Eselskarren mit Brennholz
Gesichtsschmuck: Narben und Lippeneinschlüsse.
Der weibliche "Entenschnabel" ist heute bei den Lobi nicht mehr anzutreffen,
war aber nach Aufnahmen von Arnold Heim 1934 noch allgemein üblich.
s. Burkina Faso I
(aus dem Reisetagebuch)
Themen:
Bevölkerung, Klima und Natur, Nutzpflanzen, Bedeutung der Baumwolle, Essen und Trinken, Burkina im Goldrausch, Kinderarbeit, Hexenverfolgungen, Rivalitäten zwischen Burkina und Elfenbeinküste
Burkina Faso besitzt etwa die Größe der alten Bundesrepublik Deutschland und gehört damit zu den kleineren afrikanischen Staaten. Es ist ein Land mit 60 verschiedenen Stämmen und Sprachen, dessen Grenzen von den Europäern bei der Aufteilung Afrikas entlang von Flüssen und Bergen gezogen wurden und das zunächst nach dem Fluss Volta "Obervolta" genannt wurde. Erst 1984 bekam das Land den Namen Burkina Faso („Land der ehrenwerten Menschen“ oder „Land der Aufrichtigen“) und die Bewohner den Namen Burkinabé, der sich aus Wörtern der drei Hauptsprachen des Landes zusammensetzt. "Burkina", ein Moré-Wort für ehrenwerte Person, "Fa-so", ein Dioula-Wort für Vater-Haus und "bé", ein Fulbe-Wort als Pluralendung.
Es hat mehrere Staatsführer und Denker gegeben, die immer wieder versucht haben, das Selbstbewusstsein der Schwarzen zu stärken und die Besinnung auf die Werte eigener alter Traditionen zu lenken. Der Aufruf von Marcus Garvey (1887-1940) mag für dieses afrikanische Sendungsbewusstsein stehen. (s. meinen Bericht über Schwarz-Afrika)
"Nehmt die Bilder der weißen Frauen von euren Wänden. Hebt eure eigenen Frauen auf dieses Podest. Sie tragen die schwerste Bürde unserer Rasse. Mütter! Gebt euren Kindern Puppen zum Spielen und Knuddeln, die wie sie aussehen..."
"Dunkelhäutig"
Tatsächlich sehen wir schon auf dem Flughafen, wie ein Kind mit einer schwarzen Puppe spielt, aber wir sehen auch, wie Spieler der Fußball-Nationalmannschaft sich ihre Haare blondiert haben. Wir sehen allerdings nicht Reklametafeln für Aufhellungscreme der Hautfarbe, wie wir sie immer in Ghana gesehen haben.
Frauen auf einem Markt mit außergewöhnlichem Kopfschmuck und Tätowierungen
2012 wurde die Einwohnerzahl des Landes auf rund 17.250.000 geschätzt. 1996 hatte Burkina Faso erst 10,6 Millionen Bewohner.
Die überwiegend islamische Bevölkerung gehört verschiedenen Völkern und Stämmen an (etwa 160 Stammesgruppen). Die größte Gruppe ist die der Mossi, zu der fast 50% der Bevölkerung gehören und die vornehmlich im zentralen Teil Burkina Fasos leben. Ihre Sprache ist das Moré. Weitere 10% der Gesamtbevölkerung sind die im Norden lebenden Fulbe, auch Peulh genannt, die zum Teil als Halbnomaden Viehzucht betreiben.
Der größte Teil der etwa 7000 im Land lebenden Ausländer sind Franzosen, und Französisch ist auch die Amtssprache, die aber nur von etwa 20% der Bevölkerung gesprochen wird. Die bedeutendste Gruppe sind die Mossi mit dem Siedlungschwerpunkt um die Hauptstadt Ougadougou. 43% der Bevölkerung sind Anhänger des Islam, 45% von Naturreligionen, und 12% sind Christen (meist römisch-katholisch).
Die Hauptvölker in Burkina
In der Hauptstadt Ouagadougou wohnen über 1,5 Millionen Einwohner. Der größte Teil der Bevölkerung von Burkina Faso lebt aber auf dem Land und von der Landwirtschaft.
Ouaga ist seit 1919 Hauptstadt des Landes. Damals war Burkina noch die französische Kolonie "Haute Volta", zu Deutsch "Obervolta". An dem Land waren die Franzosen wenig interessiert, nur an dem Potenzial an Arbeitskräften, das sie für ihre großen Plantagen an der Elfenbeinküste und später für den Bau der Eisenbahnstrecke von Ouaga in die Hafenstadt Abidjan brauchten.
