4.

31. Dezember

Abseits der Touristenpfade

 
Palaung-Mädchen

mingelabar guten Tag
Gruß, der für Einheimische dieser Gegend ungewöhnlich ist und oft Heiterkeit erweckt)

pä  doua maläh wohin gehst du?
(eine sinnvolle Frage, auf die wir immer eine Antwort bekamen)

djesu bäh danke
tabba do maläh auf wieder sehen
(In der burmesischen Sprache bestimmt der Ton den Wortsinn)

Unsere Teestunden bei den Danu und Taung Yoe

Unser neuer Guide von Golden Express engagiert für uns den lokalen Danu-Führer Myo Wai Ko, mit dem wir eine Tageswanderung von acht Stunden durch eine wunderbare Kultur- und Gartenlandschaft unternehmen. Mit zwei Führern beginnen wir links von den berühmten Buddhahöhlen den Aufstieg von 1180 auf 1500 m. Diese Route wird selten von Touristen begangen. Oft werden wir von Kindern sprachlos angestarrt oder Babys erschrecken bei unserem Anblick und beginnen zu weinen. Die Gartenlandschaft zeigt sich in farbigen Feldstücken mit unterschiedlichen Pflanzenarten und Pflanzmustern. Weiß blühende Buchweizenfelder neben rosa blühenden Kirschbäumen. An den Rändern der grünen Weizenfelder stehen manchmal Bananen oder Kakteen. Dazwischen riesige Banyanbäume und ab und zu einzelne Häuser, neben denen Papayas, Avocados und Granatäpfel wachsen. Vor den Häusern liegen Bohnen und roter Chili zum Trocknen aus. Es werden Kohlköpfe geerntet und mit Ochsenwagen zum Markt befördert. Die sanft hügelige Landschhaft bietet immer wieder neue Ausblicke. Die Menschen sind überaus freundlich. Bleiben wir irgendwo stehen, so werden wir gleich begrüßt und oft zum Tee eingeladen.

Unser erster Besuch gilt einem Haushalt, in dem Kartoffelchips hergestellt werden. Im Erdgeschoss des Steinhauses werden Kartoffeln in Scheiben geschnitten, kurz aufgekocht, zwei Tage in großen Pfannen auf einem langen Erdofen getrocknet und dann noch kurz in kochendes Öl getaucht. Gewohnt wird im ersten Stock. Das Erdgeschoß dient meist als Werkstatt oder Vorratsraum.

Unseren ersten Tee bekommen wir in dem Kloster Sa Lee Inn. An die Spitzen der beiden Pagoden sind Neonröhren gebunden, so dass Buddhas Lehre auch nachts über das Land hin strahlt. Überall in der Pindaya-Region leuchten die Himmelsantennen tagsüber hundertfach in Gold als Ausdruck der kostbaren Weisheiten und in Weiß als Symbole der Abwendung vom Materialismus der Welt und nachts als neonfarbig strahlende Symbole der Erkenntnis, dass nur die Lösung aus dem Kreislauf der Welt ein leidloses Sein verspricht. Nur vier Kindermönche sind z. Zt. in dem Kloster. Wir dürfen auch von ihrem Essen kosten. Ein ganz ungewohntes, kaltes, säuerliches Gemüse aus Tee (fünf Minuten gekocht) mit Knoblauch und Chili zubereitet. Das entspricht ganz und gar nicht unserem Geschmack. Der aufgebrühte, grüne Tee aus dem Klostergarten schmeckt uns dagegen ganz ausgezeichnet. Er erinnert uns auf Grund seiner ätherischen Stoffe an indischen Darjeeling-Tee.

