Tempel bei Salem
Glaube und Religion in Tamil Nadu
Zum Verständnis des südindischen Hinduismus:
Die Muttergottheit und die Dorfgottheiten.
Das weibliche Element im kosmischen Denken.
Gebet zur Göttin Kali als Erscheinung des Absoluten.
Die Feiern zu Ehren der göttlichen Mutter. Die christliche Gottesmutter.
Die revolutionären Formen des Hinduismus.
Der Dorfwächter Ayyanar.
Die Planeten, die Navagrahas. Die Bedeutung des Feuers. Die Schlangen.
Die heilige Zahl 108.
Mantren im Hinduismus, dem Christentum und dem Islam.
Zur indischen Zeitrechnung.
Der Hinduismus als Philosophie.
Dharma als Weltgesetz allen Seins im Fluss der Zeit
Entdeckung der alten tamilischen Literatur
(mit 25 Fotos von Christa)
s.a. Christas Buch: AYYANAR UND MARIAMMAN,DRAVIDISCHE SCHUTZGÖTTER IN SÜDINDIEN
und Fotogalerien bei pbase: Ayyanar, a Powerful Village God und Mariamman and Kaliamman Temples
"Verehrung, Verehrung der Höchst-Sanften, der Höchst-Schrecklichen, Verehrung der Welterhalterin, Verehrung, Verehrung der Göttin, die Tat ist." (Devi Mahatmyan)
Das Weibliche (Shakti) repräsentiert die beherrschende kosmische Kraft. Und alle Göttinnen sind Offenbarungen dieser einen Kraft.
In der dravidischen Volksreligion sind alle Shaktis von dämonischem Charakter und werden vom Volk gefürchtet. Meist sind sie bösartig und werden für den Ausbruch von Krankheiten verantwortlich gemacht. Man glaubt, nur durch Opfer seien sie zu besänftigen. Die Brahmanen machten diese alten Göttinen oft zu Shaktis, die mit einem Hindugott verheiratet sind, meist mit Shiva. Durch diese Verheiratung verlieren die Göttinnen ihre Wildheit und Gefährlichkeit.
Nach einer Legende sind alle Shaktis Töchter von Shiva. Als Shiva mit 101 Königen kämpfte, gelang es ihm, die Kraft der Könige zu brechen, indem er sich in einen Bodhi-Baum (ficus religiosus) verwandelte, den die Frauen der Könige umarmten, weil sie sich ein Kind wünschten. Dadurch verloren sie ihre Reinheit und ihre Männer ihre Kraft. Die Frauen aber bekamen jeweils eine Tochter. Als die Töchter später zu ihrem Vater Shiva gingen, schickte er sie als Shaktis in die Welt mit dem Hinweis, wenn sie die Menschen quälen würden, dann würden diese sie mit Nahrung versorgen. Alle späteren Göttinnen sind immer neue Erscheinungsweisen dieser Töchter Shivas, so sagt die Legende.
Eine andere Legende erzählt von Renuka/Yellamma, einer Göttin der untersten Volksschichten, die sich in 101 Shaktis verwandelt habe.
Gebet zur Göttin Kali als Erscheinung des Absoluten
"Da Du KALA (die Zeit) verschlingst, bist Du KALI, die ursprüngliche Form aller Dinge, und da Du der Ursprung und das Ende aller Dinge bist, wirst Du ADYA KALI genannt. Nachdem Du nach der Auflösung Deine eigene Gestalt wieder annimmst, dunkel und formlos, bleibst Du allein bestehen als das Eine, unbeschreibbar und unfassbar. Obgleich Du eine Form hast, bist Du dennoch formlos; obgleich Du selbst ohne Anfang bist, durch die Macht der Maya vielgestaltig, bist Du der Anfang von allem, Schöpferin, Beschützerin und Zerstörerin, das bist Du."
Die göttlichen Mütter sind ebenfalls ein Teil der Verehrung des weiblichen Prinzips der absoluten Gottheit. Die sieben kleinen Mütter, die saptamatrikas, stehen für verschiedene Energien und symbolisieren die negativen Eigenschaften Zorn, Gier, Stolz, Verblendung, Nörgelei, Verleumdung und Neid, die durch Tugenden überwunden werden sollen. Sie stellen die Shaktis der Hauptgötter Shiva, Vishnu, Brahma, Murugan/Karttikeya und Indra dar.
Inder suchen göttliche Energien. Sie versuchen sie für sich zu aktivieren und auf sich zu übertragen.
Sie bringen Schmuck- und Opfergaben zu den Gottheiten, sie entzünden ein Feuer, sie berühren die Statue, nehmen einen roten, weißen oder gelben Farbabdruck und drücken sich selbst einen Farbpunkt oder-strich auf die Stirn, sie bewegen ihre Hände vom Feuer zum Gesicht, um die Energie auf sich zu übertragen. Das erleben wir überall in Indien, aber nicht nur in den Hindutempeln, sondern auch in christlichen Kirchen.
