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Im Bienenland Äthiopien


Christliche Priester mit Gebetsstab und Systrum beim Gottesdienst


Reiseeindrücke aus Nord-Äthiopien, 2003 und 2013
Die schwarzen Völker Südäthiopiens, 2004
West-Äthiopien 2013


Frauen aus dem Surma-Volk bei Kibish

Mein Leben mit Bienen

Imkerei im Bienenland Äthiopien

Allein in der Hauptstadt Addis Ababa soll es 5000 Imker geben.


Das grüne Äthiopien im November bei Woliso/Ghion (südlich von Addis)

Traditionelle und moderne Bienenbeuten
Imkereien in den Kaffeewäldern von Bebeka
Die traditionelle Bienenhaltung des Oromo-Imkers M. Banti
Der Honigwein, das Volksgetränk der Äthiopier
Trachtpflanzen Äthiopiens
Imkerei in abgelegenen Regionen an der sudanesischen Grenze
Das Bienenröhrendorf Shigogo Gedashola
Imker im Hochland von Lalibela
Die Bedeutung der Biene in Äthiopien

Die Honigjäger und die verlorene Seele (Eine Geschichte der Gumuz)


Überall in Äthiopien sehen wir Bäume mit künstlichen Bienennestern


Unterschiedliche Bienenbäume in verschiedenen Ländern:
Bienenröhren in Äthiopien und frei hängende Bienenwaben in Thailand

Auf unserer dritten Äthiopienreise wollen wir vor allem den Westen des Landes bis zur Grenze zum Süd-Sudan kennenlernen. Bevor wir auf die typischen Bienenröhren in hohen Bäumen stoßen, sehen wir südlich von Addis Ababa in der Nähe des Wonchi-Kratersees in 3000 m Höhe die Hütten der Guraghe, die an Bienenkörbe erinnern. Starke Fallwinde machen hier eine Bienenhaltung wohl unmöglich. Der Weg hinab zu den Siedlungen am Ufer des Sees ist für unser Allradauto nicht befahrbar. Nur Maultiere können zum See herunterkommen.


"Bienenkorbwohnhütten" der Guraghe bei Wonchi

Dann die ersten Bienenbäume bei Jimma hinter Lehmhäusern an der Straße. Neugierig wollen wir näher an die Bäume heran. Ein freundlicher älterer Mann zeigt uns einen Zugang. Wir zwängen uns durch einen engen Spalt zwischen den Hütten und stehen auf dem Hinterhof, gehen weiter in einen kleinen Garten mit Kaffeesträuchern, Papayas und Bananen und mittendrin zwei hohe Bäume mit Bienenröhren.


Die Bienenröhren in den Bäumen sind leider leer. Sie warten auf eine Besiedlung durch Schwärme. Das Einfangen von Bienenschwärmen ist in Äthiopien die übliche Art, zu Bienen zu kommen. Meist werden die Röhren außerhalb der Siedlungen aufgehängt und in der Schwarmzeit im Dezember meist regelmäßig von wilden Bienen bezogen.


Neue, leere Bienenröhren als "Fallen" für wilde Bienen

Traditionelle und moderne Bienenbeuten des Imkers Abebe Rashe

Eine Viertelstunde später sehen wir am Straßenrand beim Dorf Shebe ein Hinweisschild auf eine "Bienenstadt" und lernen den Imker Abebe Rashe kennen. Abebe imkert vorwiegend mit selbst angefertigten Holzzargen. Er hat 170 Kästen mit Bienen, die er zunächst in Bienenröhren gefangen hat. Seine Kenntnisse über Bienenhaltung hat er an seinem früheren Arbeitsplatz im Landwirtschaftsministerium und durch ein Buch erworben .


Hinweis auf die Imkerei "Bienenstadt",
im Hintergrund blühende "Oktoberblumen".

Früher sei er mit seinen Bienen gewandert, aber nun habe er einen idealen Platz mit vielen Trachtmöglichkeiten gefunden. Um Schwärme zu verhindern, entfernt er Weiselzellen oder tötet die Königin eines Schwarms und vereinigt den Schwarm wieder mit dem Muttervolk.


Röhren aus Baumrinde und hohlen Baumstämmen, die mit Blättern umwickelt sind.