Da die Gegend sehr trocken ist, hat jedes Haus eine Zisterne, in die in der Regenzeit über eine aufwändige Bambusrohrkonstruktion Wasser vom Dach des Hauses geleitet wird. Neugierig erkundigen wir uns auch nach dem angebauten Gemüse. Eine freundliche Frau zeigt den Garten und die verschiedenen Bohnensorten. Daraufhin lädt sie uns zum Tee ein. Über eine leiterartige Treppe aus relativ dünnen Bambusstangen ersteigen wir den Wohnbereich im ersten Stock. Natürlich ziehen wir vorher unsere Schuhe aus. Der Wohnbereich enthält keine Möbel. Sowohl der Boden als auch die Wände bestehen aus Bambusmatten.  Die Fenster werden entweder mit einer anderen Matte oder mit einem transparenten Plastiksack verschlossen. Der untere Stock ist mit ungebrannten Trockensteinen hochgemauert. Im Raum gibt es keine Feuerstelle. In dieser Gegend befindet sich die Küche immer in einer besonderen Hütte neben dem Wohnhaus. Der Sohn zeigt uns stolz seine Tätowierungen. Die sollen ihm Glück bringen. Am rechten Arm sehen wir einen Gecko und einen Drachen, am linken einen Gecko und einen Vogel. Auf den Oberarmen hat er einen reitenden Nat. Als wir die Mythengestalt aus Mensch und Vogel nicht gleich erkennen, holt er ein Kalenderblatt, auf dem diese Gestalt abgebildet ist.

Den dritten Teebesuch verbinden wir mit unserem Mittagessen. Schuhe aus. Treppe hoch. Platz nehmen auf dem Boden. In unserem Lunchpaket steckt ein scheußliches Sandwich mit Hühnchen und süßer Kokosbutter.

Den vierten Tee bekommen wir bei einer Familie, die Strohhüte herstellt. Der alte  Bauer und Hutmacher zeigt uns begeistert, wie er das Material vorbereitet. Im unteren Stockwerk hat er die Materialien liegen, Bambusstangen und Bambusschalblätter. Der Bambus wird vier Wochen ins Wasser gelegt, um ihn zu einem Ring biegen zu können. Die breiten Ringe werden dann in kleine, 1/2 cm breite Ringe geschlitzt. Das ist seine Arbeit, während eine seiner Schwiegertöchter in Akkordzeit einen Tropenhut mit breiter Krempe fertigt. Auf dem Markt erhält er für einen Hut 100 Kyat (90 Ct). Den Hut schenkt er Christa, als sie ihm als Gegengeschenk für den Tee 1000 Kyat gibt, ja er holt noch eine Tragetasche voller Avocados und Granatäpfel aus seinem Garten. In diesem Haus wohne er mit seiner Frau, sieben verheirateten Kindern und 22 Enkelkindern, insgesamt 38 Personen. Vor seinem Haus stehen zwei Kochhütten.

Am Abend treffen im Hotel noch zwei große Reisegruppen ein, Studiosus mit 22 Personen und eine italienische Gruppe  mit 17 Personen. Das Sylvesterkonzert zeugt von einer totalen Fehleinschätzung der europäischen Gäste durch die Hotelmanager. Gegen 19 Uhr setzt eine penetrante, durchdringende Bum-Bum-Musik ein, die an Fußball- und Kirmesplätze erinnert. Wehmutsvoll denken wir an den stimmungsvollen Sylvesterabend auf dem Strand von Ngapali, (s. Reise durch Rakhine).

1. Januar 2005

Morgens zunächst Besichtigung der Buddha-Höhlen von Pindaya über den nördlichen Aufstieg. Wir waren bereits 2001 hier. Die 8000 Buddhas sitzen noch immer an den Wänden und in den Seitenhöhlen und warten auf Besucher. Einige haben neue Goldüberzüge erhalten, wie große Spenderschilder zu ihren Füßen verkünden. Ein Zen-Meister sagte einmal „Trefft ihr den Buddha, tötet ihn.“ Buddha ist nicht mehr vorhanden und nicht mehr erreichbar, nur seine Lehre ist existent.

