Benin 2009
8.53 Mill. E., Ausdehnung: Nord-Süd 650 km, West-Ost 320 km
Ewe und Fon 60%, insges. 60 Sprachgruppen
Weitere Informationen mit Landkarte
Flammenbaum (delonix regia ), dessen Blüten bis 12 cm groß werden und der 3-4 Monate blüht.
Afrikanisches Agamenmännchen, das am Nachmittag die größte Farbintensität aufweist. Morgens sind Agamen recht dunkel, um die Strahlungswärme der Sonne besser aufnehmen zu können.
Inhalt:
Die religiöse und politische Situation in Benin. Yams und Cassava. Der König von Taneka-Beri. Das afrikanische Rom.
Voodoozeremonien: Dankoly, Ritualplatz für Rachsüchtige. Esoterische Lebensberatung auf Afrikanisch im Palast des 10. Königs. Die Könige von Abomey. Tanz des Egungun.
Stationen der Sklavenroute in Ouidah. Die Voodoo-Dörfer am See Ahémé bei Possotomé. Die magischen Bäume. Trancetänze. Stelzensiedlungen im See.
Etwa 60% bekennen sich zu einer Naturreligion, v.a. Voodoo, das zur Staatsreligion erklärt wurde. 23,0 % sind Katholiken, 5,1 % Anhänger der Eglise de Céleste und 4,2 % Methodisten, 27,8% Moslems. Weitere christliche Gemeinschaften sind die Assemblées de Dieu (Pfingstbewegung), die Neuapostolische Kirche, die Nigerianische Apostolische Kirche, die Zeugen Jehovas und die Baptisten.
Denkmal zur Erinnerung an die Ankunft der ersten katholischen Missionare in Dahomey
am Strand von Ouidah (Gegenstück zu den Voodoo-Denkmälern).
Ein typisches Beispiel für die religiösen Wege eines Afrikaners ist vielleicht unser Guide Apollo, der als Christ geboren, schon als kleiner Junge Moslem wurde, aber mit 12 Jahren, als er zum Großvater nach Ouidah kam, als Katholik getauft wurde und zur Kommunion ging, sich als Erwachsener vom Christentum wieder abwandte und nun nicht mehr weiß, an was er glauben soll. Für die magischen Voodoo-Kräften schien er uns durchaus empfänglich, indem er durchaus dem Wahrsageorakel der Voodoo-Priester glaubte. Zweimal wurde ihm vorausgesagt, seine Frau würde ohne Komplikationen eine Tochter zur Welt bringen, und er selbst hatte diese Frage noch von einem starken Fetisch bestätigen lassen. Er glaubte fest, dass es eine Tochter werden würde. Nur, leider, einen Monat später musste er uns mailen, dass seine Frau mit einem Kaiserschnitt entbinden musste und dass ein Junge geboren worden sei. Ob er jetzt noch an die Macht der Vodun und ihrer Priester glaubt?
Tempel-Eingang mit Legba und Feticheur
Durch den über drei Jahrhunderte andauernden Sklavenexport von Ouidah gelangte Voodoo in die Neue Welt und verbreitete sich, oft unter anderen Namen, in Brasilien und der Karibik, insbesondere Haiti, aber auch im Süden der USA. New Orleans gilt heute als Metropole des amerikanischen Voodoo. Die dortigen Praktiken und Rituale haben mit dem ursprünglichen Voodoo wenig gemein.
Neben Voodoo-Tempel sehen wir immer wieder die verschiedenen christlichen Kirchen. Alle Religionen bieten den Menschen wohl die Sicherheit, die der Mensch in der Loslösung von alten Traditionen braucht. So konnte die Ausbreitung des Christentums auch 1974 nicht durch die Einführung des Marxismus-Leninismus als Staatsideologie (Einparteiensystem, Verstaatlichungen) gestoppt werden. Nach 15 Jahren durfte Voodoo dann wieder öffentlich praktiziert werden. Präsident Kerekou rief eine nationale Konferenz zusammen, die die Abkehr von der linken Ideologie verkündete. 1996 wurde sogar ein nationaler Voodoo-Feiertag am 10 Januar jeden Jahres beschlossen.
Verkaufsstände mit Maniokmehl aus Cassava-Knollen
Yams und Cassava
In Richtung Benin geht es 37 km über eine rote Staubpiste. Selbst unsere Haut leuchtet wie unsere Kleider rötlich. Kommt uns ein Auto entgegen, sehen wir nichts mehr. Manchmal kommt uns eine weiß-graue Rinderherde der Fulani entgegen. Seltsam sehen die Felder am Straßenrand aus, eine Fläche mit vielen 50 cm hohen Erdhaufen. Apollo erklärt uns, dass hier Yams-Knollen eingegraben sind. Oben ist jeder Haufen mit etwas Spreu abgedeckt. So warten die Knollen auf den Beginn der Regenzeit im Mai.
Als Kletterpflanze wird Yams bis zu 2 m lang. Die Ranken der Kletterpflanze sind mit Dornen und Haaren besetzt.
Yamswurzeln haben eine dunkelbraune bis schwarze, mit Härchen besetzte Schale und ähneln durch ihren süßlichen Geschmack unseren Kartoffeln und Esskastanien.
Wie wir am Straßenrand und auf den Märkten sehen, werden Einzelknollen ausgesprochen kräftig. Die walzenförmigen Knollen wiegen im Durchschnitt 4 - 8 kg. Bei manchen Sorten kann das Erntegewicht der einzelnen Knolle bis zu 60 kg betragen.
Ein Chamäleon
Das Yamsfest (von Kiea Epelle)
Der Yams ist reif,
wir feiern das Fest von Yams und Tombo.
Yams von den Äckern im Busch.
Holt Wein von der Tombo-Palme!
Heut wollen wir trinken und froh sein.
Wir schufteten lang in der Glut.
....
Wie seltsam das Wachstum des Yams.
Wir schneiden ihn, graben ihn ein und sehen nichts mehr von ihm.
Wir warten und lassen ihn ruhen, er modert und stirbt dahin.
Doch Leben springt aus dem Grab, ein Yamsstengel bricht aus dem Moder,
die Geister haben die Opfer und unsere Herzen gesehen.
Hoch oben der Mond wie Silber,
hier sammelt die Schar der Tänzer sich rund um den Opferbaum.
Wir hören die heiligen Trommeln,
wir warten aufs Fest, das Fest von Yams und Tombo.
Yams von den Äckern im Busch.
Holt Wein von der Tombo-Palme!
Als wir bei einem Gehöft halten, können wir beobachten, wie die Knollen zubereitet werden, bevor man sie essen kann, denn Yams sind aufgrund ihrer Giftstoffe nicht zum Rohverzehr geeignet! Neben den Yamsknollen bearbeiten die Frauen auch 30 bis 60 cm lange Cassava- bzw. Maniok-Knollen, die vor 500 Jahren von den Portugiesen von Brasilien und Paraguay nach Afrika gebracht worden sind. Auch sie müssen erst entgiftet werden. Da Maniok in roher Form eine Blausäure freisetzende Substanz enthält (Linamarin), muss es vor dem Genuss gegart werden. Hierbei entweicht die Blausäure. Um jedoch ein vollständiges Ausgasen zu bewirken, muss die Knolle gründlich zerkleinert werden. Damit sind mehrere Frauen beschäftigt. Die zerkleinerten Knollenstücke werden in Wasser gekocht und dann ausgepresst. In vielen Fällen werden sie wie Kartoffeln zubereitet, gekocht oder in Scheiben geschnitten, gebraten, geröstet oder zu Chips frittiert. Das Mehl aus den Maniok-Knollen wird ebenfalls für eine Art Kloßteig (Fufu) verwendet, der zu fast allen Fleisch- und Fischgerichten oder auch nur zu scharf gewürzten Soßen gereicht wird.