Die Ernte könne er nur im Dunkeln vornehmen, weil seine stechwütigen Bienen sonst das ganze Dorf verrückt machen würden. Er zeigt uns auch seine Schutzkleidung mit einem kleinen Sichtfenster und seine riesigen Handschuhe. Beim Ernten des Honigs seiner 170 Völker gebe es auch Schwierigkeiten durch Regen und durch seine unzureichende Schleuder. Er erntet insgesamt etwa 40-45 kg pro Volk. Die Haupternte sei im Januar, die zweite Ernte Ende April-Anfang Mai, die dritte Ernte im Juni und die vierte im Dezember. Für ein Kilo Honig bekomme er meist 3 €. In der Trockenzeit, im Februar, wenn die Bienen nur wenig Tracht finden, erhalte er bis 5 € pro Kilo.


Der Imker Abebe Rashe mit Holzzargen und neuen, noch unfertigen Bienenröhren aus zusammengenähten Rindenstücken

Gegen Bienenkrankheiten behandelt Abebe die Bienen in der Regenzeit mit einem wacholderähnlichen Räucherwerk.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Imkern hat er jetzt im November noch Honig aus der letzten Ernte, deshalb kaufen wir zum Abschied ein Glas Girawa-Blüten-Honig.

Imkereien in den Kaffeewäldern von Bebeka

Etwa 240 km hinter Jimma (595 km südwestlich von Addis Ababa) fahren wir durch endlose Kaffeeplantagen, Bananenplantagen und Wush-Wush-Teeplantagen. Dabei stoßen wir auf ein weiteres Bienen-Hinweisschild. Wir folgen einem Weg durch den dichten Regenwald und kommen zu einer Lichtung, auf der etwa 40 Bienenkästen stehen. Als wir uns den Kästen nähern, erscheinen zwei Wächter aus einem kleinen Haus, in dem sie schlafen und die Rähmchen aufbewahren. Der eine trägt ein Gewehr in der Hand, gibt sich sehr unfreundlich und fragt nach einer Besuchserlaubnis. Versteht er unseren amharisch sprechenden Guide nicht? Seine Verkehrssprache "Bench" (Giriam) hat sechs Tonhöhen und ist deshalb wohl etwas schwierig. Als sich der zweite, freundlichere Wächter einschaltet, der eigentliche Betreuer der Bienen, klappt die Kommunikation besser. Er beantwortet schließlich unsere Fragen teils auf Amharisch, teils mit einzelnen Englischwörtern und mit vielen Gesten.


Bienen zur Honiggewinnung innerhalb einer Kaffeeplantage bei Bebeka, Bench Maji Distrikt

Die Bienen gehören zur Bebeka Coffee Estate SC und sind nur ein kleiner Teil der 300 Beuten, die auf sieben Standorten in dem 10 000 ha großen Areal der Firma stehen. Wegen der Gefahr des Diebstahls müssen sie bewacht werden.
Wegen der Überhitzungsgefahr der Beuten in der heißen Jahreszeit stehen sie unter einem schützenden Dach und die Vorderseiten der Honigräume sind durchlöchert.


Der mit einem Gewehr bewaffnete Wächter vor modernen Holzzargen und rechts alte Bienenröhren aus ausgehöhlten Baumstämmen

Auffällig ist, dass sich unter den Ständern mit den Kästen jeweils Asche von Holzfeuern befindet. Diese soll die Ameisen vertreiben. Ob hier auch Knochen von toten Pferden oder Maultieren verbrannt wurden, wie bei manchen traditionellen Imkern gebräuchlich, um Schwärme zu verhindern, konnten wir nicht herausfinden. Manche Imker spritzen gegen Schwärme auch den Urin von Maultieren. Die Ständer stehen z.T. auch in Büchsen, die mit Dieselöl gefüllt werden, um die Ameisen von den Honigvorräten fernzuhalten. Neben den Ameisen nennt der Imker noch die Ratten und die Paviane als Feinde der Bienen. Sonst gebe es keine Parasiten. Die Ratten würden sich in den Kästen einnisten und dann die Bienen vertreiben. Die Affen dagegen würden trotz der stechenden Bienen die Honigwaben herausbrechen. Aus den Doppelstockbeuten würde er viermal im Jahr 10-12 kg ernten, im Januar sogar 15 kg. Dagegen würden sie in der Regenzeit, vom Juli bis zum September, den Bienen auch Zucker als Notnahrung geben und auch mit den Kästen in ertragreiche Gebiete wandern. Über die Honigpreise kann er nichts sagen, da der Honig in den Export gehe und er selbst als Angestellter der Firma ganz wenig verdiene.