Chamunda, die Skelettform Durgas und Shakti Shivas,
zeigt den Sieg des Matriarchats und ihre Überlegenheit über Shiva.
(Schutzgöttin von Mysore).
Im Laufe eines Jahres werden mehrmals die neun Energie-Formen (Shakti) der Göttlichen Mutter neun Nächte (Navaratri) lang verehrt (s. Dussehra von Kullu in Himachal Pradesh).
Drei Aspekte der Muttergottheit werden dabei an jeweils drei Tagen verehrt: zunächst ihre spirituelle Kraft in der Person der Durga oder als Zerstörerin aller Unreinheit in der Person der Kali), dann ihr Geschenk als Geberin der spirituellen Gesundheit (als Lakshmi), dann als Spenderin von Weisheit (als Saraswati).
Durga oder auch Kali repräsentieren den kämpferischen, zerstörerischen Aspekt der Göttin, und sie wird stets mit Waffen in der Hand dargestellt. Von den drei Grundeigenschaften steht sie für den dumpfen, dunklen Aspekt. Symbolisch geht es in dieser Zeit darum, negative, dunkle Eigenschaften des Egos, wie Zorn, Gier, Lust, Eifersucht zu bekämpfen und zu zerstören.
Die nächsten drei Tage sind Lakshmi, der Göttin des Wohlstands und der Fülle gewidmet, die für die Grundeigenschaft Aktivität steht. Nachdem die Herzen von negativen Kräften gereinigt sind, ist Raum für positive Eigenschaften, für spirituelle Fülle in Form von Qualitäten wie Mitgefühl, Geduld, Liebe, Mildtätigkeit etc.
Wenn das erfolgt ist, wird Saraswati verehrt, die Göttin des Wissens, der Weisheit und der Künste, da man jetzt bereit ist, spirituelles Wissen aufzunehmen. Während der Verehrung Saraswatis findet die Verehrung der Waffen statt. Gemäß der Mythologie wurden an diesem Tag nach dem Kampf gegen die Dämonen die Waffen niedergelegt und verehrt.
Heute werden an diesem Tag die Instrumente und Werkzeuge des täglichen Lebens geweiht und gesegnet. Schüler und Studenten verehren an diesem Tag ihre Bücher und lassen sie segnen, Bauern ihre Pflüge, Besitzer von Fahrzeugen ihre Fahrräder, Rickshaws und Autos, kurz: jeder verehrt das, was in seinem Leben das wichtigste vor allem für den Lebensunterhalt ist.
http://www.forumromanum.de/member/forum/entry_ubb.user_324969.1114665943.1108351725.1108351725.1.dasara_oder_navaratrifest-sri_lanka.html
Muttergottheiten
Vor unserem Abflug im neuen Jahr erleben wir in Bangalore noch einmal die Vielfalt und das Nebeneinander der Religionen. Nachdem wir am Abend lange nach einem Cybercafé gesucht haben und schließlich im indischen "Silicon-Valley" auf uralten, langsamen PCs Verbindung zu unserer Fluggesellschaft aufnehmen konnten, drängen wir uns durch das Gewimmel von Menschen, Autos und Verkäufern wieder Richtung Hotel. Dabei geraten wir - vorbei an tibetischen Kleiderhändlern - auf einen hell erleuchteten Platz. Glocken einer weißen, neugotischen Kirche mit vielen kleinen spitzen Türmchen locken uns - vorbei an schwarz verschleierten Musliminnen, vorbei an bettelnden Frauen, die vor großen schmiedeeisernen Toren sitzen, - hinein in einen katholischen Vorhof, über dem sich ein hoher Kirchturm erhebt, auf der Spitze ein rotes Neonkreuz und in halber Höhe die christliche Gottesmutter in blaues Licht getaucht.
Die christliche Gottesmutter
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Christliche Präsentation der Mutter vor der Kathedrale in Bangalore und in der Basilika "Lady of Snow"s in Tuticorin
AMMA, YOU ARE REALLY GREAT
Seitwärts vor der Kirche steht eine große Marmorgruppe: die Gottesmutter hält ihren toten Sohn auf dem Schoß. Sie ist geschmückt wie eine indische Göttin. In einer Kapelle neben der Hauptkirche finden wir wieder die Statue der Gottesmutter. Sie wird gerade von einer weiß gekleideten Frau mit einem neuen Sari eingekleidet. Vor dem Bild befindet sich eine Art Theke, auf der weitere drei Bilder der Gottesmutter stehen. Diese sind für die Betenden erreichbar. Hier gehen Frauen und Männer hin, legen beide Hände aufs Bild und führen die Energien der Gottesmutter mit ihren Händen zum Kopf und zur Brust. Manche haben vor dem Betreten ihre Schuhe ausgezogen. Ein Mann wirft sich auf den Boden nieder, so wie es in den Ritualen des Hinduismus üblich ist.
