In den Mandarabergen

Kamerun III

Zwischen Tradition und Moderne

In Goulfey

Kamerunkarte
Nordwestkamerun I
Kamerun II (Kolonialgeschichte u.a.)

Kamerun III: Von Yaounde in den Norden zum Tschadsee und der Republik Tschad

Inhalte:

Die Kultur der Fulbe
Im Kirdi-Bergland bei den Kapsiki und Podoko
Hausformen in Kamerun
Der Tschadsee
In der Republik Tschad

22.11.: Limbe - Yaoundé (235 km) und Bahnfahrt nach Ngaoundéré


Die groteske Freiheitsstatue und das Vereinigungsdenkmal in der Hauptstadt Yaounde

Ebenso wie die Flagge, wurde auch das Wappen mehrmals umgestaltet. Das aktuelle Staatswappen stammt aus dem Jahr 1986. Das Wappen zeigt einen Schild in den Landesfarben, eine blaue Landeskarte, den Stern der Vereinigung und die Waagschalen der Gerechtigkeit. Hinter dem Schild kreuzen sich zwei Liktorenbündel. Das Landesmotto: "Frieden, Arbeit, Vaterland" ist in den zwei offiziellen Landessprachen in einem Halbkreis oberhalb des Wappens angeordnet. Unterhalb des Wappens die Landesbezeichnung inFranzösisch und, etwas kleiner darüber, in Englisch.

Abfahrt des Zuges 18 Uhr nach Ngaoundére (rund 800 km). Übernachtung in 2er-Abteilen.

Im Gebiet der Fulbe

A jaraama - Ich grüße dich
On jaraama - Ich grüße Sie
Tanna alla - Ist dort alles okay?
Jam tun - Alles okay/ friedlich

23.11.: Ngaoundéré – Lagdo

Der Zug hält in den ersten 5 Stunden oft an kleinen Bahnhöfen. Dann fahren wir viele Stunden durch weitgehend unbewohntes Gebiet mit üppiger Vegetation und hohen Bäumen und erreichen gegen 10 Uhr Ngaoundéré, die Hauptstadt der Provinz Adamaoua, circa 1.100 m hoch, mit 231.376 Einwohnern,. Unterwegs bieten Händler an den wenigen Stopps jeweils landwirtschaftliche Produkte an. In einem Fall große Plastikflaschen mit Honig.

Jetzt befinden wir uns im Gebiet der Fulbe. Die Fulbe-Eroberer vertrieben die in dieser Region beheimateten Mboum und gründeten hier 1835 ein Lamidat. Der Ort ist Sitz eines Stammesfürsten (laamiido) der Fulbe und hat eine Bedeutung als landwirtschaftliches Handelszentrum, Sitz einer Universität für Agrikultur und Technologie mit rund 7.000 Studenten sowie Standort der Schmuckherstellung. Ngaoundéré ist Sitz eines katholischen Bischofs. Das dortige protestantische Hospital arbeitet mit der Universität Greifswald zusammen. Die Stadt wird im wesentlichen durch den Islam geprägt. 1901 wurde die Stadt durch deutsches Militär besetzt und der seinerzeit regierende laamiido Abbo getötet. Die Kolonialverwaltung ersetzte ihn durch den loyalen laamiido Mai.

Als der Zug an der Endstation hält, ertönt Gesang und eine farbig gekleidete Gruppe von Frauen drängt sich zu einem Abteil, ein Mann bringt einen großen Sonnenschirm mit und die Frauen schwenken Zweige und rufen immer wieder. Dann öffnet sich die Zugtür und drei Oberhäupter von einigen Stämmen entsteigen dem Abteil. Vor dem Bahnhof wiederholt sich die Zeremonie mit einer anderen Gruppe von Frauen. Wird der Lamido oder Fon von seinem Harem begrüßt? Eine männliche Tanz- und Trommelgruppe steigert noch die schrillen Begrüßungstriller der Frauen.


Im Palast des Lamido von Ngaoundéré

Die dicken Lehmsäulen im Versammlungsraum des Lamido enthalten menschliche Knochen, vertraut uns der Guide an. Vier junge Frauen und drei junge Männer seien beim Bau des Palastes geopfert worden. Die Außenseiten der viereckigen Säulen zeigen Reliefs mit Körperteilen (Brüste...). Einige Außenseiten der Wände tragen als Dekoration gemalte Symbole wie Bauchnabel, Brust, Gehörn, eine menschliche Figur, Küchenutensilien, eine Korantafel u.a. In einem weiteren Raum werden Elefantenohren aufbewahrt, daneben auch Zeichnungen von Elefantenohren. Dies alles soll die Macht des Lamido zeigen und stärken. In der vorkolonialen Zeit verlangten die Fulbe von ihren unterworfenen Völkern eine jährliche Abgabe von Sklaven für den Eigenbedarf und zum Handel.

Die ethnologische Herkunft der Fulbe ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Phänotypisch unterscheiden sie sich zuweilen stark von ihren Nachbarn. Sie sind häufig sehr hellhäutig und haben „feinere“ Gesichtszüge: schmale Nasen und Lippen, ovale, längliche Gesichter.

