- Nicht wir Menschen retten die Bienen , sondern umgekehrt, die Bienen retten uns Menschen, indem sie uns beibringen können, in Beziehungen zu leben, zu bemerken, dass Beziehungen eine geistige Substanz bilden, eine Wärmsubstanz, eine Liebesubstanz, die man entdeckt, sobald man sich wollend mit der Welt verbindet.- ???
Die Anthroposophie Rudolf Steiners (bes. die Vorlesungsreihe „Über die Bienen“ und die „Dreigliederung des sozialen Organismus“ sind wichtig für die beuyssche Vision vom „erweitertem Kunstbegriff“ und der „sozialen Plastik“....
Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, hielt 1923 eine Reihe von Vorträgen über das Wesen der Bienen. Seine Ausführungen standen in enger Beziehung zu seinen anderen natur- und menschenkundlichen Studien. Er verglich Prozesse im Bienenstock mit Prozessen im menschlichen Kopf, interpretierte das Schwarmgeschehen, wie das Sterben eines Menschen und das Einziehen des Schwarms in eine neue Behausung, als die Geburt des Biens. Den Wabenbau bezeichnete er als Skelett, vergleichbar den Knochen des Menschen. Die Königin beschrieb Steiner als Organ der inneren Einheit des Bienenvolks. Daraus zog er den Schluss, dass die mechanische Bienenhaltung, bei der neue Königinnen künstlich gezüchtet und nach Belieben in Völkern eingesetzt werden, im Laufe von 60 bis 100 Jahren zu einer existenziellen Schwächung der Bienengesundheit und sogar dem Verschwinden der Bienen führen müsse.
Die Biene saugt ihre Nahrung, die sie dann zu Honig macht, ja ganz aus denjenigen Bestandteilen der Pflanzen, die im Liebesleben drinnen stehen, bringt also gewissermaßen das Liebesleben von den Blumen in den Bienenstock hinein. So muß man sagen, daß man das Bienenleben auf seelische Art studieren muß. […] Und weiter können Sie studieren, wenn Sie nun den Honig selber essen. Was tut der Honig? […] In dem Augenblick, wo Honig gegessen wird, fördert er gerade den richtigen Zusammenhang zwischen dem Luftförmigen und dem Flüssigen im Menschen. […] Daher ist die Bienenzucht etwas, was eigentlich die Kultur ungeheuer fördert […] wenn man sich denkt, daß die Bienen den größten Einfluß aus der Sternenwelt haben […] Auf dem Umwege durch den Bienenstock zieht das ganze Weltenall herein in den Menschen und macht tüchtige Menschen. […] Und so kommt man dazu, die Menschenkunde zu einer Weltenkunde zu machen.“ Rudolf Steiner: Über Gesundheit und Krankheit.
Beuys sieht hinter den Bienen wie Steiner ein metaphysisches Konzept von Gegensätzen. Auf der einen Seite das Warme, Fließende, Amorphe und auf der anderen Seite das Kalte, Erstarrte und Geformte. Wie die Biene in ihrem Inneren das flüssige, warme Wachs in seiner ursprünglichen Ungeformtheit belässt, um es beim Ausscheiden in eine sechseckige Struktur der Waben zu transformieren, so gestaltet sich der Schaffensprozess auch bei Beuys. Der noch innerliche, warme, ungeformte Gedanke findet seine Entsprechung z.B. in dem Material eines Fettklumpen, der noch unbearbeitet und formlos in der Hand liegt. Durch Wärme wird das Fett oder das Wachs weich, formbar, und erkaltet zu einer geometrischen Figur. Wärme enthält das universelle Bewegungsprinzip; sie steht für die immerwährende Metamorphose des einen in das andere ohne großen Kraftaufwand. Wenn Beuys Wachs und Fett bearbeitet, überführt er das Material auf eine höhere Ebene, macht es zu einem Objekt in der Welt. Dieses Prinzip ist nach Beuys auf den Menschen übertragbar. Mit mehr Wärme wäre der Mensch in der Lage, die in ihm schlummernde schöpferische Kraft nach außen zu transportieren und eine Ordnung und Struktur zu erschaffen, in dem der Eine für Alle aufgeht und doch Alle für den Einen da sind. ….
Beuys sah sich als ein Schamane, dem sich die Mysterien der Natur zeigten und dessen spirituellen Kräfte er dem Menschen zugänglichen machen musste. Sein „erweiterter Kunstbegriff“, der in der „sozialen Plastik“ münden soll, war ein normatives Programm zur völligen Umwandlung der Gesellschaft auf Basis der Kunst. (s.„Einführung in die Kunst von Joseph Beuys und Joel-Peter Witkin“)
Beuys will durch Hinweis auf ein Bienenvolk auf die Möglichkeit des Menschen verweisen, mit individuellen Kräften demokratisch zu einem gemeinschaftlichen Ergebnis zu kommen.
