Versuche des weisellosen Volkes,
zu einer neuen Bienenmutter (Königin) zu kommen.
Immer mal wieder erlebe ich neue Überraschungen mit meinen Bienen, auch nach 30 Jahren Imkerei. Diesmal ging es um den Start eines neuen Bienenvolkes mit einem Ableger, bestehend aus einer Wabe mit sechs Weiselzellen und mehreren Waben mit verdeckelter Brut. Später setzte ich noch weitere Waben hinzu aus anderen Völkern, die sich zu stark entwickelt hatten. Der Ableger entwickelte sich scheinbar recht gut, wie der rege Flugbetrieb zeigte und der schnelle Ausbau neuer Mittelwände. Die Weisel waren geschlüpft und die Zellen schon zurückgebildet. Bei einer Kontrolle konnte ich auch auch bestiftete Zellen sehen. Die Volksentwicklung schien in Ordnung zu sein.
Aber ich hatte wohl nicht genau hingeschaut. Bei der nächsten Kontrolle stellte ich überrascht fest, dass in einigen Zellen mehrere Stifte lagen und standen. Das ist ein Zeichen, dass die Eiablage der jungen Königin gestört war. Nun sind Bienenköniginnen eigentlich so programmiert, dass sie in eine Zelle immer nur ein Ei legen, das dann von Ammenbienen gepflegt wird. Alles Störende, z.B. überzählige Eier, wird weggeräumt und die Zelle gesäubert – und alles kann seinen geordneten Weg gehen.
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Eier und Larven im Futtersaft mit Varroamilben.
Arbeiterinnen haben begonnen, unbefruchtete Eier zu legen.
Ich sah aber in den Zellen große Eierhaufen. Sowohl die kleineren Arbeiterinnenzellen wie auch die größeren Drohnenzellen enthielten mehrere Eier. Die Stifte lagen kreuz und quer; bis zu 13 Eier zählte ich.
Normalerweise sind die Abläufe im Bienenvolk perfekt abgestimmt. Deshalb dachte ich, dass die Bienen das schon instinktiv selbst regeln würden, um so das Fehlverhalten der Königin zu korrigieren. Eine Woche später noch eine Überraschung, ich traute meinen Augen nicht. In den Zellen fand ich Larven in unterschiedlichem Stadium. Die Ammenbienen hatten in einigen Zellen sogar drei Larven gepflegt. Unglaublich! Wie sollten zwei oder gar drei Larven sich in den engen Zellen zu Bienen entwickeln können! Nicht nur die Königin, sondern das ganze kleine Volk zeigte ein gestörtes Verhalten.
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In vielen Zellen wurden zwei Larven herangezogen, eine Zellwand entfernt, zwei Zellen rund gedehnt und verdeckelt.
Ich vermutete jetzt, dass sie gar keine normale Königin hatten, sondern dass die Eier von Afterweiseln, sogenannten Drohnenmütterchen gelegt wurden. Es gibt bei den Bienen eine seltsame, unsinnige Möglichkeit, indem bei fehlender Königin Arbeiterinnen ihre verkümmerten Eierstöcke aktivieren und beginnen Eier zu legen, die für den Fortbestand des Volkes nutzlos sind, weil sie unbefruchtet sind. Mit den Eiern produzieren sie nur männliche Bienen, Drohnen, die keine sinnvolle Aufgabe im Ableger haben. Die zu befruchtende Königin fehlt. Deshalb ist ein solches Volk zum Untergang verurteilt und kann sich nicht selbst retten.
Ich musste mich um eine neue Königin kümmern, die für den Start eines neuen, ordentlichen Volkes sorgte. Das Volk musste aufgelöst werden und eine neue Königin musste zugesetzt werden.
Als ich eine Woche später das Volk in 30 m Entfernung vom alten Platz abfegte und auf den nun leeren Platz eine neue Beute aufstellte, flogen fast alle Bienen zurück zu ihrem gewohnten Flugloch, nur einige Arbeiterinnen blieben zurück. Das mussten die Eier legenden Drohnenmütterchen sein, die im Übermaß die Zellen bestiftet hatten und durch den aufgeschwollenen Hinterleib zu schwer zum Fliegen waren.
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Wieviele Drohnenmütterchen haben die vielen senkrechten Stifte in den Zellen gesetzt?
Nach einem weiteren Tag setzte ich dann eine neue Königin in einem Käfig hinzu. Recht bald wurde sie von Bienen belagert, die ihren speziellen Pheronom-Duft aufnahmen. Nach etwa 30 Stunden war das ganze Volk von diesem neuen Duft umhüllt, so dass ich davon ausgehen konnte, dass sie als Königin und Stockmutter akzeptiert werden würde. Zur Neutralisierung des alten Duftes sprühte ich noch etwas Thymianduft auf die Waben. Als ich dann den kleinen Käfig öffnete, verschwand die gezeichnete Königin schnell zwischen den Waben. Und nach einigen Tagen fand ich ordentlich bestiftete Zellen. Die Ordnung in diesem Ableger war - hoffentlich - wieder hergestellt.
In dem Buch Neue Beobachtungen an den Bienen - François Huber, Georg … von 1856/ 1792 fand ich Schilderungen ähnlicher Vorgänge in einem Bienenvolk. Huber war ein Naturforscher aus der Schweiz. Er konstruierte aufklappbare Bienenstöcke aus Glas. Pfarrer Georg Kleine übersetzte und kommentierte in Briefen das Buch:
... allein das, was er (Fr.Huber) oben beschrieb, haben wir Deutsche schon längst beobachtet. Man wird sogar auch lesen können, dass ich nicht nur Drohneneier, sondern auch angebrütete männliche Maden zwei bis drei in einer Zelle, zur Zeit der Unordnung, gefunden habe; man sehe nur in den Bemerkungen der kurpfälz. ökonom. Gesellschaft vom Jahre 1770 meine erste Entdeckung von mehreren Maden in einer Zelle, davon ich jetzt häufige Beobachtungen hatte: und von mehreren Eiern …. Manchmal waren solche Eier auch schon mit Futterbrei belegt.... Also fand ich beides 1) schon angebrütete Eier mehr als eins in einer Zelle, 2) mehrere von solchen bereits in Maden oder Larven verwandelte in einer Zelle beisammen, 3) niemals Puppen …. mehr als eine in einer Zelle. Daher war ich immer sehr begierig darauf, was dann wohl aus zwei Eiern oder Maden werden würde, wenn sie in einer Zelle beisammen reifen könnten: ich habe aber niemals so eine Zelle zur Reife gebracht gesehen...
Bienen in der christlichen Religion (Bienen und Kirche)
Im Buch Jesus Sirach heißt es: »Denn die Biene ist klein unter allem, was Flügel hat, und bringt doch die allersüßeste Frucht.«
1. JESUS UND JUDAS VON KERIOTH, Kap.637:
«Oh, es sind meine Bienen, die mich auf diese Gedanken bringen – und deine Worte. Ganz besonders deine Worte. Aber auch die Bienen belehren mich, denn nichts ist stumm, wenn man nur zu hören versteht. Und ich sage mir: Wenn sie, die Bienen, den Befehlen dessen gehorchen, der sie erschaffen hat, obgleich sie nur Tierchen sind und ich mir nicht vorstellen kann, wo sie ein Hirn und ein Herz haben könnten, wie könnte dann ich, der ich Hirn, Herz und Verstand habe, nicht tun, was sie tun, und fortwährend, unermüdlich arbeiten in Befolgung dessen, was der Meister uns lehrt, damit meine Seele immer schöner wird und rein von Rost, Staub, Schmutz, Stroh, Steinen und anderen Bosheiten, mit denen der höllische Feind sie bedroht.»
«Das hast du sehr schön gesagt. Mache es wie deine Bienen, und deine Seele wird ein reicher Bienenstock voll kostbarer Tugenden werden, und Gott wird kommen und sich daran erfreuen. Leb wohl, Jonas. Der Friede sei mit dir.»
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Bienen in einem christlichen und in einem hinduistischen Bild als göttliche Boten zur Vermittlung einer magischen Kraft
Im Bild links das Kloster Wettingen mit dem Heiligen Ambrosius oder dem hl. Bernhard von Clairvaux (J. G. Seiller, 1814). Aus Joseph Meglingers (1634-95) Betrachtungsbuch "Cistercienser Jahr"
Das Ordensgewand weist eher auf den Zisterziensermönch Bernhard hin, der auch als "Doctor mellifluus" - honigfließender Lehrer - bezeichnet wird. Der Bienenkorb ist nach Origenes ein Symbol für das Alte Testament, dass den Honig des Logos enthält, der von den Propheten gesammelt wurde.
Die Bienen fliegen zwischen Bernhards Korb und der Seitenwunde Jesu hin und her. Statt Blut und Wasser tritt hier Honig aus. Der Text darunter deutet darauf hin, dass der Honig zum Symbol der Eucharistie wird: "Nil cogitatur dulcius quam JESUS Dei Filius" ("Es lässt sich nichts Süßeres denken als Jesus, der Sohn Gottes").
Das Schriftband lautet "Ecce examen Apum - ac favus mellis." ("Siehe, ein Bienenschwarm und eine Honigwabe") aus der Geschichte von Simson und dem Löwen.
In der hinduistischen Darstellung umfliegen Bienen die Bienengöttin Bhramari Devi als Symbol der Lebenskraft. Sie erzeugen mit ihrem Summen den Grundton des Universums, der im Menschen ebenfalls durch vedische Gesänge erzeugt werden kann.
Imkerpaar, das die in einem Bienenstock erschienene Jungfrau Maria mit dem Jesukind anbetet, Galicien, Ende 13. Jh.