Die Fulbe, im deutschen Sprachbereich auch unter ihrem englischen Namen Fula oder Fulani und ihrem französischen Namen Massina, Peul oder Peulh bekannt, sind ein ursprünglich nomadisierendes Volk, welches heute aber größtenteils sesshaft ist.

In der Kultur der Fulbe steht die Kuh an erster Stelle. In der traditionellen Religion der Fulbe schuf der Gott Geno, der höchste Gott, die Welt aus einem Tropfen Milch, der ihm von der Urkuh Itoori gegeben wurde (Itoori wird von einigen mit Hathor, der altägyptischen Göttin der Liebe identifiziert; die Urkuh Itoori kann auch als "Haus des Horus"; hodhorde hoori, beziehungsweise ht-hr, für Hathor verstanden werden, sie birgt in sich den Gott Horus); anschließend erschuf er die Kuh, den Mann und die Frau. Er setzte die Kuh hinter den Mann und die Frau hinter die Kuh. Fulbe legen den größten Wert auf ihre Tiere; das geht sogar soweit, dass einige Selbstmord begehen, wenn sie ihre Herde verlieren. Viele Fulbe weinen bei dem Verlust ihrer Tiere, vor allem bei dem des stärksten Stieres der Herde, dem Ngaari Mawndi (dies wurde auch als Beiname für die Könige der senegalesischen Dynastie der Deyniankoobe gebraucht). Von daher wird die Milch als göttliches Wasser angesehen, welche unverwundbar macht.

Die tiefe affektive, fast mystische Bindung der Bororo-Fulbe an ihre Rinder zeigt sich deutlich in bestimmten Riten. So bekommt ein neugeborenes Kind gleich nach der Geburt außer seinem eigenen Namen noch den eines ihm gewidmeten Jungtieres. Ein Leben lang bleibt der Mensch dadurch an sein Namenstier gebunden.


Frauen der Bororo-Fulbe

Besonders bekannt geworden sind die Bororo durch ihren ausgeprägten Schönheitskult, der bei bestimmten sozialen Anlässen wie z.B. bei den Brautwerbungsfeiern am Ende der Regenzeit zu regelrechten Wettbewerben führt.

Dieses Gereol-Fest wird jedes Jahr zwischen September und November begangen. Es handelt sich dabei um eine Art "Brautschau", bei der die jungen Männer um die Gunst der schönsten Frau werben. Sie färben sich zu diesem Anlass ihre Augen- und Mundpartie mit Antimon schwarz ein, um das Weiß der Augäpfel und der Zähne zu betonen. Mit einem ockerfarbenen oder weißen Strich wird die Nasenlinie hervorgehoben. Nur wer sich auffällig und vorteilhaft mit Gesten, Verrenkungen und Augenrollen in Szene zu setzen weiß, hat die Chance, von der Angebeteten beachtet zu werden.

Eine Kombination von Stich- und Narbentatauierung wenden die Fulbe-Bororo von Senegal bis Niger an. Nackte, unverzierte Körper werden als unschön empfunden. Die Skarifizierung ist Teil einer Körperinszenierung, zu der ebenso Haartracht, Schmuck, Kleidung und Körperbemalung gehören.


"Schöne" Bororo-Jünglinge auf dem Markt in Tourou , die wir erst für Transvestiten hielten.

Auf einem Markt der Fulbe erleben wir wieder ein Beispiel der Magie. Ein Zauberer vom Stamme der Kapsiki verkauft Amulette und führt als Beweis seines Könnens vor, wie er Nähnadeln ohne Schaden schlucken kann. Als wir ihn fotografieren wollen, warnt er uns, dass in dem Falle unsere Kamera von seiner Zauberkraft (Gri-Gri) zerstört würde. Wir wollen das Schicksal nicht herausfordern und verzichten auf ein Foto.

Da der Benue-Nationalpark wegen Überschwemmungen aus der Regenzeit noch geschlossen ist, sehen wir weder die angekündigten Büffel, noch Löwen, noch Antilopen, noch Affen und Warzenschweine.

24.11.: Lagdo – Rey Bouba – Garoua

Ausflug nach Rey Bouba, dem bedeutendsten Lamidat von Kamerun, so groß wie Belgien und Luxemburg zusammen. Die Vorfahren des Lamido von Rey-Bouba kamen 1799 mit Fulbe-Kriegern aus Mali und unterwarfen oder vertrieben die Bevölkerung und ließen sich am Fluss Mayo-Rey nieder. Da sie dem Emir von Yola (Nigeria) unterstanden, mussten sie diesem in früheren Zeiten jährlich etwa tausend Sklaven als Tribut zahlen.

1901 unterlag der Lamido von Rey-Bouba einer kleinen deutschen Truppe unter OL Radtke bei Djurum.

Im Jahresbericht 1998 berichtet Amnesty International, dass Hunderte von Kritikern und Gegnern der Regierung Kameruns inhaftiert wurden und mindestens acht Menschen umkamen. Auch der Lamido von Rey Bouba hat oppositionelle Parteimitglieder mehrere Jahre in Haft gehalten.