Zur Vermehrung der Maniokpflanzen verwendet man als Stecklinge 20-25 cm lange Stängelstücke, die mindestens vier ausgeprägte Augen besitzen müssen. Nach der Wurzelbildung in einem Wassergefäß werden sie kurz vor der Regenzeit in den Boden gesteckt. Nach ca. 10 Tagen treiben die Stecklinge oberirdisch aus. Nach 7 bis 8 Monaten liefern "frühe" Sorten die ersten erntefähigen Maniokknollen. Bei den meisten Sorten dauert es aber 10 bis 14 Monate, bis die Knollen geerntet werden können.
Der König von Taneka-Beri
Auf dem Weg zum König werden wir von vielen Kindern verfolgt. Manche sind nackt, alle sind mit einer grauen Schmutzschicht bedeckt. An ihren Körpern hängen nur wenige Fetzen Stoff. Auch die erwachsenen Frauen lassen ihre Brüste unbedeckt. Die Kinder suchen unsere Nähe, wollen uns berühren, aber es kostet schon einige Überwindung die unglaublich schmutzigen, verschmierten Hände anzufassen. Zunächst müssen wir uns etwas gedulden, da der König erst seine Berater rufen lässt und sein Prunkgewand anlegen muss. Die Audienz findet in einem größeren Rundbau statt.
Der König mit den Autoren des Reiseberichtes
Barfuß werfen sich seine Angehörigen vor ihm auf den Boden, ohne ihn anzusehen, denn das gilt als Zeichen des Respekts. Uns reicht er seine Hand zum Gruß. In seiner linken Hand hält er einen Stab mit symbolischen Schnitzfiguren, auf seinem Kopf trägt er eine farbige Kappe. Nachdem wir ihm gegenüber auf einer Bank Platz genommen haben, dürfen wir ihm vermittels seines Dolmetschers Fragen stellen. Wir möchten zunächst die Symbolik seines prächtigen Stabes wissen.
Die oberste Figur ist ein Löwe, der auf einem Haus steht, das von einem Elefanten getragen wird. Der Elefant sei er selbst, der sein Land und seine Königswürde trage. Er werde von der menschlichen Figur gestützt, die wiederum auf den Köpfen der drei weisen Affen steht, die sich jeweils die Ohren, den Mund bzw. die Augen zuhalten.
Als wir ihn nach der Religion fragen, beschreibt er die Zeremonie der Beschneidung. Bei fünfjährigen Jungen finde sie in der Familie statt. Der Beschneider müsse wenigstens 18 Jahre alt sein. Mädchen dürften nicht beschnitten werden. Dabei schaut er auf ein Plakat an der Wand, das als Strafe bei Nichtbefolgung des Gebotes 100 00 CFA (150 €) als Strafe androht.
Figur in Ouidah mit typischer Narbenverzierung
Dann kommt er auf die Narbenverzierung zu sprechen. Uns war schon aufgefallen, dass einige Kinder und Erwachsene lange Narben von der Schläfe bis zum Kinn und kleine Narben auf den Wangen aufweisen. Diese Narben seien ein Zeichen der Zugehörigkeit zum Königshaus. Jedes Könighaus habe eigene Narbenmuster.
Natürlich hat er als König mehrere Frauen. Abdoulai, unser moslemischer Fahrer, schätzt drei bis vier Frauen. Bei dem Gespräch wissen wir nicht recht, ob der Dolmetscher die Fragen und Antworten richtig weitergibt. Jedenfalls leisten die Einwohner hier trotz ihres islamischen Glaubens noch Ahnendienste und besitzen einen Familienfetisch, der zum Teil über Jahrhunderte in Familien weitergegeben wird. Es handelt sich dabei sowohl um Objekte als auch um Orte, an denen geopfert wird. Es kann sich um Bäume, Steine oder Gefäße handeln. Der Vodun wird jeweils mit Opfergaben gerufen.
Nach dem König statten wir dem Feticheur des Ortes unseren Besuch ab. Der haust im oberen Dorf in einer schmalen Lehmkammer und raucht eine Pfeife. Bekleidet ist er nur mit einem Stückchen Fell, das von seinem Hals hängt. Er erklärt uns, falls er Kleider anlegte und nicht ein rein afrikanisches Essen zu sich nähme, dann müsse er sterben. Dasselbe gelte auch für seinen Nachfolger.
Der Fetischpriester in seinem Verschlag
Die Fetische stehen manchmal auch außerhalb des Dorfes. Im Norden stehen neben einem Fetischbaum noch Stein-Fetische, die als Ehefrauen des Baumes bezeichnet werden. Während der Gott des Baumes weiße Opfertiere bevorzugt, sind es bei den Steinen rote bzw. braune Opfertiere.
Zu unserem Wohlergehen schüttet er etwas Wasser über einen Stein und erklärt, der Gott spreche durch seinen Mund und würde das Seine tun. Unsere Frage nach einem Dorf-Fetisch in diesem moslemischen Dorf bleibt unbeantwortet. Aber für uns gilt, wenn wir das Dorf verlassen, dürfen wir nicht den Friedhof betreten. Bei Beerdigungen werden immer über dem Grab Blutopfer vollzogen. Dabei gilt das Blut der geopferten Tiere als die Speise der Toten, während die Lebenden das Fleisch des Tieres verzehren dürfen.
Die Fahrt zum Museum nach Parakou erweist sich als überflüssig, da die weitläufig angelegten Ausstellungsräume den Namen nicht verdienen. Im Innenhof finden Workshops in Tanzen, Weben und Töpfern für Einheimische statt.
In manchen Kombiwagen sitzt der Fahrer inmitten von Mangos oder Apfelsinen, die den Wagen bis unters Dach füllen. Es ist Erntezeit und die Früchte liegen zuhauf unter den Bäumen und die Einheimischen bieten sie in Schüsseln und Säcken zum Kauf an.
Vollgepackt bis unters Dach mit Apfelsinen
und auf dem Dach Sessel, Reifen u.a.
Am Straßenrand zeugen viele Autowracks und umgekippte Container von übermüdeten Fahrern, die vom Hafen Cotonou oder von Nigeria gekommen sind. Immer wieder kommen uns Autos entgegen mit nur einem Fahrer. Dabei ist es üblich, einen PKW mit 12 Personen zu füllen. Diese Autos werden vom Hafen in andere Länder überführt. Dabei kommt es immer wieder zu Unfällen. Vor manchen Dörfern haben die Bewohner Baumstämme auf die Straße gelegt, um die Geschwindigkeit der Autos zu bremsen. Abdullei erzählt, wie die Bewohner eines Dorfes nach einem tödlichen Unfall und Flucht des Fahrers ihre Wut und Empörung an den folgenden Fahrern ausließen und 60 Autos anhielten und in Brand setzten.
Kurz vor dem Ort Dassa ändert sich die eintönige Landschaft. Große Gesteinsrücken und Steinberge erheben sich in den Himmel. Es sollen 41 Berge sein. Aber diese Zahl ist nicht real, denn es müssen 41 sein, weil diese Zahl magischer Natur ist, z.B. muss eine Braut von 41 Jungfrauen begleitet werden und beim Tod eines Königs von Dahomey mussten 41 Frauen von seinen 300 sterben.
