14. Singapur, die Stadt des Mammon

Bei einem Zwischenstopp in Singapur lernen wir bei einer Rundfahrt ein irdisches Paradies kennen - davon ist jedenfalls unsere Führerin überzeugt. Vorbei an sauberen Grünanlagen, großen Golfplätzen, vielen Autoparkplätzen mit gepflegten und teuren Autos, vorbei an neu gestrichenen Wohntürmen. "Hier leben wir alle zusammen. In diesem Block wohnen die Armen, daneben die Reichen. In der Mehrzahl leben in den Wohnungen zwar Chinesen, aber die verschiedenen Rassen und Religionen wohnen hier friedlich Tür an Tür. Wir arbeiten alle hart. Unser Lebensinhalt sind Arbeit und Friede. Wir haben nur wenige Ferientage. Wer bereit ist zu arbeiten, findet hier in unserer Gesellschaft den Eingang. Die Kriminalitätsrate geht gegen Null." Unser Bus fährt dem Zentrum des Paradieses entgegen. Vor uns ragen die Kathedralen der Banken und Konzerne in den Himmel. Als es dunkelt, zeichnen Lichterketten ihre mächtigen Umrisse, Götterbilder eines allgegenwärtigen Kapitalismus. Sie verkünden den Menschen den wahren Weg zum Glück , der heißt "Arbeit und Disziplin führen zu Geld und Frieden". Unsere Führerin bekennt: "Wir leben davon, dass ihr in unser Land kommt. Wir haben keine Bodenschätze und kein Ackerland. Wir kaufen und verkaufen. Wenn keiner bei uns kauft, keiner zu uns kommt, dann geht es uns schlecht Deshalb kommt alle zu uns als Touristen oder als Mitbewohner. Hier ist es sauber, kein Abfall liegt auf der Straße. Hier wohnt ihr nahe dem Himmel. Hier kann jeder sagen, wer sein Gott ist. Ich bin Christin, mein Mann ist Buddhist, meine Mutter ist Taoistin und meine Schwiegertochter glaubt nur an das Geld."

Drei Wochen sind wir durch das Buddhaland Myanmar gereist, durch das Land der Pagoden,

die den Weg zum Nirwana, zur Erlösung vom Leid des Lebens weisen, haben Hunderte von Mönchen gesehen, die den materiellen Werten entsagt haben und vesuchen den Weg Buddhas zu gehen, und dann erleben wir hier in Singapur die Verkündigung eines Anti-Buddha. "Seht, was wir hier geschaffen haben, seht und glaubt. Wir versprechen euch die Freuden des Lebens. Arbeitet hart, verdient viel Geld und kauft euch die Schönheiten des Lebens."

Wir hören, schauen, sind sprachlos. So direkt sind wir noch nie dem Materialismus begegnet. Wurde in Myanmar das Geld für ein besseres Karma, für einen Zugewinn im nächsten Leben, weggegeben, so ist das Geldverdienen in Singapur zum Selbstzweck geworden.