Der traditionelle Palast des Lamido, der ganz aus Lehm gebaut wurde und von hohen Lehmmauern, 7 m hoch und 800 m lang, umgeben ist, wirkt eher unscheinbar und schmucklos. Die Ehefrauen des Lamido, die aus allen unterworfenen Stämmen stammen, dürfen dieses Areal nach der Heirat nicht mehr verlassen. Im Torhaus steht ein Fernseher. In den engen, hinteren Höfen werden hässliche Betonbauten errichtet. Unsere sehr weite Anfahrt wird hauptsächlich dadurch belohnt, dass der Lamido uns ein Interview gewährt, in dem er vor allem die Wasser- und Energieprobleme des Landes darlegt. Er ist besonders interessiert an technischen Details, z.B. wie ist es möglich, die Lehmbauten durch einen Zementputz zu schützen? Die Wasserversorgung des Dorfes würde 10000 € kosten. Der Verdienst einer Familie aber liege bei 150 €.

Danach geht es in 3 1/2 Std. wieder zurück zur Unterkunft am idyllischen Stausee von Lagdo und weiter nach Garoua. Wenn die Fahrer nicht auf eine Gebetspause bestanden hätten, wären wir ohne Pause bis 23 Uhr durchgefahren In der Reisegruppe entsteht deshalb eine sehr gereizte Stimmung.

Das Kirdi-Bergland


Die Mandara-Berge mit ihren Basalttürmen

25.11.: Von Garoua aus starten wir ins Kirdi-Bergland, in die phantastische Landschaft der Mandara-Berge. Rhumsiki, nur wenige Kilometer von der nigerianischen Grenze entfernt, ist unsere Ausgangsbasis für eine Rundwanderung durch das Bergland der Kapsiki. Hier ist die Heimat unseres Guides Dabala.

Kirdi ist eine ursprünglich wohl aus der Fulbesprache Fulfulde stammende Bezeichnung für Heiden oder Ungläubige.

Mit mehr als 1,9 Millionen Menschen machen sie etwa 11 % der kamerunischen Bevölkerung aus. Die meisten sind Savannenhirten oder Ackerbauern. In vorkolonialer Zeit wurden sie von den expandierenden Fulbe-Gesellschaften assimiliert oder in die Schutzlagen der Berge und in das Sumpfgebiet des Tuburi abgedrängt.

- Abstecher nach Gorge de Kola, beim Ort Guider, eine 20 m tiefe, schmale Schlucht aus schwarzen und hellgrauen Basaltfelsen.

Drei Tage in den Mandara-Bergen

Auf der dreitägigen Wanderung besuchen wir kleine Dörfer und erhalten einen Einblick in die Lebensweise der hier lebenden animistischen Kapsiki. Die Kapsiki (Psikye) umfassen 53000 Menschen: 41000 in Kamerun und 12000 in Nigeria.

Für den Transport der Zelte und der Küche werden Esel eingesetzt. Während des Trekkings zelten wir z.T. direkt in den Dörfern.


Während des Trekkings

26.11.: Sirakoutoi.

27.11.: Gova. Der zweite Tag führt über zwei Berge, die zum Teil von großen Felsen und Sukkulenten bedeckt sind.

28.11.: Amsa. In Amsa südlich von Rhumsiki endet am 3. Tag die Wanderung. Dieses Bergdorf ist vor allem für Bronzeguss der „verlorenen Form“ bekannt. Rückfahrt 6 km nach Rhumsiki.


Eine wilde Tanzgruppe der Kapsiki in Rhumsiki

Eine Besonderheit der Kirdi sind die Krabbenorakel. Der Schamane oder witchdoctor gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten im Dorf. Gegen ein Entgelt dürfen wir ihm Fragen stellen, die unser Dolmetscher weitergibt und die letztlich durch die Deutung der Krabbenspuren in einem Topf beantwortet werden, wobei die kurze Antwort des Schamanen wohl erst richtig durch die ausführliche Weitergabe durch den Dolmetscher ausgedeutet wurde. Das Ritual läuft folgendermaßen ab. Der Schamane bringt zwei Töpfe. Der eine Topf ist mit Sand gefüllt, in den der Schamane einige Scherben und Stöckchen drückt, wobei wir erfahren, dass jedes aufgestellte Objekt einen Bezug zum Fragenden hat (Orte, Zeit, Personen). Dann holt er aus einem zweiten Topf eine Flusskrabbe, hält sie in einer Hand, spricht mit ihr und spuckt zur Bekräftigung auf ihren Körper. Die Krabbe setzt er oben in den ersten Topf und verschließt ihn mit einem Deckel. Nach einer kurzen Wartezeit, in der niemand etwas sagt, hebt er den Deckel wieder ab und deutet die Lage der Objekte als Antwort auf die jeweils gestellte Frage.

Zum Abschluss bekommt jeder, der vor ihn hintritt, einen "Reisesegen", indem er ihm auf die Schuhe spuckt. Während des Rituals entstand in der Reisegruppe eine ungewöhnliche Anspannung, als ob hier auf magische Weise das Geheimnis der Zukunft offenbart würde.


Der Schamane bzw. seine Krabbe sagt die Zukunft voraus.

