5. Die Bedeutung der Wochentage und Zahlen

Das "magische" Quadrat mit den neun Himmelskörpern der burmesischen Astrologie, die mit den Himmelsrichtungen, den Wochentagen, den Tierbildern, den menschlichen Eigenschaften und den Schülern Buddhas verbunden sind, geht noch auf vorbuddhistische Vorstellungen zurück.

Die räumlichen Anordnungen der Verehrungsstellen auf der Pagodenplattform entsprechen diesem Quadrat.

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NORDWESTEN NORDEN NORDOSTEN
Mittwochmittag Freitag Sonntag
bis Mitternacht, Yahu h h
Rahu (imaginärer Planet) Venus Sonne
Elefant ohne Stoßzähne Meerschweinchen Galon (Adler)
Besonders cholerisch gesprächig geizig
Gwamapati Mogallana Rahula
h h h
WESTEN Zentrum/Pagode OSTEN
Donnerstag h Montag
Jupiter Keit (höchster Planet) Mond
Ratte Pinsayuba (Tier der 5 Schönheiten Tiger
sanft h eifersüchtig
Ananda Buddha Kodanna
h h h
SÜDWESTEN SÜDEN SÜDOSTEN
Samstag Mittwochmitternacht Dienstag
h bis Mittag, Boddahu h
Saturn Merkur Mars
Naga (Schlange) Elefant mit Zähnen Löwe
Heißblütig und streitsüchtig cholerisch ehrlich
Upali Sariputta Revatha

Viele Burmesen tragen Tätowierungen dieser Quadrate auf dem Körper.

Eine Besonderheit des burmesischen Volksglaubens stellt die Verwobenheit mit der Astrologie dar. Bei jeder Pagode finden wir Stellen, die die 8 ! Wochentage darstellen; am Mittwoch werden 2 Wochentage gezählt. Den Wochentagen werden jeweils Himmelsrichtungen, ein Planet, ein Tier und ein Buchstabe zugeordnet. Bei der Wahl des Vornamens wird dieser Buchstabe als Anfangsbuchstabe des Namens gewählt, so dass jeder sofort weiß, dieser Mensch ist an diesem Wochentag geboren. Das Geschlecht ist am Vornamen nicht erkennbar. Dafür gibt es die Titel U und Daw. Die Leute kommen, gehen zu ihrem Wochentag, an dem sie geboren wurden, schlagen mehrmals an eine Glocke, verehren die entsprechende Figurengruppe durch Räucherkerzen und Gebete oder schütten über eine zugeordnete Buddhastatue soviel Wasserbecher wie sie Lebensjahre zählen. Auch glauben sie, dass der Geburtswochentag den Charakter eines Menschen bestimmt. Die Tiere weisen auf die gegenseitige Verträglichkeit von Personen hin. Christa ist z.B. eine Freitaggeborene, d.h. sie ist sehr gesprächig und als "Meerschweinchen" verträgt sie sich nicht mit der "Schlange" vom Samstag. Auf Grund von Wahrsagungen oder um den Lauf des Schicksals zu beeinflussen, werden oft die Namen vollständig geändert. An anderen Stellen in den Pagoden stehen sich drehende Wochentagskarusselle.

May you be a lucky person.
May you win in lottery.
May you be free from five enemies
May you be a learned person.
May you meet those you love.
May you pass your examination.

Dort versuchen die Leute ein Geldstück in den entsprechenden Topf zu werfen.
Geld ist nicht anrüchig. Geld ist wie eine Kerze, wie ein Räucherstäbchen, wie ein Gebet. Geld ist eine sichtbare gute Tat. Ich gebe Geld. Diese gute Tat hilft mir auf meinem Weg zur Erlösung, sie zeigt, dass ich mich von meinen Begierden lösen will.
Das Geld liegt in großen gläsernen Behältern vor allen Buddhastatuen, sichtbares Bekenntnis zur Lehre Buddhas oder es wird der Buddhafigur in die Armbeuge oder zwischen die Finger gesteckt.

Den Nats, den Figuren bestimmter Verstorbener, werden die Geldscheine sogar hinters Gewand und hinter die Kopfbinde gesteckt.

Ein reicher Burmese spendet ein Mittagessen für ein ganzes Kloster mit über 1000 Mönchen und seine Familie verteilt eigenhändig den Reis. Der Name des Spenders wird dabei auf einem großen Schild allen bekannt gemacht. Ein noch reicherer Burmese geht hin und lässt eine Pagode renovieren oder baut sogar eine neue. So entstehen riesige Pagodenfelder mit Tausenden von Meditationskapellen.
Alle diese Tätigkeiten haben auch einen Zeigecharakter. Sie verkünden den anderen Gläubigen, hier kümmert sich jemand um die Verbesserung seines Karma, denke auch du an dein Karma. Meditiere, denke an die Wandelhaftigkeit des Lebens, mache dich frei von den Begehrlichkeiten des Alltags, schau` auf die Vorbilder in der buddhistischen Gemeinschaft.
Ein besonderer Ort der Meditation ist die Botahtaung-Pagode. Sie ist kein gefüllter Körper, sondern im Innern in Kuchenstücke aufgeteilt. Alle Wände sind mit Spiegeln bedeckt. In den spitz zulaufenden Räumen sitzen die Meditierenden vor ihrem Spielbild und vor den Haarreliquien Buddhas im Zentrum.

Vor den Buddhastatuen liegen oft große, runde Steine. Symbole des Vollkommenen? Thanda sagt: Hier kannst du prüfen, ob ein Wunsch in Erfüllung geht. Heb` den Stein hoch. Wird er beim Niederlegen leichter, dann geht dein Wunsch in Erfüllung.

Neben dem Glauben an die Bedeutung des Geburtstages für den einzelnen Menschen steht der Glaube an die Beeinflussbarkeit des Lebens durch Zahlen. Sehr viele Burmesen tragen Tätowierungen von Zahlenanordnungen auf den Armen. In den Pagoden Pagans sahen wir an den Wänden viele Wandritzungen mit Zahlenkästchen. Auf Glocken und Gongs befinden sich kreuzwortähnliche Bilder. Zahlenkombinationen zur Befragung und Beschwörung der Zukunft? Auch die führenden Politiker versuchen das Schicksal durch Zahlenmanipulationen zu beeinflussen. Der 68 jährige Präsident San Yu soll bei einer schwierigen Herzoperation zunächst die den Alterszahlen entsprechenden Geldscheine ausgegeben haben (15 und 35 Kyat-Noten, 1+5=6 und 3+5=8) und nach Vollendung seines 69. Lebensjahres die 35 Kyat-Noten durch 45 Kyat-Noten (4+5=9) ersetzt haben. Welcher Nat hätte ihm Böses zufügen können, wenn sein Lebensjahr als Geldscheinzahl so zahlreich in Umlauf war? General Ne Win, der "strong man", der 1962 durch einen Staatsstreich an die Macht kam, richtete sich bei Terminfestlegungen nach seiner Glückszahl neun. Als sein Berater ihm vorausgesagt hatte, dass er bei einem Unfall auf der linken Straßenseite zu Tode kommen würde, ließ er den Linksverkehr in Rechtsverkehr umwandeln. Wir hatten uns schon gewundert, warum in Myanmar fast nur Autos fahren, die für den Linksverkehr konzipiert sind und das Steuer an der rechten Seite haben. Diese Situation führt dazu, dass Busse immer einen Beifahrer mitnehmen müssen, um die linke Seite einsehen zu können.