Wenige Minuten, nachdem das Geläute verklungen ist, und wir in der Kirche vor einer weiteren Statue der Gottesmutter stehen, erklingen die Allah-Rufe des Muezzins aus der gegenüber liegenden Moschee. In der Marien-Kirche werden die Lichter gelöscht. Wenige hundert Meter weiter locken uns Trommeln und die Gesänge eines Hindu-Priesters zu einem anderen Muttertempel. Hier erblicken wir das goldene Gesicht der indischen Muttergottheit Mariamma neben ihrem Wächter auf goldenem Pferd.
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Hinduistisches und christliches Bild der weiblichen Gottheit
Anrufungen in einem christlichen Internetforum eines südindischen Wallfahrtsortes
-Thanking You Amma
-Thanks Mother Mary for your blessings
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Indisch-christliche Darstellung der heiligen Familie von Frank Wesley. Der Sohn Jesus mit der blauen Hautfarbe hinduistischer Götter.
Darstellung der hinduistischen Götterfamilie an einem südindischen Tempelturm.
(Shiva, seine Frau Parvati und seine beiden Söhne Ganesh und Murugan)
Neben den drei religiösen Hochformen der großen indischen Tradition, dem Hinduismus, dem Buddhismus und dem Jainismus, haben sich drei alternative Traditionen entwickelt: die Volkslegenden über die Götterwelt, Bhakti, eine Bewegung, die auf persönlicher Frömmigkeit beruht, und Tantra als Umkehrung und Gegenbewegung zu der orthodoxen Tradition.
Bhakti kam in den Tamil sprechenden Regionen im 6. Jahrhundert zur Blüte und drückte sich vorwiegend in den Dialekten der Volkssprache aus. Bhakti bildet eine Gegenposition zur elitären Tradition der Brahmanen und den klassischen Sanskritschriften, den Veden. In manchen Bakhti-Liedern werden viele Inhalte der Tradition sogar verspottet.
Der Topf ist ein Gott.
Der wedelnde Fächer ist ein Gott.
Der Stein auf der Straße ist ein Gott.
Der Kamm ist ein Gott.
Die Bogensehne ist auch ein Gott.
Der Bottich ist ein Gott,
und die Schnabeltasse ist ein Gott.
Götter, Götter, es sind so viele,
dass kein Platz übrig ist
für einen Fuß.
Es gibt nur einen Gott. Er ist unser Herr
der sich treffenden Flüsse.
(Basavanna, 563)
Eine schwangere Dorfgöttin mit Phantasielöwen
Aus einem tamilischen Lied:
Wie dumm sind die, die zu steinernen Figuren beten, als ob solche dem hohen Gottesbild angemessen sein könnten. Kann Gott ein schmutziger Stein sein? Wer lehrt, Kupfer, Stein oder Holz sind Götter? Und die, die das glauben, werden niemals das gesegnete Heim erreichen, sondern sie werden untergehen in den sieben dunklen Höllen.
Heilige Göttersteine mit Symbolen des Göttlichen
Neben der Ablehnung der "primitiven" Darstellungen von Göttern lebte aber diese Art der bildhaften oder auch symbolischen Darstellung von Göttern und ihre Festlegung auf einen heiligen Bezirk, in dem man ihrer Kraft und Energie besonders teilhaftig werden konnte, ungebrochen weiter. Dieser volkstümlich-dörfliche Glaube ging meist eine Beziehung zu den hinduistischen Hochgöttern ein. Dabei spielen die Kastenunterschiede eine entscheidende Rolle. Der Hauptmythos der Mariamman erzählt von einer Brahmanenfrau, die auf Grund von Täuschungen einen Unberührbaren heiratete und mit ihm Kinder bekam. Als sie den Betrug entdeckt, wird sie zur Dämonin, die ihre Kinder verschlingt und den Büffel tötet, in den sich ihr Mann geflüchtet hat. Die Dorfgöttinnen stehen im Gegensatz zu den großen Gemahlinnen Laksmi und Parvati, die Göttinnen des Lebenskreises sind. Die Dorfgöttinnen dagegen sind keinem Mann untertan. Ihre Sonderstellung kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass ihnen Tieropfer dargebracht werden, Blutopfer, nach denen sie verlangen: Geflügel, Schweine, Schafe, Ziegen und manchmal Büffel. Nur mit ihnen können die Göttinnen beruhigt werden, so dass sie nicht Tod und Krankheit bringen. Hinweise auf frühere Menschenopfer finden sich noch in der Darstellung von Schädelketten. Häufig ist es Blut der Ziegen und der Hähne, das die Energie der Göttin erhalten soll. Es wird vor dem heiligen Bezirk der Göttin auf die Erde geschüttet. Ihre Tempel werden nicht von der Priesterkaste der Brahmanen betreut, sondern von unterkastigen Priestern.
