Das Götterbild der christlichen Dreieinigkeit/Dreifaltigkeit/Trinität in Cusco
Die christliche Vorstellung einer göttlichen Trinität
Wie ist die Beziehung der drei mystischen Götter Vater, Sohn, Geist bzw. des einen Gottes in drei Gestalten zueinander (Dreieck oder Linie mit drei Punkten). Sind sie von gleicher göttlicher Gestalt oder verschieden entsprechend den bildlichen Darstellungen von einer Vaterfigur, einem Sohn und einem mystischen Geist in Gestalt einer Taube? Wieviel Einheit und wieviel Verschiedenheit? In den Kirchen findet sich vorwiegend die Version der Verschiedenheit, oft vertikal dargestellt als Ausdruck einer Hierarchie, zuoberst der Vatergott oder die Taube und darunter der Sohn. Mehrfach sehe ich in Klostermuseen Ölbilder, auf denen die drei göttlichen Getsalten völlig gleich als junge schnauzbärtige Granden dargestellt sind. (In den koptischen Kirchen Nordäthiopiens werden sie als drei alte Männer mit langen weißen Bärten dargestellt; s.Reisebericht Äthiopien.)
Die Trinität bei den Inkas
In den Schöpfungsmythen der Inkas findet sich auch eine Trinität. Der Schöpfergott Viracocha („Meeresschaum“) wird als Vater Con Ticci Viracocha und seine zwei Söhne Imaymana Viracocha und Tocapo Viracocha gedacht. Nachdem das erste Menschengeschlecht der Giganten durch eine Flut vernichtet worden war und die Wesen in Stein verwandelt worden waren Zeugen davon sind die großen Steinfiguren von Tiwanaco in der Nähe des Titicaca-Sees -, erschafft Viracocha die Himmelskörper und ein neues Menschengeschlecht. Die Götter begeben sich auf eine Schöpfungsreise und rufen die aus Stein modellierten Menschen aus den Quellen, Höhlen und Berggipfeln als Ahnen der jeweiligen Völker hervor, den Bäumen und Pflanzen geben sie Namen und legen fest, wann sie zu blühen und wann sie Früchte zu tragen hätten. Schließlich verschwinden sie über dem Meer. An der Meeresküste wird der Schöpfergott auch Pachamac („Erschaffer der Erde/der Zeit“) genannt. (Mit dem Namen Viracocha werden auch die europäischen Eroberer benannt.)
Trinitäten in den Religionen
Göttermehrheiten, besonders Dreiheiten, sind in Religionen nicht selten, sowohl gemischtgeschlechtlich wie rein männlich oder rein weiblich. Besonders dem katholischen Christentum wird nicht allein wegen der Marien- und der Heiligenverehrung, sondern auch wegen der Trinitätslehre Polytheismus vorgehalten.
Göttliche Triaden (Dreiheiten, d. h. drei verschiedene, zusammengehörende Gottheiten), bestehend aus Vater, Mutter und Kind (wobei das Kind der Erlöser ist), sind aus den meisten Mythologien bekannt, wie im Römischen Reich Jupiter, Juno und Minerva oder im Hinduismus die Triade (Trimurti) aus den Göttern Brahma (dem Schöpfer), Vishnu (dem Bewahrer) und Shiva (dem Zerstörer).
Im Islam wird unter christlicher Trinität verstanden, dass orthodoxe (und auch katholische) Christen den Schöpfer, Jesus und Maria anbeten. Dem entgegnen christliche Theologen, dass diese „sehr körperliche“ Vorstellung der Trinität nicht der Trinität entspreche, wie sie das Christentum versteht, das die absolute Geistigkeit Gottes betont: Der Sohn wird vom Vater gezeugt nicht auf körperliche, sondern auf geistige Weise. Ebenso geht der Heilige Geist nach westkirchlicher Ansicht aus der Liebe von Vater und Sohn, nach ostkirchlicher Ansicht aus dem Vater auf geistige Weise hervor.
Vorchristliche Göttinnen wurden im asiatischen, kleinasiatischen und europäischen Raum (wie z. B. die keltische Morrigan) oft als drei verschiedene Personen abgebildet: als Jungfrau (Liebesgöttin), als Mutter (Fruchtbarkeitsgöttin) und als Altes Weib (Todesgöttin) jeweils zuständig für den Frühling, den Sommer und den Winter alles Manifestationen derselben Göttin. (Konzept des Modalismus)