29.11.: Rhumsiki - Tourou - Col de Koza - Maroua

Die Piste nach Norden folgt weiter dem Hügelkamm und bietet weite Ausblicke. An der nigerianischen Grenze entlang geht es 35 km nach Nordwesten auf einer Piste nach Tourou . Dort besuchen wir einen sehr interessanten Markt. Viele Frauen tragen als Kopfbedeckung rote, bemalte Kalebassen wie Sturzhelme auf dem Kopf.


Marktfrau mit Kalebassenhelm gegen die Sonne

Wieder zurück auf der Hauptpiste fahren wir zum Col (Pass) von Koza, 1.100 m. Beim Pass befindet sich die Handwerks-Kooperative von Djingliya mit einem Verkaufsraum. Leider übernachten wir nicht hier, sondern in der Stadt Maroua, einem Handelszentrum des Nordens. Mit schattigen Alleen und Lehmhäusern hat sich Maroua zum Teil noch einen ländlichen Charakter bewahrt. Hier besuchen wir die Gerber.

30.11.: Maroua - Oudjilla - Waza-Nationalpark


Gerber mit einer Schlangenhaut zwischen Bottichen mit Gerblaugen

Wir besuchen morgens Gerber, die noch wie im Mittelalter arbeiten. Bis zu den Knien in Erdlöchern stehend, die mit einer stinkenden Lauge gefüllt sind, bewegen sie Felle in der Gerbflüssigkeit, die aus Holzkohle, Kalk, dem Mist bestimmter Vögel, zerstampften Samen einer Akazienart und Wasser besteht. Einige Gerber sitzen auf einem riesigen Haufen von Tierfellen und schaben die Haare von den Häuten ab. Gegerbt werden Ziegen-, Schafs-, Rinder-, Krokodil-, Schlangen- und Elefantenhäute.

Am Rand des Marktes haben Naturheiler und Kräuterhändler ihre „Apotheken“ aufgebaut.


Typische Gehöftgruppe zwischen Hirsestängeln und Granitkugeln.

Beim Volk der Podoko

Eine Piste windet sich in steilen Serpentinen auf 800 m Höhe etwa 10 km weit zum Dorf Oudjilah. Die kunstvollen Lehmhütten mit extrem spitzen Strohdächern sind eng zusammengebaut. Winzige Terrassen ziehen sich die Berge hinauf. Der Dorfchef der Podoko wohnt hier mit seinen 50 Frauen und 122 Kindern, umschlossen von hundertjährigen Lehmmauern.

In dem mittelalterlichen, dunklen Labyrinth kleiner Räume stoßen wir auch auf zwei eingemauerte Stiere, die hier fett gefüttert werden. Bei den Bergland-Kirdi ist es üblich, ein großes Opferfest zu Ehren der Verstorbenen abzuhalten. Dieses Fest nennt man Maray, das Fest des Stieres. Dazu wird den Fulbe in der Ebene ein junger Stier abgekauft, der dann innerhalb des Gehöfts groß gezogen wird. Sobald er gemästet ist, wird die Lehmmauer der Hütte durchbrochen und das Tier zum Opferplatz gebracht. Einige Tage lang feiert dann die Familie oder das Dorf ein Festmahl.

Vor Mokolo können wir noch vor der Dunkelheit einen der letzten traditionellen Schmelzöfen für Eisenerz, der ganz aus Lehm gebaut ist und von einer Fetischfigur bewacht wird, in Augenschein nehmen.

Das im Aufbau befindliche "Village Baobab" liegt in traumhafter Lage zwischen zwei Vulkankegeln und wird von vielen Baobabs überschattet. Leider war es noch nicht fertiggestellt.

Im Waza-Nationalpark

Bei Temperaturen von über 33° fahren wir eine lange, lange Strecke zum 170.000 ha großen Waza-Nationalpark. Er gilt als der arten- und tierreichste ganz Westafrikas. An künstlichen Wasserstellen sammeln sich vor allem in der Trockenzeit (Dezember bis Mai) Tiere. Neben großen Elefantenherden leben hier viele Giraffen, Strauße, Wasserböcke und verschiedene Antilopenarten. Als wir dort waren, im November, befanden sich die Elefanten noch jenseits der Sümpfe, so dass wir nur Wasservögel und eine Giraffe und einige flüchtende Antilopen in weiter Ferne zu sehen bekamen. Das Gelände des Parks war immer noch schwer zu befahren, da der Boden nach der Regenzeit noch nicht abgetrocknet war.

Das Campement (Rundhütten) von Waza ist an große Felsen gebaut. Von hier hat man einen weiten Blick über die flache Landschaft. Abends bekamen wir Besuch von Affen und Mungos.


Auch hier findet man die nomadischen Bororo Fulbe mit ihren Herden.

1.12.: Waza – Blangoua - Tschadsee - Blangoua, kath. Mission

Seitwärts der Straße sehen wir immer wieder schwarze, verbrannte Flächen. Die Einheimischen lassen nicht von der Tradition, nach der Regenzeit die Grasflächen niederzubrennen, obwohl dadurch die Grasnarbe beschädigt wird und der Wüste Vorschub geleistet wird. Die Landschaft ist tellerflach, wüstenhaft, staubig und leer; Dörfer mit ihren Lehmmauern wirken wie Befestigungsanlagen.

