2. Die Unterdrückung von politischer Opposition durch das Militär
und die Sehnsucht nach Harmonie
Nach der Machtübernahme durch einen Revolutionsrat 1962 und der Proklamation des "Birmesischen Wegs zum Sozialismus" hat sich Myanmar/Birma/Burma von der Außenwelt abgeschottet und Ausländer durften zunächst nur für 24 Stunden, dann seit 1972 für eine Woche das Land besuchen. In der "Sozialistischen Republik der Birmanischen Union" waren 16 von 17 Ministerposten in der Hand von Militärs. Die blutige Unterdrückung eines Generalstreiks gegen das Einparteiensystem, 1988, und der Hausarrest der Wahlsiegerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi 1989 zeigt die Unduldsamkeit und Unterdrückung. Auch in den buddhistischen Klöstern kam es zu Razzien und Massenverhaftungen. Die Mönche weigerten sich Almosen von Soldaten anzunehmen und für sie traditionelle Zeremonien auszurichten. Aber dann schlossen die fünf Oberhäupter der Mönchsorden einen Burgfrieden mit der Militärjunta. Schließlich ist im Buddhismus alles vergänglich und ein Unglück wird meist als Karma als Schicksal begriffen. Seit den 90er Jahren und seit der Ausrufung des "Visit Myanmar Year" dürfen Touristen wieder für mehrere Wochen im Lande bleiben. Aber immer noch gibt es Grenzregionen, die für Ausländer gesperrt sind, weil dort Minderheiten für eine Autonomie kämpfen.
Das Militär kontrolliert den Staat und unterdrückt seit Jahrzehnten jede Opposition. Trotzdem tritt es kaum in Erscheinung. Wir hatten ähnliche Szenen wie in Ladakh oder in Mexiko und Guatemala erwartet, wo wir immer wieder auf Straßensperren und Lager des Militärs stießen.
Vielleicht nimmt die Bevölkerung die Unterdrückung der politischen Opposition deshalb hin, weil nach buddhistischer Überzeugung alles Leid, d.h. die illusorischen Erwartungen an das Leben, durch den betroffenen Menschen selbst verursacht wird.
Als Erklärung für Ungerechtigkeit und Unglück haben die Burmesen neben der buddhistischen Grundüberzeugung den Geisterglauben. Die Geister sind verantwortlich für eine unglückliche Entwicklung. Die Geister, die Nats, sind unberechenbar und boshaft. Sie müssen immer wieder besänftigt werden und durch Geschenke in eine positive Stimmung versetzt werden. Innere und äußere Unruhe sind immer Zeichen, die auf das Wirken von Geistern schließen lassen. Erlebt der Burmese Harmonie in der familiären und dörflichen Umwelt und ist mit sich im Reinen, dann weiß er, kein Geist will ihm Böses. Das Ziel eines solchen Glaubens ist Harmonie in allen Lebenssituationen.
Diese Harmonie ist für das Land wohl unerreichbar. Zu viele Gegensätze bestehen. In der Union of Myanmar werden neben der birmesischen Staatssprache über 100 weitere Sprachen und Dialekte gesprochen. Es gibt etwa 135 ethnische Gruppen und 93 politische Parteien (vor der letzten Wahl 1989). Neben der buddhistischen Staatsreligion sind auch christliche, hinduistische und moslemische Gemeinschaften vertreten. Die auf Harmonie bedachte buddhistische Staatsreligion ist mit dem antagonistischen Prinzip des sozialistischen Marxismus unvereinbar. Trotzdem suchen die Generäle eine Versöhnung mit der Staatsreligion, indem sie sich bei allen religiösen Zeremonien zeigen und ihre Gläubigkeit in vielen Pagoden durch Fotografien dokumentiert wird.
Parolen in den Zeitungen und auf Transparenten sollen eine Harmonie zwischen Regierungsprogramm und Bevölkerung herstellen. Erinnerungen an DDR-Zeiten!
PEOPOLE´S DESIRE
Wunsch der Bevölkerung
Oppose those relying on external elements, acting as stooges, holding negative views
Widersetze dich denjenigen, die sich auf ausländische Elemente verlassen, sich als deren Handlanger betätigen, die negative Ansichten vertreten
Oppose those trying to jeopardize stability of the State and progress of the nation
Widersetze dich denjenigen, die versuchen die Stabilität des Staates und den Fortschritt der Nation zu gefährden
Oppose foreign nations interfering in internal affairs of the State
Bekämpfe fremde Nationen, die sich in innere Angelegenheiten des Staates einmischen
Crush all internal and external destructive elements as the common enemy
Zerschmettere alle inneren und äußeren destruktiven Elemente als den gemeinsamen Feind
Die Bettler - Das Militär
- In der Hauptstadt - Der Volksglaube - Wochentage und Zahlen - Urtümliche
Medizin - Buddhafiguren - Sprachunterricht - Die Sonne zwischen den Pagoden - Jagdleidenschaft - Die Geister - Das Tanz- und Marionettentheater - Der Inle-See - Singapur
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