Das afrikanische Rom Dassa-Zoumé
Das Dorf Dassa vergleicht sich mit Rom, weil es auf sieben Hügeln liegen soll, eine neue magische Zahl der Christen statt der 41! Es will der größte afrikanische Wallfahrtsort werden. Denn in Dassa soll eines Tages in einer der umliegenden Grotten die heilige Maria erschienen sein. Eine riesige Kathedrale voller Engel (Ersatz für die Voodoo-Schutzgeister) steht schon und eine Grotte im üblichen Lourdesstil ebenfalls. Interessanterweise war schon eine Delegation aus Togo im niederrheinischen Marien-Wallfahrtsort Kevelaer.
Die NRZ berichtet am 17.5.2009: "Auf nach Dassa. Dassa möchte es Kevelaer gleich tun und mit einem griffigen Marketingkonzept Pilger aus der ganzen Welt bei sich begrüßen.... Das Kevelaerer Gnadenbild wandert nach Afrika. In Benin wird die wertvoll gearbeitete Kopie ein neues Zuhause finden."
Die Marienstatue in der Kathedrale von Dassa ist bis Ostern nicht sichtbar hinter einem weißen Vorhang. Eine Präsentation, die wir immer wieder bei den Voodoo-Göttern finden, besonders bei Mami Wata.
Der afrikanische Geschmack zeigt hier eine besonders grelle Variante. Das Kolossalgemälde im Chorraum zeigt eine blau-grüne, irdische Landschaft, aus der ein blauer Gebirgsgipfel herausragt, der ein großes, blutrotes Kreuz trägt, das vor einer bonbonfarbenen, rosarot-gelben Lichtwelt steht, in der sich viele Wolkenbänke staffeln. Die Seiten des Gemäldes sind lindgrün, die Eisenkonstruktion ist bonbonblau.
Die Marienkathedrale in Dassa
Neben der Kirche stehen riesige römische Soldaten, die wohl auf die Verbindung zum katholischen Rom hinweisen sollen. Ein Papst, eine Art Kaiser, steht für Macht und Einzigartigkeit der katholischen Kirche im Vergleich zu den vielen armen, christlichen Kleinkirchen Afrikas. Parallelen haben wir in der Kathedrale im indischen Kohima gesehen.
Nicht weit von Dassa befindet sich der Voodoo-Wallfahrtsort Dankoly. Hier ist der einzige Vodun, der zum Zweck der Rache angerufen wird. Für jeden Fluch muss der Bittsteller einen Holzspflock in die Erde schlagen. Von den vielen Blutopfern ist die Opferstelle schon auf zwei Meter angewachsen, ein widerlicher Berg aus eingeschlagenen Pflöcken, Federn, Knochen, Palmöl und Blut. Um das Ritual kennenzulernen, will Christa diese Zeremonie mitmachen.
Ein Tieropfer für erfüllte Wünsche auf dem Altar von Dankoly
Die Voodoo-Zeremonie
Einer der Priester gibt ihr zwei spitze Pflöcke und einen Stein und führt sie auf die männliche Seite des Vodun. Dort soll sie einen Pflock einschlagen und dabei ihren Fluch bzw. Wunsch aussprechen. Den zweiten Pflock muss sie auf der rechten Seite, der weiblichen Seite, einschlagen und dabei ihren Wunsch/Fluch wiederholen. Wen wünscht sie zum Teufel, wem wünscht sie alles Unglück der Welt? Sie äußert keinen bösen Wunsch, sondern wünscht sich etwas Gutes, und das ist durchaus möglich, wie uns die Priester versichern. Sie bekommt jetzt eine Flasche mit rotem Palmöl, das sie über beide Pflöcke schütten muss. Dabei soll sie geloben, welches Opfertier sie dem Vodun bei Erfüllung der Wünsche geben wird. bzw. welche Geldsumme. Danach nimmt sie einen Schluck Gin und soll den Alkohol dreimal in verschiedene Richtungen über den Opferaltar sprühen. Auf den weiblichen Pflock muss sie dann Geld (5000 CFA) legen.
Christa schüttet rotes Palmöl über ihre eingeschlagenen Holzpflöcke.
Darauf verlagert sich die Zeremonie zu einigen Steinkreisen in 20 Metern Entfernung. Der erste Steinkreis mit zwei Paar Steinen, jeweils groß und klein, dient der Verehrung der Zwillinge. Auf die kleinen Steine muss sie Palmöl schütten. Etwas entfernt von dieser Stelle, am Rande des Zeremonialplatzes befindet sich neben einem Opferloch ein 50 cm hoher, schmaler Stein, der Beschützer des Platzes. Um die Voduns zu aktivieren, muss sie ihnen Geldscheine auf ihre Köpfe legen, den Zwillingen je 500 und dem Legba 1000 CFA. Die Geldscheine müssen zunächst ihre Stirn berührt haben. Während wir mit dem Ritual beschäftigt sind, stehen schon wieder mehrere Bittsteller vor dem "Altar" und Dankesgaben für erfüllte Wünsche werden geopfert. Kinder bringen zwei Hühner, denen auf dem Berg die Hälse durchgeschnitten werden. Das Blut wird an den Baumstamm gestrichen und an bestimmte Stellen des "Altars". Auch eine Ziege wird gebracht. Nach dem Blutopfer wird ihr Körper zur Seite geworfen. Da geschieht ein Wunder, die Ziege springt trotz des durchgeschnittenen Halses plötzlich auf und rennt 30 m in den Busch. Die Helfer hinter her, um sie noch einmal zu töten. War das ein Zeichen, dass das Opfer nicht angenommen wurde? Die Priester zeigen keine Reaktion.
Vor dem alten Palast des 10. Königs Glélé in Dzesbe stehen ein Löwendenkmal und ein Siebenjahrestempel, der nur alle 7 Jahre geöffnet wird. Durch ein Tor kommen wir in einen Hof mit Wandreliefs und Wohnungen. Erst dahinter liegen in einem weiteren Hof das offene Audienzrondell und Voodooräume und Vodunstatuen. Wir dürfen anwesend sein, wenn der Feticheur seine Beratungen abhält.
...
Der Wahrsager und Heiler liest aus dem Orakel.
Das Ifa-Orakel
Zunächst beschäftigt sich der Feticheur mit seiner Großfamilie und erfragt mit seinem Orakel das Wohlergehen jedes einzelnen Familienmitglieds. Vor ihm hockt sein erwachsener Sohn als Helfer. Der holt aus einem Beutel zwei Ketten mit jeweils acht halben Samenschalen einer Baumfrucht, zwei Kügelchen und eine Kauri. Die Schalen der einen Kette erzeugen beim Werfen ein metallenes Geräusch, sie sind in Metall nachgebildete Samenschalen. Er wirft beide Ketten auf den Boden, wo er vorher die Kügelchen und die Kauri, Symbole fürs Wohlergehen und für Fruchtbarkeit, hingelegt hat. Er zieht die Kette über den Boden zu sich hin und wirft sie dann von sich. Je nachdem, ob die Schalen mit der Rundung oder mit der Öffnung nach oben fallen, ergeben sich bestimmte Muster, deren Deutung festgelegt ist. 256 Figuren sind möglich. Dieses Ifa-Orakel ist von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden. Die Deutung wird vom älteren Feticheur vorgenommen. Immer wieder wirft sein Sohn die Ketten, und der Vater erklärt das Schicksal der Familie.
Esoterische Lebensberatung auf Afrikanisch
Als erster Patient kommt dann ein Mann, der nicht mit Geld umgehen kann. Nachdem er wie alle Anwesenden die Schuhe ausgezogen hat, wirft er sich vor dem Meister hin und küsst den Boden, kniet neben dem Meister und flüstert ihm seine Probleme ins Ohr. Der gibt ihm ein langes Messer, mit dem der Mann hinausgeht. In der Zwischenzeit bringen Frauen für alle Anwesenden einen Imbiss, kleine Röllchen und Yamsspitzen. Eine der Frauen kniet nieder, küsst viermal den Boden und schlägt dreimal den rechten Arm über die linke Schulter.