Auf Staubpisten fahren wir bis zur katholischen Missionsstation Blangoua, dem nördlichsten Ort Kameruns, wo wir übernachten wollen. Nach längerer Wartezeit taucht ein Pater auf und schließt ohne Kommentar die Räume auf. Die Zimmer der Station sind aber so verdreckt, dass wir empört ablehnen, hier zu bleiben. Der Dreck und Gestank von zahllosen Fledermäusen, die Exkremente von Ratten und anderem Getier versetzen uns einen Schock. Selbst die Kapelle ist schon lange nicht mehr gereinigt worden, von den stinkenden Toiletten ganz zu schweigen. Leider haben wir auch keine Zelte mitgenommen und eine Fahrt zur Stadt Kousseri durch die Dunkelheit über die verwirrenden Spuren der gleichförmigen Sand- und Grasebene ist zu gefährlich. Das können wir erst am nächsten Tag einschätzen, als wir uns tatsächlich mehrmals verfahren.

Inzwischen hat Dabala eine Pinasse für eine Fahrt auf dem Chari Richtung Tschadsee organisiert. Unser Begleitteam beginnt mit der Reinigung einiger Zimmer. Die nun folgende Bootsfahrt zur Fischerinsel Kofa wird zu einem der schönsten Erlebnisse der Reise. Allerdings ist es nicht so einfach zur Insel zu gelangen. Zunächst schlagen unsere Bootsführer nur eine Rundfahrt vor, dann folgt eine unangenehme Passkontrolle mit lautstarker Auseinandersetzung zwischen den Polizisten und unserem Guide, der, wie schon im Grasland, den Polizisten das Recht abspricht, unsere Pässe zu kontrollieren. Der Ministerpräsident habe gesagt, man solle die Touristen nicht belästigen und kontrollieren. Aber davon wissen die Polizisten in den Grenzbezirken Kameruns nichts.

Wir fahren in einer großen Pinasse mit Außenbordmotor die letzten Kilometer auf dem Chari und dann in den offenen, flachen, meist versumpften Tschadsee, der in der Trockenzeit über 50% seiner Oberfläche verliert. (http://www.grida.no/climate/vitalafrica/english/14.htm)


Der Tschadsee

Nach gut 2 Stunden erreichen wir die Insel Kofia mit vielen Fischern und einem urwüchsigen Markt. Hier lebt jeder vom Fischfang. Überall stehen Räucheröfen aus Lehm, die mit einem Blech abgedeckt sind, und Trockengestelle für die Fische. In der Basarstraße gibt es auch eine Brotfabrik mit einem Lehmofen, in dem Kastenbrote gebacken werden. Nach dem Reiseführer sollen hier Afrikaner aller Nationalitäten leben. Es ist ein Ort voller Atmosphäre. Eine unangenehme Begegnung haben wir nur wieder mit der Polizeistation, bei der wir uns melden müssen. Dort will man wieder unsere Pässe kontrollieren.

Auf den Inseln im Tschad-See, die zu Kamerun gehören, leben vornehmlich Buduma und Araber, in Kamerun Schoa genannt, ihre Sprache ist Schoa-Arabisch.

Die Buduma benutzen hauptsächlich Kanuri als lingua franca. Zwei Drittel von ihnen beherrscht diese Sprache. Die Hälfte der Buduma-Sprecher spricht auch Kanembu. Die Schoa-Araber leben auch im übrigen Logone-et-Chari, dem nördlichsten Bezirk der Provinz. Sie sind vornehmlich Viehzüchter. Daneben leben auch Kotoko, Makari, Maltam, Kouseri, Logone und Afade im Bezirk.

2.12.: : Blangoua – Kousseri (160 km)

Quer durch das ausgetrocknete Sumpfland fahren wir zum Grenzfluss Chari und besuchen den Hauptort des alten Sultanats von Goulfey.


Die Lehmhäuser von Goulfey am Chari

Die Dörfer der Schoa-Araber bestehen aus großen Lehmrundlingen. Die Rinder werden nachts in Kralen am Dorfrand und in den großen kuppelartigen Lehmhäusern gehalten.

Kousséri ist Hauptstadt des Bezirks Logone-et-Chari und ein bedeutender Handelsplatz für Waren aus dem Nachbarland Tschad. Daher ist die Stadt in der jüngeren Vergangenheit sehr schnell gewachsen. Eine Schätzung im Jahre 2005 veranschlagte knapp 180.000 Einwohner für die eigentliche Stadt, eine weitere 2007 ca. 500.000 inklusive Vorortsgürtel.

1901 - 1913 war sie Sitz der Residentur der Deutschen Tschadseeländer. Nach dem Prinzip der indirekten Herrschaft blieb der lokale Machthaber (Miarre) auch unter deutscher Verwaltung im Amt, war aber de facto an die Weisungen der Residentur gebunden.

In Kousseri verabschieden wir uns von unseren Mitreisenden, die über Gabun und Addis Abeba wieder zurück nach Deutschland fliegen. Da wir den etwas teureren Direktflug über Paris gewählt haben, bleiben uns noch zwei Besichtigungstage.

