Bildung der Frauen, verbotene Musik, musikalische Formen, mittelalterliche Städte
Plakat einer Frauenvereinigung in einem Restaurant in Sabid
Mi 1.12. Sabid, Menacha
Sabid (Festung, alte Moschee, mit Stuck verzierte, weiße Häuser) besichtigen wir bei 36°. Die heiße Luft macht uns zu schaffen.
1959 wurde eine erste Frauenvereinigung gegründet, die Kurse in moderner Kinderpflege anbot. Aber nach zwei Jahren wurde sie vom Imam aufgelöst. Seit 1960 durften Frauen in Textilfabriken arbeiten, ab 1970 in Keks-, Getränke-, Süßigkeiten-, Schaumstoff-, Plastik- und Zigarettenfabriken. Viele Frauen sind auch im Dienstleistungssektor bei niedriger Bezahlung tätig.
An der 1971 nach dem Ende des Bürgerkriegs gegründeten Universität Sanaa studierten (1985/86) 425 Frauen Literatur, Geschichte, Sprachen und 348 Erziehungswissenschaften (Männer 1107 und 1305). In Medizin waren sogar fast doppelt so viele Frauen(113) wie Männer (58) eingeschrieben.
1984/85 besuchten 19 781 Frauen die von der Regierung angebotenen Alphabetisierungskurse.
Schul- und Universitätsbesuch bedeuten für die Frauen nach Status der Familie, Ehre und Schönheit ein weiteres Kriterium, um ihre Heiratschancen und ihr persönliches Prestige zu verbessern. Insgesamt teilen aber viele Frauen nach wie vor die Wertvorstellungen, die die männliche Gesellschaft ihnen entgegenbringt und definieren sich über sie. (nach G.v.Bruck, Identität und Wandel: Frauen in Sanaa). http://www.yementimes.com/98/iss31/culture.htm (How Yemenis view educated women)
Bei der Weiterfahrt zeigen die vielen grünen Felder, dass die Bewässerung seit 1993 große Fortschritte gemacht hat. Neben Hirse- und Baumwollfeldern sehen wir Bananen-, Papaya- und Mangoplantagen. Auf dem Weg von Bajil in die Berge sehen wir die erste Pavianhorde, wie sie ein Hirsefeld plündert. Dann steigt die Straße wieder an auf 2170 m. Menacha und Hajjara liegen hinter schwarzen Wolken. Es verwundert, dass in dieser Höhe Kaffee und Bananen wachsen.
Vor einem Hauseingang mit jüdischen Symbolen in Hajjarah
Leider übernachten wir nicht wie vorgesehen im Funduk von Hajjarah, den ich von meinen früheren Reisen kenne und dessen Atmosphäre und Lage ich schätze, sondern in Menacha. Der Besuch der Altstadt, dass Essen, die Freundlichkeit der Gastgeber und die abendliche Musik mit jemenitischen Tänzen zeigen, dass dieser Funduk und die Stadt durchaus mit Hajjarah konkurrieren können. Wie ich erfahre, hat der ehemalige, musikliebende Pächter des Hajjarah-Funduks Abdullah Al-Agel den Menacha-Funduk übernommen.
Die Trommelgruppe, der Ud-Spieler und Sänger, die Tänzer bieten sogar ihre Musik auf CD`s an. Die begeisternden Tanzaktionen der Gastgeber und ihre Bereitschaft, auch uns die Grundschritte des jemenitischen Männer-Reihentanzes beizubringen, zeigen die Musik- und Tanzbegeisterung der Jemeniten allgemein und besonders von Abdullah, der selbst ein ausgezeichneter Tänzer ist.
Dabei gibt sich der Islam offiziell der Musik gegenüber ähnlich wie bei der künstlerischen Darstellung von Personen ganz zurückhaltend. Im Internet wird ernsthaft und ausführlich von Musikgruppen über verbotene Musik diskutiert.
Wir wollen alle das ewige Leben im Paradies und Allahs Gnade erlangen und das ist mehr wert als alle Musik dieser Welt.
„DUFF das ist eine sorte trommel, die von einer seite mit leder stramm bedeckt ist, und von der anderen seite offen ist. die anderen instrumente sind nicht erlaubt, weil es sie in der zeit des propheten schon gab, wie die floete, aber er hat sie nicht erlaubt, und auch nicht angehoert“.
Die schrille Doppelflöte ist von Mohammed als Stimme des Teufels bezeichnet und verboten worden. Singen und auf der Trommel schlagen ist erlaubt. Typische Tänze aus der Region um Menacha sind „Sanaa, Hamdan, Bani-Mater und Haraz“.