Eine weitere Gruppe Ratsuchender, Eltern mit einer Tochter, betritt das Rondell und grüßt den Meister durch Niederwerfen. Um den Ausgang der späteren Zeremonie vorwegzunehmen, wird ein Test vorgenommen. Zwei Gläser, eins mit Alkohol gefüllt und das andere mit Wasser gefüllt, werden auf den Boden gestellt. Dann soll die kleine Tochter des Feticheurs ein langes Messer in ein Glas tauchen. Es muss eine Jungfrau sein, denn nur sie hat die Verbindung zum Göttlichen. Sie taucht das Messer ins Wasserglas. Das bedeutet, der Verlauf der Zeremonie wird leicht und angenehm sein wie Wasser.
Verschiedene Voduns in einem Tempel
Inzwischen ist der erste Mann wieder aufgetaucht mit einem Palmzweig in der Hand. Der wird vom Meister halbiert und so gedreht, dass er ihn als Kranz um den Hals des Mannes legen kann. Vor dem knienden Mann legt der Assistent eine Nuss auf den Boden und begießt sie mit Alkohol. Darauf nimmt der Meister die Nuss und zerpflückt sie in kleine Stücke, insgesamt werden es etwa 40 Stückchen sein. Jedes Stückchen legt der Meister dem Mann in die Hand und sagt dazu einen Satz zur Lösung des Geldproblems. Dieser wirft dann alle Stücke auf den Boden und ordnet sie zweimal zu Paaren. Der Meister sammelt darauf die Nussstücke in einen Teller und schüttet Pfefferkörner über sie. Zum Schluss befiehlt er dem Mann, alles zusammen in den Mund zu stecken und zu kauen. Darauf redet der Meister lange Zeit auf den Mann ein, der wegen des vollen Mundes nichts sagen kann, aber manchmal lachen muss. Danach muss er sein Hemd ausziehen und sich tief beugen. Der Meister nimmt einen Schluck Alkohol, sprüht zweimal über den Rücken und einmal gegen die Brust. Damit ist die Prozedur beendet.
Hinter der Zeremonie steht die Überzeugung, dass alle Probleme auf einem Ungleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt beruhen. Die Götter oder Fetische können zu einem besseren Leben verhelfen, weil sie als Vermittler zu höheren Mächten dienen können. Man muss ihnen entsprechend ihrer Fähigkeit bestimmte Opfergaben bringen. Die Orakelketten dienen dazu, den zuständigen Gott zu finden, der das Problem lösen kann. Es stellt sich immer die Frage: Wer oder was ist daran schuld, dass ich ein Problem habe? Ist es Gott? Ist es ein Vodun? Ist es ein Mensch? Wenn ja, ist es ein Mitglied der Familie? Ist es ein Ahne? Die nächste Frage ist, wie kann die Situation wieder in Ordnung gebracht werden? Durch eine Opfergabe, durch Gespräche und eine Entschuldigung oder durch vorgeschriebene Rituale?
Opfer-Fetisch neben figürlicher Darstellung des gefürchteten Donnergottes
Unser nächstes Ziel ist das kleine Dorf Detuwon mit mehreren Voodootempeln. Unterwegs kommen wir immer wieder an Wächterfiguren vorbei, die ein Dorf oder ein Gehöft schützen sollen. Das erinnert uns an die Wegkreuze in katholischen Ländern, die dieselbe Funktion haben.
Die Könige von Abomey
Vorbei.
Noch gestern gekrönter Könige Paläste,
heut schläft ein Chaos lehm`ger Reste im Abgrund.
Ohne Brandung.
Das ist Benin.
mächtig einst, schöne rote Stadt; mit alter Majestät gekrönt,
schön an dem Abhang hin gelehnt,
der Ruhm von Oguala.....Benin (von Moru Yesufu-Giwa)
Die Geschichte des Königreichs
Zwölf Könige regierten von 1645 bis 1892 nacheinander in Abomey. Jeder baute an den Palast seines Vorgängers einen weiteren an. Daraus ist im Laufe von 250 Jahren im Zentrum der Stadt ein verzweigtes, zusammenhängendes System von Palästen aus Lehmarchitektur entstanden, das 44 ha umfasst. Erst ca. 14 ha sind restauriert und werden als Museum und für Kulturveranstaltungen genutzt.
Zu Ehren eines jeden Königs (mit zwei Ausnahmen) wurde dessen Palast nach seinem Tode erhalten, da die Ehrung der Vorfahren, das Opfer für die Vorfahren, grundlegender Bestandteil der animistischen Kultur in Benin ist.
Geschichte wird durch Applikationen auf Stoff vermittelt:
die Zeit der Sklavenjäger und und die Symbole der Dahomey-Könige
Die Geschichte des Königreichs wird in Reliefs und auf Wandbehängen durch Symbole dargestellt: z.B. ein Büffel für König Ghezi , weil niemand seiner Kraft widerstehen konnte, ein europäisches Schiff für König Agadja, denn durch die Eroberung von Savi und Ouidah gewann Agadja einen direkten Zugang zum Meer, der ihm den lukrativen Sklavenhandel mit Europa ermöglichte, für den letzten König Glélé ein Löwe, denn die Zähne sind dem Löwen gewachsen, und er ist der Schrecken aller.
Kennzeichnend für die Darstellungen am Königspalast von Glélé sind grausame Szenen: abgeschlagene Köpfe, die an Pferdehälsen hängen, verschiedene Gliedmaßen von Menschen, Metzeleien zwischen Menschen. Beim Tod eines Königs wurden 41 Frauen getötet, um den König ins Jenseits zu begleiten. Beim Bau des Palastes wurde sogar Menschenblut in den Lehm gemischt. Im Museum kann man noch den mit Menschenschädeln geschmückten Thron eines Königs sehen.
Die kriegs-und mordlüsternen Könige hatten eine Elitetruppe von Amazonen und Kriegern, die dem König versprachen, eine bestimmte Anzahl Köpfe heimzubringen. Wenn ihnen das nicht gelang, dann mussten sie selber sterben.
Gib mir Pulver und ein Gewehr:
Morgen breche ich auf!
Die Köpfe will ich den Feinden abschlagen:
Morgen breche ich auf!
Reizende Frauen haben sie:
Morgen breche ich auf!
Auch Gold sollen sie haben:
Morgen breche ich auf!
Heute muss ich Kugeln gießen:
Morgen breche ich auf!
Die Köpfe will ich den Feinden abschlagen:
Morgen breche ich auf!
Kriegslied der Baule, Elfenbeinküste
Vermisst haben wir im Palast die bronzenen Kriegerköpfe, die man in vielen Völkerkundemuseen Europas bewundern kann.