Phantasiegöttin mit Attributen der Fruchtbarkeit und des Glücks
als milchgebende heilige Kuh und Pfau
und mit den männlichen und weiblichen Geschlechtsteilen Lingam und Yoni
Es war auf unserer Reise immer sehr schwierig den Namen und die Funktion einer Dorfgöttin zu erfahren. Selbst die Priester wussten manchmal nicht genau Bescheid. Noch schwieriger war es für unsere Führer, die erfragten Namen für uns in lateinischer Schrift aufzuschreiben. Die Göttinnen der Dörfer sind meist nicht identisch. Ihre Bezeichnungen sind oft zufällig, z.B. die Perlengöttin, die Hausbeschützerin, die Herrin der Buttermilch, die Glockengöttin, die Förderin der Geschäfte, die Göttin unter dem Mangobaum, die Wassergöttin, die Göttin eines anderen Dorfes, die Göttin eines bestimmten landwirtschaftlichen Gerätes, die Göttin der Dorfgrenze oder die Schutzgöttin gegen Pocken, Cholera und andere Krankheiten.
Heiliger Baum bei Palakadu als Symbol und Teil des Göttlichen.
Ort eines jährlichen Blutopfers, bei dem der Priester das Blut des Opfertieres trinkt.
Die Orte der göttlichen Energie
Orte göttlicher Energie können Natursteine, Flüsse, Erdbezirke, Menschen oder die 5 Elemente Erde, Feuer, Himmel (Äther), Wasser und Luft sein. Die Esoteriker meinen, unsere Gedanken, Gefühle und unsere Seele erzeugen Schwingungen und nehmen Energien auf. Birgt die weibliche Natur mehr Energien als die männliche? Sicherlich ist die Verbindung des Weiblichen mit Fortpflanzung und Fruchtbarkeit ein Grund dafür, die mütterliche Kraft in einer bäuerlichen Kultur als eine ganz besondere zu begreifen und sie als etwas Göttliches anzusehen. Der Schritt zur Personifizierung dieser Kraft in einer vergöttlichten Gestalt liegt nahe. Muss nicht das erste lebende Wesen in sich die Kraft der Vermehrung und der Schöpfung getragen haben? Ist nicht der Anfang allen Seins ohne diese Kraft nicht denkbar?
Die Urform der Göttin hat keine anthropomorphen Züge, sie offenbart sich in einem formlosen Stein, in einem Baum und in einem Termitenhügel. Mehrfach haben wir im Tempelbezirk der Dorfgottheit einen kleinen, mit roten Punkten der Verehrung gezeichneten Stein als Opferstelle der Kastenlosen identifiziert. Vor den wilden Göttinnen stehen immer Dreizacke, auf deren Spitzen kleine Zitronen gespießt werden, um damit die gefährliche Kraft der Göttin zu kühlen, wie unser Führer uns sagte.
Diese Land- und Dorfgottheiten, die fast immer weiblich sind, haben allerdings immer männliche Diener, die den Schrein der Göttin bewachen und ihre Befehle ausführen. In manchen Volksmythen werden die Dorfgöttinnen zu Gemahlinnen der großen Götter, die dadurch zu Schwiegersöhnen des Dorfes werden. Als besonders beliebte Dorfgötter werden in Südindien Murugan/Murukan bzw. Ayyanar verehrt, die als Bruder Ganeshs und Sohn Shivas gelten.
Muthiah Swami Temple in Kochadai bei Madurai
In dem tamilischen Tempelmythos Kandapuranam, der im Murugan-Tempel von Kancipuram im 17.Jh. verfasst wurde, wird die Geschichte des Gottes Murugan erzählt, der nach der Zerstörung des Kosmos durch die Götterfeinde von Shiva erschaffen wurde, um die kosmische Ordnung wieder herzustellen, was ihm durch eine Lanze (vel) gelang, die alle Illusionen zerstört. Diese Lanze kann auch an Stelle des Gottes angebetet werden. Später heiratete Murugan Devayanai, eine Tochter des Hochgottes Vishnu und Valli, eine Frau, die als Kind von Jägern im Wald gefunden worden war.
Die erste Shakti symbolisiert die Kraft der Tuns und der Bewahrung und die zweite Shakti die Macht der Begierde und der Täuschung. Valli zeigt auch eine Verbindung zu der bakhti-Frömmigkeit, bei der der Anbeter (bakhta) seine Selbstbewußtheit und sein Empfinden für sein Tun im Wesen des Göttlichen verliert und das Göttliche die Seele des Gläubigen sucht. Durch diese Auffassung des Verhältnisses zwischen Gott und Gläubigem entsteht wohl auch der Kult der von der Göttin Besessenen, den wir wiederholt in den Tempeln der Mariamman/Muttergottheit erlebten, besondere Orte einer göttlichen Kraft
(s. Kulturen der Achsenzeit, Teil 2, hrsg. Shmuel N.Eisenstadt)
Der Dorfwächter Ayyanar
Einer der wichtigsten männlichen Dorfgötter, der fast bei jedem Dorf anzutreffen ist, ist der Dorfwächter Ayyanar, für den immer große und kleine Pferde aus Ton bereit stehen, auf denen er nachts das Dorf gegen alle bösen Dämonen verteidigt.