1. Der Gegenstand der Lieder darf nicht den Lehren des Islam zuwiderlaufen. Preist ein Lied z.B den Wein und fordert die Leute zum Konsum von Drogen und Alkohol, Sinnenlust, Prostitution auf, ist es verboten, es zu singen oder es anzuhören.
2. Selbst wenn der Gegenstand nicht den islamischen Lehren zuwiderläuft, kann die Art und Weise des Singens ein Lied haram machen. Dies wäre z.B. der Fall, wenn der Gesang von Bewegungen begleitet wird, die Sexuelles andeuten.
An der Spitze der Wichtigkeit und Akzeptanz steht die Rezitation des Hl. Korans. In der Tat empfiehlt Allah ta’ala solches Vortragen: „...und rezitiert den Koran in langsamen, gemessenen, rhythmischen Tönen“. (73/16)
Dies wurde mit einstimmiger Akzeptanz der Gelehrten und der Gesellschaft über die Jahrhunderte weitergegeben und niemals als eine Form von Musik betrachtet, selbst wenn es streng genommen eine ist. Der Mu’adhin wird sich niemals als Musiker betrachten!
Etwas unter dem Niveau der Koranrezitation steht der Ruf zum Gebet, der fünfmal am Tag vom Minarett jeder Moschee gerufen wird. Der Gebetsruf, adhan, schon 622 eingeführt, besteht aus einem siebenzeiligen Text in 12 musikalischen Phrasen, mit Wiederholungen in freiem Rhythmus und variabler Melodie, der mit der siebten Phrase seinen Höhepunkt erreicht.
Pilgergesänge talbiyyah und Lobgesänge. Tahmid, Tahleel, na’t und madih sind Beispiele von gesungener Poesie zum Lobe Gottes oder des Propheten, oder bestimmter vorbildlicher Personen in der islamischen Geschichte. Sogar shi’r (gesungene Dichtung) mit edlen Themen fällt in diese Kategorie der akzeptablen Musikart.
Drei weitere Gruppierungen, die grundsätzlich als erlaubt betrachtet werden: Verschiedene Arten von Musik für Feierlichkeiten: für Hochzeiten, religiöse Feierlichkeiten, Reiselieder (hida’, rajaaz, rukbaan), Hirten- und Arbeitslieder (als Musik für die Arbeit bezeichnet) und tabl khaanah oder Militärmusik, die sowohl gespielt wird, um in die Schlacht zu ziehen, als auch bei öffentlichen Feierlichkeiten.
Musiker im Funduk von Hajjarah 1997
Das wichtigste Instrument der arabischen Musik ist die Knickhalslaute, ,,Amir al-alat" Prinz oder Fürst genannt. Die "ud", eine Laute mit fünf Doppelsaiten, ist das beliebteste Instrument. Der Korpus der ,,ud" ist aus Spänen zusammengesetzt und besitzt eine Decke mit drei Schalllöchern. Als Rhythmusinstrument der Volksmusik dient eine größere Rahmentrommel. Die Solovorführung und das Zusammenspiel zwischen dem improvisierenden Künstler und dem Publikum zeigt die Fähigkeit des Künstlers, die Melodie auf einfühlsame Weise in andere Kompositionen oder sogar die Musik anderer Künstler hinübergleiten zu lassen.
Inhaltliche Form:
1. Prolog, in dem der Sänger Tränen vergießt über die Trennung von der Geliebten und in Erinnerung an die glücklichen Tage.
2. Bericht über eine Reise.
3. Lobpreis einer Person. Oft ein Selbstlob oder eine moralische Maxime enthaltend.
Die rhythmische Struktur arabischer Musik ist sehr komplex. Sie hält sich an periodisch aufgebaute Formeln und Reihungen. Ein Rhythmuszyklus hat gewöhnlich bis zu 48 Taktschläge und enthält mehrere betonte (dums) und unbetonte Taktteile (taks) sowie Pausen. Während sich die westliche Tonleiter aus ganzen Tönen mit dazwischenliegenden Halbtönen zusammensetzt, werden in der arabischen Musik außerdem Vierteltöne gespielt.
Die Tonleiter wird in bis zu 17 (Dritteltöne) und 24 (Vierteltöne) Intervalle eingeteilt. Neben den Dur- und Molltonarten gibt es noch weitere Modi, die eine variable Folge von Melodiensequenzen und bevorzugte Noten enthalten. Die Melodie beginnt meist mit einer langsamen Einleitung, wird virtuos gesteigert, oft mit einer wiederholten Note (shahid), und findet einen lebhaften Abschluss im Ausgangsmodus.