3.12.: Kousseri - Logone-Birni (80 km)

Den Logone-Fluss aufwärts fahrend treffen wir auf verschiedene Volksgruppen, die an ihren alten Hausformen erkennbar sind. Die Rundhütten der Schoa-Rinderzüchter sind nicht nur mit Gras gedeckt, sondern auch mit Palmwedeln, obwohl ich keine Palmen gesehen habe. Daneben stehen die viereckigen Lehmhütten der Kotoko, die meist Fischer oder Bauern sind. Die Zwiebel- und Reisfelder liegen neben dem Fluss und können auch in der Trockenzeit bewässert werden, obwohl der breite Fluss dann ausgetrocknet ist.

Die Lehmhäuser der Musgum tragen kein Dach, sondern sind wie Hauben hochgezogen und enden oben mit einem kleinen Loch. Zu einem Gehöft (Sare) gehören mehrere Hütten, für jede Frau eine Hütte. In diesen engen Hütten leben die Musgum zusammen mit Hühnern und Ziegen.

Zwischen den Völkern kommt es auf Grund des unterschiedlichen Lebens zu Konflikten, wenn die Kotoko- und Musgum-Fischer versuchen, den Fulbe und Schoa manchmal Rinder zu stehlen. Ein weiteres Problem sind die Wanderungen der Elefanten, die in der Trockenheit durchs trockene Flussbett zum Tschad hinüber wechseln und dabei die Felder der Bauern zerstören.


Ein "Bienenwaben"- Gehöft der Musgum

In Logone-Birni, der "Stadt der Krokodile"

Der Kotoko-Sultanspalast von Logone-Birni ist eine Chefferie 1. Grades. Nach Aussage unseres Guides hatte der Sultan früher das Recht über Leben und Tod. Jetzt spricht er immer noch Recht bei Landstreitereien und Erbfällen. Zu vergleichen sei seine Stellung mit der des Papstes im Vatikanstaat. Sein Machtbereich reicht über den Logone hinaus in den Tschad hinein bis zum Chari.

Der Audienzplatz im Freien ist gekennzeichnet durch einen zerfetzten Teppich, auf dem ein schmutzig-gelber Stuhl steht, an der Wand hängen Konterfei des Sultans und das Bild des berühmten Prinzen, der in Europa General wurde. Die Bibliothek bleibt uns verschlossen, daneben liegt ein Antennenhof mit zwei großen Fernsehantennen, dahinter ein Hühnerhof mit Brunnen und Pumpe, dann die Frauenhäuser der "gefangenen" Frauen, denen nur ein Blick über die Mauer auf den Marktplatz erlaubt ist, eine Friedhofsecke mit drei Gräbern, die aber nicht kenntlich sind und eine Schutthalde. Der Wohnteil des Vaters liegt im ersten Stock und ist durch farbige Machtsymbole an einer Wand gekennzeichnet.


Reliefs (1.80 x 1.50m) auf der 2.Etage des Palastes hinter dem Sitz des Sultans.
Sie stellen die Symbole der Stärke, des Herrschaftsbereichs und der Fruchtbarkeit (Baobab und Hirse) dar.

Das Porträt des Mannes in Uniform im Audienzsaal weist auf eine kuriose Geschichte hin. Der Prinz Abram Petrovich Gannibal aus Logone-Birni soll mit 7 Jahren als Geisel an den Hof des osmanischen Sultans und von dort an den Hof Peters des Großen gelangt sein, der ihm eine Ausbildung in Paris zukommen ließ. Später machte er eine eindrucksvolle Karriere, u.a. wurde er Gouverneur von Tallinn. Er lebte von 1696 – 1781. Als Wappen wählte er einen Elefanten und das Wort FVMMO, was in Kotoko "Heimat" bedeutet und in Latein "Fortuna Vitam Meam Mutavit Oppido" (Das Schicksal hat mein Leben verwandelt in ein städtisches.) Puschkin, ein Enkel von Abram, schrieb über dessen Leben den unvollendeten Roman "Der Mohr von Petersburg".

Bei "Seiner Majestät", dem Sultan von Kousseri

Zwei vielhundertjährige Feigenbäume beschatten auf dem staubigen Platz Männer in langen blau-weißen Gewändern, die dort auf Matten lagern und palavern. Im Hintergrund, vor der hohen Eingangspforte eines Lehmpalastes, sitzen auf Matten die Ehrwürdigen Diener des Sultans, jederzeit bereit, ihm Botschaften von Bittstellern zu überbringen. Wir müssen einige Zeit warten, aber dann erscheint ein Bote und wir dürfen den Palastbereich betreten. In den dicken Lehmwänden sind nur winzige, ovale Löcher für Frischluft und Licht. Durch den Torraum betreten wir einen kleinen Innenhof und dahinter eine offene Halle. Dort erblicken wir im Hintergrund einen hellblau gekleideten Menschen mit außerordentlich langen Gliedmaßen. Über seinem schmalen, schwarzen Kopf trägt er ein weißes Tuch. Eine würdevolle, imposante Gestalt. Als zwei Diener vor ihm in die Knie gehen, zögern wir - wird von uns auch ein Kniefall erwartet? Da winkt uns der Sultan heran: welcome! und gibt uns dreien die Hand. Wir dürfen seitwärts in breiten, gepolsterten Sesseln Platz nehmen. Die beiden Diener hocken einen Schritt vom Sultan entfernt mit abgewandtem Gesicht zu seinen Füßen auf einem persischen Teppich. Offensichtlich ist hier alles luxuriöser und sauberer als beim Sultan von Logorno-Birni. Unser Guide dolmetscht und der Sultan spricht vom Alter des Palastes, den wir besichtigen dürfen. Von einem nacktfüßigen Edlen geführt, wandeln wir durch das Labyrinth der dicken Lehmwände, die die vielen Innenhöfe umschließen, vorbei an den Frauenhäusern, aus denen Töchter und Söhne uns freundlich zunicken, vorbei an einer großen Satellitenantenne zu einer 9 m hohen Plattform aus Lehm, eine Lehmpyramide. Der etwas steife Edle berichtet uns nun leicht lächelnd, dass wir auf einer künstlichen Plattform stehen, von der aus die Vorfahren des Sultans das Dorf verteidigt hätten. Sie sei vor über 2000 Jahren errichtet worden und müsse immer wieder repariert werden, da nach 8 Monaten Trockenheit der Regen den Lehm aufweiche. Dabei zeigt er auf die tiefen Risse im Lehm. Das sei ein großes Problem.