Nur Ayyanar hat einen eigenen Schrein außerhalb des Dorfes unter freiem Himmel, wo seine großen und kleinen Pferde auf ihn warten.
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Ayyanar Tempel in der Nähe von Pondicherry
Die neun Planeten sind von höchster Wichtigkeit für die Berechnung der rechten Zeit von Ritualen und Opfern. Man bestimmt die günstige Zeit für das Ritual, indem man berechnet, wann sich die Kräfte in Übereinstimmung befinden.
Im Süden Indiens, im Gebiet des Bundesstaates Tamil Nadu, befinden sich die Tempel der Planetengötter: in Thiruvengadu (geweiht dem Merkur), in Thirunageshwaram (dem Schattenplaneten Rahu geweiht), in Sooryanayanar (der berühmte Sonnentempel), in Kanchanur (Tempel der Venus), in Alangudi (Jupiter Tempel), in Keezperumpallam (Tempel des Schattenplaneten Kethu), in Thirunallaru (Tempel des Saturn), in Thingaloor (der Mondtempel).
Im Tempel von Thirukadayoor werden vor allem Rituale abgehalten, welche Kinder anlässlich des 60. Geburtstages ihrer Eltern abhalten. Diese religiöse Zeremonie ist als Sadhapishekam bekannt.
Die Bedeutung des Feuers
Wärme - inneres und äußeres Feuer, durch Askese erreichte spirituelle Kraft - wird als umgestaltende Energie begriffen. Diese Wärme, die das männliche und weibliche Prinzip beinhaltet, ist die Quelle der Naturgesetze.
In dem Feuerkranz, der den tanzenden Shiva umgibt, werden die geistige Wiedergeburt und Erlösung versinnbildlicht. Feuer als Zeichen der Zerstörung und der Voraussetzung des neuen Werdens. Durch die Lösung aus dem Kreis der Wiedergeburten gelangt der Mensch zur Vereinigung mit Shiva, dem geistigen Prinzip schlechthin. Das wird immer wieder, sogar in Skulpturengruppen auf den Feldern, durch das Niedertreten eines zwergenhaften Dämons der "Blindheit" dargestellt.
Fruchtbarkeitssymbole im Hinduismus
Schlangensteine (Nagakals), Lingam, Yoni, Ganesh, die Schlangenpaare Naga und Nagini.
Die Schlangen erscheinen zu Beginn der Regenzeit. Ihre Häutung ist ein Zeichen der Wiedergeburt, ein Zeichen der ewigen kosmischen Energie. Im Yoga gilt die Schlangenenergie (Kundalini) als weibliches Prinzip.
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Ritualplatz mit Darstellungen der Schlangengottheit
und farbigen Tüchern, in die jeweils Wunschsteine eingebunden wurden.
Christliche Sitten: Das Fest der Schlangen in Cocullo (Italien)
Jedes Jahr am 6. Mai pilgern Tausende ins Bergdorf Cocullo (Italien) zur Prozession der Schlangenfänger. Der Rito dei Serpari ist eines der ungewöhnlichsten Feste Europas.
Der Brauch geht zurück auf die Marsen, ein etruskisches Volk, das vor 4000 Jahren die schlangenbeschwörende Fruchtbarkeitsgöttin Angizia verehrte.
Im 16. Jahrhundert vermischte sich der heidnische Mythos mit einem katholischen Zeremoniell zu Ehren des heiligen Domenikus, einem Kapuzinermönch, der vor mehr als 1000 Jahren in den Abruzzen lebte. Er habe giftige Schlangen in Fische verwandelt und so die Gegend von einer Plage befreit. Bis heute ist er Schutzheiliger der Bauern und Schäfer.
Die Schlangen sind die Hoffnung der Region. Ihr Verhalten wird als Zeichen für die kommende Ernte gewertet: Räkeln sie sich um Kopf und Schultern des Heiligen, bleiben Hagel und Unwetter aus. Kriechen sie um seinen Unterkörper oder gar ins schwarze Gewand, droht Ungemach.
Die heilige Zahl 108
"Ruf 108 und rette ein Leben".
( Redensart in Indien)
Im Hinduismus, Buddhismus und anderen asiatischen Religionen ist 108 eine heilige Zahl.
Warum? Weil die Quersumme 9 beträgt und 108 geteilt durch neun zwölf ergibt, beide Zahlen durch drei teilbar sind und drei ist wie sieben eine heilige Zahl ist, weil sie in viele, sehr kleine Primfaktoren zerlegbar ist? Keine überzeugende, endgültige Antwort.
Eine komplizierte, aber auch nicht einsichtige Erklärung der buddhistischen Lehre dazu ist: der Mensch hat sechs Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Fühlen (Tasten), Schmecken und neben diesen auch im Westen geläufigen Sinnen auch Denken. Jeder dieser sechs Sinne kann mit angenehmen, unangenehmen oder neutralen Gefühlen verbunden sein. Dreimal sechs macht 18. Jedes dieser 18 Gefühle kann anhaften oder nicht anhaften und manifestiert sich in drei Zeiten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zweimal 18 macht 36 und dreimal 36 macht 108.