Besonders bekannt ist seine Installation „Honigpumpe am Arbeitsplatz“, die er 1977 auf der documenta vorstellte. Die Honigpumpe beförderte 150 kg Honig durch ein 173 m langes Schlauch- und Röhrensystem 18 m hoch durch ein Treppenhaus.
„Mit der Honigpumpe drücke ich das Prinzip der Freien Internationalen Universität (ein permanentes Diskussionsforum) aus, im Blutkreislauf der Gesellschaft zu arbeiten. In das Herzorgan - dem stählernen Honigbehälter - hinein und aus ihm heraus fließen die Hauptarterien, durch die der Honig mit einem pulsierenden Ton aus dem Maschinenraum gepumpt wird... und zum Herzen zurückkehrt. Das ganze Gebilde wird erst vervollständigt durch die Menschen im Raum, um den die Honigarterie herumfließt und in welchem der Bienenkopf in den aufgerollten Schlauchwicklungen mit seinen eisernen Fühlern gefunden werden kann.
In einem Gespräch vom 15.11.1975 beschreibt Beuys seine künstlerische Gestaltung der Bienenköniginnen:
Beuys:.„Wärme ist das evolutionäre Prinzip.“
Aus einem Gespräch mit Beuys:
B.: Ja, das ist ganz klar, weil die Biene in einem Umraum zu leben liebt, der gewissen organischen Wärmecharakter hat. Der Entschiedenste war ja der alte, aus Stroh geflochtene Bienenkorb...Holz ist ja mehr oder weniger ein ziemlich verhärtetes Material. Der Wärmecharakter liegt im Honig, aber auch im Wachs, und auch in den Pollen und im Nektar...man muss davon ausgehen, dass es eine allgemeine Honigwirkung in der Natur gibt. Die Biene kollektiert das nur und setzt es noch einmal auf eine höhere Stufe... Der ganze Bienenstock so wie wir ihn kennen, ist eine Zuchtform des Menschen. Die wilden Bienen arbeiten ähnlich wie die Wespen ziemlich anarchistisch.... P.: ...Biene und Staat..der perfekte autonome Staat ohne Humanität. B.: ..das ist eine falsche Sicht... der Bienenstaat ist gar kein Staat, der aus Individuen besteht...die einzelne Biene hat ja nur Gliedmaßenfunktion...und die Drohnen, die überflüssig sind, das ist kein Mord an individuellen Existenzen, sondern das ist ein Ausscheiden von Zellen, die mal benötigt wurden...während andere Zellverbände ein längeres Leben haben...das Ganze hat ja Gruppensinncharakter, das Ganze ist eine Einheit... der allgemeine Wärmecharakter, der sich bildet...Dieser Begriff des Wärmehaften verbindet sich auch mit dem Begriff der Brüderlichkeit und es gegenseitigen Zusammenarbeitens...was man die soziale Wärmeskulptur nennt, das würde die Entfremdung in der Arbeitswelt überwinden.“
Bienenkunst (Beuys, die Bienen, Honig, Bienenwachs...)
Ethik in der Imkerei und nationales Denken
Agnihotra in der Homa-Therapie
Einen ganz besonderer Umgang mit Bienen und Seidenraupen lernen wir auf dieser Indien-Reise kennen.
Abgeleitet von uralten vedischen Feuerritualen, erfahren wir, wie man glaubt, die Umwelt, die Tiere und die Pflanzen schützen zu können. Mit Hilfe eines Feuers will man die Atmosphäre reinigen, um alle Bereiche des Lebens wieder zu harmonisieren. Im Einklang mit dem Biorhythmus von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang werden in einer Kupferpyramide Reis, ausgelassene Butter (Ghee) und getrockneter Kuhdung verbrannt. Dazu werden Mantras gesungen. Wichtig sind Zeitpunkte der Rituale. Dafür liegen Listen mit der präzisen täglichen Uhrzeit von Sonnenaufgang und -untergang neben einer Uhr im Raum. Zu diesen Zeitpunkten, erklärt uns der Leiter, strömen Energien zur Kupferpyramide hin, die am Abend wieder hinausgeschleudert werden. Die ätherischen Energien würden durch die gesungenen Mantras verstärkt. Durch ein Magnetfeld würden im Umkreis negative Energien neutralisiert und positive verstärkt. Der Rauch und auch die Asche wirken auf Tier, Pflanze und Mensch harmonisierend und heilend.
Als ich zuhause im Internet recherchiere, stelle ich überrascht fest, dass diese „Therapie“ bereits in Deutschland und Südamerika durchgeführt wird. In Süddeutschland hat sich bereits ein landwirtschaftliches Zentrum für Anhänger mit allem Drum und Dran etabliert. Dort werden auch Bienen gehalten.
