2. Im Monsunregen in Mussorie und Shimla Mussoorie, 2130 m hoch, früher Sommerfrische der Engländer, ermöglicht einen ersten Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya Auf unserem Weg in die Berge fahren wir nicht den Ganges hinauf zu seinen Quellen, sondern nehmen die Richtung Ladakh zum Oberlauf des Indus. Wir verlassen die erste Stufe der Nebelbänke und stoßen in 2000m Höhe vor. Eine geschlossene Wolkenformation empfängt uns. Es regnet. Unser Fahrer prescht die Serpentinen hoch und zeigt, dass er auch in engen Kurven ein Auto überholen kann. Vor unseren Augen stehen die Bilder der letzten Stunde: mitten im Dorf ein Haufen zusammengefahrener Fahrzeuge, ein Traktor, ein Moped, zwei PKWs. In einer Kurve wird ein abgestürztes Auto mit einer Seilwinde den Berghang hinauf gezogen. Die Straße verschwindet immer wieder im Nebel der Wolken. Manchmal sehen wir am Straßenrand Affen, meist Affen mit einem goldenen Hinterteil, aber auch Affen mit einem schwarzen Gesicht. Ob uns der rotgesichtige Affengeneral Hanuman beschützen wird? Unser Fahrer scheint ihm zu vertrauen. Wir wollen keine Touristen sehen, obwohl hier nur indische Touristen hinkommen, sondern sehen, wie die Bauern in ihren Dörfern leben. Sanji, ein Reisbauerndorf. Der Dorfchef bittet uns, in sein Dorf zwischen den Reisterrassen zu kommen. Sein Haus hat eine Außenhaut aus Zement. Innen ist es mit Holz ausgekleidet. Im Dorf sehen wir noch einige sehr schöne alte Holzhöfe. Einige Wassermühlen mahlen Getreide, ein Gespann Wasserbüffel pflügt ein kleines Feld, Kinder laufen über die schmalen Dämme zwischen den Reisfeldern. Es regnet
. Mussoorie, die frühere Sommerresidenz der Engländer, enttäuscht uns, heruntergekommene Hotels, ärmliche Geschäfte, tibetische Flüchtlinge. Shimla, 2000 m hoch, ehemalige Sommerresidenz des englischen Vizekönigs, erinnert im Namen an die bluttrinkende blaue Muttergöttin Kali (shamala=blaue Frau) In drei Stunden sollen wir am Ziel sein, aber wir brauchen acht Stunden, obwohl unser Fahrer dauerhupend, Menschen und Tiere missachtend, regelmäßig in den Kurven überholend und uns trotz unserer Proteste im Auto hin- und herwerfend seine Fehleinschätzung der Entfernung wettzumachen versuchte. Wie üblich bei indischen Fahrern hat er keine Straßenkarte mit. Wir kommen heil an, obwohl wir am Morgen in einem Shivatempel eine glückbringende Stärkung ausgeschlagen hatten. Dort verschmähten wir die dargebotene Schale mit Shivas Samenmilch und das rote Bekenntniszeichen auf der Stirn. Ein großer, schwarzer Lingam, ein phallisches Fruchtbarkeitssymbol, auch ein Symbol für das ewig unveränderliche, geistig männliche Prinzip, stand mitten im Raum. . Aus einem darüber hängenden Gefäß fließt ein milchiger Strahl und rinnt durch die Yoni, einem Symbol des wandelbaren weiblichen Prinzips, während Frauen ihre Hände anlegten und etwas vom weißen Saft an ihre Stirn und zu den Lippen führten. Im Vorraum saß ein Saddhu vor einem Aschehaufen und einer dicken Räucherkerze und murmelte Mantras, die energiegeladenen Keimsilben "o mani padme hum". Bis Shimla: Die Straßen sind verstopft, eng. Ein Lastträger bürdet sich unsere Koffer auf. Ziel: das alte Oberoi Clarkes Hotel. |