»Willst du Gottes Wunder sehen, musst du zu den Bienen gehen.«
Hier möchte ich Fragen und Überlegungen zu dem faszinierenden, rätselhaften Wesen Biene einfügen, die mich während meiner Arbeit mit den Bienenvölkern immer wieder bewegt haben.
Die Bienen biologisch betrachtet
Wir sehen nur winzige Teile des Bienenlebens, wenn wir sie beobachten. Wir staunen und fragen: Wie organisiert sich das Leben im dunklen Bienenstock?
Wir hören sie in unterschiedlichen Tönen summen. Wir sehen, wie sie fliegen und wie sie verschiedene Arbeiten verrichten. Wir staunen über das Zusammenspiel der Bienen im riesigen Bienenvolk. Wir fragen, wie funktioniert es? Wie kommunizieren die Bienen untereinander? Können sie sich durch Töne, Tanzbewegungen und Duftzeichen verständigen? Wie sind die Arbeitsabläufe geregelt? Wie wird das Verhalten der Bienen gesteuert? Wer bestimmt die verschiedenen Arbeitstätigkeiten? Wer gibt den Anstoß zum Schwärmen oder zum Töten der Drohnen? Wie regelt sich das Verhalten der Bienen beim Schwärmen? Wie kommt es zum gleichzeitigen Auszug aus der Beute und später zum direkten Flug des Schwarms zur neuen Wohnung? Wodurch wird das gemeinsame Verhalten ausgelöst? Wie werden Befehle weitergegeben? Wie kommt es zum Vergessen der alten Informationen über die Lage der alten Bienenwohnung? Wie finden sich die Bienen in einer neuen Wohnung zurecht und beginnen in Arbeitsteilung gleich mit den notwendigen Arbeiten? Wie kommt es zur Eiablage durch Arbeiterinnen? Wer bestimmt, welche jungfräuliche Arbeiterin Eier legt? Wie regelt sich die Anzahl der Arbeiterinnen-, Drohnen- und Königinnenzellen? Wie unterscheidet die Königin die Zellenarten für die Ablage von befruchteten und unbefruchteten Eiern? Welche Bienen dürfen die Königin füttern?
Die Bienen philosophisch betrachtet
Wenn wir über unsere Welt nachdenken und etwas verstehen möchten, fragen wir nach Zusammenhängen, nach den Ursachen eines Geschehens. Wenn wir alltäglich naiv menschlich denken, dann erwarten wir, möglichst eine konkrete Ursache zu finden. Wir fragen nach bestimmenden Autoritäten, vielleicht nach einem Wesen, das etwas ausgelöst hat. Wenn wir die sogenannte „erste Ursache“, einen alles lenkenden Weltenschöpfer, beiseite lassen, dann antworten wir in Analogie zu den Vorgängen in einer menschlichen Gemeinschaft: die Königin als Autoritätsperson bestimmt alle Vorgänge oder ein „Geist des Bienenstockes“ oder eine Gruppe von Bienen, die die anderen Bienen demokratisch überredet und umstimmt.
Kann die einzelne Biene denken? Verhalten sich die Bienen immer instinktiv nach einem festgelegten Muster? Können sie zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen? Können Bienen auch ihre Wahl mitteilen und andere überreden? Können sie ihr Verhalten ändern?
Finden wir bei den Bienen auch ein soziales Verhalten im Sinne von Selbstlosigkeit? Können Bienen selbstlos verschiedene Aufgaben in der Gemeinschaft übernehmen? Können sie mitfühlend sein? Erkennen sie ihren Imker auf Grund seines Aussehens? Sind sie sogar anhänglich wie andere Haustiere? Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen dem Menschen, seinem Verhalten und den Bienen?
Viele meiner Fragen werden in folgenden Büchern beantwortet: Thomas D. Seeley, Bienendemokratie: Wie Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen können. 2010/2014
Die Bienenkönigin ist keine absolute Herrscherin. Im Gegenteil: Bienen entscheiden alle gemeinsam als Schwarm, sie erforschen kollektiv einen Sachverhalt und debattieren lebhaft, um letztlich einen Konsens zu finden. Der Supra-Organismus der Bienen ähnelt dem Nervensystem höherer Tiere, aber Begriffe wie Diskussion, Respekt und auch Demokratie und vor allem das Fragen nach dem Sinn sind wohl allein dem Menschen zuzuordnen.
Randolf Menzel, Matthias Eckoldt, Die Intelligenz der Bienen „Wie sie denken, planen, fühlen und was wir daraus lernen können“. 2016
Wir tun so, als ob Geist nur Menschengeist sein kann. Und das ist falsch. Doch da stecken wir in einem Dilemma. Einerseits müssen wir annehmen, dass sich unsere Intelligenz in der Evolution nur allmählich aus jener der Tiere entwickelt haben kann ... (Klein:) ... andererseits ist überhaupt nicht klar, worin genau Intelligenz bei Tieren besteht.
Sie können Sehphänomene wahrnehmen, die wir nicht direkt erleben, wie z.B. das Muster des polarisierten Himmelslichtes. Wie elegant Bienen Nektar und Pollen sammeln, dabei schnell lernen besonders effektiv die Blüten zu manipulieren, und mit vielen Widrigkeiten (Windstöße, schwankende Blüten) zurechtkommen. Ihr Lernen beschränkt sich nicht auf einfaches Verknüpfen von Sinnesreizen und Reaktionsweisen. Sie bilden Wahrnehmungskategorien (z.B. symmetrisch gegen nicht symmetrisch), können Regeln extrahieren und entwickeln Erwartungen über die Veränderung in der Zeit. Ihre Intelligenz wird zweifellos besonders deutlich wenn sie navigieren und wenn sie über Orte in der Umwelt mit ihren Schwänzellauf kommunizieren. Ihr beeindruckendes soziales Leben wird vor allem durch angeborene und recht stereotype Verhaltensweisen gesteuert...
Die Arten leben ja ganz unterschiedlich, und jede nimmt die Welt anders wahr. Bienen sehen weniger Details, dafür zehnmal mehr Bilder pro Sekunde als wir...
Sie entwickeln jedenfalls eine Vorstellung von Mengen – so ähnlich wie ein Kleinkind. Überhaupt haben sie erstaunlich viele unserer geistigen Fähigkeiten...
...dass Bienen ziemlich komplexe Entscheidungen treffen. Sie folgen keineswegs nur stur einem Programm, sondern haben Absichten und Pläne...
Sie konnten die Information, die ihnen im Stock mitgeteilt worden war, jetzt an einem neuen Ort sinnvoll verwenden. Dabei war die Flugrichtung zwischen alter und neuer Futterstelle eine ganz andere als bei dem Weg vom Stock aus, der ihnen vorgetanzt worden war...
Im Bienenstaat kennt sicher nicht jedes Tier jedes. Aber das Volk gliedert sich in einige Hundert Gruppen. Und die Gruppen können einander ganz eindeutig an ihrem Duft unterscheiden. Der Oberkörper jeder Biene ist mit einer Wachsschicht überzogen, die Duftstoffe enthält. Und wenn die Bienen einander betasten, nehmen sie diese Information auf. Sie haben vorne an ihren Antennen ja ein sehr aktives Geruchsorgan. Bienen merken auch, ob eine andere alt oder jung, hungrig oder satt ist..
So funktioniert unser Denken. Wir malen uns verschiedene Möglichkeiten aus, und die verhandeln wir dann in unserer inneren Welt. Und so scheint auch die Biene zu denken. Offenbar kann sie sich etwas vergegenwärtigen, was gar nicht da ist. Und dabei hat sie nicht nur eine Vorstellung von der Welt, sondern auch von sich selbst. Wenn sie sich für oder gegen etwas entscheidet, sagt sie Ergebnisse ihres eigenen Handelns voraus. Dazu braucht sie zum Beispiel ein Erleben und eine Simulation des eigenen Körpers. Die Biene weiß, wer sie ist..
Stefan Kleins Wissenschaftsgespräche: "Die Biene weiß, wer sie ist ...
Mittelalterliche Imker mit Körben (um 1568)
Federzeichnung von Pieter Bruegel dem Älteren
Unterschiedliche Beuten auf einem Briefmarkensatz aus der Ukraine
Imkern in einem hohlen Baum in Polen
Waldbienenzüchter, die Bienen in hohlen Bäumen halten, muss man von Honig- und Bienenjägern unterscheiden, die das Bienenvolk zerstören.
Aus der Kurpfälzischen Forst-, Jagd- und Fischereiordnung (1711): Es soll auch niemand ohne Unserer Forstmeister und Oberförster ausdrückliche Verwilligung Immen aushauen und auch auf erlangte Erlaubnis den Bäumen mit zerhauen verschonen bey Straff. Sey es bei Tag geschieht, bei Nacht aber doppelt soviel nebst Ersetzung des Schadens, desgleichen sollen auch um der Immen wegen keine Bäume angesteckt und umgebrannt werden bei Straff. (Ritter: Pfälzische Heimatkunde, 1911)
Bienenbeuten im Tessin (Aquarossa, 2008)
"Welche Beuten sind die besseren?"
Imker predigen oft wie Missionare, jeder kennt eine beste Art zu imkern, Abweichungen werden nicht geduldet. Für unerfahrene Jungimker ist das eine schwierige Situation. Welchem Apostel soll er sich anschließend?
Der Schriftsteller Hans Fallada beschreibt 1943 seine Erfahrungen ähnlich in seinen Erinnerungen "Heute bei uns zu Haus". Er erfährt, "dass es unter den rechten Imkern ebenso viel Sekten gab wie in jeder anderen brauchbaren Religion. Es gab Gerstung-Anhänger und Freudenstein-Jünger. Es gab Zander-Gläubige und Normalmaßadepten. Es gab die Verehrer der Celler Magazinbeute und jene, die im Alberti-Blätterstock das Heil der Imkerei erblickten. Und dazu gab es natürlich noch seit Urvätertagen die Korbimker!