Zu Burkina Faso, dem "Land der unbeugsamen Männer", wurde es unter seinem Präsidenten Thomas Sankara. Der bei seinem Amtsantritt erst 34-Jährige wollte in den achtziger Jahren einen "Marxismus ohne Marx und Engels errichten" und forderte unter anderem die Gleichberechtigung der Frauen. 1987 wurde Sankara ermordet. Der Auftraggeber des Mordes war sein Freund, der jetzige Präsident Blaise Compaoré. Dass Sankara für das Volk postum zum Helden wurde, zum afrikanischen Che Guevara, konnte Compaoré nicht verhindern, mit dem Sozialismus aber war Schluss.
Das Schulsystem, auf französischem Vorbild basierend, besteht aus einer sechsjährigen Grundschule und einer siebenjährigen, zweistufigen Sekundarschule. Obwohl offiziell eine siebenjährige Schulpflicht besteht, können - besonders auf dem Land - wegen fehlender Schulgebäude, unzureichenden Lehrpersonals und weil die Familien die Kosten für den Schulbesuch nicht aufbringen können, oft nur wenige Kinder eine Schule besuchen. Im Gegensatz zu den Nachbarländern sehen wir während unserer Reise sehr wenige Schulgebäude. Burkina hat eine der niedrigsten Alphabetisierungsraten der Welt. Nur 21,8% der über 15-Jährigen können lesen und schreiben (Männer 28,4%, Frauen 15,2%).
Die Verkehrssprache Dioula
Danse ("Willkommen")
Ani tché ("Hi" oder "Hallo")
N`baa (männliche Antwort "Danke")
N`see (weibliche Antwort "Danke")
Dioula oder Jula ist eine Sprachmischung aus Bambara und Malinke, die zunächst von muslimischen Händlern gesprochen wurde. Der Zuzug von Millionen von Bewohnern der Sahelzone zur Wanderarbeit an die Elfenbeinküste förderte durch die daraus entstehende Notwendigkeit einer großflächigen Verkehrssprache die Verbreitung des Dioula. Viele Burkinabé lernten Dioula während ihrer Wanderarbeit und verbreiteten sie nach ihrer Rückkehr nach Burkina Faso in ihrem Heimatland weiter. Die Verkehrssprache Dioula wird an der Elfenbeinküste heute von 61 % der Bevölkerung gesprochen und ist damit die populärste Sprache. Auch in Burkina Faso verstehen etwa 35 % der Einwohner Dioula (meist im Westen und Süden des Landes).
Die in der Regenzeit von Süden vordringenden Wolkenmassen bringen Regenfälle, die nach Norden hin an Ergiebigkeit abnehmen, so dass innerhalb weniger hundert Kilometer verschiedene Vegetationsformen zu finden sind.
Der Norden Burkina Fasos mit einer acht- bis zwölfmonatigen Trockenzeit gehört bereits zur langsam nach Süden vordringenden Sahelzone, hier überwiegen Dornstrauchsavannen mit Gräsern und vereinzelten Akazien. (jährliche Niederschlagsmenge etwa 400 bis 500 mm, an etwa 260 Tagen des Jahres fällt kein Regen)
Die sich südlich anschließende Trockensavanne ist in der Regel deutlich feuchter. Sie ist die am weitest verbreitete Vegetationsform und prägt den Charakter des Landes. In der Regenzeit üppig grün, verändert die Trockenzeit zwischen Oktober und Mai die Farben. Dann ragen aus dem rostroten Boden nur noch verdorrte gelbliche Gräser, abgeerntete Baumwollstängel und Reste der anspruchslosen Hirse. Lichtes, teils vertrocknetes Buschwerk, einzelne Mango- und Kapok-, sowie Baobab-Bäume mit gewaltigen, grauen Stämmen und knorrigem, gedrungenem Astwerk bestimmen das Bild der Savanne.
In den südlichen Landesteilen, der Feuchtsavanne, gibt es nur fünf trockene Monate im Jahr. Hier werden neben Hirse und Mais in einigen Regionen mit fruchtbaren Böden auch Intensivkulturen wie Reis und Zuckerrohr angebaut.
Auf den 1-3% der Landfläche Burkina Fasos, die als Ackerland geeignet ist, werden hauptsächlich Hirse, Mais, Reis, Sesam, Erdnüsse, Zuckerrohr und Baumwolle angebaut.
Viehzucht (Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine), die auf etwa 22% der Fläche des Landes möglich ist, wird von den halbnomadischen Fulbe im Norden des Landes betrieben.
Burkina Faso verfügt über Vorkommen von Bauxit, Blei, Kupfer und Gold. Doch abgesehen von Gold, das für den Export von großer Bedeutung ist, bleibt der Bergbau bisher unbedeutend.