Aus den Schriften des Hofes:
„Wenn ein Bienenstock von Insekten angegriffen wird, wird die Agnihotra-Asche benutzt. Sie wird erst nach der kompletten Reinigung dieses Bereiches angewandt. Nach Sonnenuntergang wird das Agnihotra-Aschenpulver, während das Om Tryambakam Mantra gesungen wird, ausgestreut. Umgeben Sie auch jeden Bienenstock mit der Agnihotra-Asche.
Im Falle eines Ameisenangriffes wird oben beschriebens Verfahren angewandt und zusätzlich wird Agnihotra-Asche auf die Ameisennester gestreut. Die konventionelle Technologie in der Bienenstockbehandlung benutzt chemische Substanzen wie Kohlenstoff-Bisulfate oder Kalziumzyanid für diesen Zweck, setzen aber damit die Reinheit und die Integrität des Honigs aufs Spiel.
Wenn Läuse in den Bienenstöcken anwesend sind, verschwinden diese durch die Wirkung der Homa-Atmosphäre und dem Rauch, welcher durch die Homa-Feuer erzeugt wird.
Viele Krankheiten können verhindert werden, indem man die Agnihotra-Aschen-Wasser-Lösung in den Bienenstöcken, nach deren Reinigung anwendet. Es kann sogar eine Bürste benutzt werden um die Agnihotra-Aschen-Wasser-Lösung auf der ganzen Oberfläche der Rahmen anzubringen.“ (oekosmos: Integriertes Management der Biene)
Am Abend wiederholt sich der Vorgang vom Morgen, nur eben jetzt mit dem Abend-Mantra:
„Geben Sie direkt nach dem Wort „Swaha“ wieder die erste Portion Reis mit Ghee in das Feuer.
Dann singen Sie das Mantra weiter und geben nach dem zweiten Wort „Swaha“ die zweite Portion Reis mit Ghee in das Feuer und singen dann das Mantra zu Ende.“
Im Zusammenhang mit meinen Recherchen zur Esoterik in der Imkerei stoße ich auf ein noch abseitigeres Ritual zur Gesundung der Bienen:
Hier einige Äußerungen aus dem Internet.
Ein Siebenstern harmonisiert "Mutter Erde" und vertreibt die Varroa-Milbe. Sieben Völker der Honigbienen, aufgestellt auf den Sternspitzen des Siebensterns, erzeugen kräftige Lebensenergien. (s. Bioimkern auf dem Blümlhof)
Über jedem Bienenvolk mit einem eigenen Wesen bildet sich eine „Stehende Säulenwelle“, die kosmische Energien aus dem All in das Bienenvolk leitet. Der Bien tranformiert diese Energien; und die Kräfte des Siebensterns leiten die transformierten Energien von allen sieben Spitzen in die
Mitte (die dem Allerheiligsten einer Kathedrale entspricht). Dort werden sie verstärkt und gleichmäßig nach allen Richtungen hin ausgestrahlt; und zwar kugelförmig vom Mittelpunkt aus. Diese „Hohlkugel“, das ergibt sich aus dem bereits oben Erklärtem, hat in unseren Bereichen einen Durchmesser von 4,2 km.“ Anastasia-de.eu - Thema anzeigen - BIENEN
„Es ist die durch einen richtig aufgebauten Siebenstern erreichte Schwingungserhöhung, welche es den Milben ungemütlich macht, die dann abfallen, und die zur Gesundung
unserer Bienenvölker beiträgt.“
„Es klingt alles ein wenig esoterisch und religiös, sagen wir einfach unrealistisch. Sollten wir aber die Mühe aufbringen, uns mit dem (Un)erforschten zu befassen, (er)finden wir die Realität anders, als sie tickt. Erst wenn wir den Siebenstern von religiösen und esoterischen Einflüssen reinigen (die vor allem die selbsternannten Atheisten abschrecken), können wir die tatsächlichen Zusammenhänge zwischen der Energie der Natur und dem Leben antasten.“
„Wenn jemand behauptet, er kann das Wohlbefinden der Varroa im Bienenstock mit "kosmischer Energie" beeinflussen, dann ist er nicht unbedingt von allen Sinnen verlassen... Die von Maria Thun erarbeitete Veraschungsmethode (natürliche Bekämpfung von Schädlingen), bei der die Wirkung nur dann eintreten kann, wenn man das natürliche Energie-Potenzial durch unerwünschten Magnetismus (z.B. Kochen am elektrischen Herd) nicht zerstört.