Von unserem Guide erfahren wir später, dass diese riesige Plantage dem reichsten Saudi-Äthiopier, Sheikh Mohammed Hussein Ali Al-Amoudi, gehört - auf der Weltreichstenliste stehe er an 43. Stelle (13,5 Milliarden US-Dollar, März 2012). Ihm gehören neben Goldminen, Ölraffinerien (in Schweden, Marokko, Westafrika), Stahlfabriken, Flugzeugen auch das Sheraton-Hotel in Addis.

Bebeka Coffee Estate Black baut 26 verschiedene Kaffeesorten an, produziert Bio-Honig, Bananen, Ingwer, schwarzen Pfeffer, Cardamom, Zimt, Vanille und Turmeric als Farbstoff und Curry-Pulver, Kautschuk und 2 Mill. Ziegelsteine jährlich, demnächst bis zu einer Million Tonnen Reis pro Jahr. Die Kaffeeplantagen bilden immer einen Block von 25 ha, die durch Schilder mit Jahreszahlen gekennzeichnet sind. Etwa 28 000 Menschen sind von der Firma abhängig, 5000 fest angestellte Arbeiter mit Familien und 5000 Saisonarbeiter.

Die traditionelle Bienenhaltung eines Oromo-Imkers


Der Oromo-Bauer und Imker M. Banti in seiner Hütte


Der Esel soll neue Bienenröhren (mit Seil und Ankerhaken zum Hinaufziehen der Röhren) in ein Waldgebiet bringen,
damit in der Schwarmzeit im Dezember Bienen hier einziehen.

Nachdem wir die Region der Surma-Nomaden-Hirten besucht haben und diese wegen des Regens und der glitschigen Lehmwege wieder verlassen mussten, sehen wir auf dem Weg nach Nekemte bei dem Ort Banshura zufällig einen Esel, der zwei neue Bienenröhren transportiert. Sie sollen in einem entfernten Waldstück in Bäume gehängt werden. Die langen Seile und Holzhaken, mit denen die Röhren in einem Baum hochgezogen werden, liegen auf den Röhren. Diese haben nur eine Öffnung, die mit einem Brett verschlossen wird.

Später erfahren wir, dass es bei Bure sogar Bienenmärkte gibt, auf denen leere Röhren und auch Röhren mit Bienen verkauft werden. Ein Bienenvolk kostet etwa 3-6 €.

Von der Straße steigen wir einen Hügel aufwärts zu einem weiteren Imker vom Volk der Oromo, M.Banti, der auch noch ganz traditionell Bienen direkt neben seiner Wohnhütte hält, u.a. in einer Art Bienenhaus.


Das "Bienenhaus" des Imkers M. Banti bei Banshura, in dem die Röhren nur in Brusthöhe hängen, und der Bienenbaum hinter der Hütte mit 10 Röhren.

Die Küche dient bei dem Angriff eines Bienenvolkes der Familie als Schutzraum. Sticht eine Biene eines der vielen Kinder, dann müssen alle ins Haus, weil meist ein weiterer Angriff von Bienen folgt. Im Haus sind sie sicher. Hierhin folgen ihnen die Bienen nicht. Da Banti ohne Schutzkleidung im Dunkeln den Honig entnimmt, rechnet er immer mit etwa 20 Bienenstichen.


Auch seitwärts der Schlafräume hängen Röhren mit Bienen.

Die Länge der Röhren beträgt etwa 80 cm und der Durchmesser 30-40 cm. Da die Bienen ihre Waben in Längsrichtung bauen, kann der Imker bei der Ernte die mit Honig gefüllten Seitenwaben herausschneiden, ohne das Brutnest in der Mitte zu zerstören. Die Wabenstücke werden dann an einen Händler verkauft, der sie an eine Firma in Addis weiterverkauft, wo der Honig von Wachs und Bienenresten gereinigt wird. Für diesen verunreinigten Honig erhält der Imker Banti pro Kilo 1,20 € (30-40 Birr). Man geht davon aus, dass der Honig etwa 10% Wachsteile enthält.

