4. Der Volksglaube Bald entdecken wir an den dicken Straßenbäumen große und kleine Kästen, in denen Blumen stehen und manchmal auch Figuren. Was ist das? Unsere Vorstellung, dass wir in einem Land des ursprünglichen Buddhismus sind, in dem die Lehre Buddhas ohne die vielen Nebenbuddhas, Dämonen und Geister des Lamaismus gelebt wird, ist falsch. Hier werden die Nats verehrt, die Geister von Menschen, die nicht eines natürlichen Todes gestorben sind und deren Rache oder schlechter Charakter für die Lebenden gefährlich werden kann, wenn man sich nicht um sie kümmert. Die Überraschung wird noch größer, als wir erleben, dass diese seltsamen, ja lasterhaften "Heiligen" sogar in den Pagoden verehrt werden. In der Sule-Pagode begegnen wir es ist fast nicht zu glauben - sogar einem Bekannten aus Guatemala wieder, dem Zigaretten rauchenden und Schnaps trinkenden Maximon. Später stoßen wir immer wieder auf diese Figur, sogar in der Shwedagon-Pagode mit den Hunderten von Buddhas steht er. Die Menschen knien davor, entzünden Zigaretten und stecken sie brennend auf ein Gestell, verneigen sich, zünden Kerzen und Räucherkerzen an, meditieren mit geschlossenen Augen vor der Statue. Einige Flaschen Limonade stehen auch da. "Maximon II" sitzt lässig mit übereinander geschlagenen Beinen und hängenden Armen, vorgebeugtem Oberkörper, mit bleicher und faltiger Haut, nach oben gezogenen Augenbrauen und langen schwarzen Haaren wie ein etwas verlebter Playboy da und wartet auf seinen Drink oder seine Zigarette. Ein Antibuddha, ein warnendes Mahnmal des sich selbst zerstörenden Menschen, ein Abbild des gestressten modernen Großstadtmenschen. Aber warum füttern sie ihn weiter mit seinen Drogen, die ihn wohl getötet haben? Kann er gefährlich werden? Dieses Antiidol entdecken wir später in allen Größen in vielen Devotionalienläden, ein sehr beliebter Heiliger. Finden sich die Gläubigen in ihm wieder? Soll er abschrecken, personifiziert er ein Volkslaster? Stellt er die menschliche Seite Buddhas dar? Nicht Buddhaverehrung ist mein Problem, sondern die Natverehrung.
Mit Staunen sehe ich, zu welchen Göttern die Menschen ihre Zuflucht
nehmen. Auf der einen Seite steht der "gottlose" Buddha und auf
der anderen Seite die vielen dämonischen Geister, die Angst machen,
aber die auch helfen und die deshalb überall in den Pagoden paradoxerweise
als Beschützer Buddhas und seiner Lehre auftreten.
Die heiligen Tiere
Die heiligen Hamsa-Vögel der Königsdynastie von Pegu, mythologische Enten oder Gänse, Symbol der Einheit, birmesisch Hintha, in der hinduistischen Mythologie das Reittier Brahmas Karaweik, der Wappenvogel der birmesischen Könige Der Galon/ Kalon/ Garuda-Vogel, ein Adler, Symbol der Stärke, dem "Planeten" Sonne und dem Sonntag zugeordnet, Feind des Schlangenkönigs Naga, mit dem er häufig kämpft und dadurch große Naturkatastrophen verursacht. In der Mythologie an den Berghängen des kosmischen Zentrums Meru lebend, in der hinduistischen Mythologie das Reittier Vishnus
Naga, Drachenschlange aus dem Wasser mit fünf oder sieben Köpfen, dem Saturn und dem Samstag zugeordnet, Symbol für Wohlstand, auch in Indien und China beheimatet. In Myanmar erzählt eine Geschichte, die häufig in den Pagoden dargestellt wird, wie ein Naga den meditierenden Buddha mit seinem Kobrakopf gegen ein Unwetter schützte, womit sich der Naga als Schutzmacht des Buddhismus zeigt. Chinthe, Löwen als Tempelwächter,
Kinnara und Kinnari, Mischfiguren: Frauen und Männer mit dem Unterleib von Vögeln, Symbole für Liebe Manoutthita: Löwen mit Menschengesicht, Symbole der Sicherheit Die Bettler - Das Militär - In der Hauptstadt - Der Volksglaube - Wochentage und Zahlen - Urtümliche Medizin - Buddhafiguren - Sprachunterricht - Die Sonne zwischen den Pagoden - Jagdleidenschaft - Die Geister - Das Tanz- und Marionettentheater - Der Inle-See - Singapur |