Jegliche Metallgegenstände, die am Bienenstock angebracht sind, zerstören den natürlichen Wabenaufbau des Bienenvolks.“
So tönt es in vielen Internetblogs und kaum keine kritische Stimme hinterfragt den Hokupokus. Vielmehr reizt es manche Imker geradezu, solche esoterischen, scheinwissenschaftlichen Methoden auszuprobieren. Vielleicht ist das eine Gegenbewegung zu den fest auf dem Boden der Rationalität stehenden Imkern, die mit den in der Landwirtschaftsindustrie verbreiteten Methoden versuchen, das Naturinsekt Biene voll in den Griff zu bekommen und die Bienenhaltung umfassend zu kontrollieren.
Immer zum Anfang des Jahres werde ich als Imker von der Seuchenkasse der Landwirtschaftskammer NRW daran erinnert, dass ich verpflichtet bin, meine 3 Bienenvölkern zu melden. Dafür werden mir 7 Seiten Papier zugesandt. Ich warte darauf, dass eines Tages alle Bienen so gekennzeichnet werden, dass ihre Herkunftsorte und die Bienenhalter immer feststellbar sind.
„Natürliche“, freie Entfaltung der Natur, auch die Einbettung des Bienenlebens in eine kosmische Ordnung und auf der anderen Seite die Unterwerfung und Umgestaltung des Bienenlebens durch „wissenschaftliche“ Möglichkeiten, das sind zwei extreme Positionen im Umgang mit der Natur.
Man sollte nicht meinen, dass es Berührungspunkte zwischen Bienen- und Seidenraupenzüchter gibt. Aber schon 1849 bildete sich dann unter Dr. Kipp der "Westphälisch–rheinische Verein für Bienenzucht und Seidenbau", dessen Aufgaben wie folgt beschrieben wurden:
Beide Kulturzweige, Bienen und Seidenraupen namentlich, in den weniger bemittelten Ständen, auszubreiten, um denselben zwei neue Erwerbsquellen zu eröffnen und ihnen neben Sittlichkeit und Frömmigkeit, welche durch Arbeitsamkeit gefördert werden, auch zwei ein reines Vergnügen gewährende Beschäftigungen zu Theil werden zu lassen und dadurch wieder den Nationalwohlstand zu vermehren!
Nach meinen bisherigen Erfahrungen bietet die Seidenzucht den kleinen Leuten, ohne sie an ihrem regelmäßigen Verdienste zu stören, leicht ein Neben Verdienst, womit sie Steuern und Abgaben zu decken vermögen. Denn es ist nicht einmal nöthig, daß Männer die Zucht besorgen, da solche von Frauen, alten Leuten und Kindern betrieben werden kann, und anderen Theils dauert die Zucht nur höchstens 6 Wochen im Mai und Juni.....
Im damaligen Preußen erhoffte man sich einen Ertrag von 50 Bäumen = 1 Pfund Seide, der aber nie erreicht wurde. Herbst-Blatt Nr.47 (Juni 2007): Seide aus Unna?
Unsere Seidenraupenzucht in Hoxfeld
Ich kam zur Seidenraupenzucht auf Grund meiner Neugier an biologischen Entwicklungen. Als Hobbybauer und Biologielehrer begann ich 1985 mit der Bienenzucht und zwei Jahre später mit der Seidenraupenzucht. Die ersten Eier bekam ich Anfang Mai von der Waldorfschule in Krefeld. Die Futtersträucher für die Raupen holte ich mir von einer Gärtnerei. Zur Überwinterung legte ich etwa 100 Eier in einen Kühlschrank. Im folgenden Jahr, am 7.5., entwickelten sich die Eier bei Zimmerwärme, so dass ich die schlüpfenden Würmchen mit Maulbeerblättern füttern konnte. 1989 aber erfroren am 15.4. alle Maulbeerknospen, so dass ich für die Raupen kein Futter hatte. Ich versuchte es mit dem vorhandenen Salat aus dem Garten. Der Salat wurde gefressen, aber bis zur Einspinnphase vergingen vergingen 7 Wochen, statt der üblichen 5 Wochen. Dann wurden die Raupen plötzlich schwarz und starben.
Neue Eier besorgte ich mir im folgenden Jahr bei einem Ferienaufenthalt in den französischen Cevennen. Zu meiner Überraschung spannen die Raupen dann nicht weiße Kokons, sondern gelbe. So betrieb ich neben meiner Bienenzucht, auch Seidenraupenzucht. Später stieß ich auf Urkunden, die belegten, dass ich nicht als erster beide Tierarten hielt, sondern dass es schon einen längere Tradition in Deutschland gab, in der beides in Vereinen miteinander vereinigt worden war.
Ein persönliches Verhältnis zwischen Mensch und Biene zeigt sich deutlich in der Imkersprache.