Durch einen Blick in die Geschichte Singapurs versuchen wir unser Bild dieser kleinen Stadtgesellschaft von 3 Mio Chinesen, Malaien, Indern und 50 000 Europäern, die nach Japan und Hongkong pro Kopf das höchste Bruttoinlandsprodukt Asiens erwirtschaften, zu erweitern. Es gibt in Singapur keine Demokratie nach westlichem Muster. Über 30 Jahre regierte der Staatsgründer Lee Kuan Yew. Er ist der Meinung, dass auch ohne Wahlen, widerstreitende Ansichten und regelmäßigen Wechsel von Parteien eine Entwicklung im Staate möglich ist. Ihm ist der Westen zu libertär. Er sagt, wer in Singapur mit Drogen ankommt, der wird hängen und man denkt dabei an den Holländer van Damme, der wegen 4 kg Heroin hingerichtet wurde. Er ist auch für die Prügelstrafe, die der US-Amerikaner bezog, als er Autos mit Farbe besprüht hatte. Wer in Singapur eine Zigarettenkippe auf die Straße wirft, eine leere Bierdose fallen lässt oder einen Kaugummi, muss mit einer erheblichen Geldstrafe rechnen. Deshalb ist die Stadt eine der saubersten der Welt. Seit der Staatsgründung 1965 wird alles Alte abgerissen und neu gebaut. Die romantische, schmutzige Chinatown ist verschwunden. Eine neue schöne Welt ist entstanden, in der soziale Disziplin, Gesetz und Ordnung die einzigen Garanten eines "guten Lebens" sind. Das Glück eines Durchschnittsbürgers besteht aus einer Frau, zwei Kindern, drei Zimmern und vier Rädern. Der Familienpolitik des Westens steht Lee skeptisch gegenüber. Er meint, "wenn die Regierung zu viele Aufgaben der Familie übernimmt, dann wird die Familie überflüssig - wie in Amerika, wo sie alleinstehenden Müttern Geld geben, den Alten auch; um alles kümmert sich die Regierung. Ich meine, das ist gefährlich. Wir überlassen unsere Alten oder Jungen nicht sich selbst. Aber wir geben unsere Unterstüzung über die Familie, so dass die Familie Glück und Leid teilt. Ich denke, das ist eine bewährtere Methode, als die Regierung Altersheime einrichten zu lassen."

Wann melden sich die verschiedenen Menschen mit ihren verschiedenen Bedürfnissen zu Wort? Oder gibt es ihn schon, den neuen Menschen im genormten, sterilen Paradies von Singapur?

Kein Drache und kein taoistischer Heiliger wachen auf den Hochhäusern Singapurs , um drohendes Unheil abzuwenden.

Wie weit hat sich die materialistisch-kapitalistische Weltanschauung entfernt von Buddhas Einsichten!

 

Sieh` hin, o Weiser, auf dieses Sein, Entsteh`n, Vergeh`n ist seine Pein.

 

 

 

14. Singapur, die Stadt des Mammon

Bei einem Zwischenstopp in Singapur lernen wir bei einer Rundfahrt ein irdisches Paradies kennen - davon ist jedenfalls unsere Führerin überzeugt. Vorbei an sauberen Grünanlagen, großen Golfplätzen, vielen Autoparkplätzen mit gepflegten und teuren Autos, vorbei an neu gestrichenen Wohntürmen. "Hier leben wir alle zusammen. In diesem Block wohnen die Armen, daneben die Reichen. In der Mehrzahl leben in den Wohnungen zwar Chinesen, aber die verschiedenen Rassen und Religionen wohnen hier friedlich Tür an Tür. Wir arbeiten alle hart. Unser Lebensinhalt sind Arbeit und Friede. Wir haben nur wenige Ferientage. Wer bereit ist zu arbeiten, findet hier in unserer Gesellschaft den Eingang. Die Kriminalitätsrate geht gegen Null." Unser Bus fährt dem Zentrum des Paradieses entgegen. Vor uns ragen die Kathedralen der Banken und Konzerne in den Himmel. Als es dunkelt, zeichnen Lichterketten ihre mächtigen Umrisse, Götterbilder eines allgegenwärtigen Kapitalismus. Sie verkünden den Menschen den wahren Weg zum Glück , der heißt "Arbeit und Disziplin führen zu Geld und Frieden". Unsere Führerin bekennt: "Wir leben davon, dass ihr in unser Land kommt. Wir haben keine Bodenschätze und kein Ackerland. Wir kaufen und verkaufen. Wenn keiner bei uns kauft, keiner zu uns kommt, dann geht es uns schlecht Deshalb kommt alle zu uns als Touristen oder als Mitbewohner. Hier ist es sauber, kein Abfall liegt auf der Straße. Hier wohnt ihr nahe dem Himmel. Hier kann jeder sagen, wer sein Gott ist. Ich bin Christin, mein Mann ist Buddhist, meine Mutter ist Taoistin und meine Schwiegertochter glaubt nur an das Geld."