Als Bienenfeinde kennt er nur die Ameisen, die den Honig stehlen. Um sie zu vernichten, folgt er der Ameisenstraße und vernichtet das Ameisennest.

Seine Haupttrachtquellen sind Akazien, die gelben Blüten des schwarzen Sesam, die gelben Oktoberblumen und die Blüten des Girawa-Baumes.

Der Honigwein, das Volksgetränk der Äthiopier

Auf einem Markt hinter Tole probieren wir Tej, unseren ersten Honigwein. 80-90% der Inlandsproduktion wird zu Tej vergoren. Außerdem wird ein Honigschnaps (Kati-kala) in 23 Geschmacksrichtungen hergestellt.

Tej (ausgesprochen „Tedsch“) ist ein äthiopischer Honigwein oder Met. Dem Honig wird Wasser und für die Gärung Stängel oder Blätter des Gesho-Strauchs (Rhamnus prinoides, Afrikanischer Faulbaum) zugesetzt. Die bitter schmeckenden Gesho-Blätter werden getrocknet und gemahlen dem Tej und auch dem Hirsebier (Talla) beigegeben. Je nachdem, welche Zutaten, z.B. Zitronensaft, Rosinen oder sogar Kaffeebohnen, man hinzugefügt, erhält man einen unterschiedlichen Geschmack. Nach 5 bzw. 14 Tagen ist der Tej mit 6 bis 11 Prozent Alkohol fertig.


Honigweintröge des Kaffa-Königs in Jimma

Tej war ein Getränk für den König und die Oberschicht. Das Volk trank Hirsebier. Als 980 v .Chr. die sagenhafte Königin von Saba nach Jerusalem reiste, habe sie mit dem König Salomo den mitgebrachten Tej getrunken und gemeinsam hätten sie Menelik gezeugt, der der erste König Äthiopiens wurde. Den Zweigen des Gesho wird in Afrika eine besondere Kraft zugeschrieben. In Südafrika dienen sie z.B. als Abwehrzauber gegen Blitzschlag und gegen alles Unheilvolle und werden in Afrikaans "hondepishout" genannt.

Trachtpflanzen Äthiopiens


Der Flammenbaum (Delonix regia) bietet den Bienen über mehrere Monate eine Tracht.


Cordia abyssinica oder africana/Wanza .............................................................Jacaranda-Baum

Der Gesho liefert von Oktober bis Dezember eine gute Bienentracht. Eine weitere Tracht liefern die Oktoberblumen (Guizotia abyssinica, Ramtillkraut, Gingelli, Nigersaat, Nyger). Sie bedecken weite Flächen der mittleren Hochebenen, wo es ganzjährig viele Blütenpflanzen gibt, im Gegensatz zum heißen Tiefland, wo die Blütezeit wegen der Regenzeit kürzer ist und die Bienen aggressiver sind. Weitere Trachtpflanzen sind die Kaffeesträucher, die Flügelnüsse, die Seidenakazie mit bis zu 150 Arten, Trifolium und Cordia abyssinica, ein laubabwerfender Schattenbaum mit weltweit bis 325 Arten, benannt nach dem deutschen Botaniker Valerius Cordus, 16.Jh. und Girawa Vernonia, die von November bis Januar blüht.


Oktoberblumen.....................................Kaffeestrauch.......................................Combretum molle/Langfäden/Flügelnüsse


Albizia/Schirmakazie/Seidenakazie.............................Trifolium/Klee............................. Mimosa Acacia Baileyana

Imkerei in abgelegenen Regionen an der sudanesischen Grenze

Zu den abgelegenen Völkern der Mao, Berta und Oromo bei Assosa.


Eine durch Zweige geschützte Bienenröhre auf dem Boden

Auf dem Weg zu einem abgelegenen Dorf der Komo kommen wir bis zu einem großen Flüchtlingslager. Eine Schranke und arrogantes Militärpersonal versperren uns den Weg. Der Weg durch das südsudanesische Lager sei gefährlich und trotz unseres Erlaubnisscheins nicht möglich. Nach einem Palaver und der Vermittlung durch UN-Chefs, die in großen Autos vorfahren, dürfen wir weiterfahren. Auf Umwegen durch hohes Gras über Eselspfade kommen wir schließlich in ein Dorf, in dem Komo und Ganzo leben.