Der Imker hatte in früheren Zeiten oft ein geradezu familiäres Verhältnis zu seinen Bienen.· Die Bienen kleben sich ihre Hosen an die Beine.
· Die Geizigen sind den Bienen zu vergleichen; sie arbeiten, als ob sie ewig leben würden.
· Die Bienen können das Fluchen nicht leiden.
· Das Wort ist eine Biene: es hat Honig und Stachel.
Erkennen die Bienen den Meister? Verstehen sie das, was man ihnen sagt?
Wilhelm Busch (Mai 1867):…hier wird man uns gar häufig mit der Frage begegnen: »Nicht wahr, die Bienen kennen ja wohl ihren Herrn?«
»Gewiß!« - lautete die Antwort - »die Bienen werden ja doch ihren Vater kennen. Ja, so treu und anhänglich sind sie, daß, wenn der Bienenvater stirbt, auch sie gar bald dahinsiechen und sterben.«
Die Nähe zum Menschen führte auch zu einem direkten Einbezug der Bienen in die menschliche Gemeinschaft. In England, in Nordamerika (New England) und im Schwarzwald sprach man mit den Bienen, teilte ihnen Ereignisse im Leben der Familie mit und glaubte eine Unterlassung würde durch Unglück bestraft. Den Bienen wurde eine magische Kraft zugesprochen. Z.B. musste der Tod des Imkers den Bienen mitgeteilt werden und sie mussten in die Trauer einbezogen werden, wie Zeugnisse in Bildern und Erzählungen belegen.
***
Just the same as a month before,—
The house and the trees,
The barn’s brown gable, the vine by the door,—
Nothing changed but the hives of bees.
Before them, under the garden wall,
Forward and back,
Went drearily singing the chore-girl small,
Draping each hive with a shred of black.
Trembling, I listened: the summer sun
Had the chill of snow;
For I knew she was telling the bees of one
Gone on the journey
we all must go.
***
And the song she was singing ever since
In my ear sounds on:—
“Stay at home, pretty bees, fly not hence!
Mistress Mary is dead and gone!”
Vor ihnen, unter der Gartenmauer,
hin und zurück lief trostlos singend das kleine Hausmädchen,
wobei sie über jeden Korb ein schwarzes Tuch legte.
„Bleibt zu Haus, schöne Bienen, fliegt nicht fort!
Jungfer Mary ist tot und von uns gegangen!“
Telling the Bees/Sie sagt es den Bienen
von John Greenleaf Whittier
(Übersetzung: Christa Neuenhofer)
Hier ist der Ort, direkt über den Hügel
verläuft der Pfad, den ich nahm;
Man kann noch das Loch in der alten Mauer sehen
Und die Trittsteine in dem flachen Bach.
Dort ist das Haus mit dem roten Lattentor
Und den hohen Pappeln;
Und die Länge der braunen Scheune und der Rinderhof
Und die weißen Hörner bewegen sich über der Mauer.
Dort stehen die Bienenkörbe in einer Reihe in der Sonne;
Und unten am Rande des Baches
stehen ihre armen Blumen, von Unkraut überwuchert,
Stiefmütterchen und Narzissen, rot und rosa.
Ein Jahr verging, wie der Gang einer Schildkröte,
schwer und langsam;
und dieselben Rosen blühen und dieselbe Sonne glüht
und derselbe Bach singt wie vor einem Jahr.
Da ist derselbe süße Kleegeruch in der Brise:
und die warme Junisonne
verfängt ihre Feuerflügel in den Bäumen,
um dann, wie immer, über der Fernside-Farm unterzugehen.
Ich erinnere mich, wie ich mit der Sorgfalt eines Liebenden,
die Kletten von meinem Sonntagsmantel
abbürstete und mein Haar glatt strich
und meine Braue und Kehle am Bachufer kühlte.
Seit wir uns trennten, ein Monat verging,-
für Liebe, ein Jahr;
durch die Buchen sah ich endlich hinab
auf das kleine rote Tor und den Brunnen daneben.
Ich kann nun alles sehen, die schrägen Strahlen
des Lichts durch die Blätter,
das Leuchten des Sonnenuntergangs auf ihrer Fensterscheibe,
ihre blühenden Rosen unter der Traufe.
Alles genau, wie einen Monat zuvor, -
das Haus und die Bäume,
der braune Giebel der Scheune, der Wein bei der Tür,-
nichts ist verändert außer den Bienenkörben.
Vor ihnen, unter der Gartenmauer,
hin und zurück
lief trostlos singend das kleine Hausmädchen,
wobei sie über jeden Korb ein schwarzes Tuch legte.
Zitternd lauschte ich: die Sommersonne
war eisig wie Schnee;
denn ich wusste, sie erzählte den Bienen von einem,
der auf die Reise gegangen war, die wir alle gehen müssen.