Maske mit totaler Verkleidung
Tanz des Egungun
Da die Tänzer im Tanz-Ritual des Egungun von einem Ahnen besessen sind, können sie sehr aggressiv werden und sind nicht mehr kontrollierbar. Deshalb haben unsere Vermittler und die Dorfbewohner Angst, es könnte etwas passieren und schließlich geben sie lieber die gezahlte Fotogebühr von 10000 CFA zurück, als uns der Gefahr eines Angriffs auszusetzen. Im Hintergrund schauen wir zu, wie die acht gänzlich verhüllten Tänzer, sogar die Hände und Füße sind in Stoff eingewickelt, immer wieder über den Platz laufen, denn es ist eher ein Lauf- und Angriffsspiel als ein Tanz. Nur eine Maske ist ungefährlich. Die Zuschauer flüchten kreischend bei bestimmten Masken. Einer der Maskierten wirbelt sein Gewand wie einen Kreisel in wilden Drehungen über seinem Kopf. Ein weiterer Aspekt ist das Betteln bzw. Loskaufen durch einen Geldbetrag, was zunächst die Trommler exerzieren und später die Masken. Jedem Tänzer ist ein Aufpasser zugeteilt, der mit einem Stöckchen darauf achtet, dass die Tänzer die Zuschauer nicht mit ihren schweren, mit Pailletten und Kauris besetzten, weiten Gewändern berühren. Auf dem Rücken tragen viele Tänzer noch Figuren (z.B. Elefanten und Köpfe), die sich beim Beugen des Rückens direkt den Zuschauern zuwenden. Einer trägt einen lebenden Hahn beim Tanz auf dem Rücken. Auf Stoffstreifen sind Symbole und der Name der Maske festgehalten. Etwas später als die anderen Masken erscheint die Königsmaske mit einer hohen Krone und einem weißen Schirmchen auf dem Kopf. Seine Gewänder sind nicht so farbig, sondern in Weiß-Blau gehalten. Viele Menschen haben Angst und wagen nicht der Maske ins Gesicht zu sehen. Eine Frau neben Christa verbirgt sogar ihr Gesicht an Christas Schulter.
Ländlicher Schlangentempel
Wegen eines starken Regens, der die Straßen in reißende Bäche verwandelt, ändern wir unseren Reiseplan und fahren zunächst nach Ouidah an die Küste.
Den Schlangentempel, für dessen Besichtigung man natürlich wieder zahlen muss, finden wir enttäuschend.
Christa mit einer heiligen Python
Immerhin dokumentiert der Tempel die Heiligkeit und Stärke eines Vodun an einem lebenden Objekt, das als Begleittier häufig bei Skulpturen und Malereien auftaucht und dem eine besondere Beziehung zur Erdgöttin und zu den Ahnen zugeschrieben wird. (Mami Wata, Regenbogen). Eine Zeremonie zu Ehren der mythischen Regenbogenschlange Dangbe erleben wir leider nicht.
Wir sind mit einem lokalen Guide unterwegs, der ganz selbstverständlich bei über 30° C. eine Daunenjacke trägt.
Kinder tanzen für einen Verstorbenen
Beerdigungszeremonie
Vor einem Haus sitzen unter einem Baum auf Bänken Leute mit veschiedenartigen Trommeln, u.a. zwei Kalebassen, die in einer Wasserschüssel schwimmen, und eine große Keramikvase, auf deren Öffnung geschlagen wird. Ein Mann, der bereits vor sechs Monaten gestorben ist, soll geehrt werden. Auch wir werden eingeladen teilzunehmen. Besucher stehen auf und kleben den Angehörigen einige Münzen auf die Stirn, die dann in einen Blechteller fallen, und tanzen eine Minute in der Mitte. Auch Kinder kommen herbei und drücken auf diese Weise ihre Anteilnahme aus. Einige Gäste bringen auch Alkohol mit, der in einem großen Plastikkanister gesammelt wird. Wir sollen auf jeden Fall später noch einmal vorbeikommen.
Stationen der Sklavenroute in Ouidah
Das Projekt der Sklaven-Route wurde von Benin und Haiti im Jahr 1991 initiiert und von der UNESCO unterstützt. Viele Zementfiguren, die sich auf den Sklavenhandel oder auf die Voodoo-Religion beziehen, säumen die angelegte Route durch Ouidah zum Strand.
1. Platz Chacha
Vor dem ehemaligen Haus des brasilianischen Sklavenhändlers Chacha Félix de Souza war der Platz der Auktion. Selbst Prinzen und Prinzessinnen wurden verkauft. Sie wurden gegen Waren von geringem Wert (Kanonen, Alkohol, Waffen, Spiegel, Hüte etc.) getauscht. Ein Spiegel entsprach 40-50 Sklaven. Sogar ein ganzer Stadtteil wurde verkauft. Nach dem Verkauf wurden die Menschen am Hals und an den Händen gefesselt. Brasilien/Bahia war das Hauptziel für Sklaven aus Ouidah.
2. Der Baum des Vergessens
Ihn mussten die Frauen siebenmal, die Männer neunmal umrunden.
Kolobris im Seelenbaum
3. Das Haus Zomaï
An diesem Ort mussten die Sklaven warten, bis die Schiffe ankamen. Die Sklaven lebten hier in kleinen Räumen bei völliger Dunkelheit. Die absolute Orientierungslosigkeit sollte Fluchtversuche oder eine Rebellion verhindern. Dieser Aufenthalt entsprach den Lebensbedingungen in den Laderäumen der Schiffe, in denen sie während der Überfahrt nach Südamerika drei bis vier Monate zubringen mussten. Vor der Verschiffung wurden ihnen Brandzeichen in die Haut gebrannt.
4. Die Gedenkstätte Zoungbodji
An diesem Ort wurden die Toten und Kranken in eine große Grube geworfen. Zum Voodoo-Fest 1992 wurde sie geöffnet, die Knochen wurden erneut hier bestattet und ein Denkmal für alle afrikanischen Stämme und Rebellen wurde errichtet.
5. Der Baum der Wiederkehr
Vor dem vierhundert Jahre alten Affenbrotbaum beteten einst die Sklaven, die an die weißen Händler verkauft wurden, auf dass ihre Seele nach dem Tod hierher zurückkehren möge. Unter diesem Baum waren zwei Frauen und zwei Männer lebendig begraben worden. Ihn mussten die Sklaven dreimal umrunden, wobei ihnen zum Trost gesagt wurde, dass ihre Seelen auf jeden Fall in ihre Heimat zurückkehren würden, was wegen des Ahnenkultes sehr wichtig war.
6. Die Tür der Nicht-Rückkehr
Im Stile monumentaler sowjetischer Ästhetik. Vier Metallskulpturen einer Familie in Ketten und Bilder aus dem Egungun-Tanz schmücken das ""triumphale" Tor. Im Jahr 2000 wurden ähnliche Denkmäler gebaut: eines dient der Erinnerung an die Ankunft der ersten katholischen Missionare in Dahomey (Gegenstück zu den Voodoo-Denkmälern).
Die Webseiten des Goethe-Instituts stellen das Verhältnis zwischen den Tropen und Europa aus unterschiedlichen Blickwinkeln dar: http://www.goethe.de/kue/bku/prj/tex/deindex.htm
Notizen von einer Heimkehr (Aime Cesaire, Martinique)
Jene, die nicht auf Reisen gingen, man hat sie entwurzelt,
jene, die sich gewöhnt haben niederzuknien
jene, die man domestizierte und christianisierte
jene, denen man Ausartungen einokulierte,
Tam-Tams der leeren Hände.
Die Rückkehrer aus Brasilien brachten viele Elemente der portugiesischen Kultur mit (Karneval, Kleidung, Architektur), wie im Musem von Ouidah dokumentiert wird.
Dokumente zur Sklaverei:
Alexander Anderson (1775-1870), Injured Humanity: Being a Representation of What the Unhappy Children of Africa Endure from Those Who Call Themselves Christians.
In 1807, the British Parliament banned the Atlantic slave trade and the United States followed with their own mandate in 1808.