All diese unterschieden sich nicht in der Anbetung der Biene, sondern in der Art, wie sie ihr eine Behausung boten. Es gab da Dreietager und Zweietager und Stapelbeutenanhänger, je nach den Kästen, in denen sie ihre Bienen wohnen ließen. Es gab da Hinterlader und Oberlader."
Mein erstes Bienenvolk ist ein sehr stechwütiges Volk in einem zweistöckigen Hinterlader. Aber bereits ein Jahr später kaufe ich drei Nenninger-Hinterlader von einer Biologielehrerin, die die wunderschönen Dreistöcker im Keller als Marmeladenschränke nutzte. Dazu kommt einige Jahre später ein Bienenwagen aus Raesfeld mit acht Nenningerbeuten, mit denen ich dann 26 Jahre imkere, bis ich in Bocholt auf flexiblere Styroporzargen umsteige.
Kortüm schreibt 1796 in seinem Buch "Aufsatz über die Bienenzucht":
"In wärmern und waldigen Gegenden, wo Bäume und Gebirge eher gegen die Kälte schützen, da laß ich es gelten, wenn man sich hölzerne Wohnungen für die Bienen anschaffen will. Aber in ebenen und flachen Gegenden, die schon nördlicher liegen als andere, wie z. B. unser Mecklenburg, sind solche Wohnungen offenbar zu kalt. Wenn sie nicht sorgfältig bedeckt werden, so erfrieren und verhungern die Bienen weit leichter darin, als in Strohkörben.[ …] Ich sagte, daß die Bienen in solchen Kasten eher verhungern, und dies kann selbst bey noch einigem Vorrathe von Honig geschehen."
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Strohstülper auf einem Bienenmarkt in Holland und in Frankreich
Mit Waben gefüllte Stülper in Frankreich
Trotz der vielen Arbeit auf unserem Bauernhof finden wir in den Schulferien noch Zeit für Reisen durch Europa und durch entfernte Länder. Auf diesen Reisen lerne ich viele Imker kennen und ihren Umgang mit Bienen. Vor allem sehe ich, wie ein Leben mit Bienen nicht vom Gebrauch industriell hergestellter Beuten abhängt. Die Rechthaberei und der heimische Streit über die Verwendung der besseren Beuten erscheint mir nun in einem ganz anderen Licht. Bienen sind nicht so wählerisch beim Bezug einer Wohnung, wie Vereinsimker vorgeben. Besonders interessant finde ich, dass nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Europa Imker mit einfachsten Mitteln Bienen halten, um Honig zu ernten.
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Bienenwohnungen auf den Kanarischen Inseln: Gomera (1985 oberhalb von Höhlenwohnungen bei Gerian) und Gran Canaria (1990 bei La Aldea de San Nicolas)
Rutenstülper aus Weidengeflecht mit schützender Abdichtung aus Lehm, Asche und Kuhdung (Frankreich, Landes)
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Hohle Baumstammstücke (Klotzbeuten) mit Bienen in Frankreich. - rechts: Stundenbuch-Initiale der Katharina von Kleve um 1440, Utrecht.
In Spanien/Kantabrien sah ich noch 1988 in Cucayo und Espinama/Fuente De Bienenvölker in Klotzbeuten an den Häusern.
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Bienenstöcke im Ötztal (Österreich, 2003), ein Bannkorb vom Niederrhein (Heinsberg) und
Bannstöcke, die Unglück und Krankheiten verhindern sollen, in Tschechien (Prerov, 1993)
"Welche Bienenrasse ist die vorteilhafteste?"
Im Anfang übernehme ich einfach Bienen, die ich bekommen kann und vermehre sie durch Ableger und Schwärme. Es sind wilde Völker, die stechen und jährlich mehrfach schwärmen. Erst als ich Königinnen aus der Bocholter Carnica-Zucht bekomme, erfahre ich, wie angenehm der Umgang mit Bienen ist, die nicht aggressiv sind, die ruhig auf ihren Waben sitzen bleiben und nur selten schwärmen. Sicherlich haben sich die Carnica-Bienen in den ersten Jahren meiner Imkerei immer wieder mit den Buckfast-Bienen vermischt, die von anderen Imkern in Hoxfeld gehalten wurden. Erst in Bocholt habe ich mitbekommen, dass die beiden Bienenrassen als unverträglich betrachtet werden, ja dass die Züchter sich so unnachsichtig bekämpfen, dass die Buckfastimker durch eine Satzungsänderung aus dem Bocholter Imkerverein ausgeschlossen werden. Für mich ein unglaublicher Vorgang. Schließlich sollten Imker uneigennützig alle Bienen lieben.
Bienenarten und -rassen
Georg Dathe ("Lehrbuch der Bienenzucht", 1876) unterscheidet vier verschiedene Arten von Bienen.
1. Die Honigbiene oder Imme (Apis mellifica, zu deutsch honigmachende Biene), welche in allen fünf Erdteilen verbreitet ist.
2. Die große südasiatische Biene (Apis dorsata). Sie ist größer, wespenartig länger, als die Honigbiene.
3. Die indische Biene (Apis Indica), welche um die Hälfte kleiner als unsere Honigbiene ist.
4. Die kleine südasiatische Biene (Apis florea), noch kleiner als die indische Biene.
Bienenrassen im europäischen Raum
Vor allem wirtschaftlich orientierte Imkereien (Berufs- und Erwerbsimker) halten gerne die Buckfast-Biene.
Die gemeine dunkle Biene, auch deutsche Biene, ist dunkelbraun, von grauer oder schwarzer Farbe, weniger lebhaft und mit geringerer Schwarmlust als die Heidebiene. Aus Mitteleuropa nahezu verdrängt, wird diese ursprüngliche Biene heute in Deutschland von der "Gemeinschaft zur Erhaltung der Dunklen Biene (GEDB)" vor dem Aussterben bewahrt.
Die zweite Hauptrasse ist nach Dathe die "bunte südeuropäische Biene". Zu dieser Rasse zählt Dathe auch die holländische, brabantische, griechische und zyprische Biene, soweit sie gelb oder rostfarben geringelt ist. Sie ist unbestritten die schönste aller Bienenrassen. Dabei ist sie sehr fruchtbar, fleißig und lebhaft, aber sehr stechlustig. Verglichen mit der Dunklen Biene ist die Kärntner Bienenrasse genau so vital, sehr schwarmfreudig, aber deutlich ruhiger und friedlicher.
Die dritte bedeutende europäische Rasse ist die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica). Das Verbreitungsgebiet deckte sich ungefähr mit den Landesgrenzen Italiens. Die "Ligustica-Biene" ist sehr brut- und sammelfreudig und wurde in vielen Großimkereien eingesetzt. Sie scheint auch gefeiter gegen die Varroa-Milbe zu sein als die anderen Bienenrassen. (nach Monika Walter, Der Bien)
s.a. Bienenrassen: Einführung in die Imkerei/ Bienenkunde
Bienenhaus in Saas Grund (Schweiz, 1983)
Im Frühjahr 2016 erhielt ich eine Mail aus der Schweiz mit dem Hinweis "Dieses Bienenhaus gehörte meinem Grossvater. In der Zwischenzeit haben auch meine Onkel die Imkerei aufgegeben und das Bienenhaus weggeräumt." Der Schreiber weist auch auf einen Bericht des Domherrn Peter Joseph Ruppen 1815-1896 hin, der im 19. Jahrhundert in Saas-Grund Bienen hielt und in seinen handgeschriebenen Büchern über die Bienenwirtschaft geschrieben hat.
Bienen in Ghana
Unsere Reise durch Ghana I-III Febr. 2012
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In diesem heiligen Bienenbaum befinden sich die Waben von einem Dutzend wilder Bienenvölker.
Ein besonderes Erlebnis in Nordghana bei Karimenga ist für uns ein "Bienenschrein". Das ist ein kleines Gebiet mit einem großen Baobab-Baum, den sich gleichzeitig viele Bienenvölker als "Haus" ausgesucht haben. In früheren Zeiten fühlten sich die Bauern durch diese Bienen vor heranrückenden Feinden geschützt und verehrten sie als mächtige Bundesgenossen. Deshalb ist ein Bienenpriester für diesen "Schrein" zuständig. Auch bei unserem Besuch wird er herbeigerufen und spricht unter dem Baum seine Gebete und Bitten.
Danach erst dürfen wir in die Nähe des Bienenschreins. Isaac, unser Ewe-Führer, der große Angst vor Bienen hat, bleibt in größerer Entfernung stehen. Auch Ibrahim ist vorsichtig, weil er bei seiner letzten Begegnung mit den Bienen viele Bienenstiche hinnehmen musste, als er ihren Honig erntete.
Die Bienen holen süßen Saft aus der Aushöhlung einer Ölpalme, aus dem die Einwohner Alkohol herstellen. (Liati Woti, 2012)
Die Bienen der Rasse apis mellifera adonsonii verteidigen sich stärker als die europäischen Rassen. Dazu erzählt uns Ibrahim folgende Fabel: Als ein Hahn und ein Elefant sich um die Gunst eines jungen Mädchens stritten, suchten sie Bundesgenossen für einen Kampf. Dabei scharte der Elefant alle vierbeinigen Lebewesen um sich und der Hahn alle fliegenden. Diese Auseinandersetzung gewann der Hahn, weil die Bienen so aggressiv an seiner Seite kämpften.