Eine vierstündige Wanderung zu dem Danu Dorf und Kloster Htut Ni (1300 m), wo die Pali-Sprache, die Sprache der kanonischen Bücher des Buddhismus, unterrichtet wird, schließt sich an. Im Dorf werden wir von einem Bauern mit einem großen Orangengarten zum Tee eingeladen. Die Oma erzählt, dass im März fünf ihrer Enkel als Mönche eingekleidet werden, danach könne sie beruhigt sterben, dabei schaut ein kleiner Mönch aus ihrer Verwandtschaft bereits zur Tür herein. Ihr Mann hat inzwischen zwei Schüsseln mit Orangen und Mandarinen für uns geholt und nötigt uns zum Essen.

Unser Guide Myo Wai Ko erzählt uns, er selbst sei vor etwa 10 Jahren auch für einige Wochen im mittleren Myanmar Mönch gewesen. Inzwischen habe er aber geheiratet, habe einen 9jährigen Sohn und eine 5 1/2 jährige Tochter. Seine Wohnung sei sehr eng, weil er sie zusammen mit seinem Vater und der Familie seines Bruders bewohnt, deshalb könne er uns nicht einladen. In einem Jahr führe er bis zu 8 Touristengruppe, 10 $ pro Tag. Mehrtageswanderungen seien sehr billig, weil man in einem Kloster übernachte. Seine Frau würde auch arbeiten, im Conqueror-Hotel.

Der Abstieg geht durch Felsformationen steil hinunter und führt direkt zum Freilichtmuseum hinter unserem Hotel.

Dann Fahrt mit dem Auto von Pindaya nach Kalaw. Unterwegs besuchen wir die Tropfsteinhöhle My In Ma Hti , in der zwischen großen Stalaktiten einige Buddhafiguren aufgestellt sind. Die Wanderung durch das Höhlensystem gestaltet sich recht abenteuerlich, weil wir nur mit einer Taschenlampe und mit nackten Füßen unseren Weg durch die verwinkelten, kalten, nassen Höhlengänge finden müssen. Neben Pindaya sei dies die einzige buddhistische Höhle, in den anderen Höhlen gebe es nur Schlangen, so unser Guide. Aber es gibt noch Meditationshöhlen und Höhlen mit steinzeitlichen Malereien. Unser Experte von Golden Express zeigt wieder einmal seine Unkenntnis, wenn es um Ziele außerhalb des Standardprogramms geht.


Heimfahrt mit der „chinesischen Kuh“, ein Motor auf zwei Rädern.

Im nahe gelegenen Palaung-Dorf können wir die Herstellung von Tofu beobachten. Ein großer Kessel brodelt über einem offenen Feuer vor einer Hütte. Der Mann rührt mit einer langen Bambusstange den Brei. 30 Minuten, wie er sagt.  Nach dem Einweichen der Bohnen werden sie gemahlen, mit Wasser verdünnt und gekocht. Mehrere Kästen, die mit Bananenblättern ausgeschlagen sind, stehen schon daneben. In diesen Kästen kann der Tofu abtrocknen, wird dann in Portionen zerschnitten und in Kokosöl geröstet, um auf dem Markt verkauft zu werden. Neben einem anderen Haus werden Erdnüsse im Mörser zerstoßen, ein Kohlbauer belädt gerade seinen Ochsenkarren für den Markt. Er bietet uns einige Möhren an, die Frau kommt mit einer Kanne Tee. Ein anderer Bauer erzählt uns, er sei 72 Jahre, habe drei Söhne, drei Töchter, 15 Enkel und einen Urenkel. Die vier Häuser hier gehörten ihm und würden von seiner Familie bewohnt.

Übernachtung im New Shine Hotel in Kalaw, 1245 m, keine Heizmöglichkeit. Wir ziehen uns warm an.

Heute stellen wir überrascht fest, dass wir erst eine Woche unterwegs sind, aber dem Gefühl nach mindestens einen Monat.