Am ehesten überzeugt noch ein Zusammenhang mit der indischen Astrologie.
In der hinduistischen Astrologie gibt es 12 Rashis (Tierkreiszeichen) und 9 Planeten (Navagraha) 12 X 9 = 108. Es gibt außerdem 27 Sterngruppen (Nakshatra), die jeweils in 4 Pada (Viertel) unterteilt sind 27 X 4 = 108.
"Um mich ist dieses All gereiht,
Wie Perlen an die Seidenschnur"
(s. Glasenapp).
Es existieren rund 108 offiziell anerkannte Upanishaden. (Die Upanishaden beschäftigen sich mit dem Wesen des Brahmans, der universellen Seele, die mit Atman gleichgesetzt wird, der innersten Seele jedes Individuums. Andere Themen sind das Wesen und der Sinn des Daseins, verschiedene Arten der Meditation und der Gottesverehrung sowie Eschatologie, Erlösung und die Lehre von der Seelenwanderung.)
Eine Mala besteht in der Regel aus 108 Perlen zur Wiederholung eines Mantras.Im Buddhismus verkörpern die 108 Perlen die 108 Bände der gesammelten Lehren Buddhas.
Hinduistische Gottheiten haben 108 Namen. Die Rezitation der 108 Namen begleitet vom Abzählen der 108 Mala-Perlen gilt als heilige Handlung und wird oft in religiösen Zeremonien durchgeführt.
Shiva tanzt als Nataraja seinen kosmischen Tanz mit 108 verschiedenen Tanzschritten.
Der tibetische Buddhismus benennt 108 "Störgefühle."
Der Eklingji-Tempelkomplex, ein Hindu-Tempel in Udaipur, Rajasthan, West-Indien, enthält in seinen hohen Mauern 108 einzelne Tempel.
Das Orakel der Palmblattbibliotheken besteht aus 108 Kaurimuscheln. Dies können 108 Muscheln oder auch Steine wie Rosenquarze sein. Jede Zahl steht für einen Planeten und ist ein Symbol für die Planetenenergie. Infos zum Edelsteinorakel.
Hinweis auf eine gute detaillierte Darstellung zum katholischen Rosenkranz
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Weiblicher und männlicher Guru in einem Tempel.
Durch die Lage der acht Halbedelsteine (rechts), die für die Planeten stehen, werden Aussagen über die Zukunft eines Menschen gemacht.
Ein Mantra ist "Shakti - Om shakti om - Om Shanti Om", ein Mantra für den persönlichen und universellen Frieden.
Das Rezitieren eines Mantras kann dem Freisetzen mentaler Energien dienen, oft auch als Gebet. Jede Silbe und jedes Wort während einer Puja, eines hinduistischen Gottesdienstes, gilt als Mantra. Die äußeren Tätigkeiten des Priesters erhalten ihren Sinn und ihre Wirksamkeit erst durch das Rezitieren der vorgeschriebenen Worte, ähnlich wie etwa die vom Priester gesprochenen Worte der Opferung und Wandlung in einem katholischen Gottesdienst. Zu den ältesten bekannten Mantren gehören die Opferformeln und Gebete der Veden.
Mantren der christlichen Tradition
"Halleluja" (Gelobt sei Jah)
"Kyrie eleison" (Herr, erbarme dich)
"Hosanna" (Hilf doch)
"Amen" (Es ist gesagt; vergleiche Aum, Om)
Das Rosenkranz-Gebet
Die Gesänge aus Taizé
Mantren der islamischen Tradition
Das Glaubensbekenntnis "La ilaha illa Allahu" ("Es gibt keinen Gott außer Allah")
"Allahu Akbar" (Gott ist gross/mächtig)
Erster Koransatz und erster Satz fast aller Suren: "Bi 'smi illahi ar-rahmani ar-rahiim" ("Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes")
Aus der jüdischen Tradition
Das Glaubensbekenntnis "Schma Israel adonai elohenu, adonai echad" ("Höre, Israel, der Herr ist dein Gott, und er ist dein einziger Gott")
"Hevenu Shalom Aleichem"
Hinweis auf ein Schlangenheiligtum
Zur indischen Zeitrechnung
Die Namen der Wochentage beziehen sich auf die Himmelskörper Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn (in der genannten Reihenfolge)
1 Jahr hat 12 Monate und 365 Tage. Monatslänge nach Verweilzeit der Sonne in bestimmten Sternbildern bzw. Eintritt der Erde in einen neuen 30-Grad-Abschnitt der Erdumlaufbahn um die Sonne. Hat nichts mit Mondphasen zu tun! Die Monatslänge ist nicht von vornherein festgelegt, sondern variiert von 29-32 Tagen, wobei die letzten Monate des Jahres meist die längeren sind.