Von hier oben haben wir einen weiten Überblick auf den nahen Grenzfluss, der in der Trockenzeit völlig austrocknet und die Wellblechdächer, die den fortschreitenden Wohlstand in der Altstadt verraten. Auch die Kolonialmächte hätten diese Plattform zur Verteidigung genutzt.

Weiße Wüste

Aus dem Fenster der Unterkunft seh ich
Den Fortschritt, der auftritt und niedertritt

Häuser aus Lehm verlieren die Form,
Fortschritt, der auftritt und niedertritt

Wellblech deckt die Wand aus Zement.
Fortschritt, der auftritt und niedertritt

Motoren heulen im Strom des Wohlstands.
Fortschritt, der auftritt und niedertritt

Zwischen Beton und Asphalt
hinaus in die Zukunft sehen und gehen
Menschen der weißen Wüste.

(günter neuenhofer)


Der äußerste Norden Kameruns

Als wir wieder zurückkommen zum einzigen Eingang und Ausgang sitzt der Sultan vor einer Gruppe Ratsuchender. Ein Junge schleicht sich mit einer tiefen Verneigung am Sultan vorbei, während eine seiner hübschen Töchter lächelnd in modischer Kleidung hinaus auf den Vorplatz tritt. Noch im Nachhinein erfahren wir vom Reiseveranstalter, welches Glück und welche Ehre uns mit dem Empfang zuteil geworden seien. Er habe den Sultan noch nicht gesehen.

Der Nachmittag verläuft leider nicht so erfolgreich, da Dabala so sehr mit der Organisation unserer Reise und einer japanischen Gruppe beschäftigt ist, dass wir nicht mehr die Kotoko-Siedlungen nördlich der Stadt besuchen und auch keine Imkerei mehr aufsuchen, wie er während der Reise durch Kamerun immer wieder versprochen hatte. Sagen und Tun sind, afrikanisch gesehen, zwei Dinge, die nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben.

Als wir wieder zum Hotel zurückkommen, sitzt ein Uniformierter mit rotem Käppi und einem Gewehr vor dem Fernsehapparat, zu unserem Schutz wegen der Unruhen in Kousseri. Es hat eine große Demonstration von Mopedfahrern gegeben, weil auf der Strecke, die wir gestern zurückgelegt haben, von den Grenzbeamten ein Mopedfahrer erschossen worden ist.


Die Kotoko leben seit alters her vom Fischfang, zum Teil auf schwimmenden Papyrus-Inseln.

4.12.: Kousseri – N´Djamena / TSCHAD (30 km) - Gaoui

Der Tschad

Fläche: 1.284 Millionen km², Bevölkerungszahl: 9,8 Millionen (Stand Juli 2005), Bevölkerungsgruppen: Araber, Pagan, Kirdi, Sara, Bagirmi, Kreish, Teda oder Tubu, Mbun

In N´Djamena, der Hauptstadt des Tschad, leben mittlerweile etwa eine Million Menschen; die Stadt "boomt" auch durch die Erdölförderung durch Exxon, Shell und Elf seit 2003 im Südwesten des Tschad; die Pipeline verläuft durch Kamerun zum Hafen von Kribi.

Der Tschad wird seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 immer wieder von Bürgerkriegen heimgesucht. Seit der Entdeckung umfangreicher Ölvorkommen haben sich die Konflikte weiter zugespitzt. Erst 2006 scheiterte eine Rebellenoffensive gegen Deby, der 1990 an der Spitze einer Militärrevolte an die Macht kam. Bei den 2008 in die Hauptstadt eingedrungenen Rebellen handelt es sich um ein Bündnis von drei Organisationen. Einen guten Hintergrundbericht vom 04.02 hat die TAZ gebracht. http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/schlacht-um-ndjamena/?src=MT&cHash=70cd9de089

Die schmale Brücke am Grenzübergang Kousseri über den Logone-Fluss (und den Chari vor dessen Einmündung) ist nicht nur von Fahrzeugen und Mopeds, sondern oft auch durch Rinderherden blockiert. Erschreckend sind die vielen Kriegskrüppel, die mit primitiven Fahrrädern auf der Brücke Waren in beide Richtungen transportieren, wobei es sehr rabiat zugeht. So konnten wir beobachten, wie das Dreirad einer Frau angefahren wurde, ohne das der Autofahrer sich darum kümmerte. Sehr viele bettelnde Kinder mit einer kleinen Blechschüssel. An der Straße stehen Schilder, die fordern, "Tschad ohne Minen" und die LKW-Fahrer vor Aids warnen.