2. Januar

Ganztageswanderung bei Kalaw zu vier Palaung-Dörfern. Unser Guide von Golden Express zeigt seine Unfähigkeit eine Tour richtig zu planen. Er macht falsche Angaben zur Dauer der Wanderung. Statt 5 Stunden brauchen wir 10 Stunden. Auf ein notwendiges Lunchpaket und auf Wasservorräte weist er  nicht hin. Erst bei Dunkelheit und einsetzender Nachtkälte treffen wir nach einem Gewaltmarsch mit Blasen an den Füßen wieder in Kalaw ein. Seine Fähigkeit etwas Sinnvolles auf Englisch zu vermitteln ist mangelhaft.

Bis zum ersten Palaung Dorf  benötigen wir 3 Stunden. Leider wurde an Stelle des schmalen Wanderwegs von 2001 inzwischen ein neuer Karrenweg angelegt. Das entfernte Dorf Nyaung Kong (Banyanland) besuchen wir zum ersten Mal. Ein Besuch dieses Dorfes gehört nicht zum Normalprogramm der Reisegruppen. Am Anfang des Dorfes, das auf einem Bergrücken angelegt ist, stehen ein buddhistisches Kloster und ein Wassertank, der von einem deutschen Arzt gespendet wurde. Eine Krankenstation weist das Datum 1.3.98. auf. Ein Helfer der Station erklärt stolz, dass sie erfolgreich die Malaria und den Durchfall bekämpfen. Nachdem wir die vielen verdreckten und verschorften Kinder gesehen haben, scheint es uns noch wichtiger zu sein, dass die Bewohner erst einmal lernen sich selber und ihre Kleider zu waschen. 

Etwa 50 Bambushäuser, meist mit Wellblech abgedeckt, gehören zum Dorf. Vor jeder Tür hängt ein Stück Bambusrohr mit einem Schlägel. Damit unterrichtet man den Nachbarn bei Feuergefahr.

Die drei Lehrer, die zur Grundschule gehören, wohnen in einer erbärmlichen Hütte. Als wir hören, wie viel Geld die Eltern für ein Schulkind aufbringen müssen, wundern wir uns. Neben den Schulmaterialien müssen sie im ersten Monat 3000 Kyat und in den Folgemonaten je 500 Kyat bezahlen. Nur ein Junge und ein Mädchen, das uns gesteht, es möchte später in ihrem Dorf Lehrerin werden, besuchen die Oberschule in Kalaw. Der Vater, mit zerrissener Hose und zerrissenem Hemd, bringt seine kleine Tochter gerade in zwei Tagesmärschen in die Bezirksstadt und will dort in der Bank 500 Kyat (0,45 €) einzahlen. Zum Beweis zeigt er uns zwei Sparbücher, für seine Tochter und für seinen Sohn. Für die Oberschule muss er im ersten Monat 10 000 Kyat aufbringen und für die folgenden Monate je 1000 Kyat. Da er eine Teeplantage hat, kann er durch Verkauf von Tee auf dem Markt zu Geld kommen, wozu nur die wenigsten Leute hier in der Lage sind. Von seinen 8 Kindern sind 4 verheiratet.

 Palaung-frau

Wir verbringen längere Zeit in einem traditionellen Haus, in dem Großmutter, Mutter und verheiratete Tochter im ersten Stock leben und noch die traditionelle Tracht mit der Kopfbedeckung aus Perlen und Schnürenbündeln und dem mehrfachen Rattan-Gürtel tragen. Großmutter zeigt auch noch Brusttätowierungen. Die beiden Küchenfeuerstellen befinden sich im Erdgeschoss, dazwischen noch ein langer Erdofen, auf dem Cherootblätter getrocknet werden, die als Deckblätter für dicke Zigaretten dienen. Über der Feuerstelle hängen Stücke Schweinefleisch zum Trocknen. Obwohl viele Buddhisten als Folge des buddhistischen Tötungsverbots das Essen von Fleisch ablehnen, laufen in allen buddhistischen Bergdörfern große schwarze Schweine herum und den Leuten schmeckt das Fleisch.