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Ältere Formen von Bienenbeuten (Karimenga, 2012)
Die Ursache dafür, dass sich hier so viele Bienen angesiedelt haben, sind die vielen nektarspendenden Bäume in der Umgebung wie Shea-butter-, Neem- und Dawadawa - Bäume.
In der Nähe dieses heiligen Bienenbaumes hat Ibrahim in Zusammenarbeit mit kanadischen Imkern Kenia-Top-Bee-Hives aufgestellt, primitive Kisten, die Schwärme der wilden Bienen anlocken sollen.
Bienenkästen im Gebiet des "Bienenschreins" von Karimenga
Meist werden etwa vier Bienenkästen im Kreis aufgestellt, damit ein flugfreier Innenraum entsteht. Ein Kasten hängt schräg, da Ibrahim bei der Entnahme von Honigwaben Hals über Kopf vor den aggressiven Bienen geflohen ist.
Interessant sind die Versuche, Bienen als Abwehrmittel gegen Elefanten einzusetzen, um die Felder der Einwohner zu schützen. Die zu schützenden Felder werden mit Bienenkästen, die durch Seile miteinander verbunden sind, abgeriegelt oder es werden Kästen an Baumzweige gehängt, so dass die Elefanten daran stoßen. Da Elefanten auf Bienenstiche sehr empfindlich reagieren, ändern sie ihre gewohnten Wege, um einer Gefährdung durch Bienen aus dem Weg zu gehen.
Beekeeping in Ghana (Part 1) American Bee Journal May 2003 Beekeeping in Ghana (Part 2) American Bee Journal June 2003s.
Youtube-Video: african bees-- hive transfer in Ghana (1 of 2)
Neue Bienenkastenform für Afrika
Die Oberträgerbeute (KTBH oder Kenyan Top-Bar-Hive, auch Backyard-hive - Hintergarten-Beute) wurde für die Entwicklungshilfe in Afrika entwickelt. Das zugrunde liegende System ist viel älter und geht auf den traditionellen Makedonischen Bienenkorb (Nordgriechenland) zurück. Die Wabenanordung und die Art der Aufstellung sind den ursprünglichen afrikanischen, liegenden Röhrenbeuten ähnlich. Die Vorteile liegen in der relativ einfachen Herstellung. Es gibt nur ein genau einzuhaltendes Maß, das die Breite der Oberträger beschreibt und den Abstand von Wabenmitte zu Wabenmitte parallel gebauter Waben angibt. Oberträger sind die oben lose aufgelegten Leisten. An einer mittigen Orientierung (Wachsstreifen oder Kante) bauen die Bienen ihre Waben nach unten. Die Waben können mit den Oberträgern frei angehoben, bewegt und entnommen werden. Weltweit gibt es gerade im Hobbybereich in Industrieländern einen Trend zu Top-Bar-Hives gerade zur Aufstellung im Hausgarten.
Imkerei im Jemen
1993, 1995, 1997, 2004, 2008
2000 Jahre alte Felszeichnungen im Wadi Jirdan und Beschreibungen im "Buch der Pflanze" aus dem 9.Jh. (von Al-Dinawari) weisen auf Bienenzucht in ganz Südarabien hin. Vier Gebiete mit Bienenzucht habe ich im Jemen kennen gelernt: die heiße Küstenzone Tihama am Roten Meer, die Westseite des jemenitischen Gebirgsrückens etwa 800 m hoch, das Wadi Doan/Hadramaut und die Insel Sokotra. Die vielen Imker, auch in den Dörfern, haben mich überrascht, da es keine Kulturlandschaften gibt, sondern nur den kargen, natürlichen Pflanzenbestand, Akazienbüsche und Euphorbien, die nach den Regenzeiten (April bzw. Oktober) blühen.
Bienenröhren in der Tihama/Jemen, 2008
Wir haben im November-Dezember südlich von Taiz die Euphorbiablüte erlebt. Die Kanten der Pflanzen sind mit unzähligen kleinen gelben Blüten bedeckt, deren Nektar bei einem Regen allerdings ausgewaschen wird. Nach der Euphorbienblüte werden die Bienenvölker oft in die Tihama zur Akazienblüte (bis in den März) gebracht. Früher benötigte ein Imker aus dem Wadi Dabab für die Reise in die Tihama zum Wadi Zabid mit Kamelen für 200 km 10 Tage, nur nachts wurde gewandert, jetzt braucht ein Imker nur noch 4 Stunden. Die Imker in dem Hadramaut, die lange, schwere Tonröhren benutzen, wandern nicht.
Typische Bienenwohnungen im Jemen
Meistens werden ausgehöhlte Stammstücke oder zusammengenagelte Kisten aus schmalen Brettern des Sukam-Baumes als Bienenwohnungen genutzt. Eine weitere traditionelle Art ist ein Zylinder aus gesplittenem Rohr, der mit Kuhmist und Lehm abgedichtet wird. Die Enden werden mit Holzdeckeln verschlossen. In afrikanischen Ländern habe ich oft Abschlussdeckel aus Dosenblech oder Plastik gesehen. Interessant ist, dass die Imker seit alter Zeit an Beuten mit einer Länge von 160 cm und einem Durchmesser von 9 cm bzw. an Kisten mit den Seitenmaßen 14 x 9 cm festhalten. Das Geheimnis dieser Maße beruht auf der Beobachtung, dass die Bienen bei diesem Durchmesser Honig und Brut trennen, so dass man die hinteren Waben als Honigwaben ausschneiden kann. Normalerweise legen Bienen die Honig- und Pollenzellen immer in einem Halbkranz über den Brutzellen an. Etwa 20 Röhren werden meist gebündelt auf ein Eisengestell gelegt, gegen Ameisen in Wasser gestellt und gegen Sonne mit Papier oder Stoff bedeckt. In dieser Weise habe ich ebenfalls Imkereien in Marokko gesehen.
Die Apis mellifera yemenitica ist kleiner und sanfter als die europäische Biene und hat blassgraue Streifen auf dem Hinterleib.Als wir unser Interesse an den Bienen zeigen, die gleich neben einem Haus stehen, kommen Frauen. Eine Frau stülpt eine Haube über, nimmt ein glimmendes Stück Holz oder Kuhdung und schneidet mit einem langen Messer eine hintere Honigwabe aus, um sie uns zu schenken. Die Wabe sitzt voller Bienen, aber niemand von uns wird gestochen. Als wir Stücke von der triefenden Wabe abbrechen und den nach Orangenblüten und scharfem Pfeffer schmeckenden Honig mit den säuerlichen Pollen probieren, kann ich die gutmütigen, kleinen, jemenitischen Bienen unbekümmert mit dem Finger abstreifen.
Eine Imkerin schneidet für uns Honigwaben aus den Kästen.
s. Reisebericht: Mit Kamelen im Djibal al-Khadra, 2004
In Trockenzeiten gehen oft über 50 % der Völker zugrunde, da kein Zuckerwasser zugegeben wird. In den einsamen Gegenden an der Küste oder in Wadis betreiben Männer die Imkerei. Da viele Jemeniten oft jahrelang im Ausland arbeiten, üben in den Dörfern die Frauen das Handwerk aus. Der Honig wird in Flaschen oder Büchsen verkauft. Wenn oben noch Wachsreste, Pollen, Larven und tote Bienen schwimmen, so ist das ein Zeichen der "Reinheit" des Honigs, d.h. hier handelt es sich um garantierten Landhonig (baladi) und nicht um billigen, importierten Honig aus Australien. Der Honig wird im Jemen als Medizin teurer als in Deutschland verkauft. Für einen Christusdorn-Honig wurden 1993 im Hadramaut für 1 kg 100-250 DM verlangt.Bei unserer Reise durchs Hadramaut sehen wir im Wadi Jischbum ähnliche Holzbeuten (meist aus Brettern). Andere Beuten sehen wir auf dem Weg von Shibam nach al Qatn, als wir an einer Töpferei vorbei kommen, wo 1 Meter lange Tonröhren hergestellt werden, die an der einen Seite offen sind und an der anderen Seite sich zu einem kleinen Loch verengen.
Im Hadramaut ist die Imkerei schon wesentlich weiter entwickelt als in anderen jemenitischen Gebieten. Dort wandern Tausende von Imkern bis zu fünfmal im Jahr mit Lastwagen zu verschiedenen Trachtplätzen. Besonders das Wadi Doan wird im Oktober wegen der Blüte des Christusdorns von den halbnomadischen Imkern mit Kamelen angewandert. Weitere ertragreiche Wadis sind Wadi Amd, Wadi Ayn, Wadi Rakhya und Wadi Jirdan. Manche Imker haben 100 bis 200 Beuten. Allerdings habe ich im Wadi Doan 1995 nur ausgehöhlte Palmenstämme, Bretterkästen und Tonröhren gesehen, keine großen, modernen Holz- oder Kunststoffzargen.Die Imker gewinnen im Jemen 12 verschiedene Sorten Honig, wobei der dunkle, würzige Akazienhonig und der karamelartige Jujuba-Honig am wertvollsten sind. Der im Winter geerntete Honig ist wiederum besser als der zu anderen Jahreszeiten geerntete. In früheren Zeiten wurde der Honig in Ziegenhäute gefüllt und in Kürbisgefäßen aufbewahrt.Nach jemenitischer Tradition bekommt eine Mutter nach der Geburt eines Kindes Honig und geschmolzene Butter zur Stärkung. In der Volksmedizin wird Honig auch gemischt angewandt, z.B. mit Myrrhe gegen Verstopfung, mit Möhrensamen als Aphrodisiakum, mit Riesenfenchel, einem stinkenden Gewürz, gegen Blähungen und zur Erleichterung der Menstruation und gemischt mit anderen Pflanzen gegen Epilepsie. In Dubai wird der teure Wüstenhonig sogar an die Rennkamele vor einem Rennen verfüttert, damit sie dadurch die notwendige Energie gewinnen.Während der großen Regenfluten im Oktober 2008 wurden in den Wadis des Ostjemen nicht nur 1806 Lehmhäuser zerstört, 400 Höfe, 180 Schulgebäude und 58 Brunnen, sondern auch 7000 Bienenröhren weggeschwemmt.