Dann sagte ich mir: „Meine Mary weint
heut‘ um den Alten:
vielleicht schläft ihr blinder, alter Großvater
den Gram und die Pein seines Alters hinweg.“
Doch leise winselte ihr Hund; auf der Stufe der Tür,
den Stock am Kinn,
saß der alte Mann; und das Hausmädchen
sang weiter für die sich hinein- und hinausstehlenden Bienen.
Und das Lied, das sie sang, klingt seitdem
noch immer in meinem Ohr:
„Bleibt zu Haus, schöne Bienen, fliegt nicht fort!
Jungfer Mary ist tot und von uns gegangen!“
In New England mussten die Bienenstöcke und der Sarg des Verstorbenen gleichzeitig hoch gehoben werden, der Bienenkorb wurde evtl. mit der Öffnung zum Sarg hin gedreht und mit schwarzen Tüchern bedeckt . Dadurch sollte vor allem der Auszug eines Schwarms verhindert werden. s. Zeitungsbericht The Courier-Journal von 1894. Auch andere wichtige Ereignisse wurden den Bienen mitgeteilt, indem man mit einem Schlüssel auf die Stöcke klopfte oder ihnen Teile des Hochzeitskuchen und Erfrischungsgetränke vor den Eingang stellte. Ein Unterlassen dieser Sitte führte nach dem Glauben der Menschen zum Tod der Bienen.
(The Bemidji daily pioneer,1912)
Im Schwarzwald gab es eine ähnliche Sitte. Die Körbe mussten beim Tod des Bienenvaters "gerückt" und ihnen der Todesfall mitgeteilt werden, sonst würden sie ihm nachfolgen: "Imb, hus wie du ghuset hesch, der Meister isch us dem Hus" (Gemeinde Gutach). Ortsweise wurden den Bienen auch andere Familienereignisse angesagt, vor allem Festtage wie Weihnachten und Lichtmeß. "Bieneli freuet üch, Lichtmeß isch do" (Gemeinde Schluchsee). Man kaufte nicht gern Bienen eines Verstorbenen, weil man glaubte, sie könnten aus Kummer fortfliegen oder nicht gedeihen. Verließen Bienen ohne erkennbaren Grund ihre Körbe, bedeutete das den baldigen Tod des Bienenvaters. In der Schwarzwald-Baar gehörte der Bienenstock zur Aussteuer der Braut. So wurde dem neuen Haushalt der Bienensegen zugeführt. (http://www.imkerverein-villingen.de/)
In Westfalen finden wir die Sitte, dass sich die neuen Brautleute den Immen vorstellen mussten.In Litauen bedeuten kreuz- oder sargförmige Waben im Bienenstock einen Hinweis auf einen Todesfall in der Familie. Der Tod des Bauern wurde den Bienen sofort (wie auch allen Nutz- und Haustieren) mitgeteilt, indem man auf den Bienenstock klopfte, um zu verhindern, dass die Seele des Verstorbenen die Bienen mitnimmt.
Im Roman „Die Bienenhüterin: Roman - Google Books-Ergebnisseite wird ebenfalls das Motiv des Verhängens von Bienenkästen geschildert:Althochdeutscher „Lorscher Bienensegen“, 9. Jh
Kirst, imbi ist hûcze
Nû fliuc dû, vihu mînaz, hera
Fridu frôno in munt godes
gisunt heim zi comonne
Sizi, sizi, bîna
....
(Übersetzung)
Christ der Bienenschwarm ist hier draußen!
Nun fliegt,ihr meine Bienen,kommt.
Im Frieden des Herren, unter dem Schutz Gottes.
kommt gesund zurück.
Sitzt sitzt Bienen.
Der Befehl kommt von der Jungfrau Maria.
Ihr habt keinen Urlaub;
fliegt nicht in den Wald;
Weder sollt ihr von mir entgleiten.
Oder vor mir flüchten.
Sitzt im absolut Stillen.
und erfüllt Gottes Willen.
Altenglischer Bienensegen: Charm wiþ ymbe
Originalfassung des angelsächsischen Zauberspruches Charm wiþ ymbe lautet:
Wið ymbe nim eorþan, oferweorp mid þinre swiþran
handa under þinum swiþran fet, and cwet:
Fo ic under fot, funde ic hit.
Hwæt, eorðe mæg wið ealra wihta gehwilce
and wið andan and wið æminde
and wið þa micelan mannes tungan.
And wiððon forweorp ofer greot, þonne hi swirman, and cweð:
Sitte ge, sigewif, sigað to eorþan!
Næfre ge wilde to wuda fleogan.
Beo ge swa gemindige mines godes,
swa bið manna gehwilc metes and eþeles.