Am Ende des Dorfes steht eine Gruppe großer Banyan-Bäume – der Rest des Banyan-Landes-, wo eine Gruppe Frauen aus einem speziellen Gras Besen zum Verkauf herstellt.

Der Karrenweg führt noch weiter bis zu einem zweiten Dorf Shwe Min Boon (Goldener König), das nach einer Pagode auf einem Berg benannt ist. In diesem hintersten Dorf sind die Kinder noch verdreckter und vor allem noch verschorfter im Gesicht als im ersten. Im Gegensatz zu dem Hinterwäldlereindruck stehen einige Neubauten aus Trockenziegeln im kitschigen Zuckerbäckerstil und in einem Fenster steht demonstrativ ein Radiorecorder. Ein Neureicher zeigt seinen Reichtum.

Auf dem ca. 4stündigen Rückweg nach Kalaw besuchen wir die Palaung-Dörfer Yaw Thit und Ta Yaw ( mit Langhäusern, die wir von unserer ersten Reise schon kennen). Das Langhaus in Ta Yaw (7 Familien mit 45 Personen) wird von allen Touristen aus Kalaw besucht, entsprechend verhalten sich jetzt alle Bewohner. Die Kinder fordern Bonbons und Geschenke und eine Gruppe von Frauen belagert uns unentwegt mit Taschen, Kappen u.a. wunderschönen Verkaufsartikeln, so dass wir vom Hausinneren kaum etwas sehen können. Trotzdem bekommen wir wie beim ersten Besuch Tee und Bananen, worauf die Gastgeber natürlich auch ein Geschenk erwarten. Im Dorf werden neue Häuser gebaut und ein Traktor zeigt, dass die neue Zeit eingezogen ist. Teeplantagen, vor 4 Jahren angelegt, bringen jetzt Geld ins Dorf. Wahrscheinlich hält nur der Tourismus die Palaung davon ab, ihre alten Häuser abzureißen und sich entsprechend den Bildern aus den Medien zu kleiden. Wieder ein Beispiel für das Vergehen alter Traditionen. Die allmähliche Globalisierung im westlichen Stil ist nicht aufzuhalten.


Aussichtspunkt „mit Imbiss“

Den weiteren Weg aufwärts auf 1380 m zu einem Aussichtspunkt „mit Imbiss“, den schwierigen Versuch etwas zu essen und zu trinken zu bekommen und den vergeblichen Versuch mit einem Ochsenkarren für 4000 Kyat den Rückweg zu bewältigen, möchte ich nicht ausführlicher beschreiben. Wahrscheinlich hat die Bäuerin ihren Mann für verrückt erklärt ohne Licht 3 Stunden zur Stadt zu fahren, wahrscheinlich waren wir viel schneller als die Ochsen und sind durch unser Gehen auch nicht unterkühlt worden. Jedenfalls haben wir ohne Taschenlampe, wenn auch mit schmerzenden Beinen, zurück gefunden zu unserem Hotel.

Das Abendessen im Restaurant Seven Sisters, in dem wir auf niederländische, italienische und deutsche Touristen treffen, fällt wie beim ersten Mal wieder enttäuschend aus.

Gerne wären wir noch zu einem Padaung-Dorf mit den berühmten Langhalsfrauen gefahren, aber unser Guide beteuert, dieses Dorf sei für Touristen gesperrt und nicht zugänglich. Aus welchem Grund auch immer versucht er uns mehrfach zu überreden, doch in 2 Tagen mit Übernachtung in einem Kloster zum Inle-See zu trekken. Vermutlich könnte er dann das eingesparte Geld als Gewinn einstecken. Häufig spricht er über Preise. Ein chinesisches Motorrad koste ohne Lizenz 300 $ und mit Lizenz 400, ein Thai-Motorrad 600 und ein japanisches 800 bis 1000 $. Für ein Fahrrad müsse man 20$ ausgeben.