Eine Gruppe Menschen sitzt gerade um einen großen Topf und schlürft durch lange Stängel einen Hirse-Maisbrei, den sie mehrmals mit Wasser verdünnen. Sie wollen nicht gestört werden. Erst nachdem unser Guide mit ihnen ein "Gastgeschenk" ausgehandelt hat - 4 € für die Männer und 2 € für die Frauen -, dürfen wir uns umsehen und fotografieren. Nach einiger Zeit entdecken wir zufällig direkt neben den Wohnhütten einen Kral, der mit trockenen Zweigen, Kalebassen und Dornen gefüllt ist.

Als ich in dem Gestrüpp einige Bienen entdecke, frage ich die Bewohner des Gehöftes, ob sie auch Bienen halten. Darauf zieht ein Mann die Zweige auseinander und eine Bienenröhre wird sichtbar, die an einer Seite mit einer runden Kalebasse verschlossen ist.

Das Bienenröhrendorf Shigogo Gedashola

Shigogo Gedashola ist ein Dorf mit etwa 360 Hütten, in denen Angehörige der Mao, Berta und Oromo leben. Hier stehen vor vielen Hütten 3-10 neue Bienenröhren, die zum Schwarmfang in Bäume gehängt oder auf Märkten verkauft werden sollen.

Die Röhren bestehen aus einem Gerüst aus Bambusstängeln, die später mit Lehm abgedichtet werden und mit einer Schicht Gras und trockenen Bananenblättern umwickelt werden.


Neue Röhren

Die Bauern können hier nur zweimal im Jahr 7-12 kg Honig ernten. Aus jeder Röhre werden 4 Waben herausgeschnitten und in eine Kalebasse gefüllt. Dieses Honig-Wachsgemisch wird an einen Zwischenhändler für 30 Birr pro Kilo weiterverkauft. Das sind etwa 1.20 €.


Ein Bienenmarkt im Bezirk Bure (aus Honeybee Production)

Imker im Hochland von Lalibela

Unsere Reise geht von der sudanesischen Grenze aus weiter Richtung Osten zum Tanasee und dann mit dem Flugzeug übers Gebirge nach Lalibela, das wegen seiner aus dem Fels herausgehauenen Steinkirchen weltberühmt ist. Auch in dieser eher trockenen Region im Gebirge lernen wir einen Imker kennen. Als wir seitwärts der Straße plötzlich Bienenstände entdecken, halten wir und steigen durchs Gebüsch aufwärts in Richtung der Kästen. Unser Guide ruft schon beim Steigen, dass wir in friedlicher Absicht kommen. Alsbald taucht dann ein Mann auf, der gerne unsere Fragen beantwortet. Er gehört zu einer Kooperative von 15 jungen Männern, die hier eine Imkerei aufbauen.

Er selbst habe etwa 15 Bienenkästen mit Bienen oben stehen, sein Nachbar habe sogar 20 Kästen. Dann zeigt er uns einen großen, offenen Unterstand, wo sie ihre Ableger hinstellen würden. Wenige Meter weiter sei eine Wasserquelle, wo die Bienen Wasser holen können. Das sei bei dem heißen Klima ganz wichtig. Wir schauen uns um und suchen vergeblich nach blühenden Trachtquellen. Er aber behauptet, dass die Bienen genügend Nahrung fänden. Schließlich sei der Honig von Lalibela der beste der Welt. Ähnlich hatte unser Guide die Felsenkirchen als ganz einzigartig in dieser Welt bezeichnet, und er wollte uns nicht glauben, dass die Felsentempel Indiens von Ajanta und Ellora noch schöner und genau so alt sind.


Der Imker schläft in einem Stelzenhaus bei seinen Bienen. Unter dem Gestell stehen die entfernten Honigzargen.

In den Monaten September bis November würde er pro Volk 15 bis 20 kg Honig ernten. Jetzt, nach der Ernte, ständen nur noch die Bruträume hier. Leider hätten sie keine Honigschleuder, obwohl sie moderne Kästen mit herausnehmbaren Rähmchen hätten. Er hoffe, dass sie bald von der Regierung eine Schleuder bekämen. Ja, er ernte den Honig nur im Schutze der Dunkelheit, habe aber auch eine Schutzkleidung. Während er erzählt, greift er in seine Wuschelhaare: eine Biene hat ihn gestochen. Sofort entfernt er den Stachel. Fast gleichzeitig greift unser Guide an seine Stirn und flüchtet. Auch ihn hat eine Biene gestochen, nur wir bleiben verschont, obwohl auch wir in der Einflugschneise der Bienen stehen. Das Gefährliche an den afrikanischen Bienen ist, dass ein Stich die anderen Bienen auch angriffslustig macht.