Die Imkerei auf der jemenitischen Insel Sokotra, 2008
Ungewöhnliche Nektarquellen: der Drachenbaum und Christusdorn
Entgegen der Behauptung von W.Wranik, dass es auf Sokotra keine Bienenhaltung gebe, versichert mir der Inhaber des Imkerladens in Hadibo, dass es auf der Insel etwa 1200 Bienenvölker gibt. Die Seuche der Varroa-Milbe, die in fast allen Teilen der Welt die Bienenvölker zerstört, gibt es hier noch nicht.
In diesem Tamariskenstrauch (tamarix sp.)
in den Dünen vor dem Mangrovenstreifen summen die Bienen wie in einem Kirschbaum im Mai.
2005 besuchte ein französisches Imkerehepaar die Insel und beschloss, den Inselbewohnern zu helfen. Mit 200 000 € Zuschuss haben sie inzwischen einen lokalen Imkerverein initiiert, der die Imker berät und ihre Produkte vermarktet. Mit Hilfe der französischen Botschaft brachten die Franzosen 200 Beuten und Schutzkleidung nach Sokotra und unterrichteten 15 Leute in der europäischen Imkerei. Früher brachte der Honig, der hier wild gesammelt wurde, als Medizin und Aphrodisiakum den arabischen Händlern beim Verkauf in den Emiraten einen Gewinn von 200 € pro Kilo. Die Einheimischen aber erhielten nur 15 € für das Kilo.
Eine Besonderheit ist hier der Honig aus den Blüten des Drachenbaumes. Daneben bringen die Blüten des Christusdorns einen reichen Ertrag. Da der Boden der Insel von vielen kleinen Blüten bedeckt ist, finden die Bienen ein großes Nektarangebot.
Leider hatte unser Team billigen Honig aus Australien, China und Indien für unsere Trekkingtour eingepackt. Aber auf Grund von Kostproben bei einigen Imkern kann ich mir ein Bild vom Geschmack des Sokotra-Honigs machen. Der schwarze Honig erinnert an einen starken Hustensaft, während der helle Honig einen scharfen, pfeffrigen Geschmack hat und im Hals kratzt.
Bienen und Imkerei im Oman
s. Reisebericht: Rundreise durch ein Wunderland, 2007
Ein hohler Palmstamm mit Einflugloch
Hohle Palmstämme ohne Bienen im Oman
Aus dem Reisetagebuch: Das erste Ziel heute ist ein Imker, der neben seinem Haus in einem ummauerten Areal Hunderte von Bienenröhren aus Palmstämmen liegen hat. Da erst in einigen Monaten zur Akazienblüte Nektar zu erwarten ist, hat er keinen Honig zu verkaufen. Die Bienen würden z. Zt. nur Pollen eintragen. Wahrscheinlich wäre der Honig uns viel zu teuer, da er hier - wie üblich in arabischen Ländern - als Medizin angesehen wird und pro Pfund für mindestens 20 € verkauft wird und nicht wie unser deutscher Honig für
3.50 €.
Im Oman gibt es, anders als in europäischen Ländern, zwei Arten von Honigbienen. Die große östliche Biene und die Zwerghonigbiene (Apis florea). Das sind zwei der acht in Asien vorkommenden Arten aus der Gattung der Honigbienen (Apis). Das Verbreitungsgebiet der Zwergbiene reicht vom Oman bis zu den indonesischen Inseln. In den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurden Zwerghonigbienen auch in den Sudan eingeführt, in den frühen neunziger Jahren wurden sie ebenso im Irak nachgewiesen. Schon auf meiner Reise durch Südäthiopien schilderten die Einheimischen uns das Vorkommen der wilden kleinen Bienen.
Die Briefmarken zeigen eine Zwergbienenwabe, Palmbeuten und Waben in Felshöhlen
Die Zwergbienen lassen sich nicht in Beuten halten. Sie bauen ihr Nest, nur eine etwa handtellergroße Wabe, im Freien an einem Zweig an. (2011 entdecken wir eine Wabe von Apis florea an der Steindecke eines südindischen Tempels.) Am oberen Ende des Nestes befindet sich eine waagerechte Plattform, die für den bienentypischen Schwänzeltanz genutzt wird. Trotz der kleinen Wabenfläche können sie bis zu 20.000 Individuen umfassen. Die Brut- und Honigkammern lassen sich gut voneinander trennen. Das untere Stück der Wabe mit den Brutzellen wird abgeschnitten, zwischen zwei Tragestöcke gespannt und später an einem schattigen Ort aufgehängt. Im Gegensatz zu den großen Bienen haben die Zwerghonigbienen nur kurze Stacheln, die die menschliche Haut nicht durchstechen können. Die kleine Biene lebt im vor allem in Dhofar, wo traditionell keine Bienen in Beuten gehalten wurden, sondern seit alters her nur der Honig von wilden kleinen Bienen gesammelt wurde. Der Nektar stammt meist von den sidra- und semra-Bäumen. Die Honigsammler beobachten, wie die Bienen in Wasserstellen und Feldkanälen Wasser holen und folgen ihnen zum Nest in einer Felsnische oder an einem Strauchast.
Im Vordergrund eine Bienentränke
Dagegen werden im nördlichen Oman in den Dörfern und Wadis des Jabal Akhdhar bei Rustaq die großen Bienen in hohlen Palmstämmen gehalten. In den Oasen bestäuben die Bienen vor allem die Kokospalmen, die Mangobäume, Zitronen, Alfalfa und Wassermelonen.
Bienenhaltung und Honiggewinnung im Himalaya
Vier Reisen durch Arunachal Pradesh/Nordost-Indien, 2002-2007
Ein Bienenbaum mit Waben der Riesenhonigbiene
Was lieben die Naga mehr - den Honig oder die weißen Bienenmaden? Auf dem Markt in Kohima (Nagaland) wurden neben Hunden, Fröschen, Ratten, Raupen, "Ungeziefer", auch Bienenwaben mit Maden angeboten. Unsere Führer Azo und Koj erklärten: "Wir lieben die weißen Maden, die schmecken köstlich. Wir suchen auch die Nester von Hornissen, indem wir Honig mit einem Baumwollbüschel an einen Baum kleben, um dann die Hornissen bis zu ihrem Nest verfolgen zu können."In einigen Dörfern sahen wir auch kleine moderne Bienenbeuten, die auf eine fortgeschrittene Bienenzucht verweisen, indem die Imker bewegliche Rähmchen in Holzkästen mit mehreren Etagen, Absperrgitter und Zusatzkäfige für die Königin und Schutzgitter gegen Mäuse benutzen.
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Ein Imker im südlichen Assam (Maibang)
s. Reisebericht: North-Cachar Hills, 2008
Bei Reisen in die Himalaya-Region sehe ich häufig einige neue Bienenrassen: Monsterbienen und Mini-Bienen, die Honig produzieren.
"Die große (Apis dorsata) ist sehr wild und baut ihre Nester an die Aeste sehr hoher Bäume, in waagerechter Richtung und so groß, daß sie bisweilen einen Durchmesser von 6 Fuß erreichen. Die Eingeborenen, welche sich mit dieser Biene beschäftigen und `Wachsjäger` genannt werden, erklettern die oft 100 Fuß hohen Bäume mit brennenden Fackeln, vertreiben die Bienen mit Rauch, schneiden den Bau ab und lassen ihn an einem Seil herab. Die beiden anderen Arten scheinen wegen ihrer Kleinheit keinen großen Gewinn zu versprechen. Ein Missionar brachte z. B. ein Volk in einen Korb, aber dieses bauete, obgleich es fleißig fllog, binnen 2 Jahren den Korb nicht aus und lieferte keine Honigernte." (nach Dathe)
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Waben der Riesenhonigbiene an einem Felsen und eine moderne Beute auf einem Dach in Nepal (Ghale Gaun, 2010
Die Riesenhonigbiene Apis dorsata und Apis laboriosa wird auch als Kliffbiene oder "Felsenbiene des Himalaya" bezeichnet. Die wildlebende Biene Apis laboriosa baut eine einzige, ca. 0,80 m breite und 1,00 m lange Wabe an steilen Felsenhängen im Himalaya. Zur Gewinnung des Honigs muss die Wabe zerschnitten werden, wodurch auch die Brut des Volkes zerstört wird. Von diesem Honig, der oft sehr flüssig und unreif ist und deshalb schnell in Alkohol umschlägt, schenkte uns ein Naga eine halbe Flasche, die sich mit einem Plop öffnete und einen alkoholischen Duft verbreitete.
Anders als Apis mellifera lebt die indische Biene Apis cerana mit der Varroamilbe in einem angepassten und ausgeglichenen Verhältnis. Durch verschiedene Abwehrmechanismen, wie z. B. Putzverhalten und kürzere Zeit der Verdeckelung der Arbeiterinnenbrut, kann sich bei der asiatischen Biene die Milbe nur in der Drohnenbrut und auch nur in beschränkter Zahl vermehren. Eine medikamentelle Behandlung gegen die Varroamilbe ist deshalb in diesen Völkern nicht notwendig.
Für Asien besteht allerdings die Gefahr, dass die an die natürliche Pflanzenwelt angepassten heimischen Bienenarten immer mehr durch die Mellifera-Bienen verdrängt werden und damit die sich evolutionär herausgebildeten Bestäubungsleistungen durch heimische Honigbienen nicht mehr umfassend gesichert werden. Opfer des Verdrängungseffektes durch die Westliche Honigbiene sind insbesondere die Cerana-Imker, denen die Biene "des armen Mannes" verloren geht.