Es gibt in Indien 4 verwandte Sonnenkalender: Den Malayalam-Kalender, den Orissa-Kalender, den Bengal-Kalender sowie den Tamil-Kalender. Wie in allen indischen Kalendern geht der Tag von Sonnenaufgang bis zum nächsten Sonnenaufgang (= Panchang = Savana day = Civil day).
Neujahr ist Mitte April (ca. 13.-14. April). s. http://www.bernhardpeter.de/Indien/home-j.htm
Feldtempel mit Lanzen, die die Macht des Gottes veranschaulichen.
Auf den Spitzen Limonen zur Beruhigung böser Energien.
Der Hinduismus ist eine philosophische Religion, in der die Götter für bestimmte kosmische Ideen stehen, die das Ergebnis einer philosoiphischen Reflexion über das Universum als Ganzes sind. So symbolisiert Shiva die Kraft der Zerstörung und die Idee des Lebens durch den Tod, Vishnu die Kraft der Erhaltung und des Lebens und die Idee der Rettung. Die Hauptgötter sind vorwiegend männlicher Gestalt entsprechend ihrem Ursprung in der kriegerischen Kultur der Indien erobernden Arier.
Das Absolute wird im Hinduismus als eine Einheit begriffen, die in den Polen weiblich - männlich alle Erscheinungsweisen hervorgebracht hat und hervorbringt. Innerhalb der südindischen Shakta-Religion beinhaltet das weibliche Prinzip auch die drei kosmischen Prinzipien der Schöpfung, der Erhaltung und der Zerstörung, die von den drei Göttinen Lakshmi, Saraswati und Mahakali/Durga dargestellt werden. Um die Einheit des weiblichen Urprinzips zu betonen, werden die drei Aspekte oft als Dreieinigkeit dargestellt. Die vielen eisernen Dreizacke in den Tempeln der Muttergottheiten weisen darauf hin.
"Ich bin das Offenbare, das Verborgene und das Übersinnliche. Ich bin Brahma, Vishnu and Shiva, als auch Saraswati, Lakshmi and Parvati. Ich bin die Sonne, ich bin der Sternenhimmel, ich bin auch der Mond. Ich bin die Tierwelt und die Vogelwelt. Ich bin die Außerhalb der Gesellschaft Stehende, als auch das Oberhaupt. Ich bin die niedrige Person, die Schreckliches tat und die großartige Person, die Hervorragendes tat. Ich bin das Weibliche, ich bin das Männliche, und ich bin das Ungeschlechtliche." (Srimad Devi Bhagavatam, VII.33.13-15)
s.a. die Verehrungsformen Shivas als Form, als formlose Form und als das Formlose
(Chidambaram)
Frau mit alten magischen Schlangen-Ohrringen (pambadam) aus Gold
Der Physiker Fritjof Capra hat in seinem 1975 erschienen internationalen Bestseller "Das Tao der Physik" Shivas Tanz als den Tanz der subatomaren Materie interpretiert. Vor dem europäischen Atomforschungszentrum CERN bei Genf, wo 2007 ein riesiger unterirdischer Teilchenbeschleuniger (Large Hadron Collider LHC) in Betrieb ging und wo 1990 das World Wide Web entwickelt wurde, steht seit 2004 eine zwei Meter hohe Statue des Shiva Nataraja. Ein Hinweis auf eine kühne wissenschaftliche Methode, die mit modernster Technologie den kosmischen Tanz der subatomaren Teilchen aufzeigt. ( http://www.fritjofcapra.net/shiva.html)
Wisse: Unser Herr ist ein Tänzer,
Der, wie das Feuer im Holz,
Im Körper ist gegenwärtig,
Und der in Bewegung setzt
Alle Lebewesen.
(von einem Shiva-Verehrer, 15.Jh.)
Das Wort "Dharma" beruht auf dem Wortstamm "dhar", was "halten" oder "tragen" bedeutet. Der Dharma ist also das Weltgesetz, welches den Gang der Welt aufrecht hält und für Gerechtigkeit sorgt. Er ist eine absolute, unumstößlich gültige und nicht mehr hinterfragbare Instanz. Er ist ein atheistisches Prinzip, dem Götter und Menschen gleichermaßen unterworfen sind. Dieser allgemeingültige Dharma hat nach altindischer Auffassung seine Entsprechung im individuellen Dharma (svadharma) der persönlichen Pflicht und Frömmigkeit, die das Weltgesetz jedem Einzelnen abverlangt.
Damit ist der Dharma - was einen erheblichen Unterschied zum Buddhismus bedeutet! - relativ: Beispielsweise gebietet er für den Asketen Gewaltlosigkeit, für den Krieger dagegen das Töten. Der Dharma setzt also die Grundlagen für die Ethik fest, d.h. durch das metaphysische Prinzip "Dharma" wird die Ethik begründet. Verstößt der Mensch gegen die Regeln der Ethik, so verletzt er den Dharma, was Leiden (dukkha) zur Folge hat. Die Erfüllung des Dharma führt dagegen zu Glück (sukha).