Die Nutzpflanzen
Bedeutung der Baumwolle in Burkina
Baumwolle wird zum Abtransport in LKWs vorbereitet.
Pflanzen wie Baumwolle, sogenannte Cash-Crops, die ins Ausland exportiert werden, bringen ein bisschen Geld in Dörfer, die bisher auf ihren Äckern nur Hirse für den Eigenbedarf geerntet haben. Das gilt auch für Energiepflanzen wie Jatropha, Zuckerrohr oder Ölpalmen. In der Regel sind es aber ausländische Investoren, die sich die fruchtbarsten Böden einer Region sichern.
In Burkina Faso wird die Baumwollanbaufläche stark ausgedehnt: von der gesamten Ackerfläche von rund 5 Mio. ha sind bereits 1 Mio. ha mit Baumwolle belegt.
Der Baumwollanbau in Burkina Faso beschleunigt die Desertifikation.
• Baumwolle verträgt keinen Schatten; alle Bäume und Sträucher werden entfernt, inkl. Wurzeln
• Starke Winderosion
• Hoher Einsatz von Pestiziden, welche viele Bodenlebewesen (Regenwürmer, Termiten, andere) töten
• Der Boden wird mangels Bodenlebewesen nicht mehr gelockert, sondern verdichtet sich zusätzlich; das Regenwasser kann kaum mehr eindringen.
Die Gen-Baumwolle
Burkina Faso ist der größte Baumwollproduzent Afrikas. Doch seit 2008 befindet sich der Sektor durch die Einführung von Gen-Baumwolle im Umbruch. Eine Entwicklung, die besonders einigen Bauern Sorge bereitet. Im Südwesten Burkina Fasos, klagen viele Bauern über die neue Baumwollsorte. Sie kritisieren vor allem, dass das Saatgut zu teuer ist und die geerntete Baumwolle wegen des geringeren Anteils an Samenkörnern weniger wiegt als die herkömmlich angebaute. Das ärgert die Bauern besonders, da die Ernte nach Gewicht bezahlt wird.
2003 begannen in Burkina Faso die Experimente mit gentechnisch veränderter Baumwolle. Im Jahr 2008 wurde sie schrittweise eingeführt. Ende 2010 stammte bereits der überwiegende Teil der Baumwollproduktion aus Saatgut dieser neuen Sorte.
Wie überall auf der Welt zwingt Monsanto die Bauern dazu, per Vertrag Monsantos Patentrechte anzuerkennen. Weil das genveränderte Saatgut Monsantos Eigentum bleibt, darf man es nicht weitergeben - in der afrikanischen Landwirtschaft ist Saatgut aber Teil des dörflichen Naturalientausches.
Die Firma Sofitex, die in Burkina Faso alle Schritte der Baumwollproduktion kontrolliert, erklärt, dass viele Bauern ihre Anweisungen nicht befolgt hätten. Die BT-Baumwolle müsse zwar nur zwei- statt sechsmal im Jahr mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, aber diese zwei Behandlungen seien unverzichtbar. Anderenfalls fressen Schädlinge die Samenkörner und die Baumwollernten und dann wiegen sie noch weniger.
Bauern müssen das Saatgut kaufen. Der Staat "hilft" dabei mit Subventionen. Nach der Ernte wird den Bauern beim Verkauf der Baumwolle dieses Geld wieder abgezogen. Von dem restlichen Geld müssen sie das Gemüse kaufen, das sie früher auf ihren Feldern angebaut haben. Früher ging es ihnen angeblich besser als jetzt.
Unser englischsprechender Guide Lateef in traditioneller Tracht
Vorteile des Hirseanbaus
In der Nähe der Dörfer sehen wir im Februar fast nur abgeerntete Hirsefelder, die auf eine Bearbeitung bei Beginn der Regenzeit im April warten.
• Hirse verträgt Schatten und deshalb werden Bäume nicht total entfernt
• Die Winderosion wird durch die noch vorhandenen Bäume gebremst
• Kein oder sehr geringer Einsatz von Pestiziden, deshalb bleiben die Bodenlebewesen aktiv
• Ernterückstände (Hirse-Stroh) werden an Tiere verfüttert, welche als Nebenprodukt Dung liefern
• Deshalb gute Möglichkeit, Ackerbau und Viehhaltung zu kombinieren
Zu den wichtigsten Nutzpflanzen zählen neben Baumwolle und Hirse die Erdnüsse, Zuckerrohr, Süßkartoffeln und Cassavas. Eine weitere Einnahmequelle ist der Reis- und Getreideanbau sowie der Tabakanbau.