Eine ganz besondere Art von kleinen, schwarzen Minibienen, die Harzröhren als Eingänge bauen.
s. Reisebericht: Informationen zu den Naga
Bei mehreren Reisen nach Nordost-Indien stieß ich in den Bergen vom Nagaland, von Lohit in Arunachal Pradesh und von North-Cachar in Assam auf eine mir unbekannte Honigbienenrasse, zu der ich in der Literatur zunächst keine Hinweise fand. Nach dem Aussehen kamen nur die Grabwespen (Passaloecus gracilus) in Frage, aber die leben solitär.
Eine weitere Einordnung wäre die Familie der stachellosen Bienen, aber mein Informant sagte mir, sie könnten auch stechen, wenn auch harmlos.Die kleinen schwarzen Tierchen von der Größe kleiner Fliegen oder Ameisen lebten meist in Klotzbeuten, die draußen am Haus unter dem Dach standen oder an der Wand hingen. Bei meiner Frage nach dem Inhalt der Baumstücke sagte man mir, darin lebten Bienen. Beim Betrachten der spärlichen Bewegungen vor dem Einflugloch, das sich meist durch einen vorgebauten Trichter von etwa 5 cm auszeichnete, konnte ich nicht glauben, dass es sich hierbei um Honigbienen handeln sollte.
Bei meiner letzten Reise durch den indischen Bundesstaat Nagaland stieß ich erneut auf solche Beuten in dem Dorf Nokyan im Bezirk Tuensang. Aber diesmal traf ich einen Imker, der die Minibienen in einem kleinen Bretterkasten hält. Er findet die Völker im Wald, beschneidet der Königin die Flügel und setzt sie in seinen Bretterkasten, den er gut abdichtet, weil diese Bienen sehr kälteempfindlich sind. Nur einmal im Jahr, in den heißen Monaten März-April kann er bei ihnen Honig entnehmen. Der Honig wird nur als Medizin zum Aufstreichen auf Wunden genutzt. Er zeigte mir ein kleines Fläschchen und ließ mich von dem sehr flüssigen Honig dieser Bienen probieren. Er schmeckte etwas säuerlich nach Ameisensäure.
Inzwischen weiß ich, dass diese Bienen doch zur Rasse der stachellosen Bienen (Trigona carbonaria) gehören, die auch in Australien gehalten werden. Sie stechen nicht, sondern beißen. Ihr Biss soll schmerzhaft sein wie ein Moskitostich.
s. meinen Bericht Über Honig produzierende Bienen besonderer Art
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Eine Wabe der Zwerghonigbiene in einem südindischen Tempel bei Krishnapuram, 2011
Nach der Fachliteratur gibt es in Asien acht Bienenarten, darunter nur zwei Minigattungen.
Die Zwerghonigbienen (Apis florea), die nur kurze Stacheln haben, die die menschliche Haut nicht durchstechen können, und die noch kleineren Zwergbuschbienen (Apis andreniformis), die vorwiegend zur Mittagszeit fliegen.
Daneben soll es noch eine nicht anerkannte Zwergart geben, die ihr Nest in Felsspalten und Höhlen hat, während die Zwergbienen der Arten florea und andreniformis an Bäumen und Bananenstauden offene Waben bauen. Von den Adivasi in Kerala, die Panniyan im Norden Keralas und die Kanikkar im Süden, werden sie "Cheruthen" - die Kleinen genannt. Sie produzieren im Jahr nur ein halbes Glas Honig, der im Ayurveda als Medizin eingesetzt wird. Ein Pfund soll etwa 40 € kosten. Er ist 10 mal teurer als die anderen bekannten Dschungelhonige in Indien (Kolthen, Pothuthen, Kombuthen und Kannithen).
Ursprünglich war bis zur Einführung der italienischen Biene die indische oder östliche Honigbiene in India, Pakistan, Nepal, Burma, Bangladesh, Sri Lanka and Thailand verbreitet. Eine umfassende Darstellung der Imkerei in Indien findet sich in dem Buch von Dr. Abrol auf über 883 Seiten: Beekeeping: A Compressive Guide to Bees and Beekeeping 2013
Allg. Name |
Wiss. Name |
Natürlicher Brutplatz |
Honig-Ausbeute (kg) |
Indian Bees |
Apis Cerena |
Hohlräume, Termitenhügel, Baumloch usw. |
8-10 |
European Bees |
Apis Mellifera |
Hohlräume |
25-30 |
Rock Bees |
Apis Dorsata |
Baumäste, Gebäude usw. |
30-35 |
Dwarf Bees |
Apis Florea |
Zweig in einem Busch |
<1 |
Himalayan Rock Bees |
Apis Laboriosa |
Unter Felsen |
40-45 |
Indian Stingless Bees/Dammer Bees |
Tetragonula Iridipennis |
Hohlräume in Bäumen und Wänden |
< 500 gr |
Wanderungen der indischen Imker
mit den indischen und europäischen Bienen
In Nordindien wandern die Imker mit ihren Bienen zwischen den Ebenen und den Bergen.
Von Oktober bis November in die Ebenen von Uttaranchal, Uttar Pradesh, Haryana, Punjab, Rajasthan, wo Raps und Senf blühen,
von Dezember bis Januar zu den Eucalyptus Plantagen von Uttar Pradesh und Haryana und
von Februar bis März zu den Litchi-Gärten von Ramnagar und Dehradun.
Manche Imker wandern auch zu Sonnenblumenfeldern im Punjab und Haryana oder ebenfalls bis Mai zu den Waldaufforstungen in Uttar Pradesh zu den Shisham/Palisander - Plantagen.
In Südindien wird von Januar bis März vom südlichen Tamil Nadu (Kanyakumari District - 50 000 Imker sollen hier noch mit der indischen Biene imkern!) nach Kerala gewandert, vorwiegend zu den Kautschukplantagen (0.40 Millionen Hektar, bei Quilon, Kottayam, Changanacherry, Trichur, Palghat, Kozhikode und Cannanore). Kautschuk ist hier die größte Honigquelle nach Raps, Senf und Sonnenblumen. Von Tamil Nadu wandern sie von Mai bis Juni zur Blüte der indischen Tamarind - Bäume. Manche wandern auch nach Devikulam, Peermedu, Idukki zu den Cardamom-Plantagen.
Bedeutung der Bienen in der indischen Kultur
Möge jeder blasender Wind Honig tropfen
Mögen die Flüsse und die Bäche Honig neu erschaffen
Möge unsere ganze Medizin sich in Honig verwandeln
Mögen Sonnenaufgang und Abend voll Honig sein
Mögen alle dunklen Stoffe sich in Honig verwandeln
Möge unser Ernährer, der himmlische Vater, voll Honig sein
Mögen die Bäume voll Honig sein
Möge die Sonne Honig sein
Mögen unsere Kühe Honig geben.
Vedisches Gedicht, Rig Veda 1,90,6−8 (ca. 1000−1500 v. Chr.)
- Der Gott Indra, nach dem das alte Indien benannt wurde, nahm als erste Nahrung Honig zu sich.
- Die indische Bienengöttin Bhramari Devi (Bhramari bedeutet in Hindi "Bienen") wohnt im Herzchakra und meldet sich mit dem Summen der Bienen (Bhramaran), das ebenfalls durch die vedischen Gesänge erzeugt wurde und das den Grundton des gesamten indischen Universums darstellt.
Der Gott Prana, der die Lebenskraft symbolisiert, wird manchmal in einem Kreis von Bienen dargestellt.
- Göttinnen verwandeln sich in Bienen, um Dämonen abzuwehren. Durga, die bereits mehrere Dämonen getötet hatte, wollte auch den Dämon Arunasura töten. Deshalb erschien sie im Garten des Dämons. Der verliebte sich in sie und wollte sie heiraten. Sie aber sagte ihm, sie sei gekommen, um ihn zu töten. Als er sie nun mit seinem Schwert erschlagen wollte, verwandelte sie sich in einen Stein. Der Hieb des Dämons zerschmetterte den Stein und aus seinem Inneren kam ein riesiger Bienenschwarm und stach ihn. Durga selbst aber nahm die Form einer großen, wütenden Biene, „Bramara", an und tötete den Dämon durch ihre Stiche.
- Der Hindu-Gott Krischna wird oft mit einer blauen Biene auf seiner Stirn dargestellt. Und die Statue von Krischna wird bei Zeremonien mit einer Mixtur aus Joghurt, Milch, Honig, getrockneten Früchten und Basilikum-Blättern gewaschen, die anschließend als heilige Nahrung an die Gläubigen verteilt wird.
Der Flöte spielende Gott Krischna als Biene
Aus dem Reisebericht von 2003: Madhya Pradesh - Ins Innere Indiens
Meine Zunge rede Honig
Wie immer auf unseren Reisen interessiere ich mich als Imker besonders für alles, was mit Honigbienen zu tun hat. Immer, wenn ich in den Ländern zwischen Afrika und China Waben an Bäumen und Felsen oder in künstlichen Holz- oder Tonbehältern entdecke, greife ich zum Fotoapparat. Diesmal sehen wir auch wieder riesige Honigwaben an steilen Felsen, die von den Dorfleuten regelmäßig abgeschnitten werden. Zum ersten Mal aber sehen wir mehrere vorgeschichtliche Zeichnungen, die dokumentieren, dass bereits vor 10 000 Jahren auf die gleiche Weise wie heute der wilde Honig gesammelt wurde.