Die Tradition der arabischen Musik entstand an den Höfen der Dynastien des islamischen Weltreiches und erlebte ihre Blütezeit vom 7. Jahrhundert bis zum Fall von Bagdad im 13. Jahrhundert. Das arabische Musiksystem ist die Verbindung eines arabisch- persischen Fundus mit einer griechischen Musiktheorie.
Auf Hochzeiten, aus Autoradios oder beim Kauen von berauschenden Qatblättern - die traditionellen Klänge der Laute sind im Jemen allgegenwärtig. Doch dank des europäisch-islamischen Kulturdialogs hält nun auch Hip-Hop Einzug auf jemenitischen Bühnen, obwohl Musik und Tanz vielen nicht nur in der Islah als "haram", als vom Islam verboten gilt.
Ali Salih hat 2006 zusammen mit zwei Musikern aus Berlin, zwei Choreographen aus Marseille und elf weiteren Jemeniten zwei Wochen für seinen ersten Hip-Hop-Auftritt geprobt. (Klaus Heymach in http://de.qantara.de/
Steinhochhäuser in Hajjarah
Do 2.12. Menacha, Hajjarah, Hoteib
Menacha gilt als das Zentrum der fruchtbaren Berge und hat eine bewegte Vergangenheit als Ursprungsort von Eroberungszügen der schiitischen Sekte der Ismaeliten. Aufgrund seiner strategischen Lage war Menacha immer auch Stützpunkt der gerade herrschenden Landesherren. Die Bergstadt kann auch als kulturelles Zentrum angesehen werden, sowohl was die Kunstfertigkeit des Terrassenbaus betrifft wie auch die detailreiche Fassadengestaltung der Häuser. Von Manakha führt ein Weg zum Wehrdorf Hajjarah, das durch ein einziges Stadttor betreten werden kann. Hajjarah ist von spektakulären Bergen eingerahmt, die dem Dorf eine dramatische Kulisse schaffen.
Mehrere Dörfer in dieser Region werden von den Ismaeliten des Jemen bewohnt. Auf fast jedem Berg befindet sich eine Siedlung, deren Häuser so eng aneinander gebaut sind, dass die Aussenwände eine Abwehrmauer gegen Feinde von aussen bilden.
Die Ismaeliten
Nicht weit von Menacha entfernt liegt Hoteib/Al-Hotaib/Houdaib, ein bedeutender Wallfahrtsort der ismaelitischen Bohras, die ihre größte Anhängerschaft in Indien haben. An jedem 16. Tag des ersten Monats im islamischen Jahr kommen viele Pilger aus Ceylon, Indien, Singapur oder Madagaskar in diesen Ort. Zwar anerkennt die jemenitische Glaubensgemeinde nicht den Aga Khan, das in Indien lebende Oberhaupt der Hauptströmung der Ismaeliten, doch bauen zur Zeit Inder eine neue Grabkapelle aus weißem Marmor für den Heiligen Hatem ibn Ibrahim al-Hamdani, dessen Gipfelklause auf dem daneben liegenden Berg wir wie die immer anwesenden Pilger über Treppen erreichen. Von hier haben wir einen wunderbaren Rundumblick auf die Berge und ihre Gipfelsiedlungen. Um Konflikte mit den Einheimischen zu vermeiden planen die Ismaeliten eine neue, direkte Zufahrtsstraße durch ihre eigenen Felder und Terrassen zu ihrem Heiligtum.
Die Mitglieder der islamischen Sekte der Ismaeliten, von denen wir Anhänger aus Sansibar und Kanada treffen, sind nach Shukri keine richtigen Moslems, da sie die Geschlechterbeziehungen zu frei sehen. Männer und Frauen beten gemeinsam und nach ihrem großen Gedenkfest könne jeder mit einer Frau weggehen, ob Mutter, Tante oder Nachbarin. Was heißt das?
Die Ismaeliten stellen die kleinste moslemische Gruppe im Jemen, die nur noch in der Gegend von Menacha/Manakha lebt. Sie anerkennen nur sieben Imame (bis Ismael) als Nachfolger des Propheten. Nach einem 79jährigen Königreich im Jemen, ab 1061 mit dem Zentrum Jibla, wurden sie von der zweitbedeutendsten moslemischen Gruppe der Zaiditen (Schiiten), unterdrückt, so dass viele nach Indien flohen. Die Zaiditen mit dem Zentrum Saada beherrschten den Jemen ab 1918 bis zur Revovution. Sie anerkennen nur vier Imame. Die größte religiöse Gruppe stellen die Schafiiten (eine der vier Richtungen der Sunniten: Hanafiten, Malikiten, Schafiiten, Hanbaliten. Sie werden nach ihren Begründern benannt.).