Salzgewinnung
Archaische Salzgewinnung in der Lagune bei Ouidah
Überraschend wie schon der Steingebrauch der Schmiede bei der Bearbeitung von Eisen ist auch die Salzgewinnung aus den Sanden der Lagunen. Zunächst sehen wir neben strohgedeckten Hütten, aus denen Rauch aufsteigt, viele Sandhaufen, die durch Plastikplanen gegen Sonne geschützt sind. Beim Näherkommen entdecken wir große Körbe, die mit Sand gefüllt sind. Aus diesen Körben ragt ein Röhrchen, aus dem Flüssigkeit in eine Schüssel tropft. Zwei Frauen kommen herbei, und wir lassen uns das Ganze erklären. Zunächst flechten sie aus Mangrovenstangen Körbe und legen unten Plastikplanen hinein. In diese Körbe füllen sie Sand aus der Lagune und lassen die vorhandene, salzige Flüssigkeit abtropfen. Die Konzentration der Salzbrühe prüfen sie, indem sie eine Palmölnuss hineinlegen. Wenn die Nuss nicht schwimmt, wird die Flüssigkeit noch einmal über einen Sandhaufen geschüttet, wodurch sich die Salzkonzentration erhöht. Dann wird die Salzbrühe solange in den Hütten gekocht, bis körniges Salz übrig bleibt. Dieses Salz sei einzigartig, erklären uns mehrfach Fachleute, weil es durch den hohen Jodgehalt so wertvoll sei.
Der Fetisch auf dem Kopf
Beim berühmten Guerisseur Hounnon Azonnangbo
Nach dem Besuch des riesigen Wochenmarktes, der alle drei Tage stattfindet, fahren wir zu einem der größten Feticheure, wie Apollo behauptet. In seinem Hof wehen drei Fahnen in den Farben weiß, rot, schwarz, die darauf hinweisen, dass er Heiler und Magier ist, sogar schwarz in weiß verwandeln kann. Tatsächlich wartet im Zement-Haus schon eine Heilsuchende, die von Gabun 1000 km entfernt angereist ist, um eine Reinigungszeremonie vornehmen zu lassen. Wir wollen keine große Zeremonie für 100000 CFA vornehmen lassen, sondern uns mit einer Wahrsagezeremonie für 50000 CFA zufrieden stellen. Nachdem wir uns seine Fetische und Voduns vor dem Eingangstor, im Innenhof und vor der Tür zum ersten Raum haben erklären lassen, Schuhe und Hut abgelegt haben, betreten wir den ersten Raum, in dem Mami Wata in weiblicher und in männlicher Form dominiert. Eine Sammlung zahlloser Kosmetika und Alkoholika zeigen ihre Bedürfnisse. Zwischen ihr und dem blauen Donnergott Hebiesso stehen viele Medizinflaschen, Steine und Nüsse für Zeremonien. Auch ein Vodun, der Übles abwendet oder auch Streit erregt.
Geheimnisvolle Zeichen und ein magischer Fetischbeutel
Oberhalb der Tür etwa 10 grüne Blätter mit vier Reihen weißer Striche, geheimnisvolle Zeichen, die jedem Besucher eine Botschaft mitteilen, die aber nur der Guerisseur entschlüsseln kann. An der Wand ein undefinierbarer Schmierfleck, der ihn selber darstelle. An einem Tisch mit Sesseln werden wir mit Sprite und Bier bewirtet. Danach führt er uns durch einen Vorhang in den hinteren, fensterlosen Raum, in dem wir nicht fotografieren dürfen.
Vor einer Gruppe von Fetischen entzündet Azonnangbo zunächst eine Kerze, nimmt einen runden, fußballgroßen Mama Wata-Fetisch, der in ein weißes Tuch eingenäht ist, und legt ihn mit einer Kolanuss auf den Fußboden, schüttet dreimal Wasser und Parfüm auf den Boden und über den Fetisch, um ihn zu aktivieren. Deshalb muss Christa auch 10000 CFA auf den Fetisch legen, und Mami Wata im Vorraum erhält 30000 CFA. Darauf öffnet er die Nuss und wirft zweimal die Schalen, um zu kontrollieren, ob das Geldopfer genügt. Es wird bestätigt durch das Fallen der Schalen einmal mit den gewölbten Seiten nach oben und einmal mit konvexer und konkaver Seite. Er fragt nach Christas Namen und drückt die Nussschalen auf ihre und meine Stirn.
Dann erklärt er, dass der Fetisch jede Ja-Nein-Frage beantworten könne, egal in welcher Sprache wir eine Frage stellen würden. Christa reizt das Experiment mit dem allwissenden Fetisch. Sie muss sich die Kugel auf den Kopf setzen und im Gleichgewicht halten. Das ist fast unmöglich, der Kopf ist zu rund, er ist es nicht gewöhnt, Lasten zu tragen, wie das bei afrikanischen Frauen alltäglich ist. Zur Erleichterung rollt Azonnangbo ein Tuch und legt es unter den Fetisch. Christa stellt die erste Frage und wir starren gespannt auf die Antwort der Kugel. Wird das Problem mit meiner Schulter verschwinden? Wenn ja, dann neige dich zur rechten Seite. Die Kugel wackelt, aber neigt sich nicht. Waren wir beide schon einmal verheiratet? Wenn ja, dann gehe nach rechts. Christa hält den Kopf krampfhaft gerade, der Fetisch gibt keine Antwort. Noch viele Fragen auf Englisch, auf Deutsch, auf Fon. Christa hält ihren Nacken steif. Der Fetisch spricht nicht.. Dann sagt Azonnangbo: Dreh dich zu mir und begrüße mich. Der Fetisch verweigert sich dem Meister. Christa ist nicht das richtige Medium.
Ein Mami Wata-Altar mit einem Kugelfetisch und den Lieblingsobjekten des Vodun
(Puder, Parfüm, Kerzen)
Da entschließt sich der Meister, aus dem Vorraum einen noch stärkeren Mama Wata-Fetisch zu holen, der dort vor dem Spiegel steht. Die Kugel ist noch schwerer. Damit endlich ein Kontakt zwischen uns Ungläubigen und dem Mama Wata-Fetisch hergestellt wird, schüttet er mehrmals Parfüm über unsere Hände. Aber Mami Wata akzeptiert uns trotzdem nicht. Sie riecht unsere innere Distanz zu dem Geschehen.
Vielleicht funktioniert die Wahrsagung bei einem Schwarzen? Der Fetisch auf Apollos Kopf beantwortet tatsächlich mehrere Fragen korrekt. Jetzt soll der Fetisch eine Frage reagieren, die ein anderer Wahrsager bereits beantwortet hat. Christa stellt die Frage: Wird Apollo im nächsten Monat einen Sohn bekommen, wenn ja, dann neige dich nach rechts. Nichts passiert. Schließlich weiß er vom anderen Wahrsager, dass es eine Tochter sein wird. Nach unserer Heinmkehr teilt uns Apollo mit, dass er einen Sohn bekommen hat und nicht wie vorhergesagt eine Tochter.
Zum Schluss setze auch ich den Fetisch auf meinen Kopf und ein mehrsprachiges Fragespiel beginnt. Als Christa, die hinter mir sitzt, die Aufforderung "Begrüße die Frau in diesem Raum." aus dem afrikanischen Englisch übersetzt "Du sollst mich grüßen." neige ich meinen Kopf nach hinten und prompt begrüßt der Fetisch die einzige Frau in dem Raum. Alle lachen und klatschen. Der Fetisch ist zum Leben erwacht und hat gesprochen.
Zum Abschluss bekommt jeder ein Gläschen Schnaps und zur Reinigung ein Puder-Asche-Gemisch. Die Asche welcher Tiermumien steckt hier drin? Wir wissen nur, der Puder stammt aus dem Arsenal von Mami Wata, und wir versuchen, an die heilsame Wirkung des Zaubermittels zu glauben.
Anrufung der Wahrsagegeister
Heiliger Topf der Wahrsagung, deine Macht ist groß.