Bei der Entnahme von Honig soll man eine Tulsipflanze (indisches Basilikum) tragen, weil Krischna, der manchmal als Biene dargestellt wird, seine Geliebte in diese verwandelte, um ihren Nektar zu genießen. Der Honig hob sogar die trennenden Kastenschranken auf. Während sonst streng geregelt ist, wer von wem Essen annehmen darf, wird beim Honig eine Ausnahme gemacht. Honig darf der Brahmane auch vom Unberührbaren annehmen. Aber der Brahmane darf keinen Handel mit Honig treiben.
Obwohl die Inder den Zucker aus dem Zuckerrohr kannten, schätzten sie den Honig weitaus höher. Honig wird auch heute noch als Medizin und wichtige Opfergabe angesehen.
In den Veden wird berichtet, dass die beiden Götter der Morgenröte die Erde mit Butter und Honig besprengen. Zu den beiden Regengottheiten betet man:
Betaut mit Milch und Honig die Flur.
Gießt für eure Verehrer honigströmende Sahne herab.
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Pachmarhi-Höhlenzeichnung in Indien und Höhlenmalerei in Spanien
Der Betrachter der indischen Zeichnung muss sich drehen, um alle Teile zu erkennen: die große Honigwabe am Felsen, die Holzstangen, das Kletterseil, den tropfenden Honig, die wegfliegenden Bienen, das rauchende Feuer, die turnenden Affen. Ähnlich ist die Höhlenzeichnung aus der Cueva arana bei Bicorp, Valencia, Steinzeitlicher Honigjäger (8-12000 Jahre alt).
Honig über Murugan
Südindien II 2011
In Südindien erlebe ich das Ritual einer "Honigwäsche": Zur Eröffnung des Festes werden die Statuen Murugans und seiner zwei Frauen mit viel Wasser überschüttet. Musiker mit Schalmeien und Trommeln und Glockenklänge begleiten die Zeremonie. Dann werden die Figuren mit dicker, gelber Farbe überschüttet, wodurch die Statuen lebendige Züge annehmen, was die Gläubigen mit erregten "ooooo" -Rufen quittieren. Zwischen den Wassergüssen werden die Statuen von mehreren Priestern immer wieder mit einer brennenden Fackel umkreist. Darauf schütten die Priester Kübel mit Milch und Wasser, ein Glas Honig, einen Eimer Obstsalat und weiße Asche über die Statuen. Zum Schluss streichen sie gelbe Paste auf Brust und Stirn und malen einen roten Punkt auf die Stirn. Diese Prozedur wird von vier Brahmanenpriestern vollzogen, während die Musiker im Stile eines Free-Jazz-Konzertes die Verlebendigung des Gottes unterstützen. Danach beginnen die Gläubigen mit einem rituellen Gesang.
- Vishnu, Indra und Krishna heißen „die aus dem Honig oder Nektar Geborenen".
Shiva wird als Biene über dem (Yoni)-Dreieck dargestellt und Vishnu als blaue Biene im Kelch des Lotus ruhend.
- Die Ashvins. In den ältesten Ritualtexten der Veden gibt es die Ashvins als göttliches Zwillingspaar, pferdeköpfig dargestellte Halbgötter oder Himmelssöhne, deren Name und Kult mit Pferden und Heilkraft, besonders dem heiligen Getränk Soma verbunden ist. Als Getränk bevorzugen sie Honig und geben den Honig auch den Bienen. Ihr dreirädriger Wagen ist honigfarben und honigbeladen. Dieser wird von geflügelten Pferden oder Vögeln gezogen. Mit ihrer Peitsche schleudern sie Honig aus. Doch wird ihnen auch Milch geopfert. Das Ritual der Soma-Pressung wird in den frühen Morgenstunden durchgeführt, um die beiden Ashvins auf ihrem Pferdewagen herbeizurufen. Vor der aufgehenden Sonne fahren sie über den Himmel daher. Es ist die Verehrung der Morgenröte.
Die Ashvins werden auch im Morgenstern und Abendstern gesehen. Wichtiger sind die beiden als vergöttlichte Zwei-Mann-Wagenbesatzung, in Hymnen besungene Nothelfer, die auf ihrem Wagen jederzeit rasch zur Stelle sind.
Beim Ritual des Vajapeya-Opfers, bei dem jährlich im Herbst die Sonne um Kraft und Nahrung für die neue Jahreszeit gebeten wird, erhält der Priester einen Topf mit Honig, die Lieblingsnahrung der Ashvins.
Zuvor werden Pferde für ein Wagenrennen gebadet. Dabei konsumieren die Wagenlenker viel vom alkoholischen Sura, eine durch Honig fermentierte Milch.
"O Ashvins, Herren des Lichtes, salbt mich mit dem Honig der Biene, dass ich unter den Menschen kraftvolle Reden halten kann!" (Atharva Veda 91-258)
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Bienenbeuten neben einem Haus im indischen Nagaland
Bienenhaltung in Kambodscha 2010/11
Als Imker bin ich während unserer Reisen immer auf der Suche nach Bienen und einheimischem Honig. Zunächst heißt es allgemein, in Kambodscha würden keine Bienen in Kästen gehalten. Der Honig auf den Märkten stamme von Wildbienen, vorwiegend von der asiatischen Riesenbiene, deren Waben an Felsen und Bäumen hängen.
Waben von Riesenhonigbienen unter einem Wasserturm in Banlung
Im östlichen Bergland sehen wir dann in der Stadt Banlung viele Waben an einem Wasserturm. In Siem Reap und Phnom Penh sichten wir später mitten in der Stadt solche Riesenwaben an hohen Bäumen.
Der Honig auf den Märkten ist immer so verunreinigt, dass er vor dem Verkauf durch ein Tuch gesiebt wird. Das hängt damit zusammen, dass der Honig aus den Waben herausgequetscht wird und die Larven zum Verzehr verkauft werden. Vielfach stammt der Honig auch von den kleinen Nestern der asiatischen Honigbiene und den Minibienen der Trigona-Arten.
Wabe der Riesenhonigbiene an einem Rafter
Foto von D.R. Jump
Erst zuhause erfahre ich durchs Internet, dass 2003-2008 in der Nähe von Siem Reap ein erstes GTZ-Projekt zur Anleitung für traditionelle Honigsammler stattgefunden hat. In der deutschsprachigen Dokumentation des Münsterschen Zoos kann man lesen, dass die Bauern die Riesenhonigbiene durch Rafter (lange Stangen), die in einem Winkel von 30° aufgestellt werden, dazu bringen, ihre Waben in Bodennähe anzulegen, um sie besser abernten zu können. Diese Stangen werden dann Jahr für Jahr wieder besiedelt, wenn die Riesenhonigbienen zu Beginn der Trockenzeit aus dem Bergland ins Tiefland wandern. Ab März wírd der Honig geerntet. Nach drei Jahren werden die Stangen ausgewechselt.
Im Gebiet vom Tonle Sap-See wird der Honig in der Regenzeit geerntet, weil dann die hohen Bäume in den überfluteten Gebieten erreichbar sind. Häufig werden die Bienen dabei durch ein Feuer vertrieben oder getötet. ACCB. Bienenzucht und Imkerei
Im Bergland von Mondulkiri stellen Einheimische Geisterhäuschen auf mit geschnitzten Holz-"Honigwaben", um die Waldgeister zu veranlassen, ihnen möglichst viele Honigwaben zu schenken.
Geisterhäuschen mit "Honigwaben"
Die Fahrt geht durch eine afrikanische Bilderbuchlandschaft: mit Gras gedeckte Rundhütten, nur vereinzelt viereckige Hütten mit Wellblechdächern, begleiten uns. Jetzt, kurz vor der kleinen Regenzeit, sind noch viele Hütten im Bau oder werden ausgebessert. Nachdem wir den Fluss überquert haben, wird die Landschaft immer grüner. Dort, wo noch ein kleiner Wald steht – meist wachsen dann unter den alten Bäumen Kaffeesträucher – sehen wir auch Paviane und Seidenhaaraffen.
Bienenröhren werden in Baumkronen aufgehängt
Ein Charakteristikum sind die Bienenröhren in den Bäumen, die wir während der Reise immer wieder sehen werden. Zunächst schauen wir erstaunt auf die meterlangen Röhren, die manchmal zu 10 in den Astgabeln der Schirmakazien hängen. Wer hätte das gedacht: Bienenzucht auf afrikanisch. Die Bienenköniginnen werden mit langen Greifern aus dem Volk herausgeholt, um ein neues Volk zu gründen. Der Honig wird durch Abnehmen des Deckels, durch den die Bienen ein- und ausfliegen, und durch Herausschneiden der Waben geerntet. Das Ergebnis sehen wir auf einigen Märkten: einen Honig mit vielen Fremdstoffen, mit Wachs, Pollen, Maden und Bienenteilen.
Die Biene ist bei vielen äthiopischen Völkern neben Leopard und Schlange ein wichtiges Tier. Die Wahl des Thronfolgers erfolgte häufig mit Hilfe eines Bienenorakels oder wurde durch den Zuflug von Bienen bestätigt. Der Honigwein galt als Königsgetränk. Er wurde bei einem Fest des Königs für das Volk in einen sechs Meter langen Holztrog gegossen. Nur der König und seine Würdenträger tranken den Honigwein aus Hörnern. Könige und Häuptlinge reiben ihren Körper oft mit Honig ein. Nach dem Tod werden sie sogar in Bienenröhren bestattet, während Honig und Blut gegen den Himmel und gegen den Begräbnisplatz gesprengt wird. Wenn z.B. ein Angehöriger einer ranghöheren Kaste heiratet, dann bringt er den Brauteltern als Ehrengeschenke neben Blättern des Chat-Strauches und einem Bullen auch zwei Gefäße voll Honig und Butter mit. Wichtig ist es, den Ahnengeist des Clan-Führers, den Herrn der Leoparden, durch Honiggaben und Rinderopfer zu besänftigen, damit das Vieh des Clans vom Leoparden verschont wird.