3. Januar

Morgens Marktbesuch in Kalaw, dann Fahrt mit dem Auto zum Inle See. Unterwegs Aufenthalt auf dem Fünftages-Markt von Heho, zu dem auch Danu, Taung Yoe und Pao kommen.

Zum Spätnachmittag lassen wir uns 2 Stunden mit einem Boot (4000 Kyat; 3,5 €) bei Nyaungshwe durch die Kanäle und schwimmenden Gärten rudern. Das erste Stück Fahrt durch den Hauptkanal ist schrecklich, weil wie auf einer Autobahn Schlag auf Schlag die knatternden Schnellboote mit aufspritzender Heckwelle an uns vorbei brausen. Erst als wir in einen kleinen Nebenkanal einbiegen, wird die Fahrt erträglich und tatsächlich idyllisch. Zunächst besuchen wir das Intha-Dorf Nanthe, beobachten, wie die Wasserbüffel durch das niedrige Wasser und durch die Reisfelder getrieben werden, wie ein Bauer vergeblich versucht ein Schwein nach Hause zu treiben, beobachten die Herstellung von Cheroot-Zigarren in einem Haus und erwarten bei einem Natwäldchen zwischen schwimmenden Lotosblumen den Sonnenuntergang. Auch am Inle-See, der etwa 850 m hoch liegt, wird es abends empfindlich kalt.

Übernachtung in Nyaungshwe im Nandawun Hotel, stadtnah, etwas laut, in eng stehenden Doppelbungalows an der Straße.

4. Januar

Bereits am frühen Morgen werden wir durch Trommeln zum Unabhängigkeitstag geweckt. 1948, schon vor  Indien, wurde Myanmar von den Briten in die Unabhängigkeit entlassen, nachdem Aung San, der „Vater der Nation“ und der Vater der inhaftierten Friedensnobelpreisträgerin, ermordet worden war. Seitdem wird Myanmar von Generälen regiert, die die territoriale Einheit des Landes auch gegen den Willen der Stämme erhalten wollen.

Einstündige Fahrt nach Taunggyi, der Bezirkshauptstadt auf einem Berg, 1500 m hoch. 200 000 Einwohner. Dort besuchen wir den großen farbenprächtigen Fünftagesmarkt, auf dem auch die Bergstämme in ihren Trachten  zu sehen sind. Hier werden die Waren aus China und Thailand umgeschlagen.

Deutsche Vergangenheit

Als wir auf der Straße eine Motorradfahrerin mit einem deutschen Stahlhelm mit Hakenkreuz und Adler entdecken, sind wir sprachlos. Welche Beziehung hat Myanmar zum Hitlerdeutschland? Woher kommen diese Artikel? Später sehen wir in Auslagen vor einem Geschäft noch mehr solcher Stahlhelme. Im Innern des Helms stehen noch weitere Botschaften: Neben einer Karte von Deutschland in den Grenzen von 1945 steht Germany Stops at Oder-Neiße. Und auf einem Etikett steht United Germany Super Power. Auf unserer vergeblichen Suche nach Literatur zur Kultur der Shan fallen uns zwei Bücher über Hitler auf. „Hitler – tot oder lebendig“ (mit vielen Fotos und Hakenkreuzen) und „The Boys from Brazil“ von Ira Levin mit einem Hitlerporträt auf dem Umschlag. Es kann uns keiner die Frage beantworten, welche Bedeutung Hitler für Myanmar hat. Diese Bücher sind umso bemerkenswerter, als in den Buchläden neben Lehrbüchern zur englischen Sprache nur wenige Bücher ausliegen. Von westlichen Schriftstellern nur Kafka, Charles Dickens, Andre Gide.