Heiliger Topf, deine Wunder lassen sich nicht zählen.
Trage mich ins Jenseits, damit ich Geist werde.....
Enthülle mir das Geheimnis....
Lass mich das Unglück entdecken,
das jetzige Unglück,
das zukünftige Unglück....
Am Strand von Ouidah
Am Wochenende drängen Tausende an den breiten Sandstrand. Es ist die Hölle los. Ganze Familien nebst Stühlen, Tischen und Proviant lassen sich im Sand nieder. Wie wild gewordene Hornissenschwärme knattern voll beladene Mofas aus allen Himmelsrichtungen heran und zwängen sich zwischen die dicht gedrängten Autos. Es gibt etwa 40.000 lizenzierte Transportunternehmen. Zémidja' - Pack mich schnell - nennen die Einheimischen die Zweirad-Taxis in der Fon-Sprache.
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Mutter und Kind suchen die Hilfe des Vodun im heiligen Wald von Ouidah
Chez Théo am See Ahémé und die Voodoo-Dörfer bei Possotomé
Wir sitzen auf Stelzenterrassen im See. Aus der Ferne dröhnen die harten Schläge von Trommeln über das unruhige Wasser, steigern sich. Getrieben vom Rhythmus der Trommeln fallen Menschenstimmen ein, stoßen spitze Schreie aus. Im Dunst des Abends bewegen sich Gestalten durchs Wasser, langsam nur kommen sie vorwärts, werden von Wellen überholt, beleuchtet vom matten Rot der untergegangenen Sonne. Mühsam ziehen sie ein Netz hinter sich her, verschwinden im Nebel, dort, wo die Farben von See und Himmel miteinander verschmelzen. Der warme Wind bläst gleichmäßig. Er lässt nicht vermuten, dass bald ein Gewitter mit Sturm und Regen Millionen Insekten durch die Anlage treibt, so dass sie mit ihren Leibern die Lampen verlöschen lassen.
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"yovo" ("Weißer" auf Fon) hört man immer wieder von Kindern oder "yovo, cadeau".
Rund um den See liegen 45 Dörfer. Nicht nur in den Lehm-Dörfern sind die Vodun allgegenwärtig, auch in den Wäldern und im See. Jedes Dorf hat ein Areal für einen Schutzgott abgeteilt. Mehrfach werden wir gewarnt vor der Gefährlichkeit der Legbas und der Maskenbilder an den Hauswänden. Die Götter könnten durch unsere Nähe und unsere Fotos gereizt werden und den Menschen schaden. Wir sehen Gemäuer am Rande eines heiligen Waldes, von denen erzählt wird, dass ein Voodoo-Priester bei Nichtbeachtung der Grenzen blind wurde und starb und dass sogar eine Schweineherde, die die Umzäunung durchbrach, bestraft wurde, indem alle Schweine blind wurden und starben.
Unser Weg am Rande des Waldes ist nachts tabu, da sich hier die Geister der Toten bewegen. Denn in diesem Wald werden die Menschen beerdigt, die bei einem Unfall umgekommen sind, da diese nicht wie üblich im Haus oder am Haus beerdigt werden dürfen. Ihre Kleider werden im Todesfall verbrannt, um zu verhindern, dass sie wiederkommen und die Lebenden stören. Nur Priester mit einem mächtigen Fetisch sind weniger gefährdet.
Frau mit Kind und Kinderpuppe, stellvertretend für ein verstorbenes Kind, auf dem Wege zu einer Zeremonie
Unser Guide zeigt uns drei magische Bäume
Beim ersten Baum werden bei Kinderwunsch Opfer dargebracht. Wird dann ein Kind geboren, dann wird es den Namen des Baumes tragen, entweder in männlicher Form oder in weiblicher.
Beim zweiten Baum finden wir neben einem Legba einen Ast, der mit Stoffstücken umwickelt ist. Die Stoffstücke haben schwangere Frauen bei Frauen gesammelt, die bereits eine glückliche Geburt hinter sich haben. Die schwangeren Frauen müssen hier ebenfalls ein Tier opfern, das sofort an Ort und Stelle gegessen werden muss. Bei größeren Tieren würde der Legba andere Menschen hierhin führen, die dann helfen würden, das Opfer zu verspeisen.
Der dritte Baum ist ein Baobab-Baum, dessen Rinde das Größenwachstum eines Kindes beschleunigen kann, indem das Kind in seinem Sud aus der Rinde gebadet wird. Dabei sei zu beachten, dass der Kopf nicht mit dem Kräuterwasser in Berührung komme, weil das Kind sonst einen Wasserkopf bekommen könnte.
Kinder mit den typischen Doppelnarben auf Stirn, Wangen und Schläfen,
die Familien, Dörfer oder Ethnien kennzeichnen.
Wie der Glaube an die Kraft der Tabletten-Medizin den Glauben an die Kraft der Vodun ersetzen kann, zeigt eine Veröffentlichung im Internet.
Während die Bedeutung von selbst zubereiteten Tees und Bädern abgenommen hat, nimmt die der pharmazeutischen Produkte zu. Statt der Kräuterwaschungen von Kleinkindern bis zu ihrem zehnten Lebensjahr erhalten diese nun meist Medikamente. Zu den am häufigsten bei Kleinkindern verwendeten Präparaten gehören Schmerzmittel wie Paracetamol und Aspirin sowie Anti-Malaria-Präparate wie Nivaquine und Chloroquine aber auch unbekannte Tabletten, die nach ihrer Farbe ausgewählt wurden, werden verabreicht.
Zusätzlich bekam sie seit ihrem fünften Lebensmonat täglich eine halbe Tablette Paracetamol, eine Tablette Cyproheptadine der indischen Firma Shalina (dabei handelt es sich um ein Antihistamin131), eine Tablette Vitamin B2, eine unbekannte (einzeln und ohne Verpackung verkaufte) gelbe Tablette gegen Fieber sowie alle zwei Tage eine Tablette Ampicillin (ein Antibiotikum). ( Thamar Klein, 2005)
Die Fischer am See benutzen fast nur Einbäume, die wegen des weichen Holzes zwar nur 1 bis 3 Jahre dicht sind, aber in nur etwa 4 Tagen hergestellt werden.
Vom Regen zerstörte Häuser bei Possotomé
Sehr viele der roten Lehmhäuser sind eingestürzt. Die jungen Leute seien nicht mehr bereit, den Alten bei der Reparatur und Instandhaltung der Lehmhäuser zu helfen oder sie finanziell zu unterstützen. Wie wir sehen, feiern sie lieber das Osterfest mit riesigen Lautsprecherboxen. Zum Fest sind viele Jugendliche aus der Stadt in die Dörfer gekommen, um sich zu präsentieren. Mit engen Lack- und Glitzerröcken stolzieren sie auf hohen Stöckelschuhen durch den Sand.
Die Rückkehr des Fetischmeisters aus Senegal
Papa Legba, öffne die Schranke für mich,
öffne die Schranke, auf dass ich eintreten kann.
Vodun Legba, öffne die Schranke für mich.
Wenn ich zurückkehre, werde ich den Göttern danken.
Priester mit seinem Zeigefetisch, Trancetänzer und mehreren Voduns
Voodoofest im Dorf Houndjohoundji
Nach sechsmonatiger Abwesenheit muss der Fetischmeisters des Dorfes (etwa 450 Einwohner) die Kraft seiner Fetische und seine Verbindung mit den Voduns reaktivieren. Wir sind seine Gäste und erleben neue Rituale der Religion. Die Trommeln schlagen schon eine Stunde, bevor der Meister erscheint. Er ruht sich bis dahin im hintersten Zimmer seines Vodun-Tempels aus. In dem Innenhof stehen in einem weißen magischen Kreis die Voduns und Fetische, die später in die Mitte des Tanzplatzes gestellt werden. Bereits am Vormittag sind mehrere Tiere geopfert worden, wie die Blut- und Federreste im Hof zeigen. Über den Dächern wehen eine weiße und eine rote Fahne.