Drei Wochen sind wir durch das Buddhaland Myanmar gereist, durch das Land der Pagoden,

die den Weg zum Nirwana, zur Erlösung vom Leid des Lebens weisen, haben Hunderte von Mönchen gesehen, die den materiellen Werten entsagt haben und vesuchen den Weg Buddhas zu gehen, und dann erleben wir hier in Singapur die Verkündigung eines Anti-Buddha. "Seht, was wir hier geschaffen haben, seht und glaubt. Wir versprechen euch die Freuden des Lebens. Arbeitet hart, verdient viel Geld und kauft euch die Schönheiten des Lebens."

Wir hören, schauen, sind sprachlos. So direkt sind wir noch nie dem Materialismus begegnet. Wurde in Myanmar das Geld für ein besseres Karma, für einen Zugewinn im nächsten Leben, weggegeben, so ist das Geldverdienen in Singapur zum Selbstzweck geworden.

Durch einen Blick in die Geschichte Singapurs versuchen wir unser Bild dieser kleinen Stadtgesellschaft von 3 Mio Chinesen, Malaien, Indern und 50 000 Europäern, die nach Japan und Hongkong pro Kopf das höchste Bruttoinlandsprodukt Asiens erwirtschaften, zu erweitern. Es gibt in Singapur keine Demokratie nach westlichem Muster. Über 30 Jahre regierte der Staatsgründer Lee Kuan Yew. Er ist der Meinung, dass auch ohne Wahlen, widerstreitende Ansichten und regelmäßigen Wechsel von Parteien eine Entwicklung im Staate möglich ist. Ihm ist der Westen zu libertär. Er sagt, wer in Singapur mit Drogen ankommt, der wird hängen und man denkt dabei an den Holländer van Damme, der wegen 4 kg Heroin hingerichtet wurde. Er ist auch für die Prügelstrafe, die der US-Amerikaner bezog, als er Autos mit Farbe besprüht hatte. Wer in Singapur eine Zigarettenkippe auf die Straße wirft, eine leere Bierdose fallen lässt oder einen Kaugummi, muss mit einer erheblichen Geldstrafe rechnen. Deshalb ist die Stadt eine der saubersten der Welt. Seit der Staatsgründung 1965 wird alles Alte abgerissen und neu gebaut. Die romantische, schmutzige Chinatown ist verschwunden. Eine neue schöne Welt ist entstanden, in der soziale Disziplin, Gesetz und Ordnung die einzigen Garanten eines "guten Lebens" sind. Das Glück eines Durchschnittsbürgers besteht aus einer Frau, zwei Kindern, drei Zimmern und vier Rädern. Der Familienpolitik des Westens steht Lee skeptisch gegenüber. Er meint, "wenn die Regierung zu viele Aufgaben der Familie übernimmt, dann wird die Familie überflüssig - wie in Amerika, wo sie alleinstehenden Müttern Geld geben, den Alten auch; um alles kümmert sich die Regierung. Ich meine, das ist gefährlich. Wir überlassen unsere Alten oder Jungen nicht sich selbst. Aber wir geben unsere Unterstüzung über die Familie, so dass die Familie Glück und Leid teilt. Ich denke, das ist eine bewährtere Methode, als die Regierung Altersheime einrichten zu lassen."

Wann melden sich die verschiedenen Menschen mit ihren verschiedenen Bedürfnissen zu Wort? Oder gibt es ihn schon, den neuen Menschen im genormten, sterilen Paradies von Singapur?

Kein Drache und kein taoistischer Heiliger wachen auf den Hochhäusern Singapurs , um drohendes Unheil abzuwenden.

Wie weit hat sich die materialistisch-kapitalistische Weltanschauung entfernt von Buddhas Einsichten!

 

Sieh` hin, o Weiser, auf dieses Sein, Entsteh`n, Vergeh`n ist seine Pein.

 

Die Bettler - Das Militär - In der Hauptstadt - Der Volksglaube - Wochentage und Zahlen - Urtümliche Medizin - Buddhafiguren - Sprachunterricht - Die Sonne zwischen den Pagoden - Jagdleidenschaft - Die Geister - Das Tanz- und Marionettentheater - Der Inle-See - Singapur

Myanmar II (Rakhine) + Myanmar III (Shan-State)