Die Imkerei bietet für Bauern eine gute Möglichkeit Geld zu verdienen, da Händler ihnen den Honig für den Export und für die Herstellung von Honigwein abkaufen. Deshalb wird die Imkerei vom Landwirtschaftsministerium stark unterstützt.

Man geht davon aus, dass die derzeit produzierten ca. 50,000 Tonnen pro Jahr nur etwa 10% der Kapazität darstellen und Äthiopien das Potential zur Weltführung hat. (www.deutsch-aethiopischer-verein.de)

Der Ethiopian Apiculture Board (EAB) ist die relativ junge (2009) APEX – Organisation der äthiopischen Imkerei. Ihm obliegt die Koordination, und er wird darin von den beiden anderen großen Imkereiorganisationen, der Ethiopian Beekeepers Association (EBA) und der Ethiopian Honey and Beeswax Producers and Exporters Association (EHBPEA) unterstützt.

s. www.apitradeafrica.org (Ein überwiegend ost- und zentralafrikanisches Imker- Netzwerk) und www.ethiopiac.org.et

Die „Erste Deutsche Imkerreise nach Äthiopien“ – organisiert vom Deutschen Bienenjournal im Verein mit einem deutschen und einem äthiopischen Reiseveranstalter – wurde in die APIEXPO AFRICA 2012 integriert

s. Bericht von Silke Beckedorf unter http://www.deutschaethiopischerverein.de/tl_files/downloads/infoblaetter/ infoblaetter_11_12.pdf (S. 10-12) und unter www.bienenjournal.de/bilder-leserreise-äthiopien


Anfänger werden durch Bilder auf die Gefahren der traditionellen Bienenhaltung hingewiesen.

Die Bedeutung der Biene in Äthiopien

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Traditionelle Bienenröhre.. .Bienenbaum "Cordia africana"

Die Biene ist bei vielen äthiopischen Völkern neben Leopard und Schlange ein wichtiges Tier. Die Wahl des Thronfolgers erfolgte häufig mit Hilfe eines Bienenorakels oder wurde durch den Zuflug von Bienen bestätigt. Der Honigwein galt als Königsgetränk. Er wurde bei einem Fest des Königs für das Volk in einen langen Holztrog gegossen. Nur der König und seine Würdenträger tranken den Honigwein aus Hörnern.

Könige und Häuptlinge reiben ihren Körper oft mit Honig ein. Nach dem Tod werden sie sogar in Bienenröhren bestattet, während Honig und Blut gegen den Himmel und gegen den Begräbnisplatz gesprengt wird. Wenn z.B. ein Angehöriger einer ranghöheren Kaste heiratet, dann bringt er den Brauteltern als Ehrengeschenke neben Blättern des Khat-Strauches und einem Bullen auch zwei Gefäße voll Honig und Butter mit. Wichtig ist es, den Ahnengeist des Clan-Führers, den Herrn der Leoparden, durch Honiggaben und Rinderopfer zu besänftigen, damit das Vieh des Clans vom Leoparden verschont wird.

Die Legende von Lalibela sagt, dass dort vor achthundert Jahren ein Prinz aus dem Königsgeschlecht der Zagwe geboren wurde. Seine Mutter sah nach der Geburt einen Schwarm Bienen über seiner Krippe kreisen und rief aus: "Lalibela!" Gemäß einem alten Glauben, nach dem die Tierwelt die Zukunft wichtiger Persönlichkeiten voraussagt, bedeutet dies: "Die Bienen erkennen seine Macht."


Die Lehmhütte zeigt die Bedeutung von Bienen im Alltag.
Sie wurde von Kindern mit drei Bienen, einem Auto und Feldfrüchten bemalt.

Folgende Links zur Imkerei in Äthiopien möchte ich empfehlen:

Imker in Äthiopien - Gruppe28 (Eine sehr schöne Fotoserie zur Honigernte der Omo-Völker bei Tag und Nacht)
Apimondia - Apiacta - Artikel - Bienenzucht in Afrika - Apiservice

In folgender Geschichte erfahren wir etwas über das Sammeln des wilden Honigs und über den Geisterglauben der Gumuz, die an der Grenze zum Sudan leben. Da manche Motive nicht entfaltet werden, wirkt die Geschichte unvollendet.