Maya Indianer in Mexiko betreiben traditionelle Imkerei mit der stachellosen Biene (Meliponen) in modernen Holzbeuten (Kästen) und auch in Kalebassen (ausgehöhlte Flaschenkürbisse), hohlen Stämmen, Kistchen, Tongefäßen und Zylinderröhren aus Flechtwerk wie auch im nördlichen Afrika.
Meliponen wurden schon zu praekolumbianischen Maya-Zeiten zur Honiggewinnung kultiviert (z. B. in Yucatan). Ein Chronist des Jahres 1566, der spanische Inquisitor Diego de Landa, der alles in Maya Geschriebene sowie die religiösen Bilder und Symbole der Mayas verbrennen ließ, berichtet von Tausenden Völkern von Meliponen bei den Indios und von einem Überfluss an Honig und Wachs.
Der Honig wird geerntet, indem man die Honigtöpfe ansticht und den Honig auslaufen lässt. Ein Honigertrag (Angabe für Brasilien) vor der Ankunft der afrikanisierten Apis mellifera, welche die Meliponen stark bedrängen, wird mit 15 kg /Volk/Saison angegeben. In seiner Beschaffenheit soll der Honig säuerlich und von sehr flüssiger Konsistenz sein.
Naturgeschichte der Honigbienen von F.RUTTNER, 1992.
Der traditionelle Maya-Name für Melipona beecheii ist "Xunan Cab", was wörtlich "Königliche Dame" bedeutet. Diese Bienen waren ein Symbol des Bienen-Gottes "Ah Muzen Cab".
Ab Muzen Cab, der "Honigsammler", war der Bienengott der Maya, der die Welt erschaffen hat. Im Maya ist das Wort für Welt und Honig dasselbe. Der Bienengott war auch der Schutzherr des Honigs der stachellosen Bienen und des daraus bereiteten Mets (Balche`).
http://www.encyclopedie-universelle.com/abeille1/abeille-histoire-hommes-civilisations-apiculture-traditionnelle-amerique-du-sud.html
Bienen in Ägypten
Vor 6000 Jahren hielt man Bienen in Röhren. Noch heute findet man diese Art der Bienenhaltung in Nordafrika an. Diese Röhren wurden aus Ton, Stroh oder Rinde der Korkeiche geformt.Ein altägyptischer Bienenstand besteht aus übereinander gelegten Tonkrügen. Ein moderner Bienenstand sieht nicht viel anders aus. Allerdings besteht er aus längeren Tonröhren. Im alten Ägypten wurden die Röhren während der Trachtzeit auf Kähne geladen.
Im Papyrus „Mythos vom Sonnenauge“ wird die Wohnstätte der Biene so beschrieben: „‚Man baut keinen Königspalast für die Honigbiene. Man baut den Stall nicht aus Dung. Angenehmer ist der Bienenstock aus Mist als der Bienenstock aus Stein.‘
Altägyptische Darstellung eines Imkers mit Röhrenstöcken. Wandzeichnung aus dem Grab von Pa-bu-Sa, 630 v. Chr.
Ägypten hat zwei Haupttrachten - im Juni Klee und in August-September Baumwolle - und eine sekundäre Tracht - Zitrusfrüchte im April. 70% der modernen und 40% der traditionellen Beuten stehen im Nildelta und sichern ungefähr 60% der gesamten Honigmenge. Die restlichen 40% werden in Oberägypten erhalten. Die ägyptische Bienenrasse ist gegen Varroa und andere Milben widerstandsfähig. 250 Bienenvölker in modernen Beuten und Kenya top-bar-Beuten wurden zur Züchtung und Verbreitung dieser Rasse in die isolierte Oase Siwa gebracht.Um das Einkommen der Dorfbevölkerung zu steigern, hat die Koptische Organisation für Sozialleistungen in den Provinzen El-Minia und Assiut Tausende von modernen Beuten ausgeteilt.
Als Räuchermittel wurde und wird getrockneter Mist benutzt, Galbanum, ein Doldengewächs (Apiaceae), verwandt mit dem Fenchel, aus dem auch Harz, Gummi und ätherische Öle gewonnen werden und Schlehe, und möglicherweise hat man im alten Ägypten noch Weihrauch beigemischt.
Die schwerwiegendsten Probleme, mit denen die Bienenzucht in Ägypten konfrontiert wird, sind die hohe Konzentration der Bienenvölker in einem Anbaugebiet, die schwache Qualität der Bienenköniginnen, Krankheiten, Schädlinge und Pestizidvergiftungen. Die vermehrte Verwendung der modernen Beuten in den rückgewonnenen Anbauflächen, die Gründung von isolierten Königinnenzuchtstellen und das Anbauen einer großen Zahl von Trachtpflanzen sind Zielsetzungen der ägyptischen Bienenzucht.
1988 fand in Kairo die IV. Internationale Konferenz über Bienenzucht in den Tropen statt. Damals wurde ein Projekt (TCP/EGY/5409) aufgestellt, das die Verbesserung der Honigbienenrassen durch bessere Betriebsweisen, Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen, Königinnenzucht und künstliche Besamung vorsah.
"Lebendig gewordene Tränen des Sonnengottes Ra" - so nennen die Ägypter den Honig.
In der Hieroglyphenschrift ist die Biene das Symbol der Pharaonen und des Königreiches. Beamten wird unter König Ramses II sogar ein Teil ihres Gehaltes in Honig bezahlt. Den Wert des Honigs, der nur Pharaonen und wohlhabenden Leuten vorbehalten war, wog man damals mit Gold auf. Überlieferungen zufolge wurde der Diebstahl von Honig bei den Ägyptern mit dem Tode bestraft. Mit Honig süßten die Ägypter aber nicht nur Speisen. Honig wurde zu medizinischen Zwecken eingesetzt und zur Konservierung von Lebensmitteln. Ausgrabungen beweisen, dass Honig ein fester Bestandteil von Grabbeigaben war. Bei der Einbalsamierung von Mumien spielten Propolis und Wachs eine wichtige Rolle.
Darstellungen aus dem Tempel von Karnak
Minoische Göttin als Biene, aus Rhodos, 7. Jh. v. Chr.
Die alten Griechen nannten Göttinnen Melissae, was Bienen bedeutet.
Priestesses of the Bee: The Melissae - Mirror of Isis
Das Zeichen bjt war wahrscheinlich eines der ersten Hieroglyphenbilder Altägyptens. Pharao DEN (um 2950 v.Chr.), der vierte oder fünfte König der ersten Dynastie, führte erstmals die Bezeichnung nesu-bjt (Binse und Biene) als dritte Königstitulatur des vereinigten Ägyptens. Dabei war nesu der Name einer Binse sowie der Name Oberägyptens, während bjt die Bezeichnung für eine Bienenkönigin oder Unterägypten war. So wurde die Bienenkönigin während der ersten Dynastie (ca. 3100 – 2890 v.Chr.) zum Wappentier der unterägyptischen Königskrone und blieb es bis zum Ende der Ptolemäerzeit (ca. 332 – 30 v.Chr.).
Biene und Honig im pharaonischen Ägypten: Eine Studie ...
Wer sich für Die Geschichte der Bienen interessiert, sollte sich die ausgezeichneten Seiten des Bienenzuchtvereins Sulzbach-Rosenberg ansehen. Von der Ur-Biene über die Bedeutung der Biene bei den Ägyptern, den Griechen, den Mayas, den Römern, den Germanen, die Imkerei im Mittelalter bis Maria Theresia und Napoleon wird die Wichtigkeit der Bienen für Mensch und Natur dargelegt.
Wer sich gründlicher informieren möchte, sollte in der umfangreichen, 270 seitigen Dissertation "Der Bien" von Monika Walter, Potsdam-Babelsberg, Hannover 2011, im Internet lesen. s. Modellauswahl
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Bären als Imkerfeinde
Imkerei auf einem niederländischen Bauernhof
Jan van der Straet/Giovanni Stradano oder Stradanus (1523-1605) Antwerpen, Florenz
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Als ich schlief die letzte Nacht,
da träumte ich – Wunschbild wundervoll! –,
in mein Herz sei eingebracht
ein Bienenstock: summend schwoll
der Bienen goldener Schwarm,
und der verwandelte insgeheim
all meinen bitteren Harm
in weiches Wachs und in Honigseim.
"Anoche cuando dormía" von Antonio Machado
(2. Str., übersetzt von Fritz Vogelsang)
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aus Tacuinum sanitatis, 13.Jh.
Das Hohelied Salomos, Kapitel 4, Vers 11
"Deine Lippen, meine Braut, sind wie triefender Honigseim;
Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und deiner Kleider Geruch ist wie
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Biblioteca Apostolica Vaticana (Kunst – BienenWiki)
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Lorscher Bienensegen (3 Strophen)
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Christ der Bienenschwarm ist hier draußen!
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Nun fliegt, ihr meine Bienen, kommt.
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Im Frieden des Herren, unter dem Schutz Gottes.
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kommt gesund zurück.
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Sizi, sizi, bîna
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Inbôt dir sancte Maria
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Hurolob ni habe dû
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Zi holce ni flûc dû
(althochdeutsches Original, 2.Str., 10. Jh.)
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Sitzt sitzt Bienen.
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Der Befehl kommt von der Jungfrau Maria.
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Ihr habt keinen Urlaub;
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fliegt nicht in den Wald;
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- Immer nur Nektar sammeln - kann das wirklich alles sein?
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To Bee or Not to Bee (John Penberthy)
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