Die Siebnerschiiten (Ismaeliten) sind ausgesprochen orthodox. Sie verehren den siebenten Imam, Ismail, als letzten Führer und Mahdi. Sie bekennen sich zu einer extremen Form der Inkarnationslehre, nach der Gott in Ali und seinen Nachkommen bis Ismaïl, den Imâmen sich verkörpert hat: Ismaïl sei von der Erde verschwunden, lebe aber als verborgener Imâm weiter und werde als Mahdi (»Rechtgeleiteter«), d. h. Wiederhersteller des wahren Gottesreiches, zurückkehren und sie von der Beobachtung des Gesetzes befreien. Der geistliche Führer ist die Famile des Agha Khan.
Die Terrornetze wie el-Qaida und die Taliban sind rein sunnitisch. Schiiten werden von diesen Gruppen als Feinde angesehen.
Schon immer umgab die Ismaeliten ein Geheimnis. Da sie durch meist muslimische Gegner hunderte von Jahren erbittert verfolgt wurden, lebten sie lange im Verborgenen, ihre Lehren galten als Geheimwissen, und die Strategie der Verbergung (taqiyya) wurde zum Prinzip ihrer religiösen Praxis. Bei den Ismaeliten gibt es weibliche und männliche Führer, die die religiöse Gemeinschaft leiten. Es liegt in der Hand des derzeitigen Imam, den Koran auszulegen. Im Gegensatz dazu werden im Sunnismus die Imame gewählt. Der Koran wird nicht nur als Niederschrift der shariat, der Verhaltens- und Rechtsvorschriften, sondern in Hinblick auf die haqiqat, seinem verborgenen Weisheitsgehalt, interpretiert.
»Zwischen meinem Grab und der Kanzel, wo ich predige, gibt es einen Garten von der Art der Paradiesesgärten«. (mündliche Überlieferung eines Prophetenwortes). Die Bildsprache weist auf den Durchgang durch einen Todesprozess des Erkennens (Grab) und auf eine geistliche Auferstehung in einem unverweslichen Daseinszustand (Garten). Die ismaelitische da'wa versteht sich selbst als ein »potentielles Paradies«. Es geht hier um zu realisierende Bewusstseins- und Seinsebenen.
Das widerspricht weitgehend den sunnitischen Auffassungen. Entsprechend ablehnend und negativ waren auch die Informationen, die Shukri, unser Guide, uns gab.
Im imposanten Festungsdorf Hajjarah hat sich nicht viel geändert. Es ist voller Abfälle und die Abwässer laufen wie früher einfach den Fels hinunter. Neu sind die verzinkten Wassertanks für Frischwasser zwischen den Häusern und die Wasserleitungen. Jüdische Symbole an den Türen und Inschriften weisen auf die jüdische Vergangenheit des Ortes hin. Bei meiner ersten Besichtigung 1993 verkauften die Frauen noch ihre originalen, hölzernen Türschlösser. Jetzt werden meist Massenprodukte aus Sanaa angeboten und die Kinder bieten sich jeweils den Touristen als persönliche Führer an.
Fr 3.12. Sanaa
Bei 35° fahren wir über einen Pass von 2600 m Höhe unter teils wolkigem teils wolkenfreiem Himmel über endlose Serpentinen in Richtung Sanaa. Die Terrassen wirken jetzt im Tagesdunst ganz grau. Erst im Juli und August seien sie ein wenig grün. Vor Sanaa, hinter dem letzten Pass, stehen am Straßenrand in langen Reihen Autos, in denen jeweils mehrere Personen sitzen. Sie warten nicht auf irgendein Ereignis, sondern halten hier ihre täglichen Qatstunden. Ohne Qat ist das Leben im Jemen nicht lebbar. Inzwischen haben auch unsere Fahrer ihre Backen mit Qat voll gestopft.
Auch Sanaa sieht im Dunst grau und unansehnlich aus. Erst als wir in die Stadt hineinfahren, wirkt sie wieder wie frisch geputzt und sauber. Vom Bab al Yaman starten wir zu einem erneuten Einkauf.
Abends ist es unangenehm kalt.
Festungsstadt Thulla mit Burgberg im Hintergrund
Sa 4.12. Sanaa, Wadi Dhar, Thulla
An diesem Tag besichtigen wir im Schnelldurchgang vier architektonisch sehr interessante Ziele.
