2. Xi`an

Hauptstadt der Provinz Shaanxi. Mit Umland über 7 Millionen Einwohner. Getreideanbau. Kohle- und Baumwollverarbeitung. Moderne Technologie. Stadt der Terrakotta-Armee und der Maultaschen. Ausgangspunkt der Seidenstraße. Partnerstadt von Dortmund.

1. Mao und Coca Cola, 2. Vorzeit-Keramik und Terrakotta-Soldaten, 3. Buddhaverehrung, 4. Essen

1. Mao und Coca Cola

Auch in Xi`an werden überall die alten Häuser abgerissen und Hochhäuser und Straßen gebaut. Mitten in der mittelalterlichen Stadtanlage hat man zwischen Glockenturm und Trommelturm modernste Verkaufsgalerien gebaut. Die Verkaufspreise entsprechen in etwa den deutschen. Kommunistische Symbole, Maobilder und Maobibeln finden wir nur zwischen Trödel und Kitsch in den noch nicht abgerissenen alten Häusern an der Moschee. Ich habe den Eindruck, die Kulturrevolution dauert an. Jetzt sind Geld und amerikanische Vorbilder die treibenden Kräfte. Neben Coca-Cola und Mc Donald`s haben Micky Maus, Goofy und Puh der Bär die chinesische Kultur besetzt, als Reklamefiguren, als Kleidungsaufdrucke. Auf riesigen Reklametafeln werben Frauen im Badeanzug für Handys. Wenn es nicht die großen chinesischen Schriftzeichen an den Hochhäusern und Werbewänden gäbe, könnten wir glauben, wir wären in einer amerikanischen Großstadt.
Der Himmel ist hier genau so grau und diesig wie in Peking. Nur im Winter soll sich der Himmel blau zeigen. Die Luft ist voller Staub. Eine Straßenkehrmaschine sammelt etwas von diesem Staub ein. Seit Millionen von Jahren trägt der Wind den Staub aus den nördlichen Wüsten herbei und hat inzwischen eine dicke Lößschicht entstehen lassen. Hier in der fruchtbaren Mitte des Landes hatten die Kaiser der Qin-, Han- und Tang -Zeit ihre Hauptstadt (von 331 v.Chr.-907 n.Chr.).

 

2. Vorzeit-Keramik und Terrakotta-Soldaten

Hier wurden beim Dorf Banpo Reste einer Ansiedlung und 6000 Jahre alte Keramikschüsseln ausgegraben. Interessant sind die Dekorationen der Gefäße. Neben eingedrückten Schnur- und Flechtmustern treten rote, braune oder schwarze Bemalungen auf, bei denen sich die zunehmende Stilisierung der figürlichen Fischmuster beobachten lässt. Aus Fischen entstehen geometrische Muster, aus Vögeln Spiralen, aus Fröschen Wellenlinien, aus Bergen ein Zickzack und Dreieckmuster. ( Li Zehou, Der Weg des Schönen, Herder-V.) Besonders häufig findet man als Motive den Fisch und den Schweinskopf.

Besonders beeindruckend war die Besichtigung der überlebensgroßen Terrakotta-Armee. In einem Panoramafilm wird die Geschichte der Herstellung und Zerstörung der unterirdischen Armee dargestellt. Hier ist ein Bild aus dem Film von Soldaten im ursprünglich bemalten Zustand.

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Die unteridische Armee zeigt wieder ein Beispiel eines gigantischen Projektes. Wie konnte der Begründer des chinesischen Reiches 7000 Soldaten, 600 Pferde und 100 Wagen in einer unterirdischen Grabanlage aufstellen? Er ließ 700 000 Arbeiter dafür abstellen und brauchte 37 Jahre zur Fertigstellung. Als künstlerischen Höhepunkt der symbolischen Demonstration seiner militärischen Macht empfand ich die 2 Bronzekarossen mit je 2 Pferden und einem Wagenlenker, die aus jeweils 6000 einzeln gegossenen Teilen zusammengesetzt worden sind. Die schönsten Fundstücke konnten wir in dem großen sehenswerten Shaanxi-Museum betrachten.
Der Kaiser Huangdi, der die Grabanlage mit der riesigen Terrakotta-Armee bauen ließ, präsentierte sich auch als Herr der Zeit, indem er alle Kalenderformen vereinheitlichte. Lebens- und Arbeitszyklen der Menschen sollten mit den vom Himmel gelenkten Naturereignissen in Einklang gebracht werden. Anders als in unserem Zeitzyklus gab es auch Jahre mit 13 Monaten, weil die Chinesen alle 2-3 Jahre einen Schaltmonat einfügten.
Infolge der Lage Xi`ans an der Seidenstraße entstanden Moscheen in der Stadt. Aber die Anlage der Moschee ist sinisiert worden wie die meisten fremden Kultureinflüsse. Die Anlage entspricht einem typischen chinesischen Tempel ohne Figuren, aber mit den typischen Inschriftenstelen aus Stein. - Ich bin gespannt, ob oder wie die westlich-amerikanischen Einflüsse verarbeitet werden.

3. Buddhaverehrung

Heute verehren die Chinesen vorwiegend den Buddha der Zukunft, der nur in China in der Darstellung eines sehr gegenwärtigen, dickbäuchigen, lachenden Kindsmannes in Gold und Weiß zu finden ist.

Das ist die Figur eines "glücklichen Lebens" und körperlichen Wohlergehens, die wir in Europa in allen China-Restaurants finden. Daneben gibt es als chinesische Spezialität eine weibliche Buddha-Gestalt, die Guanyin, ursprünglich der Buddha des Mitleids, die ebenfalls gerne angerufen wird. Sie ist eine Art Muttergottes im sonst männlichen Pantheon des Buddhismus. Auch sie steht wie ihr christliches Abbild Maria auf einer Art Schlange mit Gehörn und Raubtierkopf, auch sie ist umgeben von Engeln und Heiligen.

Die Realitätsnähe der Chinesen zeigt sich auch darin, dass es ihnen seit dem 6. Jh. nicht mehr um das eigentliche Buddha-Ziel, das Erreichen des Nirwanas, geht, sondern um Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten durch Eingang in das Paradies des Reinen Landes. In dieses Paradies hinein können auch Sünder und Verbrecher geboren werden. Durch Meditation, Bildverehrung und Anrufung des Buddha Amitabha werden sie nach ihrem Glauben mit gekreuzten Beinen in einer Lotosblüte wiedergeboren. Durch die Verehrung des zukünftigen Buddha Maitreya haben sich die Chinesen allerdings wieder der Zukunft und damit der Hoffnung auf eine veränderte, materiell bessere Lebenssituation zugewandt.

4. Essen

Eine kulinarische Spezialität Xi`ans ist das Maultaschen-Menu. Wie überall in China sitzen wir an einem großen, runden Tisch mit einer drehbaren Tischplatte und warten auf 6 kalte Vorspeisen und 14 Maultaschen mit verschiedenen Füllungen. Sie werden uns aus aufeinander gestapelten Bambusschalenen, in denen sie gedämpft wurden, serviert. Abschließend wird uns die Lieblingssuppe der Kaiserin "Cixi" gebracht, die auch uns am besten schmeckt.

 

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