Vor seinem Gehöft grenzen Helfer den Tanzplatz mit weißer Kreide weiträumig ab. Diese Linie wird noch mit blauem Pulver verstärkt. In der Mitte wird ein Kreis mit einer Trennlinie gestreut. In die eine Hälfte des Kreises stellen Helfer drei Voduns, in die andere Hälfte zwei Figuren mit einem Fetisch, die später vom Meister z.T. wieder entfernt werden. Der Meister verehrt vor allem Gabala, der die Farbe Blau liebt. Eine Lanze wird im Kreis in den Boden gerammt.
Beschwörungsritual
Dieses Übel soll diese Linie nicht überschreiten, um bei uns einzudringen.
Wenn jemand mit dem Übel zu uns hereinkommt, soll er zusammen mit dem Übel wieder hinausgehen.
Wenn er mit dem Guten hereinkommt, soll er mit dem Guten wieder hinausgehen.
Während einige Personen schon Tanzschritte ausprobieren, erscheint der Meister, weiß gekleidet, mit einem Fetisch in einer Astgabel, den er hoch hält wie ein Kreuz. Der graue Fetisch enthält wohl magische Substanzen in zwei Säckchen. Diesen Fetisch übergießt er mit Alkohol und legt eine Zigarette auf das undefinierbare Gebilde. Dann erhebt er ihn drohend in alle Richtungen, berührt die Erde und schreitet den ganzen Raum ab. In einer Ecke zündet er sich wieder eine Zigarette an und legt wieder eine auf den Fetisch. Der blauköpfige Vodun Gabala in der Mitte trägt jetzt auch eine brennende Zigarette im Mund.
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Weiß als Zeichen der Trance und blau als Zeichen des Vodun Gabala
Während der Rhythmus der Trommeln sich wieder steigert, fällt plötzlich ein Mann in Trance, rennt von der Tanzfläche, überschlägt sich und landet in einem Graben. Die Helfer kommen mit weißer Kreide und werfen ihm die Kreide ins Gesicht. Er ist der erste Gezeichnete, der nach einigen Kriechbewegungen und befehlenden Gesten des Meisters und der Helfer in den Innenhof geht und mit einem kurzen Tanzröckchen wieder erscheint und sich in schnellen Drehbewegungen hin und her bewegt.
Trancetanz vor den Voduns
Die Nächsten, die in Trance fallen, sind Frauen mit kleinen Kindern auf dem Rücken. Sobald sie Anzeichen von Fallen oder Laufen zeigen, entreißen Helferinnen ihnen die Kinder mit den Tragetüchern. Die Tänzerinnen bewegen sich jetzt barbusig, bis ihnen Kreidepulver ins Gesicht gerieben wird und sie schließlich im Gehöft verschwinden, um mit Tanzröckchen wieder zu erscheinen. Die folgenden schnellen Drehbewegungen und Tanzfiguren werden immer wieder für einige Momente unterbrochen, so dass der Eindruck entsteht, dass sie nach Belieben eine Trance unterbrechen können und wieder in sie einsteigen können. Im weiteren Verlauf sind sie sogar in der Lage, Gäste durch Hinknien zu begrüßen und in Formationen über den Platz zu tanzen. Ihre Gesichter erhalten später die blaue Farbe des Gabala.
Als die Dämmerung beginnt, brechen wir auf, um in Ouidah zu übernachten.
Stelzensiedlungen im See
Ganvié im seichten Wasser des Sees
In den sumpfigen Wäldern des Noukoue- See liegt Ganvié, das stark übertrieben das Venedig Westafrikas genannt wird. Der einstige Zufluchtsort der Adja, die sich vor den Sklavenjägern aufs Wasser flüchteten, gilt heute als größte Pfahlbausiedlung Afrikas. Nach einem starken Regen sind die Wege zur Ablegestelle der Boote überschwemmt. Ganvié gehört zu jedem Tourprogramm: 1,5 Stunden Bootsfahrt (10000 CfA) zu den Stelzensiedlungen. Zweimaliger Stopp bei Verkaufsstellen. Leben auf dem Wasser. Gottseidank haben wir wegen des Regens nicht das äußerst primitive "Hotel" auf Stelzen gewählt. Wenn wir nicht beim Waschen in den See gefallen wären, hätten die Mücken uns tot gestochen. Für unsere Voodoo-Tour bringt die Fahrt nichts.
Als wir nach dem Besuch des Andenkenmarktes mit über 100 Läden in Cotonou im Hotel Infosec mit vielen Mücken die letzten drei Stunden bis zum Abflug unserer Afriqiya zubringen, verabschiedet sich Westafrika mit den Gesängen der nahen Baptistenkirche und dem Lärm des Kirmesplatzes. Mir geht durch den Kopf, dass wir während unserer Tour keinen Schwarzen gesehen haben, der ein Buch oder eine Zeitung gelesen hat. Es gab keine Zeitungskioske. Die Welt bleibt draußen vor. Auch im Fernsehen haben wir keine Weltnachrichten gesehen. Meistens wurden Fußballspiele aus Europa übertragen oder über afrikanische Konferenzen und über Traktoren für die Landwirtschaft berichtet. Wofür lernen die Menschen hier Schreiben und Lesen?
Nach Aussage mancher Einheimischen haben die Franzosen außer dem Baguette nichts Nennenswertes hinterlassen, nur Chaos. Wir waren von dem ausgezeichneten französischen Essen und den guten Straßen in Togo und Benin begeistert. Schließlich sind wir von unseren vielen Reisen durch Indien Schlimmstes gewohnt.
Klagegesang
Ekelekeleee! Ekelekeleee!
Wehe! Wehe!
Akhaa! Akhaa!
Elend! Elend!
Wohin sollen wir denn gehen?
Wohin sollen wir denn gehen?
Wohin gehen, um zu leben?
Der Sänger zählt die Möglichkeiten auf:
Sollen wir in der Höhe hausen? Oder sollen wir uns Löcher graben wie Ratten?...
Sollen wir uns dem Busch zuwenden? Sollen wir ins Wasser eintauchen?
Aber sogleich weist er auf die lebensbedrohlichen Gefahren der jeweiligen Orte hin: der Blitz spaltet die Köpfe, die Termiten zernagen alles, der Elefant, das Krokodil und das Flusspferd tötet sie.
Nähere dich diesem Ort nicht!
Verzweifelt fragt er:
Wohin sollen wir denn gehen?
Wohin gehen?
Aus dem Schöpfungsmythos der Luba (Zaire), veröffentlicht durch die Universität von Yaounde, 1984
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Kinder mit Schmuck: moderne Antennen und traditionelle Narben
Weitere Tourinformationen
Zum ersten Teil der Reise durch Togo
TOGO UND BENIN, DIE HEIMAT DES VOODOO
120 Seiten, 166 Fotos und 3 Karten, von Christa Neuenhofer
Informative Seiten zum Voodoo:
http://www.westafrika.de/voodoo/vo-opfergaben.htm
http://www.freunde-afrikanischer-kultur.de/?pg=709
WRU-Berichte, Benin und Togo, Exkursionsbericht 2002 http://www.geographie.uni-muenchen.de/department/fiona/department/wirtschaftsgeo/publikationen/wru/heft_21.pdf
benin-djougou ethnologie http://uk-online.uni-koeln.de/remarks/d4733/rm2153381.pdf