Zuckerrohr
Anders als bei anderen Nutzpflanzen wie Weizen, Reis oder Mais werden vom Zuckerrohr normalerweise nicht die Samen ausgesät. Die Pflanze vermehrt sich problemlos vegetativ aus Spross-Stücken, die sofort austreiben und neue Wurzeln schlagen (Bild rechts). Wenn der erste Aufwuchs abgeerntet ist, entstehen über Jahre hinweg weitere neue Aufwüchse aus den abgeernteten Feldern. Zuckerrohr wächst bei möglichst viel Sonne und hohen Temperaturen schneller als die meisten anderen Pflanzen. Gemessen an seinem enorm hohen Zuwachs nutzt es Wasser und die vorhanden Nährstoffe im Boden sehr effektiv. Die Erträge des Rohrs sind unter guten Anbaubedingungen unvergleichlich hoch. Selbst ärmste Länder wie Burkina Faso, Tschad oder Zimbabwe realisieren Hektarerträge von 100 Tonnen Rohr pro Jahr.
Der eigentlich aus Zentralamerika stammende Jatrophabaum gilt als die Zukunftshoffnung der afrikanischen Agrarindustrie: Aus seinem Öl kann man unter anderem Flugbenzin herstellen. Nun prescht Burkina Faso beim großflächigen Anbau dieses Biokraftstoffes vor. 67.000 Hektar Land sind in Burkina dieses Jahr mit Jatropha bepflanzt worden.
Mango
Alle Mangoarten (Mangos, Mangifera indica) stammen ursprünglich aus Indien beziehungsweise dem indomalayischen Raum. Dort wurden sie bereits vor 4000 Jahren domestiziert und ihre hohe Wertschätzung ist bis heute ungebrochen. Mangobäume werden bis 45 Meter hoch und 100 Jahre alt. Ein einziger großer Baum trägt dann Jahr für Jahr tonnenweise Früchte. Die imposanten immergrünen Baumriesen gedeihen aber auch noch in subtropischen Breiten und in der Sahelzone.
Saisonal gibt es Mangofrüchte im Überfluss. Ab April reift die sehr aromatische, säuerliche Mangosorte Amélie, danach die besonders süße Brooks. Beide Sorten werden vor Ort zu Saft und Trockenmangos verarbeitet. Leider werden die Mangofrüchte einer Sorte alle in einer kurzen Zeitspanne reif und sind anders als unsere Äpfel kaum lagerfähig und außerdem schlecht zu transportieren. Mangofrüchte können bis zu 3 kg schwer werden.
Die Farbe sagt nichts über die Reife einer Mango aus. Sie kann grün über gelb bis rot sein. Auch das Fruchtfleisch kann hellgelb bis orange sein. Entscheidend für die optimale Reife sind der Geruch und die Härte beziehungsweise die Nachgiebigkeit des Fruchtfleisches. Frische, reife Mangos sind sehr saftig und süß, weswegen beim Verspeisen klebrige Finger unvermeidlich sind.
Cassava
Cassava kennt man auch unter der Bezeichnung Maniok oder Brotwurzel. Die Pflanze gehört zu den Wolfsmilchgewächsen, wird bis zu 3 m hoch, hat eine buschige Wuchsform und grünlich-gelbe Blüten. Verwendet werden die stärkereichen, bis zu 8 cm dicken und bis zu 90 cm langen Wurzelknollen. Alle Pflanzenteile enthalten einen Giftstoff, der aber durch Auswaschen und Hitzeeinwirkung zerstört wird. Somit wird der Maniok genießbar.
Cashewbaum
Der Cashewbaum (Anacardium occidentale) ist mit Mangos und Pistazien verwandt.
Cashewbäume bilden keine großen Stämme aus, sind eher strauchartig. Sie gedeihen selbst auf armen Böden, an sandigen Küsten, im Gebirge und bei ausgeprägten Dürreperioden - dank ihrer tief reichenden Pfahlwurzeln. Sie werden 7 - 15 m hoch.
Cashewäpfel sind Scheinfrüchte. Botanisch gesehen sind sie Verdickungen des Fruchtstiels. Sie haben in ihrem Inneren keine Samen.
Die eigentliche Frucht mit Samen ist die Cashewnuss. Unten an den Cashewäpfeln hängen diese nierenförmigen Cashewkerne in ihrer Nussschale.
Das Rösten der Cashewnüsse macht die Schalen brüchig, löst die weichen Kerne im Inneren ab und entscheidet über den guten Geschmack der Cashewkerne. Der Röstprozess wird sorgfältig gesteuert, die Cashewkerne dürfen dabei nicht dunkel werden. Teilweise werden die Nüsse vor dem Rösten auch in Wasser eingeweicht. Das Knacken wird oft immer noch von Hand durchgeführt. Anschließend wird die dünne braune Samenhaut des Cashewkerns durch nochmaliges Erhitzen entfernt.