Hier wechseln wir von Dabalas Landkruiser in einen PKW mit zerbrochenen Scheiben.

Als wir die schöne Innenstadt verlassen haben, befinden wir uns bald in wüstenähnlichen Gebieten mit fehlender Infrastruktur. Neue Ziegel- und Betonhäuser stehen ohne erkennbares System und ohne Straßen im Sand. Einzelne Bäumchen, umgeben mit aufgeschichteten Ziegelsteinen, zeigen Versuche, etwas Grün anzupflanzen. Zwischen den neuen Häusern haben sich Abfallhaufen gebildet.

Der schöne Spielplatz fällt rasch in Trümmer,
der dichte Urwald wird leicht zur Grassteppe,
unsere schöne Stadt wurde wieder zur Steppe,
unser schönes Heim wurde wieder zur Steppe.

Die Totengräber mögen mich nicht begraben.
Er begrabe die Füße, er lasse den Oberkörper frei;
Dass die Meinen kommen und mein Gesicht sehen.

Die Trommel tönt nicht zur Freude,
„Lebensnot! Lebensnot!“ tönt die Trommel,
zur Lebensnot nur tönt die Trommel.

(
Aus „Grammatik der EWE-Sprache", 1906 Togo)


Hauswandmalerei in Gaoui

Vorbei an Polizeiposten kommen wir nach 10 km zum Töpferdorf Gaoui. An den Hauswänden erzählen verblasste Malerein aus dem Leben der Bewohner. Jedes Jahr im Mai werden für ein Fest, das von Mobile u.a. Firmen gesponsert wird, alle Malereien wieder aufgefrischt. Die Frauen des Dorfes sind die Künstler und Handwerker, die sowohl Keramikwaren als auch die Malereien an den Hauswänden herstellen. Die Keramik wird im Aufbauverfahren hergestellt, wobei Lehmteile Stück für Stück aufeinander gesetzt und mit Steinen glatt gestrichen werden.

Im Kotoko-Palast gibt es ebenfalls ein Museum, von den USA und von der EU eingerichtet, stellt es das Leben der Vorfahren, der riesenhaften Sao, dar. Diese mythischen Vorfahren sollen bis zu 8 m groß gewesen sein. Die Zeichnungen der Dorffrauen im Museum zeigen neben diesen mythischen Wesen auch fantastische Tiere. Riesige Krüge, Boote, Fischreusen, Bienenkörbe und alte Fotos dokumentieren das Leben der Kotoko, der Nachfahren der Sao. Eine kleine Leihbibliothek mit Weltliteratur in Französisch neben dem Museum zeigt die Bildungsbemühungen der Behörden (?).


Darstellungen riesiger Sao-Vorfahren der Kotoko im Palastmuseum

Die Sao sollen 500 v.Chr von Ägypten eingewandert sein und das Reich Kanem und Kanem-Borno gegründet haben. In der mündlichen Überlieferung werden diesen Sao-Vorfahren die Gründungen vieler Orte zugeschrieben. Ihr Wohlstand beruhte auf Waren- und Sklavenhandel. Die Araber und mit ihnen der Islam kamen erst im Jahr 1085 in den Tschad.

In N´Djamena fahren wir durch das große Basarviertel. Dabei fällt uns auf, dass die Menschen hier nicht auf Stühlen, sondern meist auf libyschen Teppichen sitzen. Bei den Verkaufsbuden des Artesanat treffen wir eine kleine Gruppe von Entwicklungshelfern aus Gaoui wieder, die einzigen Ausländer, die wir in der Stadt sehen. Erst im Luxushotel "Meridien-Chari" treffen wir Weiße und viele Asiaten. Der halbtägige Aufenthalt und das Essen im Hotel wurden uns leider nicht vom Tourveranstalter bezahlt. Zu diesen Zusatzausgaben kamen dann auf dem Flugplatz noch die Bestechungsgelder in einer besonders frechen Variante von Korruption. Hinter einem Vorhang wurde uns angedroht, die Koffer nur bei Zahlung von 30 $ ungehindert durch den Zoll zu lassen. Wir mussten zahlen.

Dann flogen wir unbehelligt durch die Nacht und waren am Morgen in Paris und Düsseldorf.


Die Zukunft Kameruns:
friedlicher Tourismus oder
islamische Revolution im Namen Osama bin Laden oder
christlich-westliche Vereinnahmung?


Fulbe mit Osama bin Laden - T-Shirt

Duala ist dunkel, sehr dunkel, schwarz wie der Tod. Aber gepriesen sei Gott; das Evangelium, welches wir bringen, ist imstande, diese Finsternis zu vertreiben, wie groß sie auch sein mag.“

Alfred Saker

Kamerun II.

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