Der Honigjäger und die verlorene Seele

Belay Makonnen erzählt eine Geschichte der Gumuz (Übers. Christa Neuenhofer):

Es war einmal ein Mann, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dass er im Wald und in Höhlen Honig sammelte, den er dann verkaufte. In jenen längst vergangenen Tagen gab es noch keine Bienenstöcke, sondern die Bienen bauten ihre Waben in hohlen Bäumen. Deshalb ging der Mann in den Wald, wo ihm ein Vogel half, den Honig zu finden,  indem er ihm den Weg zu den Bienenbäumen wies.

Eines Tages sah er, wie Bienen um einen Baum schwirrten, und er glaubte, es sei Honig darin. Also machte er mit Hilfe von Stöcken ein Feuer und entzündete ein Bündel Zweige, um Rauch zu erzeugen. Nachdem er den hohlen Baum ausgeräuchert hatte, erntete er sehr viel Honig. Er hatte aber keinen Ziegenfell-Sack mitgebracht, deswegen häufte er die geernteten Honigwaben unter dem Baum auf und ging fort, um einen Sack zu holen.

Als er einen Sack gefunden hatte, kam er zurück, aber der Honig war nicht mehr da. Folgendes war geschehen: Ein Stachelschwein-Weibchen hatte den Honig fortgenommen und ihn in einer Höhle versteckt. Es rief seine Freunde, um mit ihnen den Honig zu fressen.

Der Mann dachte jedoch, dass ein anderer Mann den Honig gestohlen und versteckt hätte und begann ihn zu suchen. Als er in die Nähe des Höhleneingangs kam, hörte er ein Geräusch.

Er dachte: „Da drinnen ist jemand, der meinen Honig weggenommen hat.”

Er ging in die Höhle und sah einen bösen Geist (Zar), der sich als Frau verkleidet hatte. Sie buk und fermentierte Körner, um Hirsebier (t’ala) herzustellen.

Der Geist rief ihn an: „Was willst du hier?“

Der Jäger sagte: „Ich hatte Honig gesammelt und war fortgegangen, um einen Sack zu holen. Als ich zurückkam, war der Honig weg. Ich dachte, der Dieb wäre ein Mann, aber dann glaubte ich, es wären Stachelschweine, weil ich ihre Spuren in der Nähe dieser Höhle sah. Sie sind meine Feinde, und ich will sie umbringen.

Der Geist sagte: „Wir Zars essen diese Stachelschweine. Wie Schafe und Ziegen sind sie unsere Nahrung. Wenn du ihnen etwas zuleide tust, wirst du verhext werden. Rühre sie also nicht an und suche nach anderen, die deinen Honig stahlen.

Er gab ihm etwas ungesäuertes Brot (k’it’a). Aber kaum hatte er die Höhle verlassen, wurde er in ein Stachelschwein verwandelt. Statt seiner zwei Beine hatte er jetzt vier, und aus seiner Haut wuchsen lange Stacheln und borstige Haare.

Nachdem all dies geschehen war, suchte er nach seinen Mitmenschen. Während er noch unterwegs war und sie suchte, brach ein großes Feuer aus, und er wurde davon erfasst. Als die Flammen an seinem Körper leckten, verbrannten sie die Stacheln und Haare, die ihm gewachsen waren. Er rannte und rannte und sprang ins Meer. Als er wieder aus dem Wasser auftauchte, hatte er sich wieder in einen Menschen verwandelt.

Seitdem streicht er zwischen Büschen umher und isst Beeren und Früchte von Bäumen. Er lebt weder wie ein Stachelschwein noch wie ein menschliches Wesen, die Laute, die er von sich gibt, sind weder die eines Mensch noch die eines Stachelschweines. Und so war er denn verloren – weder Stachelschwein noch Mensch.

Er lebte – und lebt bis zum heutigen Tage – wie ein Wilder.

http://www.ethiopianfolktales.com/


Frau aus dem Berta-Volk


Mein Leben mit Bienen

Reiseeindrücke aus Nordäthiopien I - Nord-Äthiopien II 2003
Die schwarzen Völker Südäthiopiens )
West-Äthiopien

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