Christa isst Hühnchen, gebacken in einem Ölpapier.
Das typische Gericht von Burkina Faso ist Tô (Brei aus Hirse oder Mais). Für ärmere Leute ist es das einzige Nahrungsmittel. Es ist scharf gewürzt und wird mit unterschiedlichen Gemüsesaucen serviert. Weitere Grundlagen der lokalen Küche sind Maniok, Yamswurzeln und Süßkartoffeln. Zur Erfrischung gibt es Säfte aus Ingwer und Tamarinden und Hibiskusblütentee (Bissap). Das Nationalgetränk ist Hirsebier (Dolo).
Die Herstellung von Hirsebier „Dolo“
Bei einem Brauvorgang werden im Durchschnitt 300 Liter Dolo hergestellt. Dafür braucht man etwa 800 Liter Wasser, 150 kg Holz und etwas mehr als 100 kg Hirse. Das Brauen und Verkaufen auf dem Markt ist die ertragreichste handwerkliche Tätigkeit, die eine Frau betreiben kann.
Im Allgemeinen wird die rote Hirse (Sorghum) verwendet, denn sie ist ertragreicher als die ,,weiße" oder ,,kleine" Hirse (Penisetum); die rote Hirse wird jedoch für die Herstellung des Hirsebreis (Tô) weniger geschätzt als die beiden anderen Sorten.
Die Zubereitung des Bieres dauert ungefähr zehn Tage. Die handwerkliche Produktion erfolgt in vier Phasen: Mälzen, Darren, Brauen und Gären.
Das Malz wird durch die Keimung der Hirse gewonnen. Dazu füllt man anderthalb tine (1 tine= 16 kg) Hirse in einen 150 bis 200 Liter fassenden Tonkrug. Dann wird so viel Wasser hinzugefügt, dass das Wasser ein wenig über der Hirse steht. Nach etwa zwei Tagen wird die Hirse aus dem Wasser genommen. Das Wasser wird weggeschüttet, und die feuchte Hirse kommt zum Keimen zurück in den Tonkrug.
Bei der Keimung muss darauf geachtet werden, dass die Körner nicht austrocknen. Nach zwei bis drei Tagen haben sich 1 cm lange Keime gebildet. Nun breitet die Brauerin die gekeimte Hirse auf dem Boden auf einer Strohmatte aus. Das Trocknen dauert je nach Jahreszeit drei bis fünf Tage.
Die gekeimte und getrocknete Hirse ist haltbar und kann auf Vorrat hergestellt werden. Wenn sie gebraucht wird, wird sie in einem Holzmörser zerstampft und anschließend mit einem Reibstein ganz fein gemahlen. Dann wird das Mehl in große Tonkrüge geschüttet, die zu drei Viertel mit Wasser aufgefüllt werden.
Das Gemisch wird kräftig mit einem großen Holzlöffel umgerührt und etwa einen halben Tag gekocht. Man lässt die Mischung kalt werden und ruhen und schöpft mit einer Kalebasse die Spelzen ab, die sich durch das Mahlen vom Korn getrennt haben und an der Oberfläche schwimmen.
Drei Kessel mit roter Hirse
Danach wird die Mischung erneut einen halben Tag lang gekocht. Das geschieht auf einem speziellen Herd aus getrocknetem Lehm, in dem meist drei 60 bis 100 Liter fassende Töpfe eingebaut sind. Es wird mit Holz geheizt. Während des Garens muss ständig gerührt werden, damit sich keine Klumpen bilden. Am Ende des Kochvorgangs wird gestoßene Rinde von Grewia fiavescens und Hibiscus esculentus hinzugefügt, was die Klärung der Brühe beschleunigt.
Nach dem Klären wird die Flüssigkeit in ein anderes Gefäß geschöpft und der trübe und dicke Bodensatz wird durch ein Strohsieb gefiltert. Der Trester wird als Futter für die Haustiere (Schweine, Schafe) benutzt. Der letzte Kochvorgang dauert schließlich zwei bis drei Tage ohne Unterbrechung.
Nach dem Erkalten wird die klare Flüssigkeit mit einer Kalebasse umgeschöpft. Der Bodensatz, der sich erneut gebildet hat, wird weggeworfen. Ein Teil dieser noch süßen Flüssigkeit wird manchmal direkt verbraucht. Erst durch das Gären wird dieses Getränk zu Bier. Dazu wird Hefe zugesetzt, die im vorangegangenen Herstellungsprozess gewonnen und aufbewahrt wurde. Am Boden des Biergefäßes bildet sich ein pastoser milchiger Rückstand, ein Hefesatz, der in der Sonne getrocknet und in kleinen grauen Brocken an einem gut belüfteten Ort für eine Weiterverwendung aufbewahrt wird.