Übersetzung:
Zu einem Bienenschwarm bring Erde, wirf sie mit
deiner rechten Hand von unterhalb
deines rechten Fußes und sprich:
Greife ich unter den Fuß, so finde ich es.
Ja, die Erde hat Macht über jedes Wesen
und über den Ärger und über die Vergeßlichkeit
und über die Zunge des mächtigen Mannes.
Und nun wirf Sand über sie, wenn sie
schwärmen, und sprich:
Setzt euch, ihr Siegfrauen, kommt herunter zum Land.
Niemals fliegt ihr wild zum Wald.
Ihr Bienen bedenkt, zu meinem Wohle
so wie jeder Mann es erwartet, dass er sein Fleisch und sein Erbe erhält.
Auslegung nach Wikipedia:
Der Spruch richtet sich an ein schwärmendes Bienenvolk und fordert es auf, sich in der Nähe des Stockes niederzulassen. Sigewif (Pl.?) („Siegfrauen“) ist eine Bezeichnung für die Biene, wurde aber auch als Bezeichnung für Schlachtjungfrauen gesehen, die sich angeblich in bienenartige Wesen verwandeln könnten. Die Bienen mit ihrem Wehrstachel werden dabei mit der mit einem Speer bewaffneten Walküre verglichen.
Jacob Grimm fand zu Sigewif im Althochdeutschen mit siguwip und im Altnordischen mit sigrvif sprachliche Entsprechungen. In neueren Forschungen wird angenommen, dass der Begriff Sigewif für die Bienenköniginnen stand.
Im zweiten Teil des Zauberspruches beschwört der Sprecher die Bienen, nicht in den Wald zu fliegen, weil sie sich dort zu einer wilden Bienenkolonie entwickeln würden, der von den Sammlern von Wildhonig genutzt würde. Das Sammeln von Wildhonig ist dem Bienenzüchter nicht erlaubt.
Bei den Finnen wurde die Biene als göttliches Wesen verehrt und von den Schamanen angerufen.
Einen ähnlichen Glauben an die magische Kraft der Bienen haben wir in Nord-Ghana bei Karimenga erlebt. In einem heiligen, großen Baobab-Baum, ein "Bienenschrein", befanden sich die Waben von einem Dutzend wilder Bienenvölker. In früheren Zeiten fühlten sich die Bauern durch diese Bienen vor heranrückenden Feinden geschützt und verehrten sie als mächtige Bundesgenossen. Deshalb ist ein Bienenpriester für diesen "Schrein" zuständig. Auch bei unserem Besuch wird er herbeigerufen und spricht unter dem Baum seine Gebete und Bitten. Danach erst dürfen wir in die Nähe des Bienenschreins.
Dieser Glaube zeigt sich auch in vielen künstlerischen Darstellungen, in denen die Biene als religiöses Symbol verstanden wird. Auf vielen Altarbildern tauchen sie als Attribut der Jungfrau Maria auf.
In Nordostbulgarien ist die heilige Gottesmutter die Schutzpatronin der Bienen und der Bienenzucht. Im Volksglauben verwandeln sich die Seelen verstorbener getaufter Kinder in Bienen, die um den Paradiesbaum kreisen. Die Seelen der Toten kehren als Bienen und kleine Fliegen in der Zeit von Gründonnerstag (bulg. Veliki četvărtăk) bis Himmelfahrt (bulg. Spasovden) auf die Erde zurück. In Nordbulgarien wird im Andenken an einen Toten zur Fastenzeit ein Bienenkorb Bienen durch Verbrennen geopfert. (Popov 2006).
In Rumänien wurde geglaubt, dass die Biene zusammen mit Gott und dem Igel die Welt erbaut hat. In der rumänischen Folklore ist sie Vermittler zwischen Diesseits und Jenseits. Sie weist die Eigenschaften eines Orakeltiers auf und ist generell ein Insekt mit einem nutzbringenden Charakter. Die traditionelle Bienenzucht war von magischen Akten begleitet. Z.B. wurde mit Hilfe von rituellem Feuer und durch Benetzen mit geheiligtem Wasser Reinigungsrituale vorgenommen. Um sie vor bösen Geistern zu schützen, behandelte man sie mit Rauch oder Blütenabsud nach volksmedizinischen Rezepten. Bei Einzug der Bienen in den Stock erfolgten Beigaben von magisch aufgeladenen Gegenständen. Weitere archaische Rituale wurden zur Erhöhung der Honigproduktion zelebriert, wobei das Treiben des Bienenschwarms durch einen Wolfsschlund die Bienen aggressiver machen sollte.die bienenzucht im balkanraum – zu mythologie und ...
O Herr Jesu gieb mir Gaben
wie die klugen Bienen haben,
weil ich mich zu dir gefunden
auf die Rosen deiner Wunden,
dass ich dein`s Blut`s Honigseim
trag in Mund und Herze heim.