Wadi Dhar. Der Imamspalast auf dem Felsen ist von den Niederländern sehr gut restauriert worden. Er bildet einen guten, geschmackvollen Gegensatz zur Rumpelkammer des Imampalastes zu Taizz. Auf dem traditionellen Tanzplatz treffen sich wie an allen Samstagen die Hochzeitsgesellschaften, und die Männer führen unter Leitung eines Vortänzers ihre Kriegstänze auf, fuchteln mit den Djambijas und schießen mit ihren Kalaschnikoffs gegen den gegenüber liegenden Felsen. Überraschenderweise treffe ich dort auch wieder auf den Vortänzerstar, den ich schon vor 11 Jahren und später in einem deutschen Fernsehfilm gesehen habe. Zu einem Spaziergang durch das grüne Tal des Wadis zu den Höhlenmalereien, die ich aus einer früheren Reise kenne, bleibt keine Zeit. Schießwütige Jemeniten hätten inzwischen die Zeichnungen stark beschädigt, sagt Shukri.
Thulla, eine der schönsten Städte des Jemen, mit einem geschlossenen mittelalterlichen Stadtbild mit steinernen Turmhäusern in schimmerndem Goldton, ist von den Amerikanern bestens restauriert worden. Es wirkt wie ein Freilichtmuseum mit halbkreisförmiger Stadtmauer, drei Toren, großer Moschee und Zisternen. Die Häuser tragen unterschiedliche Friese und Inschriften und die typischen runden Oberlichter. Leider stürzt sich die Reisegruppe sofort wieder in die Basare, so dass wir nur wenig von der Stadt sehen. Gerne wäre ich auch die Stufen zum Burgberg hinauf gestiegen, um die Wehranlage auf dem Gipfelplateau zu sehen und den Blick in die Landschaft zu genießen. Exotisch wirken hier japanische Touristen, die mit einem Mundschutz durch die Gassen laufen.
Shibam ist dagegen eine verfallene, sehr schmutzige Stadt, in der schon einige Häuser zusammengefallen sind. Da die Moschee gerade restauriert wird, wenden wir uns ohne weitere Entdeckungsgänge gleich wieder den Autos zu, ohne die sabäischen Steinsäulen am uralten Markt oder Inschriftensteine aus sabäischer und himjaritischer Zeit zu beachten. Es reicht leider auch hier nicht die Zeit, den Eselspfad hinauf nach Kaukaban zu gehen.
Wir fahren mit den Autos die neue, steile Serpentinenstraße hinauf auf 2720 m und durch das einzige Stadttor in die ehemals uneinnehmbare Ruinenstadt hinein. Wie andere Bergstädte wurde auch Kaukaban erst durch die Luftangriffe der Ägypter im Bürgerkrieg 1962/69 zerstört. Von den 1000 Häusern wurden nur wenige aufgebaut, dafür wurde ein hässlicher Antennenturm errichtet. Die Bewohner stellen immer noch Gebrauchs- und Geschenkartikel aus den Patronenhülsen aus dem Krieg her. Wir gehen zum Rand des 350 m hohen Felsen oberhalb von Shibam und lassen den Blick über die weite Ebene schweifen. Ein Abschiedsblick, denn in der Nacht fliegen wir wieder zurück nach Deutschland.
Arabia felix, wie glücklich bist du?
Im Souk
Literatur:
Jemen, hrg. Von Werner Daum, 1987
Im Internet findet man folgende umfangreiche Texte:
I.) Stanisavljević, André:
Religion und Gewalt. Der Islam nach dem 11. September /André Stanisavljević; Ralf Zwengel; Mostar Friedensprojekt e.V. Potsdam
Aus dem Inhalt: 1) die Trennung von Religion und Staat, 2) eine Individualisierung des religiösen Erlebens, 3) eine Entmythologisierung und Historisierung der Religion.
II.) Prof. Dr. Peter Heine, Islamismus Ein ideologiegeschichtlicher Überblick
Bezugsmöglichkeit: Die Druckschrift kann kostenlos bestellt werden bei ibro funk und Marketing GmbH, Kastanienweg 1, 18184 Roggentin, e-mail: bmi@ibro.de ; 3. Auflage 2004
III.) Thomas Ludwig, In Einheit entzweit? Der Jemen im Jahr sieben nach der Vereinigung, Republik Jemen vom 11. 7. bis 11. 10. 1996
IV.) Kriege und Konflikte, ami 32. Jg., Februar '02
V.) Bernd Oettinger, Der Islam im Jemen Die Verschränkung von Religion, Politik und Staat.
http://www.studentsoftheworld.info/infopays/wfb.php3?CODEPAYS=YEM census
Ermöglicht Yemen Mobile in Sanaa eine Kommunikation über alle "Grenzen" hinweg?