Bevor die Hefe der zu vergärenden Flüssigkeit hinzugefügt wird, muss sie in einer kleinen Kalebasse mit Wasser verdünnt werden. Wenn die Bierherstellerin keine Hefe hat, kann sie aus der natürlichen Gärung von Bohnenmehl (nebie) gewonnen werden.
Der gärenden Flüssigkeit fügt die Brauerin verschiedene, oft geheim gehaltene Zutaten hinzu, die den Geschmack verbessern sollen, so dass jede Frau ein sehr persönliches Bier herstellt.
Bei den Zutaten handelt es sich im Allgemeinen um Rinde (Acacia campylacantha), Früchte (Balanites aegyptica) oder Samenkörner (Datura stramonium). Bestimmte Volksstämme (Bwaba, Bobo) fügen bei Begräbnisfeiern Honig hinzu und erreichen dadurch einen höheren Alkoholgehalt (6 bis 10% bei Zusatz von Honig gegenüber 2 bis 4 % für normales dolo).
Die Gärung dauert eine Nacht. Am folgenden Morgen kann das Bier verbraucht werden; es bleibt ungefähr 24 Stunden zum Verzehr geeignet. Nach diesem Zeitraum wird es zu sauer. (zitiert nach Michael Volz, Hirsebier in Westafrika. In "Rausch und Realität 1", Klett-Verlag, 1996)
Eine Schale Hirsebier wandert bei einem Fest
von Mund zu Mund.
Aus Wassermangel worfeln Goldsucher den trockenen Sand.
Burkina Faso wird immer mit dem Hinweis genannt, es handele sich um eines der ärmsten Länder der Welt. Doch es gibt in Burkina sechs Goldminen (2012), in denen die 4.größte Menge des afrikanischen Goldes gefördert wird.
Gold bleibt der Exportschlager
"Gold, das Baumwolle im Jahr 2009 als erstes Ausfuhrprodukt von Burkina Faso übertroffen hat, hat seine Position im Jahr 2012 gestärkt und schafft rund 5% des Reichtums des Landes", sagte am Mittwoch der Premierminister dieses armen Landes in Westafrika. (OUAGADOUGOU (AFP) - 30/1/2013)
"Die industrielle Produktion von Gold stieg von ca. 5000 kg im Jahr 2008 auf 11.642 kg im Jahr 2009, was zur Stärkung der Position unseres Landes als Bergbau-Land beiträgt", sagte Herr Zongo, der Ministerpräsident von Burkina Faso.
Ausbeutung in der Goldindustrie (UNICEF-Projekte)
In Burkina Faso arbeiten zwischen 60.000 und 200.000 Kinder in Goldminen. Rund 70 Prozent von ihnen sind noch keine 15 Jahre alt. Genaue Angaben sind schwierig, weil die meisten Minen nicht offiziell registriert sind und oft sehr abgeschieden liegen. Die Mädchen und Jungen zerschlagen stundenlang in gebeugter Haltung schwere Steine. Andere stehen den ganzen Tag in kaltem, schlammigem Wasser und helfen ihren Eltern beim Goldwaschen. Viele Kinder verletzen sich mit dem primitiven Werkzeug - besonders, wenn sie bereits müde und erschöpft sind. Auch Atemwegserkrankungen durch Staub und giftige Dämpfe und Augeninfektionen sind häufig. Medizinische Behandlung ist entweder nicht verfügbar oder für die Familien kaum zu bezahlen. Die Jungen werden häufig auch für das Graben von Tunneln eingesetzt. In diesen improvisierten Stollen drohen ihnen Erdrutsche und damit lebensbedrohliche Unfälle.
Nach Erfahrungen von UNICEF kommen viele der Kinder aus Goldwäscherfamilien und arbeiten gemeinsam mit ihren Eltern in den Minen. Andere, oft Waisen, leben aber auch ganz allein in den Minenregionen. Erstmals bekannt wurde das Ausmaß der Kinderarbeit in Goldminen im Jahr 1998. Die internationale Arbeitsorganisation ILO befragte damals 500 Kinder und Jugendliche - und erhielt ein erschreckendes Bild: 85 Prozent der 500 Kinder sagten, dass sie nie zur Schule gegangen seien. Der Rest hatte die Schule vorzeitig verlassen. Zwei von drei erhielten für ihre Arbeit keinen Lohn.