Die Dharmas entstehen, nachdem sie vorher nicht da waren, und vergehen wieder, wenn ihre Wirkung erschöpft ist. Dabei entstehen sie nicht durch Zufall oder von selbst, sondern stets in funktioneller Abhängigkeit von anderen Dharmas, entsprechend der Lehre von einem ursächlichen Zusammenhang aller Dinge. Der Buddhismus kennt - im Gegensatz zu allen anderen Religionen, aber in Einklang mit der modernen Naturwissenschaft - keine ewigen materiellen oder geistigen Substanzen, aus denen alles besteht. Stattdessen ist das ganze Universum und alles, was in ihm ist, eine rein gesetzmäßige Folge von dynamischen Prozessen, ein Kräftespiel von Dharmas. Die Welt ist nicht, sondern sie geschieht, es gibt kein Sein, sondern nur ein Werden. Jede Einzelerscheinung entsteht in funktioneller Abhängigkeit, d.h. nur eine Vielheit von Faktoren kann einen neuen Faktor hervorbringen. Nirgends existieren isolierte Faktoren: Das Weltgesetz manifestiert sich als ein durchgehender und unverbrüchlicher Konditionismus.
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Zur Tamil-Sprache
Die TAMIL Sprache ist eine dravidische Sprache, die hauptsächlich im indischen Bundesstaat Tamil Nadu und auf Sri Lanka verbreitet ist. Wie alle indischen Schriften ist die Tamil-Schrift eine Zwischenform aus Alphabet und Silbenschrift. Da die Tamil-Schrift ursprünglich auf Palmblättern geschrieben wurde, entwickelte sie sich von eckigen zu runden Zeichen, da eckige Schriftzüge die Palmblätter gespalten hätten. Wie viele indische Schriften wird die Tamil-Schrift im Wesentlichen nur für eine Sprache verwendet, das Tamil. Sie wird von links nach rechts geschrieben, und kennt keinen Unterschied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben. Durch Kombination der 18 bzw. 23 Konsonanten mit den 12 unselbstständigen Vokalzeichen können 216 bzw. 276 Konsonant-Vokal-Verbindungszeichen gebildet werden.
Unsere Entdeckung der alten tamilischen Literatur
An der Südspitze Südindiens, dort, wo der Indische Ozean, der Golf von Bengalen und die Arabische See sich treffen, steht auf einer Felseninsel die Statue des tamilischen Dichters und Philosophen Tiruvalluvar, der vor 2000 Jahren gelebt haben soll. Sein Werk, das Tirukkural, gehört zu den bedeutendsten Schriften der tamilischen Sprache. Es wird mit der Bibel oder dem Koran verglichen.
In der riesigen Statue kommt der Stolz der Tamilen auf ihre uralte Literatursprache zum Ausdruck, die in den Anfängen noch nicht von dem arischen Sanskrit beeinflusst war. Innerhalb der dravidischen Sprachen (das Malayalam, das Kanaresische und das Telugu) hat das Tamilische die bedeutendste Literatur hervorgebracht. Da das Tamil-Alphabet sehr stark vom Sanskrit abweicht, gibt es auch bei der Umschrift von Wörtern ins Englische große Schwierigkeiten, wie wir bei den Namensangaben unseres Führers immer wieder feststellen konnten.
Neben der Poesie und den epischen Romanen wird bis heute die ethische Spruchdichrung besonders geschätzt und hierbei besonders das Werk des Tiruvalluvar. Hier ein Beispiel:
பற்றுக பற்றற்றான் பற்றினையப்பற்றைப்
பற்றுக பற்றுவிடற்கு
patRuka patRatRaan patRinai, yappatRai
patRuka patRu vitaRku
Halte dich fest an dem, der sich hält an nichts.
Festhaltend hörst du auf festzuhalten.
(Kural 350)
Diese Verse sind kunstvolle Kurzzeiler, Kural genannt. Der erste Vers ist in der Regel vier-, der zweite aber dreifüßig. Die Verse beginnen jeweils mit Anfangsreimen uns haben in der Mitte Alliterationen. Auf Grund dieser Sprachmittel ist eine gleichwertige Übersetzung kaum möglich. http://www.oocities.org/nvkashraf/kur-trans/translations.htm
Der Missionar Karl Graul übersetzte bereits 1854 die Verse des Tirukkural ins Deutsche und ins Lateinische. Auf der Internet-Gedichte-Datenbank sind viele übersetzte Verse gespeichert: www.jokers.at/1/poem.start/startseite.html?f=poem.search&rtyp=2&search=Tiruvalluvar
கற்றாருட் கற்றா ரெனப்படுவர்கற்றார்முற்
கற்ற செலச்செல்லுவார்
katRaarut kaRRaa renappaduvar kaRRaarmuR
kaRRa selassellu vaar
Most learned among the learned is he
Whose learning the learned accept
(Tirukkural: Kural 722)