(Gesangbuch der Herrnhuter Brüdergemeinde, 1784)
Der Kirchenvater Ambrosius sagte, man solle dem Beispiel der Biene in ihrer Arbeitsamkeit nachgehen. Zwei andere Kirchenväter, Augustinus und Hieronymus, sahen im Bienenstock das perfekte Vorbild klösterlichen Lebens. Nach Gregor von Nazianz war Maria der Bienenstock, die heilige Schrift war eine Wabe voll Honig und Jesus eine jungfräulich gezeugte Biene.
..
Religiöse Bedeutung der Bienen im Christentum und im Hinduismus:
Die hl. Maria erscheint im Bienenstock,
der hl. Ambrosius oder der Zisterziensermönch Bernhard von Clairvaux hält einen Bienenkorb, ein Symbol für das Alte Testament, der den Honig enthält, der von den Propheten gesammelt wurde.
Die Bienen fliegen zwischen Bernhards Korb und der Seitenwunde Jesu hin und her. Statt Blut und Wasser tritt hier Honig aus.
In der hinduistischen Darstellung umfliegen Bienen die Bienengöttin Bhramari Devi als Symbol der Lebenskraft. Sie erzeugen mit ihrem Summen den Grundton des Universums, der in den Menschen ebenfalls durch vedische Gesänge erzeugt werden kann.
Christliche Schutzpatrone der Imker:
Hl. Ambrosius: Schutzheiliger der Krämer, Imker, Wachszieher und Lebkuchenbäcker. Weiterhin ist er der Schutzpatron der Bienen, der Haustiere und des Lernens.Der Legende nach ließ sich ein Bienenschwarm auf dem Gesicht des Kindes nieder, ohne ihn zu stechen. Bis in den Mund des Kindes sollen die Tiere gekrabbelt sein, um ihn mit Honig zu nähren! (* um 340 in Trier † 04. April 397 in Mailand)
Hl. Valentin: Schutzpatron der Jugendlichen, Reisenden und Imker. Er wird bei Wahnsinn, Epilepsie und Pest angerufen. Zudem soll er zur Bewahrung der jungfräulichen Unschuld und zu einer gutenVerlobung und Heirat verhelfen. (*um 175 in Interama/Terni †27 in Rom)
Die irische Heilige Gobnait
Bienen sind nicht stumm und taub. Am Bienenstock kann man neben einem ruhigen Summton, einem plötzlichen Aufbrausen auch einen hochfrequenten, schrillen Ton der Aggressivität hören. Während der Schwänzelphase erzeugt die Biene leise niederfrequente Laute. Das Tuten und Quaken junger Königinnen kurz vor und nach dem Schlüpfen und das „Bepiepen“ beim Trachttanz wird durch Flügelbewegungen hervorgerufen.
Wie hört die Biene die Geräusche? Sie hat keine Ohren mit Trommelfell, aber sie kann Vibrationen erzeugen und über den Wabenboden mit ihren Beinen wahrnehmen. In früheren Zeiten wurden Schwärme durch Schlagen von Blechdeckeln zum Niedersitzen veranlasst. Wie können sie das laute Motorengeräusch eines Rasenmähers wahrnehmen?
bienenforschung.uni-wuerzburg._Hoeren_und_Schwingungen Interview Prof.J.TautzDas Riechen ohne Nase, nur mit den Tastfühlern, ist ähnlich faszinierend und menschlich nicht nachvollziehbar.
Der Ausdruck für Bienen „Immen“ stammt aus dem Alemannischen „Immle“ und bedeutet „Fleißiges Insekt."
Erklärungen zum Wort Imme im Wörterbuch der hochdeutschen Mundart, von Adelung,1774Vom lateinischen apis leiten sich apicula, italienisch pecchia und pecchiare (stechen), spanisch abeja, portugiesisch abelha, altfranzösisch pic, picot (Spitzhaue), picoter (stechen, sticheln) und vielleicht altengl. bee, beo, angelsächsisch be, altsächsisch bi, bini, dänisch bi und ndl. bij ab.
Die Bedeutung von Imme erweitert sich zu ‘Bienenschwarm, Bienenstand, Biene’.
„Bienenkönigin“ von Rima Staines und ein Imker aus China mit 31 kg Bienen
Willst Du drei Stunden glücklich sein – trinke Wein.
Willst Du drei Wochen glücklich sein – schlachte ein Schwein.
Willst Du drei Jahre glücklich sein– nimm ein Weib.
Willst Du ein Leben lang glücklich sein –
bebaue einen Garten und halte Bienen darin!
Konfuzius, 5. Jahrhundert v. Chr.
Mein Leben mit Bienen