Goldwäscher bei der Arbeit
Burkina Faso: Kinderarbeit in Goldminen, UNICEF-Video
Goldsuche im afrikanischen Staub (Tagesschau)
Polizei befreit hunderte Kindersklaven in Burkina Faso
(Schlagzeile v. 23. Nov. 2012, APA)
Über 400 Kinder wurden aus Bergwerken und Baumwollplantagen gerettet
Polizisten haben im westafrikanischen Burkina Faso mehr als 400 Kindersklaven aus Bergwerken und von Baumwollplantagen befreit. Wie die internationale Polizeibehörde Interpol mitteilte, wurden die Kinder bereits Ende Oktober gerettet. Interpol hatte die Befreiungsaktion geleitet. "Wir haben sie in Bergwerken gefunden und aus sehr tiefen Löchern geholt", bestätigte Patience Quaye, eine hochrangige Polizeibeamtin im Nachbarstaat Ghana, am Freitag. 73 Verdächtige wurden festgenommen. Ihnen wird unter anderem Menschenhandel zur Last gelegt.
Die Kinder arbeiteten in den Bergwerken unter "extremen Bedingungen", so Interpol. Sie wurden demnach gezwungen, in engen, bis zu 70 Meter tiefen Schächten Gold abzubauen. Lohn erhielten sie nicht. Die Behörden in Burkina Faso versuchen nun, ihre Familien zu finden, sagte Quaye. Einige der Kinder stammten aus dem Niger, fügte sie hinzu. Bei den meisten der Opfer handele es sich um Jungen, die jüngsten von ihnen sind nach Angaben von Interpol sechs Jahre alt. Mädchen wurden zudem auch Opfer sexuellen Missbrauchs.
Mädchen worfeln Reis.
Kinderarbeit in der Landwirtschaft sehen wir in allen Dörfern. Sie holen Wasser und Brennholz auf ihren Köpfen, sie stampfen Hirse- und Maiskörner oder trennen durch Worfeln die Spreu von den Körnern.
In Delwendé, gleich am Ufer eines der drei Stauseen bei Ouagadougou, leben rund 400 zumeist alte Frauen.
„Anfangs waren es 300 Frauen, die aus ihren Dörfern verstoßen wurden und hier waren“, erinnert sich Schwester Weis. Sie zwingt die Frauen niemals, ihre Geschichte zu erzählen, aber manchmal hat sie diese doch gehört. Sie ist fast immer identisch: In einem Dorf ist ein schlimmes Ereignis passiert, womöglich sind Kinder gestorben, und die Bevölkerung sucht eine schuldige Person. Fetisch- oder Leichenträger gehen von Haus zu Haus und lassen die Bewohner fragen: „War ich es?“ Wo Fetisch oder Leichnam mehrfach zucken, ist der Schuldige gefunden.
Der burkinische Filmregisseur Pierre Yaméogo hat das Vorgehen in einer Dokumentation festgehalten und sie „Delwendé“ (Steh auf und geh!) genannt. Im Film ist es der eigene Sohn der angeblichen Hexe, der als Fetischträger fungiert. Sonja Funke
Der Verein Woo-Laa hat sich die Sensibilisierung und Hilfe im Kampf gegen Anschuldigungen von Hexerei zum Ziel gesetzt. Woo-Laa - Der Verein
Woo-Laa unterstützte die Kinder der vertriebenen Frauen aus Kourwéogo durch Finanzierung der Schulgebühr und/oder durch Spenden des Schulbedarfes.
Woo-Laa arbeitet gemeinsam mit den Verantwortlichen der "Cour de la Solidarité" in Paspanga und den Hilfszentren Delwendé und Tanghin.
Aus einem Schreiben der "Weißen Schwester" Maria Weis, Msola
l'inauguration du Centre Delwende - Missionnaires d'Afrique
Es kümmert sich um Männer, die unter geistigen und körperlichen Behinderungen leiden.
Es kümmert sich um arme Frauen, die von ihrer Umgebung vertrieben und gequält wurden, die als Hexen und "eating souls" angeklagt wurden.
"The women, they are poor women, abandoned or forced from their environment, accused of being witches or 'eating souls'. In fact, they are single women, defenceless, unprotected, whose sons went abroad, or they are sick or infirm women, who are a burden for their families. Some have never had children; of others, the children have died. Others are driven away for refusing to take a second husband imposed on the death of the first. Others are driven away because of envy.
They were driven from the family, from the village, beaten, their huts burned down along with all their possessions. They walked for several days in the bush to town, where they were begging to survive and when they learned of the Centre, they came to ask for hospitality.
The Centre is overcrowded with its 321 women and 6 men. This year, six women have already been added. Women who have been accused come to us from 9 provinces; the most numerous are women from the provinces of Kourwéogo, Passoré and Oubritenga.
These women - about one third - are very old women, with poor health and mental or physical disabilities, blind, etc...
Finally, I ask myself a number of questions: how long will we continue to accuse, exclude, and drive women away? In addition, why are those always poor women? We have never received well-off women!
Each one of us has a mother ... I think none of us wants his/her mother to come here one day..!
The Women at the Centre, these people we see every day are human beings; they have rights under the law: the right to a safe protection as citizens of Burkina Faso, entitled to respect, entitled to be recognised in their human dignity, they have a right to be recognised in their dignity as women.
Yes, the Koran and the Bible also ask us to respect our parents!"
Auseinandersetzungen zwischen der Elfenbeinküste und den Burkinabé
Die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in der Elfenbeinküste seit Ende der 1990er Jahre richteten sich besonders gegen Migranten aus den nördlichen Nachbarländern Mali und Burkina Faso, die pauschal zu Sündenböcken für die damalige Wirtschaftskrise gemacht wurden.
Auf Grundlage der Ivoirité wurde kein Unterschied zwischen alteingesessenen Bevölkerungsgruppen im Norden und Einwanderern gemacht. Personen mit Dyula/Dioula Nachnamen wie Ouattara, Coulibaly oder Cissé wurden diskriminiert, auch wenn ihre Familien seit Generationen oder Jahrhunderten auf dem Gebiet der heutigen Côte lebten.
1998 trat ein neues Gesetz in Kraft, das Nicht-Ivorern untersagt, Land zu kaufen oder zu vererben. Dieses Gesetz richtet sich insbesondere gegen Burkinabé in der zweiten und dritten Generation, die im Südwesten die Mehrheit der Pflanzer ausmachen. Schon im Vorfeld des Gesetzes kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und der Flucht von mehr als 12.000 Burkinabé aus der Region von Tabou. Außerdem wurde die Gebühr für Aufenthaltsgenehmigungen verdreifacht.
Von den Wahlen im Jahr 2000, die auf den "Weihnachtsputsch" von Robert Gueï im Jahr 1999 folgten, wurde der Kandidat Ouattara aufgrund fehlender "Ivorität" ausgeschlossen. Die aus Sicht der Opposition mangelnde Legitimität des dann gewählten Präsidenten Laurent Gbagbo war einer der Auslöser für den Bürgerkrieg.
Menschen wurden allein aufgrund ihres Namens überfallen, ausgeraubt, vergewaltigt, ermordet, Ausweispapiere wurden vernichtet. In anderen Landesteilen wurden Moscheen attackiert und Bauern von ihrem Land vertrieben; vermeintliche "Ausländer"-Stadtteile in Abidjan wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Beide Seiten setzten Söldner oder Milizen ein. Schätzungen zufolge sind seit Ausbruch des Bürgerkrieges in der Elfenbeinküste bis Anfang 2005 zwischen 350.000 und 600.000 Menschen, die aus Burkina Faso stammen, dorthin "zurückgekehrt". Viele von ihnen waren als Nachkommen von Einwanderern in der zweiten oder dritten Generation vorher noch nie in Burkina. (Katja Werthmann: Wer sind die Dyula? Ethnizität und Bürgerkrieg in der Côte d’Ivoire. In: Africa Spectrum, 40, 2, Institut für Afrika-Kunde, Hamburg 2005, S. 221–240)
Hat sich seit der Unabhängigkeit 1960 ein Identitätsgefühl der Landesbewohner in Burkina entwickelt?
Einen überzeugenden Identitätsrausch aller Bewohner von Burkina Faso erleben wir bei den Fußballspielen um den Afrika-Pokal.
Ein gemeinsamer Gegner eint. Das mag sich zunächst im Kampf gegen die französischen Kolonialherren gezeigt haben. Heute eint auch die Konkurrenz zu den Nachbarländern, z.B. die schwarzen Nachbarn in der Elfenbeinküste. Voll Freude berichtet unser Guide, dass die Fußballmannschaft der Elfenbeinküste schon in der Vorrunde des Afrika-Cups ausgeschieden sei. Das würde er denen gönnen, weil die Bevölkerung dort sich so arrogant gegenüber den Burkinabé verhielte, schließlich lebten über 2 Millionen von ihnen im Nachbarstaat.
Ähnlich haben sich vielleicht die Ghanaer mit ihrer Mannschaft identifiziert. Nach der Niederlage im Semifinale gegen Burkina rächte man sich nach Meinung der Burkina-Fans für die Niederlage, indem man dort den Strom, der nach Burkina geliefert wird, abschaltete.
Transportmöglichkeiten
Zum Seitenanfang
Burkina Faso I
(aus dem Reisetagebuch)